Scandlines-Verkauf

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Tim S.
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Re: Scandlines-Verkauf

Beitrag von Tim S. »

In der Tat. Letztlich geht es ums Geschäft. Läuft es, dann ist gut, wenn nicht, ist Veränderung angesagt. Da ist Schifffahrt ein ganz kühler Kaufmannszweig, wie jeder andere. Was hilft der Blick zurück, was hilft es mir, wenn ich beim Vorbeifahren an Langeland von Kiel aus nostalgisch an die wunderbaren Butterfahrten denke, bzw. die zahlreichen Fährlinien, die durch zollfreien Verkauf rentierlich waren. Auch alles weg. Schade drum, aber so läufts dann halt. Anders als in der DDR, obwohl, so anders auch nicht, denkt man ans Marketing der einstigen VÖLKERFREUNDSCHAFT z.B., ist Geld verdienen eben die maßgebliche Maxime. Aber nur verdientes Geld lässt sich auch wieder ausgeben und damit die Zukunft gestalten, auch in der Hafenwirtschaft und im Seeverkehr. Handel ist Wandel.
sailor1989
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Re: Scandlines-Verkauf

Beitrag von sailor1989 »

ich sehe auch keinen Grund hier, die Maximen der heutigen Zeit zu unterstützen.
Heute gibt es sowieso keine Errungenschaften und Leistungen mehr. Damals haben Menschen gekämpft um solche Linien möglich zu machen. heut ist alles selbstverständlich und damit egal und wird großkotzig mit den Füß0en getreten, vor allem von irgendwelchen raffsüchtigen und geldgierigen Investoren und Bankern, die beispielsweise nie gezwungen warne, Scandlines zu übernehmen. Aber sie tun es und verwursten es egoistisch für ihre Gewinnmaximierung.
Ohne jetzt gleich alles schwarzmalen zu wollen, glaube ich, das DIESER stil heutzutage nicht mehr lange gut geht. wie man an der mittlerweile jahrelangen Wirtschaftskrise sieht.

Deshalb sind mir wirtschaftliche Aspekte eigentlich egal, auch wenn ich weiß, dass sie anderen wichtig sind. Jeder rechnet auf den Cent aus, dass es billiger ist, wenn die LKWs über Dänemark fahren bspw, aber niemand denkt an Mehrbelastungen für die Umwelt etc. Mir braucht niemand zu erzählen, dass die zu transportierende Ware weniger geworden ist, aber alles wird in irgendwelche CO2-Schleudern wie Flugzeuge etc. gepackt und ab dafür...
Alexander
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Re: Scandlines-Verkauf

Beitrag von Alexander »

Ich denke, hier werden verschiedene Themen miteinander vermischt, die nicht zwingend etwas miteinander zu tun haben. Das ganz konkrete Thema "Routenverkauf durch Scandlines" wird mit eher abstraktem Geschimpfe auf den heutigen Stil der Wirtschaft verknüpft. Klar, es ist trendy, auf "raffsüchtige und geldgierige Investoren und Banker" zu schimpfen. Aber mit solch pauschaler Kritik macht man es sich zunächst mal sehr, sehr einfach und ignoriert so nebenbei ein wenig die Realität.

Unser derzeitiges Wirtschaftssystem ist zunächst mal so, wie es ist (ob gut oder schlecht, das sei dahingestellt). Wer sich unternehmerisch engagiert, muß sich zunächst mal damit arrangieren, da er, wenn er dies nicht täte, mittel- bis langfristig keine Chance auf Fortbestand seines Unternehmens hätte. Ein ganz typisches Beispiel sind viele (aber bei weitem nicht alle) Betriebe der ehemaligen DDR, die sich nur durch staatliche Unterstützung am Leben halten konnten un dann, nach der Wende, als diese entfiel, merkten, daß sie unter marktwirtschaftlichen Bedingungen nicht überlebensfähig sind. Ähnliches gilt z.B. für den Kohlebergbar an Ruhr und Saar. Auch hier hat man gemerkt, daß man auf Dauer nur am Tropf des Staates überleben kann - nachdem der Staat aber beschlossen hat, diese Unterstützung nicht mehr zu geben, wird diese Branche bis 2018 aussterben (bzw. ist in meiner Wohnregion, dem Saarland, seit Ende Juni 2012 bereits Geschichte).

Was ich damit sagen will: ein Unternehmen muß auf Dauer rentabel sein, wenn es am Markt bestehen will. Und das zunächst mal unabhängig von der Eigentümerstruktur. Ein Eigner erwartet zu Recht eine angemessene Rendite auf sein finanzielles Engagement, egal ob es sich um eine Privatperson oder um eine Investmentgesellschaft handelt. Ist diese dauerhaft nicht gegeben, wird er fast immer irgendwann die Reißleine ziehen.

Ausnahmen in gewissem Rahmen sind staatliche Unternehmen, wobei auch diese idealerweise sich selbst tragen sollten, denn auf Dauer kann es sich auch der Staat nicht erlauben, defizitäte Betriebe zu finanzieren (wobei es hier natürlich immer Ausnahmen geben wird, aber die Frage ist, inwieweit diese Ausnahmen irgendwann zur Regel werden - ich persönlich denke schon, daß sich der Staat im Wesentlichen auf die Daseinsvorsorge für seine Bürger beschränken sollte, also Ver- und Entsorgung, etc.). Ob z.B. eine Fährverbindung wie die Königslinie zur Daseinsvorsorge gehört, darüber kann man sich wohl streiten. In diesem konkreten Fall hat sich der Staat (über seine Tochter DB) dafür entschieden, daß dem nicht so ist - es erfolgte die Privatisierung von Scandlines.

Mal unabhängig davon, ob man diese als richtig oder falsch ansieht, müssen wir wohl davon ausgehen, daß sie derzeit für die Eigentümer nicht wirklich rentabel ist, denn würde man damit richtig Geld verdienen, würde man die Linie kaum verkaufen. Oder, ganz hart formuliert: die Geldgeber, die hinter den Kapitalgebern stecken, würden über kurz oder lang sogar diese der Untreue o.ä. beschuldigen, da deren Kapital irgendwann vernichtet werden würde. Insofern ist der Schritt zum Verkauf der Linien für die Investoren fast schon zwingend. Diese dafür zu verdammen, ist in meinen Augen allerdings falsch, denn die Frage, die sich aufdrängt, ist doch eine ganz andere: Gäbe es ohne diese Finanzinvestoren Scandlines überhaupt noch? Sprich: Hätte die DB damals keinen Käufer (3i mit 40 %, Allianz Capital mit 40 % sowie DSR/Arkona-Gruppe mit 20 %) gefunden, was wäre dann aus Scandlines geworden?

Bitte denkt mal da drüber nach, ehe Ihr (wie so viele) einfach nur auf "raffsüchtige und geldgierige Investoren und Banker" schimpft. Sicher, solche Schelte ist en vogue, jedoch trifft sie nicht immer den Kern der Sache, sondern zeigt häufig auch, daß die, die solche populistischen Argumente vorbringen, sich einfach keine tiefergehenden Gedanken machen, sondern einfach nur irgendwelche Floskeln nachplappern.

Alexander
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sailor1989
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Re: Scandlines-Verkauf

Beitrag von sailor1989 »

jaja, immer der sogenannte Populismus. Es gibt ihn vielerorts, sicher. Und schimpfen auf die Banker ist "in", das auch. Aber egal ob man es als populistisch oder nicht bezeichnet, hat es auch seinen Grund. Viele Argumente mögen falsch sein, aber im Kern entsteht das Problem in einer falschen Philosophie heutzutage. Da ist es egal, ob es um Renditen der Db, von 3i oder sonstwem geht.

Ich glaube nicht, dass die Königslinie im Minusbereich liegt, und schließe mich auch ansonsten Sassnitzer an.
Populismus ist meiner Meinung nach dann gegeben, wenn jemand eine Stimmung im Volk aufgreift und sie zu seiner Meinung macht, um die Zustimmung der breiten Masse zuhalten, verbunden mit einer pauschalisierenden, vereinfachenden Argumentationskette.
Ich denke, das trifft auf Sassnitzer und mich so nicht zu. Unsere Beweggründe liegen auch etwas anders. Wir hinterfragen nur die Motive der Investoren und ob sie objektiv vielleicht zu verstehen oder einfach nur, menschlich gesehen, raffsüchtig sind. Denn Populismus hin oder her: Rendite ist ja eine Frage der Erwartung. Wenn die Nationalelf 2006 fürs Halbfinale gefeiert wurde, wurde sie 2012 dafür zerrissen. Die Leistung ist dieselbe, aber fast keiner ist mehr zufrieden darüber. Ähnlich ließe es sicher auf Renditeerwartunegn überttragen.
Alexander
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Re: Scandlines-Verkauf

Beitrag von Alexander »

Sassnitzer hat geschrieben:Die Königslinie kann sich tragen, aber ist es dem Eigner genug? Fonds betreiben in der Regel Gewinnextremierung, koste es was es wolle.
...
Bedeutet: Die Königslinie könnte sich tragen und erhalten, aber genügt das dem Eigentümer, wer ist der Eigentümer. Investiert er auch in die Zukunft mit Material und Know-how.
Gewinnmaximierung ist ja im Prinzip nicht verkehrt, solange man dies mit einer langfristigen Strategie verbindet, d.h. das Ziel nicht die kurzfristige Rendite ist (sei es aufgrund eigener Gier, Shareholder-Value oder was auch immer), sondern langfristig der Gewinn des Unternehmens und damit das Unternehmen selbst gesichert werden soll. Eine Aussage wie "Fonds betreiben in der Regel Gewinnextremierung, koste es was es wolle" ist mir insofern zu pauschal. Sicher, wier alle haben damals die Müntefering'sche Heuschreckendebatte mitgekriegt, aber nicht jeder Finanzinvestor denkt tatsächlich so. Sicher, gerade bei solchen aus dem angelsächsischen Raum ist das häufig so, aber auch da nicht immer. Es gab und gibt auch immer wieder gegenläufige Beispiels (zum Glück). Und gerade bei deutschen Finanzinvestoren findet man doch häufig (wenn auch leider nicht immer) eine eher langfristig ausgelegte Strategie vor. Gerade Allanz Capital als Tochter der Allianz verfolgt, wenn man deren Geschichte verfolgt, tatsächlich eher langfristige Ziele. Wie es beim 2. Scandlines-Gesellschafter, 3i, ausschaut, vermag ich nicht so ganz zu beurteilen, allerdings sind die auch häufiger als Investor im Infrastrukturumfeld zu finden, und das deutet schon auf eine langfristige Strategie hin.

Zum Thema "Investieren in die Zukunft": Hier wären die genauen wirtschaftlichen Zahlen von Scandlines nötig, um eine Beurteilung abzugeben (und zwar nicht unbedingt der veröffentlichte Geschäftsbericht, denn ich denke, wir wissen beide, daß man hier durchaus einiges an "Bilanzkosmetik" machen kann). Gerade weil derzeit ja eher altes schwimmendes Material eingesetzt wird, stellt sich die Frage, ob der evtl. gegebene Investitionsstau überhaupt wirtschaftlich tragfähig behoben werden kann. Würde man in neue Schiffe für die Königslinie investieren, würde das zunächst mal neue Kosten (Abschreibungen, etc.) bedeuten. Bei evtl. sowieso schon sehr geringer bis gar nicht mehr vorhandener Rendite (dies ist pure Spekulation meinerseits, die sich auf der Absicht von Scandlines, die Linie loszuwerden, gründet) könnte das die Linie endgültig in die roten Zahlen führen. Andererseits ist halt fraglich, ob neue Schiffe zu einer stärkeren Auslastung und damit zu mehr Ertrag führen würden, denn - wie ich vor geraumer Zeit schon hier in diesem Thread mal erwähnt habe - hat die Verbindung gerade gegenüber HRO den Nachteil der deutlich schlechteren Anbindung (hinzu kommt die von irgendjemand Anderem erwähnte Konkurrenz durch das relativ nahe Swinemünde).

Im Klartext: Für mich ist fraglich, ob die Königslinie tatsächlich die Perspektive, sich langfristig selbst zu tragen, hat. Wenn ja, wäre eine Einstellung bedauerlich. Aber wenn die Perspektive wirklich so klar und deutlich vorhanden wäre, dann stellt sich als nächstes die Frage, ob die Leute bei Stena dann nicht auch in der Lage sein müssten, das zu erkennen? Wäre die Perspektive aber negativ, dann würde auch Scandlines die Linie, wenn sie nicht verkauft werden würde, über kurz oder lang einstellen (müssen). Wie heißt es so schön: "Reite nie ein totes Pferd!".
Sassnitzer hat geschrieben:Zuletzt: Zum Thema "populistische Argumente": Ich habe das Glück gehabt, ein wirtschaftliches Studium absolvieren zu dürfen und eine Managementausbildung. Ich arbeite auch in diesem Segment. Ich behaupte einfach, dass ich weiss wovon ich rede. Das Arguemnt Populismus ist ein Totschlagargument um andere, idR, in ihrer Argumentation zu demontieren.
Nicht zwingend. Es kann auch ein Hinweis darauf sein, daß die Argumentation nicht wirklich bis ans Ende durchdacht ist. Und es kann auch ein Hinweis darauf sein, daß die Argumentation tatsächlich in Teilen nur auf inhaltsleeren Floskeln aufbaut. Und wenn ich z.B. im letzten Beitrag von sailor1989 eine Formulierung wie "raffsüchtige und geldgierige Investoren und Banker" lese, dann ist das in all ihrer Pauschalisierung durchaus eine populistische Formulierung, die auf die derzeit modische Bankenschelte anspielt. Ich denke, daß Du mit Deiner Qualifikation durchaus weißt, daß solch pauschalisierende Äußerungen durchaus an der Realität vorbeigehen und Banken trotz all der sicherlich bei vielen Instituten gemachten Fehler durchaus eine wichtige und sinnvolle Aufgabe in unserem Wirtschaftssystem innehaben. Insofern mahne ich eine etwas differenziertere, aber auch realistischere Sichtweise an, denn unzulässige Pauschalisierungen haben leider immer den bitteren Beigeschmack des Populismus. Ehrlich gesagt mag ich auf solch einem BILD-Niveau dann eher nicht argumentieren.

Alexander
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Alexander
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Re: Scandlines-Verkauf

Beitrag von Alexander »

sailor1989 hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass die Königslinie im Minusbereich liegt, und schließe mich auch ansonsten Sassnitzer an.
Und genau da kommen wir auf den Kern dieser Diskussion: Du glaubst es nicht. Ich dagegen vermute[/b), daß es tendenziell so ist. Im Klartext: wir wisses es beide nicht. Und schon sind beide Seiten im Bereich der Spekulation. Also werden wir kein Ergebnis finden, solange wir keine Fakten haben. Und die zu kriegen dürfte schwer werden.

Also müssen wir uns auf Indizien beschränken. Und da wurde u.a. vor geraumer Zeit in diesem Thread mal die Entwicklung der Königslinie erwähnt. Da war u.a. von massivem Rückgang der Fracht- und Passagierzahlen die Rede. Das ist schon ein starkes Indiz und m.E. durchaus mit der verglichen mit Rostock mieseren Anbindung zu begründen. Dazu kommt dann noch die direkte Konkurrenz durch Polferries bzw. Unityline aus Swinemünde.

Nichtsdestottrotz würde mich mal interessieren, was Dich bzw. Sassnitzer zu dem Schluß kommen lässt, daß die Königslinie sich dauerhaft selbst tragen könnte. Die Tradition der Linie allein kann es wohl nicht sein...

Alexander
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sailor1989
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Re: Scandlines-Verkauf

Beitrag von sailor1989 »

Du hast natürlich absolut Recht, Alexander. Wir bewegen uns beide im Bereich der Spekulation.
Und das die Königslinie sich rentiert, is natürlich ein Wunsch bzw. Wunschdenken. In Wirklichkjeit kann sie natürlich im Minus liegen, sie kann sicher aber auch tragen. Wir wissen es beide nicht.

Aber von der Logik her (ohne irgendwelche Beweise): Läge die Linie schon länger im Minus, wäre sie sicherlich geschlossen worden, oder nicht?
Sie wird aber im Paket verkauft, mit vielen anderen Linien, also muss der Beweggrund ein anderer sein (zu geringe Rendite?). Natürlich können auch alle verkauften Linien im Minus sein, aber warum sollte Stena sie dann kaufen?. Vom logischen her erschließt sich mir also nicht, dass Sassnitz-Trelleborg rote Zahlen schreibt. Verstehst du was ich meine?

Ach ja, natürlich ist der Verkehr rückläufig. Das ist klar, aber wie ich oben schon geschrieben habe, kann ich mir nicht vorstellen, dass die Linie dadurch sich breits in den roten Zahlen bewegt. Kann NATÜRLICH alles falsch sein, da es ja nur Spekualtion ist!
sailor1989
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Re: Scandlines-Verkauf

Beitrag von sailor1989 »

Und nochmal zu meiner Aussage "raffgierige Investoren": Sie kommt sicherlich populistisch daher, aber:

Aus welchem Grund beteiligen sich Investoren wohl an einer Firma? Aus Menschenfreundlichkeit? Eher wohl zum Geld verdienen und zwar möglichst viel! Oder stimmt das etwa nicht?!!!!
Alexander
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Re: Scandlines-Verkauf

Beitrag von Alexander »

sailor1989 hat geschrieben:Aus welchem Grund beteiligen sich Investoren wohl an einer Firma? Aus Menschenfreundlichkeit? Eher wohl zum Geld verdienen und zwar möglichst viel! Oder stimmt das etwa nicht?!!!!

Siehe weiter oben in einem Beitrag: Wollen sie in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Geld rausziehen, oder verfolgen sie eher eine langfristige Strategie mit konstanter Rendite? Zweiteres würde nämlich schon wieder eine gänzlich andere Geschäftspolitik voraussetzen.

Und warum sollte Stena die Linien kaufen, auch wenn sie ggf. defizitär wären? Konkurrenz ausschalten könnte da durchaus ein Aspekt sein.

Wie schonmal erwähnt, würde ich mir ja wünschen, daß die Königsline bestehen bleibt, aber die Fakten sprechen leider gegen sie.

Welche Fakten meine ich? wie oben bereits erwähnt, primär die schlechtere Anbindung gegenüber HRO.

Zur Untermauerung meiner These der schlechteren Anbindung von Mukran gegenüber Rostock hab ich mal Google Maps eingeschaltet und die Route von verschiedenen Städten zu den beiden Häfen angeschaut. Ziel ist jeweils „Seehafen, Rostock“ bzw. „Fährhafen Sassnitz, Neu-Mukran“ (falls jemand nachrechnen will).

Und siehe da…

Von Saarbrücken aus nach Rostock 857 km (Fahrtzeit, allerdings mit PKW, 8.12 h), nach Mukran 981 km (Fahrtzeit 9.38 Min)

Von Berlin aus 233 km (2.16 h) gegenüber 305 km (3.17 h), von München aus 778 km (7.22 h) gegenüber 902 km (8.48 h), von Köln aus 609 km (5.48 h) gegenüber 733 km (7.15 h).

In puncto Anfahrt also ein deutlicher Nachteil der Königslinie gegenüber der Linie Rostock-Trelleborg. Bleibt als Vorteil für die Königslinie noch die kürzere Fahrtzeit (4 h) gegenüber der Strecke ab HRO (6 h).

Diese 4 h Vorteil können jedoch schon kritisch in Bezug auf die tägliche Ruhezeit der Fahrer werden.

(Kleiner Exkurs: Diese muß i.d.R. 11 h betragen, kann unter gewissen Bestimmungen ab und zu auf 9 h verkürzt werden.)

Wichtig ist hierbei aber folgende Regelung: „Die ungekürzte tägliche Ruhezeit kann in zwei Teilen genommen werden („splitting“), wobei der erste Teil einen ununterbrochenen Zeitraum von mindestens 3 Stunden und der zweite Teil einen ununterbrochenen Zeitraum von mindestens 9 Stunden umfassen muss.“ Rechnet man die Zeit heraus, die der Fahrer ggf. schon vor Abfahrt auf seinem LKW sein muß, kann es mit den 3 h eher schon knapp werden als mit den 6 h. Könnte sein, daß dies auch für die größere Akzeptanz von HRO gegenüber Mukran spricht (ist aber nur eine Vermutung bzw. die Meinung eines einzelnen, befreundeten Spediteurs, der seine LKW i.d.R. über HRO fahren lässt – ich denke, daß der Hauptgrund in der kürzeren Fahrtstrecke nach HRO und dem damit verbundenen deutlich geringeren Spritverbrauch liegt).

Eine Verbindung über die Königslinie müsste also wohl deutlich (!) billiger als die über HRO sein, um vor allem LKW anzulocken. Niedrigere Preise bedeuten weniger Einnahmen – und schon sinkt die Möglichkeit, in neue Schiffe zu investieren, da diese ja auch finanziert werden müssen (Abschreibungen). Alte Schiffe führen dann evtl. dazu, daß auch weniger Privatpersonen auf der Strecke fahren. Ein Teufelskreis…

Alexander
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Alexander
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Re: Scandlines-Verkauf

Beitrag von Alexander »

Sassnitzer hat geschrieben:Stena ist ein Familienunternehmen und persönlich an der Reederei interessiert. Behaupte ich einfach. Bei Scandlines geht es den Fonds um die nackten Zahlen. Behaupte ich einfach.
Mag sicher so sein, aber wie schonmal erwähnt, ist ein Fonds eben auch gegenüber seinen Geldgebern verpflichtet, das Maximum rauszuholen (da sich die Fondsbetreiber ansonsten evtl. selbst strafbar machen könnten) - ähnlich wie übrigens auch nicht in Privatbesitz befindliche Kapitalgesellschaften. Der private Unternehmer, der eben auch noch andere Aspekte als nur die Rendite einfließen lässt, ist dazu sicher ein gutes Gegenbeispiel, aber er ist halt leider im Fall von Scandlines als Alternativ-Investor zu Stena nicht in Sicht.
Sassnitzer hat geschrieben:Jeder kann seine Meining kundtun, nicht alles ist gleich populistisch.
Daß alles populitisch ist, hab ich ja auch nie gesagt, ich hab vielmehr klar erläutert, was ich für populistisch hielt. Und daran, daß solch pauschale Bankenschelte populistisch erscheint, halt ich auch fest. ;)
Sassnitzer hat geschrieben:So eine Reederei mit dieser Geschichte hat eben auch "Fans" und diese sehen vieles sehr persönlich, entsprechend können Meinungen auch u.U. emotionaler wiedergegeben werden.
Ist mir durchaus klar. Mag sein, daß ich als jemand, der weit weg wohnt, hier etwas nüchterner an die Sache rangehe, aber auch ich fände es, wie mehrfach erwähnt, schade, wenn es zum Aus für die Königslinie käme. Aber es gibt eben (leider) auch gute Gründe, die gegen die Verbindung sprechen (also primär aus Sicht der Kunden, mit denen wohl der meisten Umsatz gemacht wird, also der Speditionen - siehe meinen letzten Beitrag).

Alexander
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