Ich habe mal versucht, die Situation für mich persönlich realistisch zu analysieren. Das ist zwar sehr hypothetisch, aber ich denke hier waren auch schon einige in grenzwertigen (lebensbedrohlichen) Situationen, genau wie ich. Man darf so eine Situation ruhig mal überdenken, für mich hat das als zweimal in meiner Kindheit aus dem Wasser geretteter sogar ne sehr persönliche Note.BlueWater hat geschrieben: War es letztendlich wirklich gut, daß er so zu liegen kam?
Das Szenario "offene See" ist aber (glaube ich) nicht realistisch, weil vermutlich Schlepper gekommen wären, die die CC in Landnähe gedrückt hätten. Oder wie verfährt man in so einem Fall?
Es gibt also 2 Havarie-Varianten: das, was geschah und das antriebslose Treiben der CC auf offener See:
Ich nehme an, daß die Krängung "nur" so weit ging, wie sie nach der Wende war und auf offener See eventuell austariert wäre.
Also angenommen, der Kahn wäre antriebslos 200, 300 Meter vor Giglio getrieben. Man hätte beidseitig Rettungsboote zu Wasser lassen können. Trotzdem gibt es vermutlich immer Leute, die aus Panik ins Meer springen (200? 300?). Dabei muß man beachten wie nah das rettende Ufer mit seinen Lichtern ("ist ja nicht weit") zu sein scheint und Rettung suggeriert. Zumindest bei Unerfahrenen. Dazu die Rettungsschiffe, die schon vor dem Kahn lagen (das wäre ja weiter draussen auch so gewesen), "die werden mich schon irgendwie aufsammeln" und die zu diesem Zeitpunkt ruhige See!
Damit haben dann die Retter ein noch größeres Problem (Dunkelheit!). Im Ergebnis wären stundenlang Rettungshubschrauber übers Meer geflogen um nach "halbtot" treibenden Passagieren zu suchen und hätten die Kapazität für die mögliche Bergung von der CC begrenzt. Wie lange dauert es, bis Wassertemperaturen um 14 Grad gefährlich werden? 30 Minuten? Eine Stunde?
Hand aufs Herz: wer wäre von euch mit Schwimmweste ins Meer gesprungen, wenn stundenlang nichts vorwärtsgeht? Das erscheint vor dem Hintergrund ja fast als bessere Option: erst crasht der Kahn mit Wassereinbruch, was für viele Kreuzfahrer "zu Recht" undenkbar ist und mit Sicherheit zu den "unwahrscheinlichsten" aller denkbaren Situationen gehört. Anschließend wartet man ne Stunde im oder vor den Rettungsbooten, währenddessen man widersprüchliche Durchsagen und Anweisungen zu hören bekommt und auch die phantasievollen Gerüchte von anderen Passagieren hört. Dann muß man mit ansehen, daß die Mannschaft vollbesetzte Rettungsboote nichtmal zu Wasser bringt (siehe Video) und andere Passagiere bereits über Bord springen.
Also ich gehöre weder zu den Helden noch den Hasenfüssen, aber ich hätte mich schon gefragt, welcher Film das eigentlich ist, fürchterlich geflucht und wäre irgendwann den anderen hinterhergesprungen.
Spätestens im kalten Wasser, oder wenn das Ufer trotz aller Anstrengung einfach nicht näher kommen will, hätte ich allerdings noch mehr geflucht. Von da aus ist es mit zunehmender Auskühlung nicht mehr weit bis zur totalen Verzweiflung.
interessanter Artikel:
http://de.wikipedia.org/wiki/Verzweiflung
Die Strandung bringt demgegenüber eine gewisse Beruhigung, man ist ja "fast an Land". Ich nehme also weiterhin an, daß diese Situation viele, vielleicht sehr viele Menschenleben gerettet hat. Einwände, Kritik und Meinungen sind wie immer erwünscht.