LISCO GLORIA brennt vor Langeland- alle gerettet!

[dosenkohl]

Hallo,

und hier der Augenzeugenbericht eines der Geretteten:

http://www.westfaelische-nachrichten.de ... ettet.html

Klingt nach sehr professionellem Handeln der Mannschaft!

mfg

dosenkohl

PS: Gesehen? Auf der Backbordseite sind noch alle Rettungsinseln an Deck...

[Elbinsel]

Moin allerseits,

was versteht so ein Journalist, ob er für den Spiegel oder für das Fernsehen arbeitet, schon von Schiffen?
Wenig genug, möchte ich einmal behaupten.

Ich hörte nur so eines der Schlagworte "der geschmolzene Rumpf". Der Rumpf besteht bekanntlich aus Stahl und der schmilzt erst bei Temperaturen bei weit über 1000 Grad. Und unter schmelzen verstehe ich das Verflüssigen eines Materials.
Durch die extreme Erhitzung und nachfolgende Abkühlung wird der Stahl porös, d.h. er verliert seine ursprüngliche Festigkeit und Stabilität. Und durch das zusätzliches Gewicht des Löschwassers im Rumpf kann derselbe Risse bekommen und im schlimmsten Falle auseinanderbrechen.

Keiner kennt die genaue Ursache, aber überall wird allein von einem explodierten Lkw-Aggregat gesprochen.
Was für ein Aggregat soll das gewesen sein, denn ein solches Aggregat explodiert doch nicht einfach mal so. Ein Aggregat mag überhitzen und durch die Überhitzung kann ein Brand entstehen.

Wikipedia definiert den Begriff Explosion so:
"Eine Explosion ist eine chemische Reaktion oder ein physikalischer Vorgang, bei dem Temperatur oder Druck in kurzer Zeit erheblich ansteigen. Dabei kommt es zu einer plötzlichen Volumenausdehnung von Gasen und der Freisetzung von großen Energiemengen auf kleinem Raum, zum Beispiel durch Sprengstoffe, explosionsfähige Atmosphäre oder aufgestaute Gase"

Daher frage ich mich, was sich auf dem betreffenden Lkw oder einen direkt danebenstehenden Fahrzeug an Ladung befunden hat, was zu der rasanten Ausbreitung des Feuers geführt haben mag. Hier mögen Gefahrgüter eine entscheidende Rolle gespielt haben. Sicher begünstigt auch der geringe Abstand zwischen den Fahrzeugen, insbesonders zwischen den Lkw, die schnelle Brandausweitung. Der Kapitän der DEUTSCHLAND sagte in einem Interview aus, wonach man den Feuerschein bereits unmittelbar nach dem Empfang des Notrufes aus einer Entfernung von 12 Seemeilen sehen konnte.
Laut AIS war die DEUTSCHLAND wenige Minuten vor Mitternacht von Rodby ausgelaufen und hatte bereits mehr als die halbe Strecke nach Puttgarden zurückgelegt, als die Kursänderung auf den Havaristen erfolgte. Sie traf um 1 Uhr +/- 5 Minuten bei der LISCO GLORIA ein. Die DEUTSCHLAND besitzt eine max. Geschwindigkeit von ca. 18 Knoten, braucht für die Strecke von 12 Seemeilen also günstigstenfalls 40 Minuten. Daraus schließe ich, daß die LISCO GLORIA bereits um ca. 0.20 Uhr in voller Ausdehnung gebrannt hat.

Untersucht die See-BG den Fall? Der Bericht würde mich "brennend" interessieren.

Gruß
Elbinsel

[KaiR]

hier noch ein paar aktuelle Bilder: http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotos ... 60335.html . Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass man dieses Schiff retten kann.

Die Fähre ist sicher versichert. Aber wenn herauszufinden ist, welcher LKW das Feuer verursacht hat, dann wird dessen Haftpflichtversicherung eintreten müssen.

Grüße

Kai

[Peter Hartung]

hier noch ein paar aktuelle Bilder: http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotos ... 60335.html . Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass man dieses Schiff retten kann.
Die Fähre ist sicher versichert. Aber wenn herauszufinden ist, welcher LKW das Feuer verursacht hat, dann wird dessen Haftpflichtversicherung eintreten müssen.
Grüße
Kai

Moin Kai, Dein Einwand ist dem ersten Anschein nach berechtigt, aber Schiffssachververständige und die Klassifikationsgesellschaft werden nach einem gründlichen Survey entscheiden, ob der Rumpf in den Hochofen kommt oder wieder rekonstruiert werden kann. Allerdings nehme ich die Statements des Eigners DFDS und des dänischen Havariekommando SOK ernst, denen eine Weiterverwendung der Fähre möglich erscheint, weil ich deren Kompetenz hoch einschätze. Wir sind ja man bloß Laien.

Zu den Schäden an Schiff und Ladung: Die Reederei wird nach dem internationalen Schifffahrtsrecht jetzt ganz gewiss "Havarie Grosse" erklären. Ich zitiere hierzu:

Die Große (gemeinschaftliche) Haverei (verkehrssprachlich auch Havarie-grosse, engl. general average, franz. averie grosse oder averie commune, skandinav. haveri, holl. Avarij, ital. u. portug. avaria) regelt im Grundsatz die Verteilung von außergewöhnlichen Kosten zwischen Schiff und Ladung, die durch eine Rettung aus gemeinsamer Gefahr anfallen. Diese Kosten entstehen entweder direkt durch Aufwendungen (z.B. Schlepplohn) oder anlässlich bewusst mit Rettungsmaßnahmen durch die Schiffsführung herbeigeführter oder geduldeter Schäden am Schiff und/oder seiner Ladung (z.B. Seewurf von Decksladung). Der Havarie-grosse liegt der in seinen Grundzügen bis in die Antike zurück reichende Rechtsgedanke der Gefahrengemeinschaft zugrunde, bei der außergewöhnliche Aufwendungen und Opfer zur Abwendung einer allen Beteiligten einer Seereise drohenden Gefahr auch von allen gemeinsam getragen werden müssen und nicht nur vom zufällig unmittelbar Betroffenen allein.

Das bedeutet: Alle Verlader (die Ladung betreffend) können von dem Eigner zum Ausgleich des entstandenen Total-Schaden herangezogen werden. Auch die Passagiere werden kaum ihren Schaden voll ersetzt bekommen, dagegen stehen schon die weitgehenden Haftungsausschlussklauseln der Reedereien. Es wird viel Arbeit für die beteiligten Transportversicherungen und P&I-Clubs geben, bei denen Schiff und Ladung versichert waren, und es wird reichlich Zeit in Anspruch nehmen.

Festhalten möchte ich aber: Nach dem "PALLAS"-Desaster im Jahr 1998 hat die Neuorganisation der Einsatzkräfte mit dem weisungsbefugten Havariekommando in Cuxhaven im wahrsten Sinne des Wortes ihre Feuertaufe bestanden. Offenbar war wohl auch hilfreich, dass die große Havariekommandoübung Ende September so erfolgreich durchgeführt wurde. Großes Lob an die Jungs (und Deerns). Wer sie vor den TV-Kameras oder bei den Radio-Interviews sehen und hören konnte, hatte den Eindruck: Hier arbeiten hochkompetente und erfahrene Fachleute. Ich denke, dass ist wichtig für die Millionen Fährenpassagiere, die jedes Jahr im westlichen Teil der Ostsee unterwegs sind.
Ich leg dann mal wieder ab.
mfg Peter Hartung

[KaiR]

Hallo Peter,

danke für die interessante Information. Ich bin ja mal gespannt, wie es weitergeht und welches Schiff DFDS für die Route als Ersatz auftreiben wird.

Grüße

Kai

[schwedenelch]

moin,
der ndr schreibt das seit heute vormittag spezialisten auch an Bord des Schiffes gehen konnten:

Am Vormittag betraten erstmals nach dem Brand Lösch- und Bergungsspezialisten das Schiff. Wie die dänische Seenotleitstelle SOK mitteilte, hat sich die Temperatur so weit abgekühlt, dass drei Spezialisten an Bord gehen konnten. Sie sollen kleine Restbrände bekämpfen und das Löschwasser aus dem Schiff abpumpen. Erst danach kann die "Lisco Gloria" abgeschleppt werden. In welchen Hafen ist noch unklar. Das Schiff fährt zwar unter Litauischer Flagge, gehört aber einer dänischen Reederei. Die Fähre war in der Nacht zu Sonnabend vor der Insel Fehmarn in Brand geraten und liegt derzeit vor der dänischen Insel Langeland vor Anker. Die Reederei geht davon aus, dass es noch mehrere Tage dauern könnte, bis fest steht, wohin die Fähre geschleppt wird.

auf der dfds.com steht weiterhin die pressemitteilung (http://dfds.com/english/press/documents ... 0.2010.pdf) das man nach einem ersatzschiff sucht und das man entsprechendes auf dfds.com bekanntgeben wird, wenn eines einsatzubereit ist.

[Peter Hartung]

Übrigens zeigt SPIEGEL TV heute Abend einen Bericht um (glaube ich) 22:10 Uhr auf RTL.
Grüße,
Uwe

Moin,
der Beitrag auf RTL ist hier als Video abrufbar: http://www.spiegel.de/video/video-1088577.html
mfg Peter Hartung

[KaiR]

Thema Ersatzschiff:

[Spekulationsmodus]
brandneu und aktuell aufliegend: http://www.nca-spa.it/eng-site/?q=node/276
[/Spekulationsmodus]

Grimaldi hat die anderen Schiffe aus der Reihe auch fast alle verchartert. Und dieses Jahr steht noch eine Neuauslieferung aus der Serie an. Und DFDS Lisco hat die Lisco Maxima als Schwesterschiff bereits im Einsatz.

Grüße

Kai

[Schmitty]

hier noch ein paar aktuelle Bilder: http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotos ... 60335.html . Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass man dieses Schiff retten kann.

Die Fähre ist sicher versichert. Aber wenn herauszufinden ist, welcher LKW das Feuer verursacht hat, dann wird dessen Haftpflichtversicherung eintreten müssen.

Grüße

Kai

Hallo.

Das Schiff kann unter Umständen übler aussehen, als es im Endeffekt ist. Stahlarbeiten, auch wenn sie umfangreich sind (z. B. an den Aufbauten) lassen sich noch relativ einfach durchführen. Viel wichtiger wird es sein, wie die technische Seite an Bord in Mitleidenschaft gezogen wurde. Nicht nur das Feuer stellt eine Gefahr für Maschine und Technik da, sondern auch das Löschwasser, was sich tendenziell zum niedrigsten Punkt des Rumpfes begibt. Sollte man diese Bereich des Schiffes geschützt haben, dann zeigt die Vergangenheit, dass selbst umfangreiche Neuaufbauten sinnvoll seinen können. Ich möchte hier auf die Geschichte der Sally Albertross verweisen (http://www.faktaomfartyg.se/viking_saga_1980.htm)

Gruß
Christian

[schoen]

Hallo
Laut meinen information von (http://www.naviearmatori.net) haben die Fähren folgenden Dienst:

Coraggio (umgebaut und bekanntlich an Stena verchartert, solange bis der 2. Neubau aus Korea kommt)
Audacia (wird gerade umgemahlt von Acciona zu GH (Grimaldi Holding) in Genua)
Tenacia (verchartert an GNV (Grandi Navi Veloci) fährt zwischen Malta, Palermo und Genua)
Superfast I (von GH an Superfast verkauft und fährt seit Oktober 2008 für Superfast zwischen Bari (I) und Patras (GR))
Lisco Maxima (fährt bekanntlich für DFDS zwischen Kiel und Klaipeda)
Superfast II (von GH an Superfast verkauft und fährt seit Oktober 2009 für Superfast zwischen Bari (I) und Patras (GR))
Forza (liegt seit Juni 2010 in Genua und sucht eine Aufgabe)
Energia (ist so gut wie fertig und wird bald die Werft verlassen.)

Kleine Erinnerung die Superfast I, II, Lisco Maxima, Forza und Energia sind baugleich und weichen von den ersten drei Coraggio, Audacia und Tenacia ab, denn sie haben mehr Kapasität für Passagiere. Deshalb wurden die Tenacia und Coraggio Umgebaut (d.h. eine Sektion aufgesetz und mit dem bestehendem Passagierteil verbunden. Also ist nur noch die Audacia "alt". Ich denke aber das sie auch die Erweitung bekommen wird weil der Vertrag für den Umbau drei Schiffe umfasste und jetzt nur noch eins übrig ist.
Grüße
schoen