18. Januar 2012 - 11:09 Uhr
Kapitän: Zufällig in Rettungsboot gestürzt
Giglio (dpa) - Der Kapitän der «Costa Concordia» hat ein technisches Problem dafür verantwortlich gemacht, dass er das havarierte Kreuzfahrtschiff bei der Evakuierung verlassen hat. Er habe Passagieren geholfen, ein Rettungsboot ins Wasser zu lassen, erklärte Francesco Schettino laut italienischen Medienberichten. Dabei sei er gestrauchelt und ins Boot gefallen. Auf das Schiff habe er nicht mehr zurückkehren können, weil sich dieses schon zu sehr in Schräglage befunden habe. Medien zweifeln die Darstellung an, weil sich im Boot auch der zweite und der dritte Offizier befanden.
Costa Concordia Havarie 13.01.2012
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012
Ohne Worte ...
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012
Der Vergleich mit der Luftfahrt ist m.E. nicht korrekt. Klar kann ein Co-Pilot Widerworte geben und ich hoffe, daß das im Zweifelsfall auch durch die Airlines erwartet wird. Das ändert aber nichts daran, daß im Endeeffekt der Flugkapitän die alleinige Verantwortung für Paxe, Maschine und Crew (und damit auch für den Co-Piloten) hat. Ein verantwortungsbewußter Pilot wird sich, wenn es die Situation und die Zeit erlaubt, die Einwände seines Co-Piloten anhören und in seine Entscheidung einfließen lassen, aber letztlich ist Verantwortung immer unteilbar. Und daraus ergibt sich, daß der Pilot im Zweifelsfall das letzte Wort bei einer Entscheidung hat bzw. haben muß. Das ist letztlich bei allen Berufen bzw. Dienststellungen mit solch massiver Verantwortung so (so kann sich z.B. auch beim Militär ein kommandierender Offizier von seinen Untergebenen beraten lassen, die Entscheidung muß er aber selbst fällen. Ebenso läuft es z.B. in der chemischen Industrie, wenn eine Produktionsanlage im kritischen Bereich läuft. Und so muß es letztlich auch auf einem Schiff laufen, wenn die Zeit für Diskussionen aus welchen Gründen auch immer beendet ist.KaiR hat geschrieben: die Frage ist meiner Meinung nach eine ganz Andere: wie kann es sein, dass ein Mann, ohne Kontrollen und Widerworte, im Alleingang das Schiff und die Leute gefährdet (und im konkreten Fall schädigt).
In jedem Flugzeug werden die Besatzungen trainiert, als Team zu funktionieren. Dies schließt ausdrücklich ein, sich gegenseitig zu überwachen und im Notfall zu handeln. Auf einer Schiffsbrücke, wo nicht 400 sondern 4.000 Leute gefährdet werden, soll das nicht gelten? Der Kapitän ist immer noch der unumstrittene Herrscher auf der Brücke?
Und wenn ich im Einsatzfall (bin ja bei einer großen Hilfsorganisation in einer Führungsposition tätig) das Kommando über eine Einheit habe, dann liegt eben die Verantwortung bei mir. Natürlich können mich meine Leute auch während des Einsatzes immer ansprechen, mir Anregungen oder Hinweise geben - ich bin sogar froh darum und ermutige sie, aber dann, wenn die Situation aus welchen Gründen auch immer kritisch wird, dann fälle ich die Entscheidung - und muß ggf. auch die Konsequenzen tragen, wenn die Entscheidungen falsch waren und man mich z.B. strafrechtlich belangen will. Das wissen meine Leute auch, sie wissen aber auch, daß sie sich auf mich verlassen können und daß ich im Gegenzug auch hinter ihnen stehe, wenn was schiefläuft. Das hat mit Vertrauen zu tun, welches nur durch lange Zusammenarbeit, gepaart mit fachlicher wie auch sozialer Kompetenz funktionieren kann. Nur dann lässt sich das Prinzip von "Befehl und Gehorsam" in Extremsituationen leben.
Oder kurz gesagt: Krisensituationen welcher Art auch immer lassen sich nicht demokratisch lösen!
Guido Westerwelle hat, als er Parteichef wurde, den folgenden Spruch geprägt: Auf jedem Schiff, das dampft und segelt, gibt's Einen, der die Sache regelt! Und das bin ich!. Nun lässt sich sicher drüber streiten, ob er das richtig gemacht hat, aber grundlegend stimmt der Spruch in den o.g. Beispielen.
Alexander
Meine Schiffsfotos bei Fotocommunity: http://home.fotocommunity.de/squarerigg ... 4&g=240434
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012
KaiR hat geschrieben:Alexander hat geschrieben:Wie geschrieben: Die Frage ist hier aber, ob da im Vorfeld, bei der Benennung zum Kapitän, nicht schon etwas schiefgelaufen sein könnte.
die Frage ist meiner Meinung nach eine ganz Andere: wie kann es sein, dass ein Mann, ohne Kontrollen und Widerworte, im Alleingang das Schiff und die Leute gefährdet (und im konkreten Fall schädigt).
In jedem Flugzeug werden die Besatzungen trainiert, als Team zu funktionieren. Dies schließt ausdrücklich ein, sich gegenseitig zu überwachen und im Notfall zu handeln. Auf einer Schiffsbrücke, wo nicht 400 sondern 4.000 Leute gefährdet werden, soll das nicht gelten? Der Kapitän ist immer noch der unumstrittene Herrscher auf der Brücke?
Das kann nicht sein, hier wird man massiv die Vorschriften und Prozesse überprüfen müssen.
Grüße
Kai
Nun, ein Flugzeug zu evakuieren darf auch höchstens 90 Sekunden dauern - für ein Schiff ist die Zeit offenbar egal, Hauptsache es sind genügend schwimmfähige Dingsbums da. Warum es dort - wo doch viel mehr Platz ist - derart unglaublich viel länger dauern sollte ist unklar - selbst wenn man die Anzahl hochrechnet - 500 Leute aus dem A380 in 90 Sek, 4000 Leute aus de CC in 3 Stunden (statt, wie hochgerechnet 720 Sek).
Warum gibt es an Schiffen keine aufblasbaren, schwimmfähigen Notrutschen? Wozu muß man da immer noch mit kleinen Booten hantieren, ein Konzeot aus der Zeit in der Schiffe aus Holz gemacht waren?
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012
der Unterschied liegt hier:
Grüße
Kai
meines Wissens nach sind Cockpitbesatzungen verpflichtet, sich gegenseitig auf Fehler und Auffälligkeiten hinzuweisen. Und der Kapitän ist darauf trainiert, diese anzuhören und in die eigene Entscheidung einfließen zu lassen. Weil die Besatzung als Team funktioniert - da stecken ganz andere Selbstbilder dahinter. Man hat hier auch aus vielen leidvollen Erfahrungen gelernt. Die Seefahrt anscheinend noch nicht.Alexander hat geschrieben:Natürlich können mich meine Leute auch während des Einsatzes immer ansprechen, mir Anregungen oder Hinweise geben - ich bin sogar froh darum und ermutige sie, aber dann, wenn die Situation aus welchen Gründen auch immer kritisch wird, dann fälle ich die Entscheidung - und muß ggf. auch die Konsequenzen tragen, wenn die Entscheidungen falsch waren und man mich z.B. strafrechtlich belangen will.
Grüße
Kai
Grüße,
Kai
Kai
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012
Auch ein guter Kapitän wird sich Bedenken seiner Leute anhören, so wie ich es in meinen letzten Posting auch dargestellt habe - solange es die Situation zulässt. Das ändert aber nichts daran, daß er letztlich, wenn etwas schief gegangen ist, die alleine Verantwortung trägt, ja, tragen muß. Und so wird er es im Ernstfall auch sein, der die Kommandos gibt. Wie gesagt: Verantwortung ist unteilbar.KaiR hat geschrieben: meines Wissens nach sind Cockpitbesatzungen verpflichtet, sich gegenseitig auf Fehler und Auffälligkeiten hinzuweisen. Und der Kapitän ist darauf trainiert, diese anzuhören und in die eigene Entscheidung einfließen zu lassen. Weil die Besatzung als Team funktioniert - da stecken ganz andere Selbstbilder dahinter. Man hat hier auch aus vielen leidvollen Erfahrungen gelernt. Die Seefahrt anscheinend noch nicht.
Nun wissen wir allerdings nicht, ob auf der Brücke der "Costa Concordia" jemand auf den gefährlichen Kurs hingewiesen hat oder nicht. Auch wissen wir nicht, ob der Kapitän, wenn es so gewesen wäre, auf solche Einwände reagiert hätte oder nicht. Insofern bewegen wir uns hier (mal wieder) im Bereich der Spekulation.
Man mag von der Schiffsführung halten, was man will, aber ich denke, daß letztlich - natürlich nachdem das Kind schon im Brunnen lag, sprich: das Schiff schon leck war - vermutlich die richtige Entscheidung getroffen wurde, nämlich die, das Schiff dicht unter Land auf Grund zu setzen, um damit zu verhindern, daß das Schiff im tiefen Wasser absäuft. Dann wäre die Zahl der Toten wahrscheinlich größer gewesen. Man darf gespannt sein, was bei den Ermittlungen rauskommt. Im Klartext: Wer hat die Anweisung hierzu gegeben. War dies der Kapitän oder hat hier ein Offizier auf eigene Kappe das richtige Manöver eingeleitet?
Alexander
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012
Notrutschen gibt es meines wissens schon, zumindest werden diese getestet. Aber am Ende der Rutsche muss ja auch was sein, was die Leute aufnimmt, also ein Rettungsboot oder eine Insel. Die Rettungsboote selbst sind ja gar nicht so klein, solche Boote könne bis zu 350 Personen aufnehmen (ich weiss allerdings nicht, wie groß die auf der COSTA CONCORDIA waren). Aber der Punkt ist doch, dass das Kommando, das Schiff zu verlassen, viel zu spät gegeben wurde. Spätestens zu dem Zeitpunkt als erkennbar wurde, als die Boote und Inseln nicht mehr problem- und gefahrlos zu Wasser gelassen werden können, hätte der Kapitän das Kommando geben müssen.mfeldt hat geschrieben: Nun, ein Flugzeug zu evakuieren darf auch höchstens 90 Sekunden dauern - für ein Schiff ist die Zeit offenbar egal, Hauptsache es sind genügend schwimmfähige Dingsbums da. Warum es dort - wo doch viel mehr Platz ist - derart unglaublich viel länger dauern sollte ist unklar - selbst wenn man die Anzahl hochrechnet - 500 Leute aus dem A380 in 90 Sek, 4000 Leute aus de CC in 3 Stunden (statt, wie hochgerechnet 720 Sek).
Warum gibt es an Schiffen keine aufblasbaren, schwimmfähigen Notrutschen? Wozu muß man da immer noch mit kleinen Booten hantieren, ein Konzeot aus der Zeit in der Schiffe aus Holz gemacht waren?
Gruss
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012
Lloyds List hat nachgewiesen, dass die Concordia bereits am 14. August bereits einmal fast die gleiche Route gefahren und nur weniger als 200 Meter an der Kollisionsstelle vorbeigefahren ist:
http://www.lloydslist.com/ll/sector/shi ... 389069.ece
Ich denke, das wird die Fahrt gewesen sein die auch im Video aufgezeichnet wurde. Costa hat behauptet, man sei mindestens 500m von der Küste ferngeblieben. Dem war wohl nicht so.
Grüße
Kai
http://www.lloydslist.com/ll/sector/shi ... 389069.ece
Ich denke, das wird die Fahrt gewesen sein die auch im Video aufgezeichnet wurde. Costa hat behauptet, man sei mindestens 500m von der Küste ferngeblieben. Dem war wohl nicht so.
Grüße
Kai
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012
Moin!KaiR hat geschrieben:Lloyds List hat nachgewiesen, dass die Concordia bereits am 14. August bereits einmal fast die gleiche Route gefahren und nur weniger als 200 Meter an der Kollisionsstelle vorbeigefahren ist:
http://www.lloydslist.com/ll/sector/shi ... 389069.ece
Ich denke, das wird die Fahrt gewesen sein die auch im Video aufgezeichnet wurde. Costa hat behauptet, man sei mindestens 500m von der Küste ferngeblieben. Dem war wohl nicht so.
Grüße
Kai
You´re right, Kai, hier ist der Link zum Video von der Vorbeifahrt am 14.8.2011: http://video.corriere.it/nave-concordia ... 77182bc574
Irgendwo im Unglücks-Thread wurde er schon mehrfach gepostet. Diese Vorbeifahrt war laut Aussage von Costa-Boss Foschi in der Pressekonferenz von Costa "genehmigt", steht auch schon etwas weiter oben in diesem Thread. Macht aber nix.
Ferner:
Schuttevaer von Smit hat in einem Radio-Interview (gehört auf B5-aktuell vor 15 Minuten) erklärt, dass Smit das Ölabpumpen macht, dass aber der Bergungsauftrag noch nicht an Smit vergeben wurde. Nicht Costa vergibt den Bergeauftrag, sondern die Versicherung, wurde gesagt.
mfg Peter Hartung
Alle Fotos von Peter Hartung sind (falls nicht anders angegeben) unter einer
Creative Commons-Genehmigung lizenziert. Siehe hier: Foto-Lizenz: CC-BY-NC-ND
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012
macht doch was. Costa sprach nämlich von 500m vom Ufer weg. Es waren aber viel weniger. Costa hat also bereits einmal vorher eine solche gefährliche Route genehmigt oder wenigstens davon gewusst.Peter Hartung hat geschrieben:Diese Vorbeifahrt war laut Aussage von Costa-Boss Foschi in der Pressekonferenz von Costa "genehmigt", steht auch schon etwas weiter oben in diesem Thread. Macht aber nix.
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012
10. COSTA CORDALISA (...) zum BeispielHamburg2011 hat geschrieben: 1. COSTA C (wie im Vergangenheit mit Enrico Costa -> Enrico C, Carla Costa, Eugenio Costa usw.)
2. COSTA COMPOSTA; COSTA DORATA
3. COSTA RINASCENTE ( wieder geborende Schiff )
4. COSTA CALDA ( heiss )
5. COSTA RIVEDERE ( wieder gesehen )
6. COSTA RINOVATA ( erneut )
7. COSTA CONSOLATA ( getröstet )
8. COSTA CAMBIATA ( geändert )
9. COSTA CONOSCIUTA ( bekannt )
etc.
Haben Sie auch eine Idee Name für neue Costa Crocieri Schiff auch für dieses wieder registriert
