Container stauen

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RonnyM
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Container stauen

Beitrag von RonnyM »

Moin Forumser,
mal eine Frage zum Stauen. Müssen die Container alle in einer Richtung, z.B. Stirnseite in Richtung Bug, oder ist es egal. Bei Kühlcontainern kann ich mir das vorstellen wegen der Anschlüsse.

Grüße Ronny
Peter Hartung
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Re: Container stauen

Beitrag von Peter Hartung »

Moin, Ronny!

Wie so vieles im Leben, ist manches komplizierter, als man vorher dachte, wenn man es sich genauer anschaut. Deshalb ist oftmals eine einfache Frage (die niemals eine dumme Frage sein kann) gar nicht so einfach zu beantworten. Also: Müssen alle Container in eine Richtung gestaut werden? Antwort: Müssen müssen sie nicht, es kommt darauf an. Nämlich auf den jeweiligen Container-Typ und die darin gestaute Ladung. Und worauf es ankommt, versucht hier ein Auszug aus dem Containerhandbuch darzustellen. Wenn Du mehr wissen willst, dann schau mal unter

http://www.containerhandbuch.de/chb/stra/index.html

nach. Und hier kommen ein paar Informationen zur Stauung von Container an Bord eines Schiffes:

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Generelle Stauweisen an Bord

Auf den meisten Schiffen, die speziell für den Containerverkehr eingerichtet sind, werden die Behälter in Längsrichtung befördert.

Diese Stauweise ist im Zusammenspiel der Belastungen im Seegang und der Belastbarkeit von Containern sinnvoll. Die Belastung im Seegang ist in Schiffsquerrichtung größer als in Schiffslängsrichtung. Die Belastbarkeit der Containerseitenwände ist höher ausgelegt als die der Stirnwände.
Es gibt jedoch zahlreiche Schiffe, auf denen die Container in so genannten Querbays stehen oder aus anderen Gründen in Querrichtung transportiert werden. Beim Packen der Container und der Ladungssicherung ist das zu berücksichtigen.
Diese Stauweise ist im Hinblick auf die Belastungen im Seegang und die Belastbarkeit von Containern nicht sinnvoll. Die Belastung im Seegang ist in Schiffsquerrichtung größer als in Schiffslängsrichtung, die Belastbarkeit der Containerstirnwände ist jedoch niedriger als die der Containerseitenwände.
Selbst solche ungewöhnlichen Stauweisen sind zu finden: Ein Teil der Container ist quer, ein anderer Teil ist längs gestaut. Sich auf beide Stauweisen einstellen zu müssen, bedeutet erhöhten Aufwand bei den Pack- und Sicherungsarbeiten.

Es leuchtet ein, wie wichtig es ist, sich über die Carrier und deren Art des Containertransportes zu informieren. Entweder um ganz bestimmte Carrier zu meiden oder aber um den Ladungssicherungsaufwand auf die Transportart abstimmen zu können. Ist die Transportweise des Containers nicht bekannt, ist die Pack- und Sicherungsweise auf die größeren Belastungen abzustellen.

Allgemeine Hinweise zur Sicherung

Bei der Sicherung der Container an Bord müssen die Beanspruchungen infolge von Schiffsbewegungen und Winddruck berücksichtigt werden. Die Berücksichtigung von Kräften infolge von Seeschlag ist nur bedingt möglich. Alle Container an Bord müssen gegen Verrutschen und Kippen gesichert werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die tragenden Teile der Container nicht über die zulässigen Werte hinaus belastet werden.

Von einzeln beförderten Containern abgesehen, erfolgt die Sicherung durch das Einstapeln in vertikalen Führungsschienen oder durch die Stauung in Stapeln oder Blöcken, wobei die Container untereinander verbunden und an Schiffsteilen fixiert werden.

Sicherung in den Schiffsräumen nur durch Zellgerüste

Für Raumladungen sind auf fast allen Vollcontainerschiffen Zellengerüste, so genannte Cell-guides, mit vertikalen Führungsschienen als Sicherungsmittel vorhanden. Die größte Belastung der Container erfolgt dabei durch den Stapeldruck. Die seitlichen Belastungen werden von jedem einzelnen Container auf die Cellguides übertragen, da die Container vertikal nicht miteinander verbunden sind. Einzelne Container können in solchen Cellguides normalerweise nicht übergehen. Brechen die Eckpfosten eines der unteren Container im Stapel durch zu große Drücke zusammen, werden darüber gestaute Container meist nur geringfügig beschädigt. Das Beschädigungsrisiko für Container in nebenstehenden Stapeln hält sich in engen Grenzen.

Beim Laden und Löschen werden die Container durch diese Schienen der Zellengerüste geführt. Gut zu erkennen ist auf dem Foto, dass die oberen Enden der Führungsschienen jeweils als Einweiser ausgeführt sind.

Sicherung in den Schiffsräumen durch Zellgerüste und Steckbolzen

Feederschiffe, Mehrzweckfrachter oder Containerschiffe in bestimmten Fahrtgebieten müssen besonders flexibel ausgestattet sein, um Container unterschiedlicher Abmessungen befördern zu können. Dazu wurden umsetzbare Staugerüste entwickelt, in denen 20'-, 24½'-, 30'-, 40', 45'-, 48'- und 49'-Container ohne größere zeitliche Verzögerungen sicher gestaut werden können.

Die meisten derartiger Gerüste sind als Paneele gefertigt, die mittels Kränen in die erforderlichen Positionen gebracht werden. Unten sind zumeist feste Konen vorhanden, die in eingeschweißte Taschen im Tankdeckenbereich greifen. Seitlich werden die Gerüste durch Steckbolzen gesichert, die in Hülsen greifen, die in den Seitenlängsschotten eingelassen sind. Derartige Gerüste sind häufig begehbar, sodass die Verriegelung der Container über Steckbolzen vorgenommen werden kann.

Sollen 2.500 mm breite Container befördert werden können, erfolgt die Anordnung der Gerüste auf Basis dieses Maßes. Zum Sichern der Standardcontainer mit Normalbreite sind an beiden Seiten der Führungsschienen dann verschraubbare Ausgleichsschienen angebracht. Bei Bedarf können diese Adapter abgenommen werden.

Auch für Mehrzweckfrachter, Kühlschiffe u. Ä. sind losnehmbare Containergerüste entwickelt und gebaut worden. Derartige Gerüste lassen es zu, Container in regulären oder isolierten Laderäumen zu fahren, ohne dass eine Beschädigungsgefahr für die Laderäume besteht. Werden andere Ladungen gefahren, können die Staugerüste mit bordeigenem Ladegeschirr oder landseitigen Hebezeugen ausgebaut und in spezielle Halterungen an Deck abgesetzt werden.

Sicherung in den Schiffsräumen durch konventionelle Sicherung mit Stapelstau

Auf älteren konventionellen Stückgut- und Mehrzweckfrachtern werden im Raum Stapelstaumethoden in Kombination mit unterschiedlichen Sicherungsmethoden angewendet:

Beispiel für Stapelstaumethode mit konventioneller Sicherung

Die unteren Container stehen auf Fundamenten, die die auftretenden Stapeldrücke aufnehmen können. Als Fixierung gegen Verrutschen sind Einschiebefundamente vorgesehen, in die entsprechende Einschiebestaustücke passen. Die Container werden untereinander durch Einzel-, Doppelstaustücke oder Twistlocks verbunden, die ganzen Stapel bzw. Containerblöcke unter Verwendung von Laschdrähten oder -stangen sowie Spannschrauben gelascht. Das System erfordert einen großen Aufwand an Lascharbeit und -material und ist überdies unsicherer als die Sicherung in Zellengerüsten.

Sicherung in den Schiffsräumen durch Blockstau und Stützsicherung

Diese Sicherungsmethode ist immer seltener anzutreffen. Auf einigen Conbulkern und anderen Mehrzweckfrachtern wird sie noch verwendet. Die horizontale und vertikale Verbindung der Container untereinander erfolgt durch Einzel-, Doppel- und evtl. Viererstaustücke. Die Verbindung der obersten Lagen wird über Brückenglieder bewirkt.

Befestigung der Container untereinander

Zu den Seiten werden die Container an Ihren Eckbeschlägen mit so genannten Druck-Zug-Elementen abgestützt.

Beispiele für Blockstaumethode mit Stützsicherung

Diese Art der Containerbefestigung hat zwei erhebliche Nachteile:

* Bei Bruch eines einzelnen Containers ist nicht nur ein Containerstapel davon betroffen, sondern der ganze Containerblock.

* Aufgrund von Maßtoleranzen und Abnutzung der Staustücke bewegt sich der ganze Block im Seegang dauernd. Dadurch können die Stauzwischenstücke brechen und ein ganzer Block kann zusammenbrechen.

Sicherung an Deck durch Containergerüste

Bei einigen Schiffen erfolgt die Sicherung der Container an Deck gleichfalls in Zellgerüsten bzw. Laschgestellen. Atlantic-Container-Lines hatten vor Jahren an Deck ausschließlich Zellgerüste in Gebrauch. Bestimmte Schiffe von Polish-Ocean-Lines hatten kombinierte Systeme. Bei anderen Schiffen wiederum können Zellgerüste hydraulisch über die Lukendeckel geschoben werden, sobald die Beladung unter Deck abgeschlossen ist und die Luken angedeckt sind.

Sicherung an Deck durch Blockstausicherung

Diese Methode wurde in den Anfängen der Containerschifffahrt sehr häufig angewandt, dürfte in heutiger Zeit aus ökonomischen Gründen jedoch immer weniger praktiziert werden.

Beispiel für Blockstausicherung an Deck

Die Container der unteren Lage werden in Einschubelemente oder auf feste Konen gesetzt. Zwischen den Lagen werden Doppelstaustücke verwendet und die Eckbeschläge benachbarter Container im oberen Bereich werden durch Brückenglieder verbunden. Durch Kreuzlaschings werden die Container über die ganze Schiffs- oder Lukendeckelbreite zusammengehalten. Ein wesentlicher Nachteil dieser Methode ist die geringere Flexibilität beim Laden und Löschen, da benachbarte Container immer mit bewegt werden müssen, wenn auf einen bestimmten Container zugegriffen werden soll.

Für die Anbringung der Laschings selbst gibt es eine Vielzahl von Varianten, die hier nicht näher aufgeführt werden. Zeitweilig kreuzen sich dabei die Laschings unterschiedlicher Stapel.

Sicherung an Deck durch Stapelstausicherung

Diese Sicherungsmethode wird am häufigsten angewendet. Die Flexibilität beim Umschlag ist der entscheidende Vorteil. Die Container werden dabei übereinander gestapelt, mit Twistlocks verbunden und vertikal gelascht. Kein Stapel ist mit dem anderen untereinander verbunden. So erlaubt das System das Laden oder Löschen eines individuellen Stapels. Die Laschings der Container kreuzen nicht die Laschings anderer Stapel - ausgenommen davon sind so genannte Windlaschings an den Außenseiten des Schiffes.

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Hope this may assist.
mfg Peter Hartung
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Sirius

Re: Container stauen

Beitrag von Sirius »

Hallo Ronny!

In Längsrichtung ist normal. Die Containerführungen sind auf den normalen Containerschiffen immer in Längsrichtung ausgeführt.
Deshalb, damit die Ladung in den Containern wenig Spielraum hat, wenn das Schiff rollt.

Kühlcontainer werden immer so gestellt, dass sie auf See zu Kontrollieren sind. Also entweder mit dem Aggregat nach vorn oder hinten. Immer zu einem offenen Gang. Elektr. Anschlüsse sind ohne Bedeutung, da man mit Verlängerungen arbeitet.

Die erste Reihe, ganz vorn, wird möglichst mit den Türen nach hinten gestellt.

Dann gibt es noch Gefahrgutcontainer. Diese kommen möglichst weit weg von den Wohnräumen.

Mit radioktiven Containerladungen ist es ebenso. Weit weg von der Besatzung.

Aber -- wen kümmert das Alles, wenn man gleichzeitig nach der Reihenfolge der Häfen stauen muß! Eine Beachtung dieser Vorschriften ist meist unmöglich.
Wie oft habe ich von meinen Fenstern aus Hinweisschilder an den Containern gesehen, die Gefahrgut anzeigten.

mfgSirius
bonito
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Re: Container stauen

Beitrag von bonito »

Sirius hat geschrieben:Aber -- wen kümmert das Alles, wenn man gleichzeitig nach der Reihenfolge der Häfen stauen muß! Eine Beachtung dieser Vorschriften ist meist unmöglich.
Wie oft habe ich von meinen Fenstern aus Hinweisschilder an den Containern gesehen, die Gefahrgut anzeigten.

mfgSirius
Moin,
dass Gefahrgutcontainer vor den Aufbauten gestaut werden, ist sicherlich nicht schön aber nicht grundsätzlich verboten. Geregelt wird dieses durch das 'Document of Compliance for Ships Carrying Dangerous goods' welches Schiffsseitig festlegt, wo welche Gefahrgutklassen an Bord gestaut werden dürfen. Weiterhin regelt der IMDG Code die Stau und Trennvorschriften der einzelnen Gefahrgutklassen. Z.B darf ein Container mit dem Vermerk 'Clear of living quarter' natürlich nicht in der Nähe von Woh- Arbeits- und Aufenthaltsräumen stehen.
Obendrein gibt es noch ggf 'Inhouse Regeln', welche über die gesetztlichen Vorschriften hinausgehen.

MfG
Bonito
RonnyM
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Re: Container stauen

Beitrag von RonnyM »

...danke lieber Peter, Sirius und Bonito für die ausführlichen Infos. Werde jetzt erstmal einen Studiengang einlegen :!: :idea:

Grüße Ronny
Andreas
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Re: Container stauen

Beitrag von Andreas »

Beim Bearbeiten des Bildes unten (Scan eines alten Dias), ist mir dieser Thread in den Sinn gekommen.
Aussergewöhnlich die Stauung von Reefer-Containern direkt vor dem hintersten Kran in Querrichtung,
etwas was ich mit Wissen so noch kaum mal gesehen habe.

Bild

Freundliche Grüsse aus der Schweiz
Andreas
horkini

Re: Container stauen

Beitrag von horkini »

Sind sicherlich leer gewesen!
Grüße
horkini
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