Costa Concordia Havarie 13.01.2012

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BernhardH
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012

Beitrag von BernhardH »

xtom1973 hat geschrieben:
Eddie001 hat geschrieben:
Frage: Notbeleuchtung = mit Notstrom betriebene normale Beleuchtung?
In geschlossenen Räumen ist Notbeleuchtung i.d.R. ein gesonderter Stromkreis (Batterie oder Notdiesel) mit gesonderter Beleuchtung. Im Aussenbereich ist Notbeleuchtung eher normale Beleuchtung mit wahlweise regulärer und Notstromversorgung.

Auf den Bildern sind alle Kabinen dunkel und alle Rettungsbereiche hell. Da wohl nicht jede brav ihre Kabinenbeleuchtung ausgemacht hat nachdem sie ihre Schwimmweste aus der Kabine geholt hat kann man davon ausgehen das hier die Beleuchtung auf Notfall, d.h. Notstrombetrieb, geschaltet war.
Jens.G
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012

Beitrag von Jens.G »

Peter Hartung hat geschrieben: Auch die Costa-Reederei widersprach Schettino, der gesagt hatte, ein Manager habe die Unglücks-Route nahe der Insel Giglio verlangt. „Dieses Manöver war nicht autorisiert. Wir waren darüber nicht informiert“, hatte Costa-Chef Pierluigi Foschi im Senat erklärt. Schettino habe das allein entschieden.

Der Costa-Manager Roberto Ferrarini gab an, Schettino habe ihn gebeten, eine gemeinsame Version für den Ablauf der Ereignisse den Behörden gegenüber abzustimmen. Das habe er abgelehnt. Schettino habe angeben wollen, dass das Schiff nach einem Stromausfall auf Grund gelaufen sei, erklärte Ferrarini."
Moin Peter,

da würde ich nichts überbewerten. Für mich sieht das eigentlich nur danach aus, das beide Seiten versuchen, mit dem Allerwertesten so komfortabel wie möglich an die Wand zu kommen. Der Kapitän ist sicher letztendlich der, der die Verantwortung dafür übernehmen muss, das Schiff gegen den Felsen gefahren zu haben. Der Reederei werden Vorgaben zu den "Verneigungen" schwer bis gar nicht nachzuweisen sein, auch wenn diese spektakulären Vorbeifahrten irgendwie gewollt gewesen sein sollten (was ich für gar nicht sooo abwegig halte). Gerade der letzte Absatz lässt für mich die Vermutung zu, das der Kapitän auf Grund der durch die Reederei gemachten Vorgaben ein gewisses Entgegenkommen erwartet. "Nicht nur ICH brauche jetzt ein bisschen Rückendeckung, weil ich gerade ein Schiff versenkt habe, sondern WIR müssen jetzt sehen, wie wir aus der gemeinsam verbockten Geschichte wieder herauskommen." So würde ich das interpretieren - oder warum sollte Kpt. Schettino sonst der Meinung sein, überhaupt mit der Reederei über eine abgestimmte Version sprechen zu müssen? Da dürfen wir wohl noch eine Weile neugierig bleiben.
Gruß Jens
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Schwarzfuss
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012

Beitrag von Schwarzfuss »

Hallo Kollegen und "Landratten". An letztere habe ich folgende Info.
Auf dem "Fahrgastschiff" auf dem ich einige Jahre als leidender Ing. gefahren bin war es so, dass bei Ausfall der Spannungsversorgung (Black Out) sofort der Notdiesel
übernahm und die Versorgung folgender Geräte sicherstellte: Notbeleuchtung des gesamten Schiffes (eigene Stromkreise), Speisung einer(von zwei) Rudermaschinen, Spannungsversorgung der Bootswinden, Versorgung der nautischen Verbraucher (Radar, Funk usw. bzw. derren Batterieladegeräte), Versorgung des Hydraulikagregats für W.D Schotten und Haltespannung der Feuertüren. Eine Versorgung der Ankerwinde war nicht gegeben! Wie es im einzelnen auf der CC war kann ich natürlich nicht sagen !

Gruß Schwarzfuss
xtom1973
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012

Beitrag von xtom1973 »

Evakuierung mit Hindernissen: "Wie geht denn dat Boot hier runter?!"

http://www.youtube.com/watch?v=tTHwz9CfZqU

So nicht.
RolfW
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012

Beitrag von RolfW »

Hallo Forum,
ich möchte noch mal in die Diskusion von "Bernd U" und "Globus" zu den Kesseln auf der CC einsteigen:
Globus hat geschrieben:
Bernd U hat geschrieben:Mich wuerde mal interessieren,bei wieviel Schräglage der Ölkessel an Bord noch funktioniert?
Sollte er im trockenen Teil des Maschinenraums sein,muesste es doch moeglich sein,mit Hilfe von Kettenzuegen und Flexleitungen ihn wieder in Betrieb zu nehmen.
Mfg Bernd


Mit Kettenzügen und flex. Leitungen????!!!!


Was soll da denn passieren?? Was willst Du denn mit Kettenzügen??? Weißt Du überhaupt, was ein Kessel ist??????

Der Kessel dieses Schiffes ist so groß wie ein kleines Einfamilienhaus. Und er wird bei dieser Schräglage auf Störung (Wassermangel) abgeschaltet haben.
Und der Kraftstoff muß mindestens 100 Grad vorgewärmt sein. Der Kessel läuft auf Schweröl.
Und die Speisewasserpumpe, die ihn auffüllt,läuft nicht ohne Strom.-


Bunkervorwärmung geht nur extern.

Gerade auf Kreuzerfahrern gibt es in der Regel nicht nur einen sondern mehrere Kessel. Man vermeidet damit das man nur von einem Kessel abhängig ist und dise können dann kleiner sein und passen damit besser in den Keller.
Als Beispiel einmal die Albatros 2x Ölgefeuerte Kessel mit je 12,5 eigengewicht und 8,5 m³ Wasserinhalt sowie 4x Abgaskessel.

Da die ALbatros um einiges kleiner ist als die CC ist kann man wohl davon ausgehen das auf der CC einiges mehr zubewegen wäre.
Die Wassermangelsicherung kann sicherlich austricksen und Strom für die Pumpen könnte extern zugeführt werden.
Die Ölgefeuerten Kessel laufen nicht nur auf Schweröl, auch Diesel oder Gasöl wird verfeuert.

Allerdings kann ich mir nicht vorstellen das bei dem Chaos unter Deck es ratsam ist die Bordeigenen Leitung und Armatuen zubenutzen.Es muß ja auch zugänglich und bedienbar sein! Und eh der Dampf in den Tankheizungen ankommt sind davor noch viele Meter Rohrleitungen und Ventile.

Von daher bin ich auch der Meinung das eine Vowärmung nur extern erfolgen kann.

Einen schönen Abend noch,
Rolf
Haui
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012

Beitrag von Haui »

Flari hat geschrieben: Danach greift der Anker um ca. 22:08 und wird nach dem Aufstoppen wieder eingeholt.
Gegen 22:17 dürfte der Anker wieder aus dem Grund gebrochen worden sein.
Danach blieb der Kurs konstand, die Lage drehte aufgrund des Drehimpulses noch ein wenig weiter, die Fahrt ging auf 0,7kn zurück.
Moin Flari,
Also:
Anker fallen und langsam totfieren. Zeit hier nicht bekannt/ unerheblich.
Anker greift um 22:o8.
Nun sofort das Kommando Anker hieven.
Winde starten, einkuppeln, Bremse lösen. 22:o9, weil professionelle Crew und keine Verständigungsschwierigkeiten, Beginn des Hievens.
Alles was geht hieven. Ca. 10 Schäkel/ 270 m in 8 Minuten brauchen ein sehr gutes Spill ohne CE (China Export) Kennzeichen. Ca. 4 Schäkel dürfen ja jetzt noch draußen zu Wasser sein, damit der Anker so eben über Grund hängt. Da wir "vereinfacht" die Hypotenuse zu *Wassertiefe & Entfernung zum Anker" hieven, ist die resultierende Fahrt größer als die Geschwindigkeit des Hievens selbst & steigt durch die kleiner werdende Entfernung zum Anker, bis dieser nicht mehr hält. 1,4 kn ~ 2,6 km/h ~0,72 m/s. Ohne Hypotenuse. 270m: 0.72 m/s = 375 sec. ~ 6min 15sec. 8 Minuten haben wir ja. Passt. Schnelles Spill.
Der Drehimpuls kann so verstärkt worden sein, zugegeben.
Die Zeit ist aber mehr als "verdammt knapp" weil wir Fahrt ins Schiff hieven müssen, die Kette über Eck läuft und einiges an Gewicht am Spill hängt....
22:21 Anker auf. 22:22 Anker wieder klar zum Werfen.
Das Szenario ist für mich nicht undenkbar. Soweit stimme ich unter Vorbehalt zu.
Gewollt vom Kapitän ist es aber nicht.
Begründung:
Ausfall Hauptmaschine und Ruderanlage. Ankerspill funktioniert noch.
Imaginärer Über- Kapitän:
Zeit zu gewinnen. Mehr Zeit= mehr Optionen. Grobanalyse: was habe ich noch unmittelbar an Möglichkeiten in dieser Situation. Direktes Handeln. Was macht das Schiff? Informationen einholen (lassen). Das Schiff dreht in den Wind und stopt. Fallen Anker um der Drift in Richtung Land zu verhindern. Die Informationslage ergibt: Schiff ist nicht zu halten. Energie für Hauptantrieb ist nicht herstellbar. Anker auf! Wetterbedingungen nutzen, damit das Schiff in der verbleibenden Zeit möglichst weit in Richtung Land vertreibt.
Bis hierhin sind alle Über- Kapitäne.
Zu keiner gab es die Kontrolle über das Schiff nach der Kollision oder wurde wiedererlangt. Der Anker wurde nicht geworfen um das Schiff gezielt auf Grund zu setzen. Diese perfekte Landung (Strandung im Volksmund) und die Drehung war pures Glück. Errechne bitte mal ohne Tabellen (die es hierzu nicht gibt) und Erfahrungswerten (die du nicht garantiert nicht in Tabellenform/Rechnerkonform hast) mit wechselnden Windlasten (die du nicht im voraus kennst) und Strömung (keine absolut gültige Tabelle, sorry) deinen Zielort an dem du "perfekt" strandest.
Wenn Kapitän Schettino das konnte, ist er der beste! Der Überkapitän!
Das selbe Manöver geht aber auch ohne Anker. (Mein Schatz: Erfahrung...und nein, ich rechne vorher nichf.)
Gruß,
Haui
BlueWater
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Registriert: Mi 10. Nov 2010, 11:19

Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012

Beitrag von BlueWater »

Mal wieder eine fundierte Analyse Haui. Hut ab.
(bin hier seit über einem Jahr stiller Leser :-) )

Möchte aber mal eine kleine Randbemerkung beisteuern, die mir schon seit Tagen durch den Kopf geht.
Haui hat geschrieben:Diese perfekte Landung (Strandung im Volksmund) und die Drehung war pures Glück.
War es letztendlich wirklich gut, daß er so zu liegen kam?
M.E. begünstigte gerade die Landung auf dem Felsriff die starke Krängung.
Und neben den organisatorischen und disziplinarischen Problemen der Crew (der Fisch stank ja offenbar vom Kopf an bis zur Mitte) war es doch gerade diese Krängung die ein wassern der Rettungboote so schwer, teilweise unmöglich machte. s.a. das Infrarotbild wo die Leute wie Ameisen über den Schiffsrumpf krabbeln um überhaupt in Wasser/Boot-Nähe zu kommen.
Auch innerhalb des Rumpfes hatten es die Leute bei der Schräglage erheblich schwerer überhaupt zu den Sammelpunkten zu gelangen.

Daher meine Frage an euch, wäre bei senkrechtem Sinken (ggf. unterstützt durch Querflutungskanäle) eine geordnetere Evakuierung mit deutlich weniger Opfern möglich gewesen? Was meint ihr?
Der Wassereinbruch hielt sich ja offenbar einige Zeit soweit in Grenzen, daß sie nicht wie ein Stein sank.
Ich denke, man hätte mehr Leute zügiger herausbekommen und die 50m mehr Uferentfernung sind kein Thema WENN denn die Leute erstmal in den Booten sind.
Auch wenn der Kahn nach komplettem Absaufen dann natürlich schwieriger bis gar nicht mehr zu bergen wäre. Aber ob und wie sie ihn jetzt wegbekommen steht ja auch noch in den Sternen ...


xtom1973 hat geschrieben:
Frage: Notbeleuchtung = mit Notstrom betriebene normale Beleuchtung?
Wo ist der Unterschied? In beiden Fällen wäre das Notstromaggregat die Quelle. ;-)
Da die Kabinen komplett dunkel, die Sammelplätze aber sehr hell erleuchtet sind, dürfte es Notfallbeleuchtung sein.
-- Freund der Schifffahrt
Garsvik
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012

Beitrag von Garsvik »

BlueWater hat geschrieben:Mal wieder eine fundierte Analyse Haui. Hut ab.
(bin hier seit über einem Jahr stiller Leser :-) )

Daher meine Frage an euch, wäre bei senkrechtem Sinken (ggf. unterstützt durch Querflutungskanäle) eine geordnetere Evakuierung mit deutlich weniger Opfern möglich gewesen? Was meint ihr?
Der Wassereinbruch hielt sich ja offenbar einige Zeit soweit in Grenzen, daß sie nicht wie ein Stein sank.
Ich denke, man hätte mehr Leute zügiger herausbekommen und die 50m mehr Uferentfernung sind kein Thema WENN denn die Leute erstmal in den Booten sind.
Auch wenn der Kahn nach komplettem Absaufen dann natürlich schwieriger bis gar nicht mehr zu bergen wäre. Aber ob und wie sie ihn jetzt wegbekommen steht ja auch noch in den Sternen ...

Da die Kabinen komplett dunkel, die Sammelplätze aber sehr hell erleuchtet sind, dürfte es Notfallbeleuchtung sein.
Es ist doch generell anzunehmen, das Schiffe mit einem Loch im Rumpf langsam vollaufen. Der Verzicht auf Längsschotten lässt das Schiff lange aufrecht bleiben. Eine rechtzeitige Evakuierung hätte ermöglicht, noch in allen Räumen nach uninformierten und verwirrten Menschen nachzusuchen - das hätte sicherlich die Anzahl der Opfer reduziert.

Garsvik
wolfgang b
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012

Beitrag von wolfgang b »

Laienfrage:
Wenn ein Schiff langsam volläuft, sinkt damit auch die Kentergefahr ?
Niklas
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Re: Costa Concordia Havarie 13.01.2012

Beitrag von Niklas »

Ich kann Hauis Analyse nicht ganz nachvollziehen.

Abgesehen von der Frage, ob die Ankerwinden überhaupt über die Notschalttafel mit Strom versorgt werden können, was ich bezweifle, ist die angenommene Hievgeschwindigkeit von 10 Schäkeln in nicht einmal 10 Minuten einfach zu hoch gegriffen, das Hieven hätte viel länger gedauert. Außerdem bleibt die Frage, warum die Rudermaschinen ausgefallen sein sollten, wenn diese an der Notstromversorgung hängen, gibtt es da Belege für oder ist das eine Vermutung?
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