
Dieses Foto mit freundlicher Genehmigung von und Copyright by: Daniel R.
Nach einer Flug- und Bahnanreise voller Missgeschicke, Verspätungen, ausgesetzter Züge und ähnlichem war es dann Donnerstagabend, kurz vor Mitternacht, als ich endlich vor dem Gate-House des DP-World Container Terminals in Southampton angekommen war.
Die Abfertigung am Gate verlief problemlos und der Security-Mitarbeiter entschuldigte sich schon fast dafür, dass er mein Gepäck durchsuchen müsse.
Als er damit fertig war, fuhr auch schon der Shuttlebus vor und brachte mich auf das Terminalgelände.
Da lag sie, als ein beeindruckend großer Schatten erkennbar, die Ulsan Express. Ich hatte mich seit dem Ende des vergangenen Jahres auf diese Reise gefreut. Es hatte dann aber noch bis Anfang Februar gedauert bis „alles in trockenen Tüchern“ und final abgesegnet/bestätigt war.
Nun sollte ich bis Hamburg mitfahren wo wir, fahrplangemäß, am Dienstag den 21.02.2017 ankommen sollten.
Ich bezog noch meine Kammer im E-Deck und fiel todmüde ins Bett.
Freitag 17.02.2017
Zum Frühstück ging es in die Offiziersmesse im B-Deck.

Der Steward hatte, sehr zu meiner Freude, am „Kapitänstisch“ für mich mit eingedeckt. Kaum hatte ich Platz genommen, erschien der 1. Offizier zum Frühstück und erkundigte sich sofort danach wie meine Anreise gewesen wäre und ob mit meiner Kammer alles in Ordnung sei.
Auf einem Schiff der Hamburg-Express-Klasse ist so viel Platz in der Accomondation, dass selbst eine „Reservekammer“ wie ich sie bezogen hatte, unglaublich groß und obendrein sehr wohnlich eingerichtet ist.
Während des Frühstücks entspann sich ein höchst interessantes Gespräch mit dem Chiefmate. Wir klärten schon mal in groben Zügen ab, welche „Freiheiten“ ich an Bord haben würde und was ich lieber bleiben lassen sollte.
Nach dem Frühstück ging ich wieder hoch aufs E-Deck um mir, vom dortigen Freideck aus, die Ladearbeiten anzuschauen. Ich beobachtete, dass die Gantry, die hinter der Accomondation arbeitete, dort größere Mengen an unbeladenen Flatracks absetzte, einzelne Flatracks wieder herausnahm und andere wieder hineinstellte. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich mir keinen Reim auf dieses Handeln machen, nahm mir aber vor, beim Mittagessen, nachzufragen was es damit auf sich haben könnte.
Kaum war ich auf meiner Kammer angekommen klingelte dort das Telefon. „Chiefmate hier. Wir bekommen gleich Special-Cargo an Bord. Ich habe Ihnen im Bord-Office einen Helm auf meinen Schreibtisch gelegt. Wenn sie Fotos machen wollen, seien sie in spätestens 10 Minuten draußen an der Gangway an der Steuerbordseite.“.
Also: In Windeseile rein in die warmen Klamotten und Treppabwärts. Bordoffice? Wo war das noch ? Gestern, bei meiner Ankunft hatte ich dort meinen Reisepass beim diensthabenden, 2. Offizier abgegeben. Im A-Deck wurde ich fündig, die Tür stand offen und auf einem Schreibtisch lag ein Helm bereit.
Soweit war nun alles geregelt, aber wie komme ich nun auf der Steuerbordseite nach draußen. Der Schiffsmechaniker-Azubi der mich gestern Abend an der Gangway abholte, hatte mir noch gesagt, dass es auf dieser Schiffsklasse auf dem Upper-Deck nur einen Ausgang nach Backbord geben würde. Aber irgendwie waren wir ja dann doch von Steuerbord in die Accomondation gekommen. Also Treppabwärts. Ein Deck Tiefer: Die Umkleide für die Deckscrew und kein Ausgang. Noch ein Deck Tiefer: Die Deckel der Heavyfuel-Vorratstanks und auch kein Ausgang. Noch weiter runter: Fahrstuhl-Serviceraum „No Admittance“.
Was war ich froh, als mir im Treppenhaus der Bord-Elektriker entgegenkam. Wir stellten uns vor und der Elektriker muss wohl meinen, leicht verzweifelten, Gesichtsausdruck bemerkt haben und fragte mich ob er mir behilflich sein könnte. Als er hörte, dass ich den Ausgang nach Steuerbord aufs Deck suchte, musste er dann doch schmunzeln und erklärte mir, dass ich jetzt noch 2 Stockwerke nach oben müsse. Dort würde ich dann die Tür nach draußen finden, draußen dann eine Treppe nach unten und ich würde genau vor der Gangway stehen.
Ich hatte es gerade noch rechtzeitig geschafft, auf dem Terminal wurde gerade die erste Yacht herangefahren.

Eine werksneue Sunseeker Predator 68. Bestimmungsort: Jebel Ali, Vereinigte Arabische Emirate.
Mit einem Blick in den Laderaum hinter der Accomondation sehe ich das Ergebnis des „Flatrack-Tetris“ aus den Morgenstunden.

Während ich am Fotografieren bin, treffe ich auf den Chiefmate der die Verladungsarbeiten des „Special Cargo“ überwacht. Der Chiefmate bittet mich darum nicht runter auf das Terminal zu gehen um dort zu fotografieren. Die Stevedores wären erfahrungsgemäß „not amused“ wenn dort jemand „rumturnt“ während gerade Sonderladung verladen wird. Er würde mir aber bescheid geben , und mit mir zusammen in den Laderaum gehen sobald alles sicher verzurrt wäre. Mit Ausnahme des Laderaumes hätte ich, an Bord, ansonsten freie Hand was die Fotopositionen angeht.
Ich hatte, wissend um das allgemeine Fotografierverbot auf Terminals, ohnehin nicht vorgehabt das Schiff zu verlassen. Die Perspektiven von hier oben sind mehr als beeindruckend.


Während gerade die erste Yacht „einschwebt“,



kommt auch der Kapitän nach draußen. Ich stelle mich vor und es entspinnt sich ein, sehr angeregter und intensiver Klönschnack. Nachdem ich mich beim Kapitän für die großen Freiheiten die ich an Bord genieße und für den Anruf des Chiefmates bzgl. Special Cargo, bedankt habe, entgegnet dieser, dass ich großes Glück hätte, denn derartige Ladung wäre auch für sie sehr außergewöhnlich.
Zu diesem Zeitpunkt haben wohl alle Beteiligten noch keinerlei Ahnung was für großartige Dinge sich in den kommenden Tagen noch für mich ergeben sollten.
Im Laderaum ist man gerade dabei den Laschplan zu diskutieren


Und die Lagerböcke gegen verschieben zu sichern

während auf dem Terminal schon die zweite Yacht heranrollt

Ebenfalls eine Sunseeker, jedoch „nur“ 54 Fuß lang.




Nachdem im Laderaum alles gelascht ist, nimmt der Chiefmate mich dann mit nach unten.
Dort angekommen erhalte ich noch eine, sehr interessante, Erläuterung zu den erforderlichen Laschkräften und den Übergabezeitpunkten bzgl. der Haftung und Verantwortlichkeit für die Ladung.



Ich bedanke mich beim Chiefmate für die interessanten Infos und auch nochmals für den Anruf bzgl. Special-Cargo. Grinsend ,bekomme ich zur Antwort „Als nächsten Programmpunkt haben wir, gleich nach dem Mittagessen, einen Rettungsbootdrill geplant. Wenn sie das ansehen wollen, bitte dann an der Backbord Musterstation einfinden“.
So geht es nach dem Mittagessen gleich zur Musterstation an Backbord.



Das Rettungsboot wird bemannt und meine Kamera geht mit an Bord des Rettungsbootes.


Nachdem das Rettungsboot dann abgelassen und ausgeklinkt ist,

entstehen von dort aus dann einige Bilder mit gänzlich ungewohnten Blickwinkeln.







Das Rettungsboot wird wieder eingeklinkt und an Bord geholt

um dann dort wieder gelascht zu werden


Beim Abendessen erfahre ich, dass es morgen Nachmittag nach Antwerpen losgehen soll.
Draußen ist es inzwischen dunkel und ich bin den ganzen Tag nicht dazu gekommen einige Fotos der Container-Verladearbeiten zu schießen. Also beschließe ich dieses dann morgen, gleich nach dem Frühstück in Angriff zu nehmen.
PS: Die weiteren Tage folgen dann, sobald ich sie fertig geschrieben habe