Flari hat geschrieben:
Danach greift der Anker um ca. 22:08 und wird nach dem Aufstoppen wieder eingeholt.
Gegen 22:17 dürfte der Anker wieder aus dem Grund gebrochen worden sein.
Danach blieb der Kurs konstand, die Lage drehte aufgrund des Drehimpulses noch ein wenig weiter, die Fahrt ging auf 0,7kn zurück.
Moin Flari,
Also:
Anker fallen und langsam totfieren. Zeit hier nicht bekannt/ unerheblich.
Anker greift um 22:o8.
Nun sofort das Kommando Anker hieven.
Winde starten, einkuppeln, Bremse lösen. 22:o9, weil professionelle Crew und keine Verständigungsschwierigkeiten, Beginn des Hievens.
Alles was geht hieven. Ca. 10 Schäkel/ 270 m in 8 Minuten brauchen ein sehr gutes Spill ohne CE (China Export) Kennzeichen. Ca. 4 Schäkel dürfen ja jetzt noch draußen zu Wasser sein, damit der Anker so eben über Grund hängt. Da wir "vereinfacht" die Hypotenuse zu *Wassertiefe & Entfernung zum Anker" hieven, ist die resultierende Fahrt größer als die Geschwindigkeit des Hievens selbst & steigt durch die kleiner werdende Entfernung zum Anker, bis dieser nicht mehr hält. 1,4 kn ~ 2,6 km/h ~0,72 m/s. Ohne Hypotenuse. 270m: 0.72 m/s = 375 sec. ~ 6min 15sec. 8 Minuten haben wir ja. Passt. Schnelles Spill.
Der Drehimpuls kann so verstärkt worden sein, zugegeben.
Die Zeit ist aber mehr als "verdammt knapp" weil wir Fahrt ins Schiff hieven müssen, die Kette über Eck läuft und einiges an Gewicht am Spill hängt....
22:21 Anker auf. 22:22 Anker wieder klar zum Werfen.
Das Szenario ist für mich nicht undenkbar. Soweit stimme ich unter Vorbehalt zu.
Gewollt vom Kapitän ist es aber nicht.
Begründung:
Ausfall Hauptmaschine und Ruderanlage. Ankerspill funktioniert noch.
Imaginärer Über- Kapitän:
Zeit zu gewinnen. Mehr Zeit= mehr Optionen. Grobanalyse: was habe ich noch unmittelbar an Möglichkeiten in dieser Situation. Direktes Handeln. Was macht das Schiff? Informationen einholen (lassen). Das Schiff dreht in den Wind und stopt. Fallen Anker um der Drift in Richtung Land zu verhindern. Die Informationslage ergibt: Schiff ist nicht zu halten. Energie für Hauptantrieb ist nicht herstellbar. Anker auf! Wetterbedingungen nutzen, damit das Schiff in der verbleibenden Zeit möglichst weit in Richtung Land vertreibt.
Bis hierhin sind alle Über- Kapitäne.
Zu keiner gab es die Kontrolle über das Schiff nach der Kollision oder wurde wiedererlangt. Der Anker wurde nicht geworfen um das Schiff gezielt auf Grund zu setzen. Diese perfekte Landung (Strandung im Volksmund) und die Drehung war pures Glück. Errechne bitte mal ohne Tabellen (die es hierzu nicht gibt) und Erfahrungswerten (die du nicht garantiert nicht in Tabellenform/Rechnerkonform hast) mit wechselnden Windlasten (die du nicht im voraus kennst) und Strömung (keine absolut gültige Tabelle, sorry) deinen Zielort an dem du "perfekt" strandest.
Wenn Kapitän Schettino das konnte, ist er der beste! Der Überkapitän!
Das selbe Manöver geht aber auch ohne Anker. (Mein Schatz: Erfahrung...und nein, ich rechne vorher nichf.)
Gruß,
Haui