hallo Elbinsel,Elbinsel hat geschrieben:Das Schiff, in seinem beklagenswerten Zustand, hat einen sicheren Hafen erreicht. Und das ist gut so.
Dieses sollte der Zeitpunkt sein, an dem wir auch noch einmal an die getöteten Seeleute und ihre Familien, die sie hinterlassen haben, denken.
Ja, der eine Seemann gilt offiziell noch als vermisst. Aber wer sich die MSC FLAMINIA anschaut, wird zugeben müssen, daß, wer sich im Bereich der ausgebrannten Abschnitte befunden haben mag, keine Überlebenschancen besaß. Denn die Gewissheit, die sterblichen Überreste desjenigen bestatten zu müssen, mag für die Hinterbliebenen leichter zu ertragen sein als die ewig andauernde Ungewissheit über seinen Verbleib.
Und nun sollen die Ermittler der Staatsanwaltschaft und der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchungen (BSU) eine gute Arbeit verrichten und mögen sie auch hoffentlich die Ursache dieses Feuers finden. Nach der HANJIN PENNSYLVANIA (2002), der HYUNDAI FORTUNE (2006) und der CHARLOTTE MAERSK (2010) haben wir es vielleicht auch hier wieder mit einem Ladungsbrand mit beinahe katastrophalen Ausmaßen zu tun. Die Containerschiffe werden immer größer bei einer nahezu gleichbleibenden Anzahl von Besatzungsmitgliedern. Ein Mehr an Containerkapazität an Bord der Schiffe ist aber auch gleichbedeutend mit einer wachsenden Anzahl von beförderten Gefahrgutcontainern, die sich an Bord befinden. Womit ich nicht sagen will, daß es nur die Gefahrgutcontainer wären, die als Ursache in Frage kommen.
Jetzt waren es nur 150 Container, die sich an Bord der MSC FLAMINIA befunden haben. Es fahren heute bereits auch Containerschiffe gleicher Größe mit 500 Gefahrgutcontainern und mehr an Bord über die 7 Weltmeere. Man kann sagen, daß die heutige Berufsschifffahrt das nicht geringe Restrisiko unseres globalisierten Weltwirtschaftssystems trägt.
Ich hoffe daher, daß die Ursachenforschung in diesem Falle erfolgreich ist und solche Ergebnisse hervorbringt, die dieses Risiko in absehbarer Zeit ein wenig geringer werden lässt.
Gruß
Elbinsel
schöner Beitrag von dir. Neben der Ursachenforschung sollten meiner Meinung nach die verantwortlichen Stellen / Organisationen (z.B. IMO) darüber nachdenken, ob die Brandschutzausrüstung auf Containerschiffen noch zeitgemäß ist. Im Prinzip sind die Schiffe doch noch technisch auf dem Stand von 1980 (oder sogar davor) d.h. es gibt lediglich die normalen Wasserschläuche und ein paar Schutzanzüge.
Feuerlöschmonitore mit Schaum sind nicht vorhanden, HAPAG hatte soetwas mal eine Zeitlang in den 70/80 Jahren.
Auch sollte die Vorgehensweise des Brandschutztrupps überdacht werden. Bei den HANJIN PENNSYLVANIA sind genau diese Leute zu Schaden gekommen, ja sie haben vermutlich den Brand / die Explosion erst weiter ermöglicht durch das Öffnen der Laderaumtür (Sauerstoffzufuhr). Der Verdacht liegt zumindest nahe, dass ähnliches auf der MSC FLAMINIA geschehen sein könnte. Vermutlich müsste die zukünftige Strategie sein, sofort den Verschlusszustand herzustellen und den Laderaum mit CO2 oder anderen geeigneten Mitteln zu fluten ohne vorherige Kontrolle des Raumes. Man mag dabei gelegentlich mal mit Kanonen auf Spatzen schiessen, das ist aber allemal besser als der Verlust von Menschenleben sowie Schiff und Ladung.
Gruß