Die SARPEN (http://www.sarpen.nu/) gehört mit Baujahr 1892 zu den Oldies der Sail. Sie lag als 5. Schiff in einem 6er-Päckchen auf Höhe des Lokschuppens im Stadthafen, was „zufälligerweise“ nur einen 5-minütigen Fußmarsch von uns zu Hause bedeutete. Sie ist 30 m lang, hat 225 m² Segelfläche und ihr Heimathafen ist Simrishamn in Südschweden. Die sehr nette Besatzung bestand aus schätzungsweise 8-10 Mann, von denen einer deutsch mit sehr schönem skandinavischen Akzent sprach, mit dem Rest konnte man sich auf englisch unterhalten. Nachdem es den ganzen Nachmittag geregnet hatte, hörte es pünktlich zum Ablegen um 1900 auf. Wohl auch aufgrund des Wetters waren nur ca. 15 Gäste an Bord. Bei einer 3-stündige Fahrt aus dem Stadthafen raus war es vorher klar, dass wir nicht lange auf der Ostsee sein werden (man muss da pro Richtung schon knapp über 1 Stunde einplanen). Wie wollten auch nur den Sonnenuntergang vor Warnemünde sehen, und das hat glücklicherweise noch funktioniert.
Der Preis waren günstige 25 Euro pro Nase. Käuflich zu erwerben gab es zu trinken u.a. Wein und gezapftes Bier, zu essen selbstgemachte Rote Beete-Rindfleisch-Kartoffelsuppe (wohl als Überbleibsel vom Abendbrot der Crew). Als diese alle war, hat der Koch extra noch 2 Portionen Nudeln mit Würstchen und Salat gemacht. Alles für jeweils 2 Euro, soweit ich mich erinnern kann.
Hier noch einige Schnappschüsse. Da ich vor der Abfahrt etwas pessimistisch war was das Wetter anging, ließ ich meine Kamera zu Hause und konnte nur mit Handy knipsen.




Am nächsten Tag stand dann die Fahrt mit der MARCO POLO (http://www.reese-seetouristik.de/infos_zum_schiff.html) an, ebenfalls knappe 30 m lang und 280 m² Segelfläche. Liegeplatz im Päckchen neben der SARPEN. Das Schiff wurde 1944 in Schottland gebaut und fährt bis heute, O-Ton vom Skipper: „aus Tradition unter britischer Flagge und nicht unter der der Bananenrepublik Deutschland“. Die MARCO POLO gilt absichtlich nicht als Traditionsschiff, da der Eigentümer damit seine Familie ernährt und Traditionsschiffe keinen Gewinn einfahren dürfen. Daher auch die relativ kleine, deutsche Besatzung von gerade mal 4 Mann (helfende Hände beim Segel setzen usw. sind also gerne gesehen) und die Beschränkung bei der Anzahl der Gäste auf 12 Leute. Wusste ich vorher nicht, hat mich aber gefreut. Wie auch auf der SARPEN gab es also genug Platz an Bord, was man von einigen anderen Schiffen, die man unterwegs gesehen hat, nicht immer behaupten konnte. Ebenfalls erfuhr ich, dass die Teilnehmerschiffe der Hanse Sail, im Gegensatz zur Kieler Woche z.B., keine Liegeplatzgebühren an die Stadt bezahlen müssen. Noch dazu können die Besatzungen kostenlos Bus und Bahn fahren, haben freien Eintritt zu Museen sowie in den Zoo und kriegen einen Restaurantbesuch bezahlt.
Das Wetter war den ganzen Tag über sonnig und warm. Von den 7 Stunden waren wir 4 auf der Ostsee östlich des Fahrwassers vor Markgrafenheide. Wie auch am Abend davor war kaum Wind, vllt. Bft 2, und unter Segeln ging es nur schleppend voran. Aber wir hatten ja Zeit. Trotzdem gab es relativ hohen Wellengang, sodass man sein Bier schon festhalten musste.
Preislich lag die Ausfahrt bei 86 Euro pro Person. Darin enthalten ein Begrüßungsgetränk (Glas Sekt oder Saft), zum Mittag aufgewärmte Nudel-Hühnersuppe aus der Dose + Rote Grütze (oder so was ähnliches) und später ein kleines Stück Kuchen + Kaffee. Käuflich erwerben konnte man verschiedene Getränke, z.B. Flaschenbier und (wie angekündigt) leckeren Caipirinha. Auch das vermeintliche Begrüßungs-Fischbrötchen war nicht inklusive. Hier einige Bilder, soweit es mir möglich ist mit Angabe zumindest einiger Schiffsnamen.

MORGENSTER

AMADEA

J.R. TOLKIEN

DELPHIN

MECKLENBURG-VORPOMMERN, GORCH FOCK




HANSINE, ZUIDERZEE

MERCEDES

BANJAARD, TRE KRONOR AF STOCKHOLM

TRE KRONOR AF STOCKHOLM, HOPPET AV BRANTEVIK

ERNESTINE

ARTEMIS

LOTH LORIEN, ATLANTIS

ATLANTIC


MARE FRISUM, APHRODITE, STAD AMSTERDAM, KRUZENSHTERN

APHRODITE, GREIF

SEDOV

ATLANTIS, HENDRIKA BARTELDS

SANTA BARBARA ANNA, DE ALBERTHA, SANTA MARIA MANUELA

ROALD AMUNDSEN


Fazit: Grundsätzlich haben sich beide Fahrten gelohnt. Die Besatzungen waren beide nett, wobei die Schweden in meiner persönlichen Sympathieskala vorne liegen. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis fand ich auf der SARPEN besser, allerdings fahren dort insgesamt wohl bis zu 40 Leute mit, wo es dann sicherlich etwas enger wird. Auf der MARCO POLO hat man natürlich mit den maximal 12 Gästen eine gewisse „Exklusivität“, die auf der Hanse Sail selten ist und natürlich etwas mehr kostet.
Leuten mit kleinem Geldbeutel, die die Sail Atmosphäre mal vom Wasser aus erleben wollen, empfehle ich, direkt vor Ort ab Mittwochabend die Augen aufzuhalten. An fast jedem Liegeplatz wird noch versucht, die letzten Tickets zum Mitsegeln zu Last Minute Preisen an den Mann / die Frau zu bringen. Ganz kurz vor knapp kann man sicherlich auch noch verhandeln. Wer auf ein bestimmtes Schiff will oder nur samstags Zeit hat, sollte den Vorverkauf auf der Hanse Sail Homepage oder direkt bei den Schiffen nutzen.