Der Nostalgie-Thread
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Re: Der Nostalgie-Thread
Beste Rhederei mit der ich in der Schiffsausruestung zusammengearbeitet habe. Kann mich noch an Herrn Ellerbusch und Herrn Horwege erinnern
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Re: Der Nostalgie-Thread
Moin Fritz, erstmal vielen Dank für den Bericht Konntet/wolltet ihr in Stralsund an Land ? Bin da geboren, unsere Familie lebte in einem Dorf in der Nähe. Hast Du Erinnerungen an Hafenkneipen? Der See-Hafen war ja für normale Leute nicht zugängig (vom Altefähr- oder Hiddensee-Schiff sah man auf den Getreideumschlag, irgendwann Anfang der 1970er kam dann die FRITZ HECKERT als Wohnschiff). Hat jemand eventuell Privatfotos vom Stralsunder Hafen aus den 1960/70er Jahren?Fritz hat geschrieben: ↑Mi 13. Mär 2024, 22:17 Sioux von der Indianerreederei, die Schiffe hatten alle Indianernamen, Hamburger Reederei.
... Gelöscht wurde oft in Rotterdam bei Unilever, in Hamburg aber auch in Stralsund haben wir gelöscht. Dort allerdings in Kesselwagen der Bahn und es passten immer nur wenige an die Pier, dann musste die Lock kommen, die vollen Wagen wegbringen, leere bringen. In der Zwischenzeit "fror" unsere Pumpe ein und wir mussten sie mit Heißwasser wieder "auftauen" wenn wieder 4 oder 5 Waggons an der Pier standen.
Gruss Norbert
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Re: Der Nostalgie-Thread
Moin Norbert,
Landgang war möglich, aber nicht über Nacht. Da waren die Polen lockerer. Es standen immer zwei Aufpasser am Schiff. Einer an der Gangway und einer ging immer am Schiff auf und ab. Wenn man das Schiff verlassen wollte wurde das vom Wachmann an der Gangway festgehalten und beim Verlassen des Hafens wurde Name usw. sowie die Uhrzeit genau festgehalten. Ich erinnere mich daran,dass ich bei einer längeren Liegezeit (4-6Tage) am Morgen um kurz nach 6 immer zum Brötchenkaufen losging und der Wachmann am Hafentor dann nach wenigen Minuten mich wieder als Zugang registrieren musste. Gewundert habe ich mich auch über die vielen verfallenen Häuser an denen oft (immer?) ein Schild "Denkmal" stand. Haus baufällig und unbewohnt, Bürgersteig gesperrt und dann dieser Denkmalhinweis. Ich fand es komisch.
Wir haben auch oft versucht die Aufpasser am Schiff aus der Reserve zu locken. Whisky anbieten, Playboy hinlegen. Die Polen freuten sich, die in der DDR blieben stur. Beim Auslaufen wurde auch immer heftig kontrolliert, ich meine sogar, dass auch mal Taucher am Schiff waren.
Vor dem Löschen kam auch mal in der Nacht ein Mann an Bord, Proben nehmen und Temperatur des Öls messen. Hätte vom Alter mein Vater sein können. Als ich ihm dann ein Pilsener Urquell anbot erzählte er, dass dies Bier des sozialistischen Bruders kaum zu bekommen sei.
Gruß
Fritz
Landgang war möglich, aber nicht über Nacht. Da waren die Polen lockerer. Es standen immer zwei Aufpasser am Schiff. Einer an der Gangway und einer ging immer am Schiff auf und ab. Wenn man das Schiff verlassen wollte wurde das vom Wachmann an der Gangway festgehalten und beim Verlassen des Hafens wurde Name usw. sowie die Uhrzeit genau festgehalten. Ich erinnere mich daran,dass ich bei einer längeren Liegezeit (4-6Tage) am Morgen um kurz nach 6 immer zum Brötchenkaufen losging und der Wachmann am Hafentor dann nach wenigen Minuten mich wieder als Zugang registrieren musste. Gewundert habe ich mich auch über die vielen verfallenen Häuser an denen oft (immer?) ein Schild "Denkmal" stand. Haus baufällig und unbewohnt, Bürgersteig gesperrt und dann dieser Denkmalhinweis. Ich fand es komisch.
Wir haben auch oft versucht die Aufpasser am Schiff aus der Reserve zu locken. Whisky anbieten, Playboy hinlegen. Die Polen freuten sich, die in der DDR blieben stur. Beim Auslaufen wurde auch immer heftig kontrolliert, ich meine sogar, dass auch mal Taucher am Schiff waren.
Vor dem Löschen kam auch mal in der Nacht ein Mann an Bord, Proben nehmen und Temperatur des Öls messen. Hätte vom Alter mein Vater sein können. Als ich ihm dann ein Pilsener Urquell anbot erzählte er, dass dies Bier des sozialistischen Bruders kaum zu bekommen sei.
Gruß
Fritz
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Re: Der Nostalgie-Thread
Bei zwei Aufpassern hat der eine immer noch auf den anderen aufgepasst Die verfallenen Häuser hatten wir Herrn Ulbricht zu verdanken, der lieber sozialistische Stadtzentren planen liess als im Krieg beschädigte Baudenkmale in den Innenstädten zu erhalten. In Stralsund wurde das im Krieg beschädigte Semlower Tor (eins der schönsten Stadttore - auf der Seite zum Hafen )1960 abgerissen, glücklicherweise ist das mit vielen historischen Wohn- und Geschäftshäusern (z. B. aus dem 14./15. Jh. oder der Schwedenzeit) nicht passiert, der Denkmalsschutz hat den Abriss verhindert. Erste Sanierungen gabs noch in den 1970/80er Jahren, aber die Masse der Häuser konnte erst nach der Wende mit privaten und öffentlichen Mitteln wieder hergerichtet werden.Fritz hat geschrieben: ↑Fr 15. Mär 2024, 17:56 ... Landgang war möglich, aber nicht über Nacht. Da waren die Polen lockerer. Es standen immer zwei Aufpasser am Schiff. Einer an der Gangway und einer ging immer am Schiff auf und ab. Wenn man das Schiff verlassen wollte wurde das vom Wachmann an der Gangway festgehalten und beim Verlassen des Hafens wurde Name usw. sowie die Uhrzeit genau festgehalten. Ich erinnere mich daran,dass ich bei einer längeren Liegezeit (4-6Tage) am Morgen um kurz nach 6 immer zum Brötchenkaufen losging und der Wachmann am Hafentor dann nach wenigen Minuten mich wieder als Zugang registrieren musste. Gewundert habe ich mich auch über die vielen verfallenen Häuser an denen oft (immer?) ein Schild "Denkmal" stand. Haus baufällig und unbewohnt, Bürgersteig gesperrt und dann dieser Denkmalhinweis.
Meine Lieblings-Fotomotive sind immer noch der Rügendamm und die Lotsenwache im Hafen.
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Re: Der Nostalgie-Thread
Moin zusammen,
die Äquatortaufe war ja früher wirklich ein Ritual welches wohl auf (fast) allen Frachtschiffen vollzogen wurde. Bei der "Kriegsmarine", wie wir von der "Christlichen Seefahrt" die Kollegen einstuften, war das vermutlich nicht anders. Wahrscheinlich kamen aber eher wenige mit ihren grauen Schiffen über den Äquator.
Diese Taufe fand am 4. Januar 1969 statt und es wurden etwa 10 Männer getauft mit den damals schon fast ausgestorbenem (und noch nicht verbotenen) Ritualen. Wenn ich mich recht erinnere wurde auf der Linie auch "Maschine Stop" gegeben. Es dauerte insgesamt ca. 12 Stunden. Dabei wurde eine Unmenge an Bier "geschrieben", so viel, dass der Alte dies nicht freigab und nur an dem einen Abend viel gesoffen wurde. Der Rest im Geldwert wurde für einen Ausflug der Mannschaft mit dem gemietetetn Bus in Diego Suarez verwendet.
Bei dem Schiff handelte es sich um MS Byblos, eigentlich ein Levante Schiff, damals für die DDG Hansa in Fahrt auf z.B. Madagaskarreisen.
Gruß
Fritz
die Äquatortaufe war ja früher wirklich ein Ritual welches wohl auf (fast) allen Frachtschiffen vollzogen wurde. Bei der "Kriegsmarine", wie wir von der "Christlichen Seefahrt" die Kollegen einstuften, war das vermutlich nicht anders. Wahrscheinlich kamen aber eher wenige mit ihren grauen Schiffen über den Äquator.
Diese Taufe fand am 4. Januar 1969 statt und es wurden etwa 10 Männer getauft mit den damals schon fast ausgestorbenem (und noch nicht verbotenen) Ritualen. Wenn ich mich recht erinnere wurde auf der Linie auch "Maschine Stop" gegeben. Es dauerte insgesamt ca. 12 Stunden. Dabei wurde eine Unmenge an Bier "geschrieben", so viel, dass der Alte dies nicht freigab und nur an dem einen Abend viel gesoffen wurde. Der Rest im Geldwert wurde für einen Ausflug der Mannschaft mit dem gemietetetn Bus in Diego Suarez verwendet.
Bei dem Schiff handelte es sich um MS Byblos, eigentlich ein Levante Schiff, damals für die DDG Hansa in Fahrt auf z.B. Madagaskarreisen.
Gruß
Fritz
- Stephan Giesen
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Re: Der Nostalgie-Thread
Klasse, was da seinerzeit für ein Aufwand betrieben wurde und wieviel Spass (fast ) alle Beteiligten dabei hatten! Das ist wohl auf Frachtschiffen heute schon lange Geschichte, wo die Crew ja aus vielen Nationalitäten zusammengewürfelt ist und es untereinander kaum noch ein miteinander gibt. Ich habe mit Anfang 20 als Passagier auf der alten DAL KALAHARI erstmals den Äquator passiert. Dafür gab es ein schön gerahmtes Zertifikat vom Kapitän, mehr passierte aber auch da schon nicht und das ist 30 Jahre her. Heute gibt es Äquatortaufen höchstens noch auf Kreuzfahrtschiffen und da auch nur in sehr "humaner" und passagierfreundlicher Form.
Mit maritimen Gruß
Stephan
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Re: Der Nostalgie-Thread
@fritz: Wie war das mit den Taufzeugnissen in der Handelsschifffahrt? Wurden die bei einem Reederei/Schiffswechsel anerkannt, oder wurde man nochmal getauft? Einen Einstand "durftest" Du sicher auch geben?
Gruss Norbert
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Re: Der Nostalgie-Thread
Äquatortaufe auf Frachtschiffen gibt es heute schon noch. Nur halt bei weitem nicht mehr so ausschweifend und exzessiv wie zu früheren Zeiten.Stephan Giesen hat geschrieben: ↑So 7. Apr 2024, 13:27 Heute gibt es Äquatortaufen höchstens noch auf Kreuzfahrtschiffen und da auch nur in sehr "humaner" und passagierfreundlicher Form.
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Re: Der Nostalgie-Thread
Diese finden aktuell sogar wieder vermehrt statt, seitdem viele Schiffe im Asien-Europa Verkehr plötzlich wieder den Äquator überqueren, wenn sie ums Kap herum wollen.Wasserbauer hat geschrieben: ↑So 7. Apr 2024, 19:04Äquatortaufe auf Frachtschiffen gibt es heute schon noch. Nur halt bei weitem nicht mehr so ausschweifend und exzessiv wie zu früheren Zeiten.Stephan Giesen hat geschrieben: ↑So 7. Apr 2024, 13:27 Heute gibt es Äquatortaufen höchstens noch auf Kreuzfahrtschiffen und da auch nur in sehr "humaner" und passagierfreundlicher Form.
Ich selbst hab eine solche Taufe zwar noch nie mitgemacht, ich bekam in den letzten Wochen aber viele Bilder von Kollegen auf Containerschiffen, bei denen ein solches Fest noch zelebriert wurde.
Hängt letzendlich alles vom jeweiligen Kapitän ab...
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Re: Der Nostalgie-Thread
Ich habe meine Taufe 2006 erhalten und wir haben schon noch diverse "Spiele" spielen müssen. Aus Erzählungen der alten Hasen, war unsere Taufe allerdings sehr human.Maurice hat geschrieben: ↑So 7. Apr 2024, 19:39Diese finden aktuell sogar wieder vermehrt statt, seitdem viele Schiffe im Asien-Europa Verkehr plötzlich wieder den Äquator überqueren, wenn sie ums Kap herum wollen.Wasserbauer hat geschrieben: ↑So 7. Apr 2024, 19:04Äquatortaufe auf Frachtschiffen gibt es heute schon noch. Nur halt bei weitem nicht mehr so ausschweifend und exzessiv wie zu früheren Zeiten.Stephan Giesen hat geschrieben: ↑So 7. Apr 2024, 13:27 Heute gibt es Äquatortaufen höchstens noch auf Kreuzfahrtschiffen und da auch nur in sehr "humaner" und passagierfreundlicher Form.
Ich selbst hab eine solche Taufe zwar noch nie mitgemacht, ich bekam in den letzten Wochen aber viele Bilder von Kollegen auf Containerschiffen, bei denen ein solches Fest noch zelebriert wurde.
Hängt letzendlich alles vom jeweiligen Kapitän ab...
Zur zehn Uhr Kaffeezeit gab es die ersten Biere für alle und kurz vor Mittag wurde genau auf dem Äquator aufgestoppt und wir Täuflinge sind im Mannkorb über die Reling gehängt worden. Dort wurden wir mit dem C-Schlauch dann ordentlich geduscht, schließlich muss man zur Taufe (noch) sauber sein!
Wieder an Deck, wurden wir unsanft mit Schweröl eingerieben, nur um das anschließend mit Diesel wieder abzuwaschen. Bei dem einem oder anderen ist die Suppe leider auch im Haar gelandet, also wurden die Jungs dann auch noch geschoren.
Viel Bier später sind wir dann allesamt noch einmal in den Pool geworfen worden und der Kapitän hat uns dann echt tolle Zertifikate ausgehändigt. Jeder hat seinen eigenen Spitznamen bekommen und auch sonst hat der Kapitän sich wirklich viel Mühe gegeben!
Ich schaue mal, ob ich meines hochladen kann.
Bis in den späten Abend wurde dann gefeiert, natürlich mit mehr Bier, Spanferkel und allerhand anderer Leckereien.
Um Mutmaßungen vorzubeugen: Die Wachoffiziere, als auch der Kapitän sind nüchtern geblieben!