Scandlines-Verkauf

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Overandout
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Re: Scandlines-Verkauf

Beitrag von Overandout »

Tja, früher waren die Fährverbindungen von D nach DK oder S reine Dienstleister des Staates für seine Bürger. Heute sind sie dem Wettbewerb ausgesetzt und müssen "über Null" fahren. Das ist mit der DB genauso. Eigentlich sollte sie ein reiner Dienstleister für den Bürger sein, um ihn von A nach B zu bringen. Wo aber heutzutage die Steuereinnahmen wegbrechen und sich ein Schuldenberg von enormer Größe aufgetan hat, da muss dann auch die Bahn anfangen, kostentragend zu bilanzieren.
Noch ein anderes Beispiel: Die fünf großen Stromkonzerne in D haben jahrzehntelang mit der "billigen" Kernkraft Milliarden Gewinne eingefahren. Da konnte man andere Posten in der Bilanz ruhig ein wenig vernachlässigen...Aber heute, wo...Energiewende...

Kurzum: Es gibt momentan fünf Fährverbindungen von D nach S. Mindestens eine davon wird imho in absehbarer Zeit wegfallen. Über die möglichen Gründe wurde sich ja hier schon ausgelassen.
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Overandout
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Re: Scandlines-Verkauf

Beitrag von Overandout »

Beim Passagiertransport darf man die Reise nach Skandinavien per Flugzeug auch nicht außer acht lassen. Die Preise sind da ja auch sehr kompetitiv.
Ja, und auch die steigende Anzahl der Fährverbindungen in Osteuropa sind nicht gerade förderlich für Sassnitz, Rostock &Co.
Aus der Perspektive eines Umweltschützers würde ich eine Reduktion des Schiffsverkehrs bzw. eine Konzentrierung des Verkehrs auch sehr beführworten.
Da sind wir dann auch wieder bei der BWL - Gegenrechnung, Kosten der Speditionen für die Anfahrt zum Terminal, Kosten für die Überfahrt, Kosten für den Fahrer, Maut usw.
Was ist besser für die Umwelt, denn darum muss es ja auch gehen, oder nicht?
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Tim S.
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Re: Scandlines-Verkauf

Beitrag von Tim S. »

Overandout hat geschrieben:Tja, früher waren die Fährverbindungen von D nach DK oder S reine Dienstleister des Staates für seine Bürger. Heute sind sie dem Wettbewerb ausgesetzt und müssen "über Null" fahren. Das ist mit der DB genauso. Eigentlich sollte sie ein reiner Dienstleister für den Bürger sein, um ihn von A nach B zu bringen. Wo aber heutzutage die Steuereinnahmen wegbrechen und sich ein Schuldenberg von enormer Größe aufgetan hat, da muss dann auch die Bahn anfangen, kostentragend zu bilanzieren.
Noch ein anderes Beispiel: Die fünf großen Stromkonzerne in D haben jahrzehntelang mit der "billigen" Kernkraft Milliarden Gewinne eingefahren. Da konnte man andere Posten in der Bilanz ruhig ein wenig vernachlässigen...Aber heute, wo...Energiewende...

Kurzum: Es gibt momentan fünf Fährverbindungen von D nach S. Mindestens eine davon wird imho in absehbarer Zeit wegfallen. Über die möglichen Gründe wurde sich ja hier schon ausgelassen.
Nun ja. Auch ein Dienstleister muss Gewinne einfahren, um Investitionen tätigen zu können. Das wurde in der DDR natürlich nicht getan und vieles runtergewirtschaftet. Und dass die DB als Staatsbahn ein reiner Genuss war, wird auch niemand erwarten. Also von daher hat das nichts mit Schuldentilgung zu tun, sondern mit Erhaltung von Zukunftsfähigkeit. Ein bestimmter Teil des Gewinns muss reinvestiert werden, so funktioniert ja auch der klassische Wirtschaftskreislauf: Unternehmen - Sparen - Investieren. Und dieselben Spielregeln hat die Schifffahrt, haben die Häfen, die Eigner, die Dienstleister vor Ort. Was das jetzt für die diskutierten Linien bedeutet, vermag ich aus der Ferne nicht zu beurteilen, aber, nochmal eine betriebswirtschaftliche Banalität - Handel ist Wandel...
Overandout
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Re: Scandlines-Verkauf

Beitrag von Overandout »

Tim S. hat geschrieben:
Overandout hat geschrieben:Tja, früher waren die Fährverbindungen von D nach DK oder S reine Dienstleister des Staates für seine Bürger. Heute sind sie dem Wettbewerb ausgesetzt und müssen "über Null" fahren. Das ist mit der DB genauso. Eigentlich sollte sie ein reiner Dienstleister für den Bürger sein, um ihn von A nach B zu bringen. Wo aber heutzutage die Steuereinnahmen wegbrechen und sich ein Schuldenberg von enormer Größe aufgetan hat, da muss dann auch die Bahn anfangen, kostentragend zu bilanzieren.
Noch ein anderes Beispiel: Die fünf großen Stromkonzerne in D haben jahrzehntelang mit der "billigen" Kernkraft Milliarden Gewinne eingefahren. Da konnte man andere Posten in der Bilanz ruhig ein wenig vernachlässigen...Aber heute, wo...Energiewende...

Kurzum: Es gibt momentan fünf Fährverbindungen von D nach S. Mindestens eine davon wird imho in absehbarer Zeit wegfallen. Über die möglichen Gründe wurde sich ja hier schon ausgelassen.
Nun ja. Auch ein Dienstleister muss Gewinne einfahren, um Investitionen tätigen zu können. Das wurde in der DDR natürlich nicht getan und vieles runtergewirtschaftet. Und dass die DB als Staatsbahn ein reiner Genuss war, wird auch niemand erwarten. Also von daher hat das nichts mit Schuldentilgung zu tun, sondern mit Erhaltung von Zukunftsfähigkeit. Ein bestimmter Teil des Gewinns muss reinvestiert werden, so funktioniert ja auch der klassische Wirtschaftskreislauf: Unternehmen - Sparen - Investieren. Und dieselben Spielregeln hat die Schifffahrt, haben die Häfen, die Eigner, die Dienstleister vor Ort. Was das jetzt für die diskutierten Linien bedeutet, vermag ich aus der Ferne nicht zu beurteilen, aber, nochmal eine betriebswirtschaftliche Banalität - Handel ist Wandel...
Ich habe doch einen Querverweis gegeben. Vor Zwanzig Jahren konnten so einige Staatseigene Betriebe, wie die DB oder der Scandlines Vorgänger leicht defizitär arbeiten, weil auf der anderen Seite ordentlich Steuereinnahmen rein kamen. Durch Steuersenkungen, Steuerschlupflöcher, Fall des Ostblocks, Globalisierung des Handels usw. und die Nichtbereitschaft vieler wohlhabender Bürger dieses Landes, ihre Abgaben an den Staat zu leisten, wurde dieses System natürlich gänzlich über den Haufen geworfen.
Nicht umsonst haben wir Schulden in Höhe von ~2 Billionen Euro. Aber, im Gegensatz dazu sind seit 2008(Wirtschaftskrise...) die Vermögen in D deutlich angestiegen und liegen momentan bei ~5 Billionen Euro. die Anzahl der Millionäre in D steigt seit einigen Jahren rasant an. Warum wohl?
Nun gut, das ist schon stark ot.
Keine Frage, wenn ich mich an die alten Zeiten in Rostock oder Travemünde erinnere, dann erschaudert es auch mich ein wenig. Entscheidend ist aber: Was hat sich wirklich gebessert? Die Anlagen, Schiffe bzw. Teile der Infrastruktur haben sich gebessert. Aber zu welchem Preis? Wo lagen die Investitionen von Scandlines? Bei allen Unternehmungen/Projekten wurde Scandlines großzügig mit Subventionen unterstützt. Trotzdem wurden in den fünf Jahren seit dem Besitzerwechsel, Hunderte Leute entlassen, es wurde Outsourcing bis zum Exzess betrieben oder der Linienverkehr ausgedünnt.
Warum war/ist es nicht möglich, Scandlines weiter staatlich zu betreiben? Man hätte die Subventionen dort investieren können. Also, warum?
Börsengang der Bahn? Übrigens wollten ja 3I und ACP Scandlines an die Börse bringen. Heute kann man über diesen Plan nur noch lachen.
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Shaylee
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Re: Scandlines-Verkauf

Beitrag von Shaylee »

Ich möchte euch noch,auf die derzeitige Sachlage der DB,in Bezug,auf die Bedienung des Fährhafens mit Güterzügen geben.
1.Die Strecke Rostock - Stralsund,wird nach jetzigen Stand,nicht mehr ausgebaut!( 2.Gleis )
2.Die Strecke Rostock bzw. Stralsund - Neustrelitz - Berlin,wird ab September ,wegen teilw. Neubau mehre Monate gesperrt!
Bleibt,dann ja nur noch die Strecke Stralsund - Pasewalk - Berlin,wie da die Auslastung ist,kann ich leider nicht sagen.
Eins ist Fakt,die meisten Güterzüge verkehren eh in der Nacht,wenn der Personenverkehr ruht.
Ralf
sailor1989
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Re: Scandlines-Verkauf

Beitrag von sailor1989 »

Oja, was die an Tonnage auf die Linie geworfen haben, so verglichen mit heute, ist schon krass. Aber das lässt sich ja auch kaum vergleichen mit heute.
So alle 5-10 Jahre gabs neue Schiffe, außerdem wurde die Linie doch mit 4-5 Schiffen bedient, teilweise reine Lastfähren.
Alexander
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Re: Scandlines-Verkauf

Beitrag von Alexander »

Sassnitzer hat geschrieben: Stimmt vom Prinzip, aber bezüglich der Fährlinie, hat die DDR (DR) regelmäßig investiert, Hafen wie auch Tonnage wurden am laufen gehalten. Regelmäßig wurden Neubauten eingesetzt, der Hafenneubau 1959 war ein Aushängeschild.
Wenn man ein Wirtschaftssystem hat, welches faktisch nur deshalb funktionieren kann, weil der Staat unendlich viel Geld zubuttert und somit die gesamte Volkswirtschaft schädigt, dann kann man das machen.

Wie war das noch gleich? Daß es am Schluß mit der DDR so rasch zu Ende ging, war auch (neben ganz vielen anderne Faktoren) der desolaten Wirtschaftslage geschuldet.

Alexander
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sailor1989
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Re: Scandlines-Verkauf

Beitrag von sailor1989 »

Sassnitzer hat geschrieben: nicht umsonst hat man soviel in die teure, teilweise sogar aus dem NSW Gebiet importierte, Schiffstechnik gesteckt.
Aber nicht immer ;)
Die Sassnitz I sollte in den 50er der Trelleborg I nachziehen, aber wurde erstmal ein Riesendesaster, weil man, um Geld zu sparen, keine Verstellpropeller hatte einbauen lassen. Außerdem wurde ein russisches Radar eingebaut, dass für Frachtschiffe und Fischerboot gedacht war, und ziemlich vorsintflutlich. Der Kapitän der Trelleborg war entsetzt ;)
Dann hat sie aber doch noch ein modernes Radarsystem ausm Westen bekommen :D
Alexander
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Re: Scandlines-Verkauf

Beitrag von Alexander »

Sassnitzer hat geschrieben: Wir sprechen hier ja gezielt über die Königslinie. Diese hat sich getragen (in der Literatur nachlesbar).
Rein interessehalber: Wo ist das nachzulesen? Würde mich mal interessieren...

... wobei ich mich schon frage, inwieweit das feststellbar ist. Es war ja nicht grade so, daß z.B. die DR oder Deutrans eine Wahl hatte, wie sie ihre Transporte von und nach Skandinavien abwickelten. Wenn auch hier die Obrigkeit alles vorgab, wäre es ein Leichtes gewesen, diese Route entsprechend "schönzurechnen".

Alexander
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sailor1989
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Re: Scandlines-Verkauf

Beitrag von sailor1989 »

Also ich habe ein paar Bücher (leider im Moment nicht zur Hand), aber meine mich zu erinnern, dass die Zahlen bis 1989 kontinuierlich gestiegen sind und 89 nochmal ein Rekord verzeichnet haben.
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