Anfang April gab es in der Nordsee-Zeitung bereits einen Bericht, in dem verschiedene Varianten für die Erhaltung des Schiffes präsentiert wurden.
Nordsee-Zeitung vom 04.04.2016 hat geschrieben:
Lösung 1: Das Schiff in eine Stahlhülle packen. Das bedeutete eine Dockzeit von mindestens sechs Monaten. Verbaut werden müssten zwischen 6.000 und 8.000 Tonnen Stahl. Bereits während der Dockung würde der Trocknungs- und Schrumpfungsprozess des Holzes beginnen. Vor Aufsetzen einer Stahlhülle müsste das Holz daher behandelt werden. Durch Luftbefeuchter im Bereich der Bilge müsste außerdem über Jahre die Trocknung fortgeführt werden. Bevor der Stahlrumpf gelegt werden kann, müsste der Rumpf saniert werden und unter anderem auch Spanten ausgetauscht werden. Insgesamt würde durch diese Variante der Ist-Zustand eingefroren. Geschätzte Kosten für einen 20 Millimeter dicken Stahlrumpf, eine neue Takelage und den Innenausbau: 6,7 Millionen Euro.
Lösung 2: Die hölzerne Bark in ein Betonbett im Hafen eingießen. Ein Alternativvorschlag ohne nähere Erläuterungen.
Lösung 3: Die "Seute Deern" unterhalb des Zwischendecks durchtrennen. Den oberen Teil an Land aufstellen, das marode Unterschiff entsorgen. Allerdings müsste vorher untersucht werden, ob im Holz Schadstoffe gebunden sind und als Sondermüll entsorgt werden müssen. Die Schadstoffuntersuchung und Abwrackkosten soll ein Gutachter ermitteln.
Lösung 4: Variante 3 umsetzen und als neues Schiff die "Gorch FockI" vom Eignerverein Tallship Friends in Stralsund kaufen (800.000 Euro), das Schiff sanieren (geschätzte Kosten: 2 Millionen) und als "Seute Deern"-Ersatz in den Alten Hafen legen.
Lösung 5: Nichts tun. Die Frage, was in solch einem Fall passieren würde, habe während der Sitzung nicht beantwortet werden können, heißt es im Protokoll. Wegen drohender Umsturzgefahr müssten aber auf alle Fälle aus Sicherheitsgründen die Masten erneuert werden.
Wie man sieht, ist der Holzrumpf mehr als morsch und scheinbar nicht mehr zu retten. Man hat sich an dem Schiff schon mehrfach versucht, was nicht unbedingt zum Vorteil war. Ich erinnere mich daran, dass der Kiel mit Luftkissen ausgerichtet und anschließend mit einem Stahlkorsett stabilisiert werden musste. Bei einem Stahlrumpf würde man neue Platten draufschweißen - nieten kann heute auch keiner mehr. Prinzipiell ließe sich auch ein Holzrumpf erneuern, aber bei der Dimension des Schiffes ausreichend Holz zu finden, das verwendbar ist, dürfte problematisch sein. An Kuttern und kleinen Segelschiffe werden ständig Spanten und Beplankungen ausgetauscht. Die Nordische Jagt "Grönland", die ebenfalls zur Flotte des Deutschen Schiffahrtsmuseums gehört, ist regelmäßig in Ditzum, um den Rumpf ausgebessert zu bekommen. Nur einen Dreimaster aus Holz hat schon lange keiner mehr in den Fingern gehabt. In Bremerhaven ist der Umstieg vom Holz- auf Stahlschiffbau Ende des 19. Jahrhunderts erfolgt und der Bau der "Elisabeth Bandi" mit einem Holzrumpf im Jahr 1919 dürfte auch mehr aus Sachzwängen resultiert haben. Der Kahn aus Kiefernholz(!) war von Anfang an undicht, was für hölzerne Segelschiffe nicht untypisch ist, aber in diesem Fall scheint es in den ursprünglichen Heimatgewässern mehr als gewöhnlich gewesen zu sein. Die geringeren Temperaturen und der geringere Salzgehalt von Nord- und Ostsee sollen das Problem abgemildert haben.
Doch wie soll man sich eine Rettung des denkmalgeschützten größten hölzernen Schiffes vorstellen? Sind die Lösungsvorschläge wirklich so, dass man behaupten könnte, das Schiff gerettet zu haben? Und vor allem muss man den Millionenaufwand bedenken, den jede Maßnahme bedeuten würde. Das Deutsche Schiffahrtsmuseum ist mit der Erhaltung der Museumsflotte mehr als überfordert - nicht nur finanziell sondern auch personell. Deswegen muss man überlegen, die Schiffe in irgendeiner Art und Weise aus dem Verwaltungssumpf herauszulösen und in einer Stiftung zu überführen, die sich dem maritimen Erbe widmet und auch für neue Schiffe offen wäre. Problemfälle bleiben aber auf Dauer die "Seute Deern" als auch der Dampfeisbrecher "Wal" der Schiffahrts-Compagnie e.V.
Gruß
Ingo