Alexander hat geschrieben:
Bist Du bereit, für Deine eigene Sicherheit den Tod anderer Menschen in Kauf zu nehmen?
Wenn ich in eine Bedrohungssituation gerate, in der mein Leben bzw. das meiner Besatzung in Gefahr ist, und alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind - JA!
Würdest Du dich nicht verteidigen, wenn Du entsprechend authorisierte und professionelle Kräfte an Bord hättest? Nein?
Alexander hat geschrieben:
Wir alle wissen um die Gefahren, die im betreffenden Seegebiet drohen. Dennoch fahren die Reedereien dort lang, weil es billiger ist, als den Umweg um das Kap der Guten Hoffnung zu fahren. Aber sorry, es zwingt keiner die Seeleute, auf einem Schiff bzw. bei einer Reederei anzuheuern, welches diese Route fährt. Insofern sollte jeder einigermaßen informierte Seemann wissen, auf was er sich da einläßt. Im Klartext: jeder Seemann hat es selbst in der Hand, ob er sich in diese Gefahr begibt. Würden es die Seeleute nicht tun, wäre die Notwendigkeit bewaffneter (und eben auch mal Murks bauender und damit unnötig Tote erzeugender) Kräfte an Bord gar nicht gegeben.
... tschuldigung, WIE BITTE?
Diese Aussage ist ja nun ganz großer ... absolut an der Realität vorbei.
Vielleicht trifft das auf die Handvoll deutscher oder mitteleuropäischer Seeleute noch zu. Aber der philippinische, burmesische, chinesische oder was-weiß-ich-woher stammende Seemann hat DAS mitnichten auch nur ansatzweise in der Hand.
Alexander hat geschrieben:
Ich finde es dennoch legitim, daß Du Dir um die Bedrohung des Lebens der Seeleute Sorgen machst, aber ändert das irgendetwas daran, daß jetzt und hier genau der Worst Case eingetreten ist, denn ein vermeintlicher Fachmann immer mehr oder weniger als unrealistisch abgetan hat?
Du nimmst für Dich also das Recht in Anspruch, Dich zu verteidigen? Okay, das ist Dein gutes Recht, Stichwort: Notwehr! Aber gerade dieser Fall hier zeigt doch deutlich, daß es eben nicht immer so einfach ist, eine Notwehrsituation richtig als solche zu erkennen. Hier war es offensichtlich keine, und dennoch wurde "sich verteidigt" (oder eben auch nicht)...
Alexander
Vielen Dank, daß Du mir meine gesetzlich verankerte Sorgfaltspflicht gegenüber meiner Besatzung zugestehst.
Ich stimme absolut mit Dir überein, daß es vermutlich
(denn momentan ist es nur eine Vermutung) in diesem Fall leider eine Fehleinschätzung gegeben hat.
Nur, welche Schlußfolgerung sollen wir daraus ableiten? Die alltägliche, reale und mittlerweile
mehrfach tödliche Gefahr, die für unbeteiligte, ebenso unschuldige wie alternativlose Seeleute besteht, zu ignorieren, weil (leider) die vereinzelte Möglichkeit besteht, dabei andere unbeteiligte Personen zu gefährden?
Wie war das mit dem Aufrechnen von Menschenleben ?
Um eins aber auch mal ganz klar zu stellen, ich bin absolut dagegen, das ein Handelsschiff an sich "bewaffnet" wird.
Waffen haben in den Händen der Besatzung nichts zu suchen!
Deshalb sollen diesen Part ja entsprechend ausgebildete Sicherheitskräfte, innerhalb eines klaren rechtlichen Rahmens, übernehmen.
Davon auszugehen, daß es dabei absolut keinen ptentiellen "Kollateralschaden" gibt, ist natürlich mehr als illusorisch.
Gruß
Peter
P.S.: Ich bin 4 Monate lang ausschließlich im Adengolf unterwegs gewesen. Immer die Runde Salalah - Aden - Djibouti - Hodeidah gemacht.
Ich habe die Bedrohungssituation dort also mehr als ausgiebig "geniessen" dürfen. Einschließlich einer abgebrochenen Verfolgung des eigenen Schiffes durch die Piraten, 4 Angriffe mit 2 Kaperungen anderer Schiffe aus Konvois heraus "live" über UKW mitgehört.