Hallo,
die Beinahe-Strandung der Viking Sky hat gezeigt, dass das Konzept des "Safe return to port" Grenzen hat, wenn z.B. die Antriebe ausfallen. Was ebenfalls sichtbar wurde, ist dass die Evakuierung mit Rettungsbooten nicht möglich war und das Abbergen mittels Hubschrauber nur sehr umständlich zu realisieren ist.
Es hat wohl Experimente mit Freifallrettungsbooten auf Kreuzfahrtschiffen gegeben, die aber nicht erfolgreich waren. Natürlich könnte man die Schiffe mit Hubschrauberlandeplätzen ausstatten, an Stelle der Winchbergungsplätze, was aber viel Platz kostet.
Wie kann man das Problem lösten? Was meint Ihr?
Im Seereisenporal ist ein neues Konzept von aufblasbaren Rettungsbooten mit Rutschen beschrieben, was wohl bei Tests auch in 10m hohen Wellen funktioniert hat. Könnte das eine Lösung sein?
https://www.seereisenportal.de/news/kre ... a17be6c053
Bergung vom Schiff in rauer See
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Re: Bergung vom Schiff in rauer See
Nach meiner Auffassung ist den Betreibern von Kreuzfahrtschiffen völlig wumpe, ob da Menschen im Seenotfall ein Boot finden. Es werden Beiboote zum ausbooten für Tagesausfluge gebraucht. Ansonsten stören die Beiboote die Reihen von Balkons, die kommerziell wichtig sind.
Garsvik
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Re: Bergung vom Schiff in rauer See
Also dass es den Betreibern völlig wumpe sei, halte ich für falsch. Alles, was dem Ruf schadet, wird in der Branche sehr sensibel aufgenommen, und selbst kleinere Vorfälle werden eben drum ja im Regelfall großzügig entschädigt. Das schlimmste, was passieren kann, sind ja größere Havarien mit Personenschäden. An Bord der Schiffe gibt es ja insgesamt mehr als genug Rettungsmittel, vor allem Rettungsinseln. Die Konstellation wie vor Norwegen war natürlich ein sehr unglückseliges Szenario, und tatsächlich hätte es ja auch einen schlimmeren Ausgang nehmen können. Wobei ich mal annehme, dass bei dem Tempo, mit dem dort die Evakuierung aus der Luft erfolgte, auch im Falle einer Strandung die Menschen rechtzeitig von Bord geholt worden wären, bevor das Schiff womöglich auseinandergebrochen oder gekentert wäre. Rettungssysteme mit Schläuchen wie bei der Feuerwehr gibt es ja bereits auf manchen Fähren zumindest, damit Rettungsinseln oder Boote je nach Gefahrenlage sicher erreicht werden können.
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Re: Bergung vom Schiff in rauer See
Hier ist eine Viking Pressemitteilung zum Schlechtwettertest des LifeCraft: https://www.viking-life.com/en/news-con ... est-at-sea
Zum Link von Tim gibt es einen Widerspruch bezüglich der Wellenhöhe. Kreuzfahrt News spricht von Wellenhöhe, gCaptain von signifikanter Wellenhöhen (arithmetrisches Mittel aus dem höchsten nach Wellenhöhe geordneten Drittel der Wellen). Beide haben die gleichen Zahlenwerte, 3,6 m und 4,6 m.
Die Windgeschwindigkeit betrug in Böen bis zu 18 m/sec (unterster Bereich von Bft 8)
Die Testanforderungen des DNV GL beträgt wohl 3 m signifikante Wellenhöhe. Der relativ niedrige Wert erschließt sich mir nicht. Hier ein weiteres Foto vom Test. https://www.cruiseindustrynews.com/imag ... 00x534.jpg
Es ist auf den ersten Blick ein erfolgversprechenders System als das Aussetzen von Rettungsbooten. Ich kann nicht beurteilen, ob die Kriterien des Schlechtwettertests auch den Einsatz bei Bft 11 und mehr erlauben.
Ein Hubschrauberlandeplatz taugt nur bei Fahrt in Küstennähe.
Ich denke SRtP ist der richtige Ansatz. Bei der derzeitigen Entwicklung der Passagiere pro Schiff sollte man eine Evakuierung möglichst zu vermeiden suchen. Aisher scheint man das Motorenversagen aus motortechnischen Gründen nicht auf dem Schirm gehabt zu haben, also sollte man dort ansetzen.
Ich kenne mich mit Kreuzfahrtschiffen nicht aus. Die Hochseeschlepper, die ich besucht habe, hatten separate Tagestanks für Marinediesel und HFO, an Tagestanks für Schmieröl erinnere ich mich nicht. Das sollte die Verunreinigung durch Bodensatz ausschließen
Schmieröl-Tagestanks könnten das Versagen ala Viking Sky vermeiden. Hoch und schmal ausgeführt könnte ein Abreißen der Ölversorgung bei heftigem Schwappen verhindert werden. Sie wären nicht groß, laut MAN Datenblatt beträgt der Ölverbrauch ca. 0,6 g/kWh, im Fall der Viking Sky also ca. 350 kg/Tag.
Gruß, Volker
Zum Link von Tim gibt es einen Widerspruch bezüglich der Wellenhöhe. Kreuzfahrt News spricht von Wellenhöhe, gCaptain von signifikanter Wellenhöhen (arithmetrisches Mittel aus dem höchsten nach Wellenhöhe geordneten Drittel der Wellen). Beide haben die gleichen Zahlenwerte, 3,6 m und 4,6 m.
Die Windgeschwindigkeit betrug in Böen bis zu 18 m/sec (unterster Bereich von Bft 8)
Die Testanforderungen des DNV GL beträgt wohl 3 m signifikante Wellenhöhe. Der relativ niedrige Wert erschließt sich mir nicht. Hier ein weiteres Foto vom Test. https://www.cruiseindustrynews.com/imag ... 00x534.jpg
Es ist auf den ersten Blick ein erfolgversprechenders System als das Aussetzen von Rettungsbooten. Ich kann nicht beurteilen, ob die Kriterien des Schlechtwettertests auch den Einsatz bei Bft 11 und mehr erlauben.
Ein Hubschrauberlandeplatz taugt nur bei Fahrt in Küstennähe.
Ich denke SRtP ist der richtige Ansatz. Bei der derzeitigen Entwicklung der Passagiere pro Schiff sollte man eine Evakuierung möglichst zu vermeiden suchen. Aisher scheint man das Motorenversagen aus motortechnischen Gründen nicht auf dem Schirm gehabt zu haben, also sollte man dort ansetzen.
Ich kenne mich mit Kreuzfahrtschiffen nicht aus. Die Hochseeschlepper, die ich besucht habe, hatten separate Tagestanks für Marinediesel und HFO, an Tagestanks für Schmieröl erinnere ich mich nicht. Das sollte die Verunreinigung durch Bodensatz ausschließen
Schmieröl-Tagestanks könnten das Versagen ala Viking Sky vermeiden. Hoch und schmal ausgeführt könnte ein Abreißen der Ölversorgung bei heftigem Schwappen verhindert werden. Sie wären nicht groß, laut MAN Datenblatt beträgt der Ölverbrauch ca. 0,6 g/kWh, im Fall der Viking Sky also ca. 350 kg/Tag.
Gruß, Volker
- Stephan Giesen
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Re: Bergung vom Schiff in rauer See
Sehe ich auch so. Ich bin zwar weiß Gott aus eigener Erfahrung mit der Sicherheitspolitik der Kreuzfahrtreedereien alles andere als einverstanden, aber das bezieht sich nicht auf die vorhandenen Rettungsmittel, sondern vielmehr auf den Ausbildungsstandard der sog. Rankings (also Nicht-Offiziere), die aber im Notfall erheblich dazu beitragen, die Paxe sicher in die Boote zu bringen.Tim S. hat geschrieben: ↑Do 4. Apr 2019, 10:56 Also dass es den Betreibern völlig wumpe sei, halte ich für falsch. Alles, was dem Ruf schadet, wird in der Branche sehr sensibel aufgenommen, und selbst kleinere Vorfälle werden eben drum ja im Regelfall großzügig entschädigt. Das schlimmste, was passieren kann, sind ja größere Havarien mit Personenschäden. An Bord der Schiffe gibt es ja insgesamt mehr als genug Rettungsmittel, vor allem Rettungsinseln. Die Konstellation wie vor Norwegen war natürlich ein sehr unglückseliges Szenario, und tatsächlich hätte es ja auch einen schlimmeren Ausgang nehmen können. Wobei ich mal annehme, dass bei dem Tempo, mit dem dort die Evakuierung aus der Luft erfolgte, auch im Falle einer Strandung die Menschen rechtzeitig von Bord geholt worden wären, bevor das Schiff womöglich auseinandergebrochen oder gekentert wäre. Rettungssysteme mit Schläuchen wie bei der Feuerwehr gibt es ja bereits auf manchen Fähren zumindest, damit Rettungsinseln oder Boote je nach Gefahrenlage sicher erreicht werden können.
Mit den Schläuchen meinst Du sicher das MES (Marine Evacuation System). Das ist aber nur für Rettungsinseln anwendbar, nicht für die Boote. Ein Großteil der modernen Kreuzfahrtschiffe hat so ein System auch an Bord, wobei dies zumeist für die Rettung der Crew gedacht ist (im schlimmsten Fall schließt das aber natürlich die Paxe nicht aus).
Mit maritimen Gruß
Stephan
Stephan