RO-RO bei stürmischer See?
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RO-RO bei stürmischer See?
Hallo Fachleute:-)))) Ich würde gern mal wissen,wie diese Kästen sich bei stürmischer See verhalten. Stampfen? Rollen? Schlingern? Sorry,das ist eine Landrattenfrage*schmunzel* Gruss Gerda
http://home.fotocommunity.de/g.sahling/ ... d=12845901
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Re: RO-RO bei stürmischer See?
Oh Gott Jürgen
Dann sind die garnicht so stabil wie sie aussehen? Danke für die Antwort
Gruss Gerda


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Re: RO-RO bei stürmischer See?
Moin!
@ Gerda: Ergänzend zu Jürgen sei noch erwähnt, dass die Dinger im Verhältnis zur Schiffsgröße eine beachtliche Seitenhöhe bis zum Oberdeck und zudem ein relativ geringes Ladungsgewicht haben. Deshalb sind umfangreiche Ballasttanks im Doppelboden und in den seitlichen Räumen des Unterwasserschiffes erforderlich, um die notwendige Stabilität des Schiffes zu erzielen. Das oberste Wetterdeck ist meist durch eine Art „Frontspoiler“ vor Wasserschlag geschützt, was aber wohl wenig am "Bungee-Feeling" auf der Brücke ändert. Wegen ihrer großen Seitenfläche sind die Pötte natürlich sehr windanfällig. Entscheidend sind auch die durchgeführten Maßnahmen zur Ladungssicherung (Laschen). Wenn es daran hapert, sieht es schlecht aus für Mannschaft, Schiff und Ladung.
Die Experten vom Institut für Mechanik und Meerestechnik an der TU Harburg haben dazu mal wie folgt geschrieben:
quote
Für den effizienten Transport spezifisch leichter Ladung (Container, Fahrzeuge und
Sattelauflieger) wurden Schiffsformen mit schlankem, widerstandsgünstigem Unterwasser-
und weit ausfallendem Überwasserschiff entwickelt. Die besondere Gefahr dieser
modernen Schiffstypen liegt darin, dass die in vor- und achterlicher See auftretenden
starken, aber verkraftbaren Tauch- und Stampfbewegungen des Schiffes unter bestimmten
Bedingungen ohne Ankündigung in heftige Schwingungen um die Längsachse
umschlagen können. Die Schiffsführung hat dabei keine Chance, hinreichend schnell
Gegenmaßnahmen, etwa in Form von Kursänderungen, zu ergreifen. Diese parametrischen
Rollschwingungen können zu Beschädigung, Verrutschen oder Verlust der Ladung
oder zum Ausfall von Antriebs- und Steuerungsorganen des Schiffes führen."
(Quelle: TU Harburg)
unquote
An anderer Stelle ließ die TU zum Thema folgendes verlautbaren:
quote
"Die Brisanz von seegangsbedingten Schäden ist in den vergangenen Jahrzehnten gestiegen. Die heute verwendeten Stabilitätskriterien für Seeschiffe stammen größtenteils noch aus den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Die heutigen Rumpfformen machen speziell Containerschiffe und RoRo-Fähren anfällig für seegangsbedingte Bewegungen, die im Extremfall zum Kentern führen können", sagt Prof. Stefan Krüger, Leiter des Instituts für Schiffssicherheit an der TU. Ein zweites Problem ist der Schwund von Containern. Krüger: "Jedes Jahr gehen nach Schätzungen mindestens zehn- bis fünfzehntausend Container bei schwerem Wetter verloren."
Besonders gefährlich sei nachlaufender Seegang, also Wellen von achtern, so der Schiffbauingenieur: "Seitlicher Seegang kann einen intakten Frachter normalerweise nicht zum Kentern bringen. Schwere See von vorn kann zu Ladungsverlusten führen, aber bei ausreichender Stabilität nicht zum Kentern. Bei Wellen von hinten, die in Fahrtrichtung unter dem Schiff hindurch laufen, kann es dagegen dazu kommen, dass der Frachter mittschiffs von einer Welle so angehoben wird, dass sein Bug und Heck relativ lange aus dem Wasser ragen. Dies ist eine äußerst instabile Situation und kann zum Kentern führen."
Zum Kentern muss das Schiff ins "Rollen" kommen. Das Rollen bezeichnet die seitliche Drehbewegung um die Längsachse des Schiffes im Seegang (das Auf und Ab in Längsrichtung heißt Stampfen). "
Quelle: Hamburger Abendblatt vom 12.8.2008
unquote
Soviel dazu aus Sicht der TU-Experten in Harburg.
mfg
Peter Hartung
@ Gerda: Ergänzend zu Jürgen sei noch erwähnt, dass die Dinger im Verhältnis zur Schiffsgröße eine beachtliche Seitenhöhe bis zum Oberdeck und zudem ein relativ geringes Ladungsgewicht haben. Deshalb sind umfangreiche Ballasttanks im Doppelboden und in den seitlichen Räumen des Unterwasserschiffes erforderlich, um die notwendige Stabilität des Schiffes zu erzielen. Das oberste Wetterdeck ist meist durch eine Art „Frontspoiler“ vor Wasserschlag geschützt, was aber wohl wenig am "Bungee-Feeling" auf der Brücke ändert. Wegen ihrer großen Seitenfläche sind die Pötte natürlich sehr windanfällig. Entscheidend sind auch die durchgeführten Maßnahmen zur Ladungssicherung (Laschen). Wenn es daran hapert, sieht es schlecht aus für Mannschaft, Schiff und Ladung.
Die Experten vom Institut für Mechanik und Meerestechnik an der TU Harburg haben dazu mal wie folgt geschrieben:
quote
Für den effizienten Transport spezifisch leichter Ladung (Container, Fahrzeuge und
Sattelauflieger) wurden Schiffsformen mit schlankem, widerstandsgünstigem Unterwasser-
und weit ausfallendem Überwasserschiff entwickelt. Die besondere Gefahr dieser
modernen Schiffstypen liegt darin, dass die in vor- und achterlicher See auftretenden
starken, aber verkraftbaren Tauch- und Stampfbewegungen des Schiffes unter bestimmten
Bedingungen ohne Ankündigung in heftige Schwingungen um die Längsachse
umschlagen können. Die Schiffsführung hat dabei keine Chance, hinreichend schnell
Gegenmaßnahmen, etwa in Form von Kursänderungen, zu ergreifen. Diese parametrischen
Rollschwingungen können zu Beschädigung, Verrutschen oder Verlust der Ladung
oder zum Ausfall von Antriebs- und Steuerungsorganen des Schiffes führen."
(Quelle: TU Harburg)
unquote
An anderer Stelle ließ die TU zum Thema folgendes verlautbaren:
quote
"Die Brisanz von seegangsbedingten Schäden ist in den vergangenen Jahrzehnten gestiegen. Die heute verwendeten Stabilitätskriterien für Seeschiffe stammen größtenteils noch aus den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Die heutigen Rumpfformen machen speziell Containerschiffe und RoRo-Fähren anfällig für seegangsbedingte Bewegungen, die im Extremfall zum Kentern führen können", sagt Prof. Stefan Krüger, Leiter des Instituts für Schiffssicherheit an der TU. Ein zweites Problem ist der Schwund von Containern. Krüger: "Jedes Jahr gehen nach Schätzungen mindestens zehn- bis fünfzehntausend Container bei schwerem Wetter verloren."
Besonders gefährlich sei nachlaufender Seegang, also Wellen von achtern, so der Schiffbauingenieur: "Seitlicher Seegang kann einen intakten Frachter normalerweise nicht zum Kentern bringen. Schwere See von vorn kann zu Ladungsverlusten führen, aber bei ausreichender Stabilität nicht zum Kentern. Bei Wellen von hinten, die in Fahrtrichtung unter dem Schiff hindurch laufen, kann es dagegen dazu kommen, dass der Frachter mittschiffs von einer Welle so angehoben wird, dass sein Bug und Heck relativ lange aus dem Wasser ragen. Dies ist eine äußerst instabile Situation und kann zum Kentern führen."
Zum Kentern muss das Schiff ins "Rollen" kommen. Das Rollen bezeichnet die seitliche Drehbewegung um die Längsachse des Schiffes im Seegang (das Auf und Ab in Längsrichtung heißt Stampfen). "
Quelle: Hamburger Abendblatt vom 12.8.2008
unquote
Soviel dazu aus Sicht der TU-Experten in Harburg.
mfg
Peter Hartung
Alle Fotos von Peter Hartung sind (falls nicht anders angegeben) unter einer
Creative Commons-Genehmigung lizenziert. Siehe hier: Foto-Lizenz: CC-BY-NC-ND
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Re: RO-RO bei stürmischer See?
Hallo !
Nur ein Beispiel aus der Nordsee :
Zehn Container in einer Reihe im Laderaum eng nebeneinander. Nicht hintereinander!!
Bei Ankunft in England stehen zwei Container wie gehabt, aber............auf dem Kopf.
Das Entladen dauerte statt 10 Minuten, über 30 Stunden.
mfgSirius
Nur ein Beispiel aus der Nordsee :
Zehn Container in einer Reihe im Laderaum eng nebeneinander. Nicht hintereinander!!
Bei Ankunft in England stehen zwei Container wie gehabt, aber............auf dem Kopf.
Das Entladen dauerte statt 10 Minuten, über 30 Stunden.
mfgSirius
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Re: RO-RO bei stürmischer See?
Genauso interessant ist wie das mit den Container, wenn die Trailer von den Stützböcken hopsen und 25 Trailer alle im Hafen aufgestellt werden müssen. Ich bestätige Jürgens aussage, 
gruss Arend

gruss Arend
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Re: RO-RO bei stürmischer See?
Danke Ihr Lieben. Das ist ja mehr als eine erschöpfliche Erklärung
Nun fragt sich die Landratte natürlich.Warum baut man diese Dinger? Bei so vielen Nachteilen ,wieviel Vorteile hat es dann? Ich kann fragen,ich weiß:-)))))) Liebe Grüsse, Gerda

- Schmitty
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Re: RO-RO bei stürmischer See?
Hallo Gerda,
der Vorteil liegt auf der Hand. Wenn man leichte Güter in großer Zahl transportieren möchte braucht man einfach viel Ladevolumen und das bieten die modernen Carcarrier optimal.
Im Grunde ist es auf dem Landweg das gleiche. Guck dir mal die riesen Plan-LKW auf der Autobahn an. Winzige Räder, aber eine Ladehöhe von über 3 Metern.
Da passt viel rein, aber die Fahrt auf windigen Brücken ist machmal ein Abendteuer...
Gruß
Christian
der Vorteil liegt auf der Hand. Wenn man leichte Güter in großer Zahl transportieren möchte braucht man einfach viel Ladevolumen und das bieten die modernen Carcarrier optimal.
Im Grunde ist es auf dem Landweg das gleiche. Guck dir mal die riesen Plan-LKW auf der Autobahn an. Winzige Räder, aber eine Ladehöhe von über 3 Metern.
Da passt viel rein, aber die Fahrt auf windigen Brücken ist machmal ein Abendteuer...

Gruß
Christian
Gruß
Christian
Christian
- O. Hansen
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Re: RO-RO bei stürmischer See?
Der grösste Vorteil ist halt der, dass die Ladung oft "selbst an Bord fahren" kann und man dadurch neben viel Zeit beim Be- und Entladen auch die Kräne an Land spart...Gerda S. hat geschrieben: Nun fragt sich die Landratte natürlich.Warum baut man diese Dinger?
Grüße von der Elbe...
Oliver
Oliver
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Re: RO-RO bei stürmischer See?
Moin!
Aus gegebenen Anlass möchte ich diesen Thread wieder aufnehmen. Der Zusammenhang ergibt sich aufgrund meiner Fotos von der "GRANDE ATLANTICO" der italienischen Reederei Grimaldi, die ich in der Foto-Rubrik unter dem Thread "Fähren und RoRo Schiffe" eingestellt habe und worauf Raimund dazu folgende Anmerkung schrieb:






Fotos: Peter Hartung [aufgenommen am 9.6.09 vor Walsoorden (Westerschelde)]
Also: Kommentare hierzu erwünscht.
mfg Peter Hartung
PS.: Siehe auch den "Estonia"-Bericht aus dem "Hamburger Abendblatt" von heute: http://www.abendblatt.de/daten/2008/06/12/892905.html
Aus gegebenen Anlass möchte ich diesen Thread wieder aufnehmen. Der Zusammenhang ergibt sich aufgrund meiner Fotos von der "GRANDE ATLANTICO" der italienischen Reederei Grimaldi, die ich in der Foto-Rubrik unter dem Thread "Fähren und RoRo Schiffe" eingestellt habe und worauf Raimund dazu folgende Anmerkung schrieb:
Ich stelle hier eine Foto-Serie ein, die bei genauer Betrachtung einen Eindruck davon verschafft, wie offensichtlich fahrlässig auf diesem Schiff die Ladungssicherheit gehandhabt wurde. Ich denke, die Stauerei-Fachleute hier im Forum werden dazu noch ihre diesbezüglichen Kommentare machen. Wenn man dann die spezifischen Stabilitätsprobleme dieser Schiffe bedenkt, muss man hinsichtlich der Sicherheit von Mensch, Schiff und Ladung das Allerschlimmste befürchten:Raimund hat geschrieben:SChöne Bilder eines interessanten Schiffes....aber wenn man sieht was für Schrott da nach Afrika verfrachtet wird.....und wir reden hier von Emissionen und sauberer Luft und Afrika ist weit weg! Aber ok...für GRIMALDI wie man sieht ein sehr einträgliches Geschäft - und nicht nur für die!






Fotos: Peter Hartung [aufgenommen am 9.6.09 vor Walsoorden (Westerschelde)]
Also: Kommentare hierzu erwünscht.
mfg Peter Hartung
PS.: Siehe auch den "Estonia"-Bericht aus dem "Hamburger Abendblatt" von heute: http://www.abendblatt.de/daten/2008/06/12/892905.html
Zuletzt geändert von Peter Hartung am Do 12. Jun 2008, 17:47, insgesamt 3-mal geändert.
Alle Fotos von Peter Hartung sind (falls nicht anders angegeben) unter einer
Creative Commons-Genehmigung lizenziert. Siehe hier: Foto-Lizenz: CC-BY-NC-ND
Creative Commons-Genehmigung lizenziert. Siehe hier: Foto-Lizenz: CC-BY-NC-ND
Re: RO-RO bei stürmischer See?
Man sieht doch überall die Laschings!
Fahrbares Gut wird immer an den Rädern - Deck oder Chassis - Deck gezurrt. Und das ist doch zu sehen oder täusche ich mich.
mfgSirius
Fahrbares Gut wird immer an den Rädern - Deck oder Chassis - Deck gezurrt. Und das ist doch zu sehen oder täusche ich mich.
mfgSirius