Hochseebergungsschlepper

ebe
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Hochseebergungsschlepper

Beitrag von ebe »

Hallo!
Ich bin neu hier und bitte um Verständnis, falls ich mich ungeschickt anstelle …
Wie wird auf einem Hochseebergungsschlepper, der einen Havaristen "an der Leine" hat, verfahren, wenn man merkt, dass man sich verschätzt hat, der Havarist also entweder zu schwer ist oder das Wetter für Schlepper und Havaristen gefährlich? Wird man die Trosse kappen? Die Trosse von der Winde rauschen lassen?
Freue mich auf Informationen.
Gruß,
ebe
mücke
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Re: Hochseebergungsschlepper

Beitrag von mücke »

Moin und willkommen im Forum,

für sowas gibt es den Thread "Alles was es zu Schleppern zu sagen und zu fragen gibt" ;)

Für die Hochseeschlepper, insbesondere die Notschlepper ist in der Regel kein Schiff zu schwer. Die NORDIC zum Beispiel hat knapp über 200t Pfahlzug, damit lassen sich auch die großen Brocken kontrollieren. Und selbst wenn, auch wenn der Schlepper dann vielleicht ein bisschen zu schwach ist ist es immer noch besser als kein Schlepper.
Ich denke, was mit der Verbindung passiert wenn es zu gefährlich wird ist abhängig von der Situation. Einen Draht zu kappen ist natürlich gefährlicher als ihn einfach ausrauschen zu lassen. Letzteres ist dagegen schwierig weil das Ende des Drahtes im Normalfall noch mit der Windentrommel verbunden ist. Sollte es bei schlechtem Wetter allerdings mal so gefährlich werden dass die Verbindung getrennt werden muss, kann es auch gut sein dass der Draht dann schon von allein bricht weil er überlastet wird.
Fahre zwar zur See, bin aber nicht im Schleppgeschäfft tätig, lasse mich also gern korrigieren wenn jemand mehr Ahnung davon hat.
Gruß vom Lande
Niklas

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ebe
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Re: Hochseebergungsschlepper

Beitrag von ebe »

Danke, Niklas!
Das mit dem Thema habe ich inzwischen auch verstanden :? Ich hatte "Antworten" falsch interpretiert und suchte vergeblich nach "Neue Frage stellen".
Kann man meinen Beitrag vielleicht dahin verschieben???

Danke für Deine Info. Die Frage stellte sich mir, weil ich grade einen Roman übersetze, worin ein Bergungsschlepper, der für so einen großen "Job" eigentlich zu schwach auf der Brust ist, sich an der Aufgabe verhebt und dann kommt noch ein Sturm auf. Es wird vorgeschlagen: "... to slacken off that winch and release the tow …" beziehungsweise: "...slacken off the towline and release the tug from the wreck …"
Ich vermute mal, man kann den Schleppdraht an einer Stelle trennen: Ein kürzeres Stück bleibt dann am Havaristen hängen, den Rest kann man wieder auf die Winde spulen.

Ich möchte mich ungern mit laienhaften Formulierungen blamieren, deshalb wäre es echt schön, wenn noch Informationen kämen.
Gruß,
ebe
mücke
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Re: Hochseebergungsschlepper

Beitrag von mücke »

Natürlich kann man die Verbindung trennen, ist halt je nach Situation die Frage wie. Man könnte versuchen den Draht soweit einzuholen dass man an einen Schäkel kommt um ihn zu öffnen. Alternativ auch einfach den Draht mit einem Trennschleifer kappen, was aber enorm gefährlich sein kann, je nach Zug auf dem Draht. Den ganzen Draht von der Winde laufen zu lassen wäre dann nur die aller letzte Maßnahme, weil das dann auch einen enormen Wertverlust bedeuten würde, denn man natürlich verhindern möchte.
Gruß vom Lande
Niklas

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Burkhard
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Re: Hochseebergungsschlepper

Beitrag von Burkhard »

Na, da lest euch mal bei Wikipedia oder Herrn google ein, was 1978 mit der AMOCO CADIZ geschah- von wegen, für einen Hochseeschlepper sei in der Regel kein Schiff zu schwer. Der Captain der PACIFIC kam letztlich noch vor Gericht, wurde aber frei gesprochen. Wie heißt es doch so schön- shit happens

Burkhard
Garsvik
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Re: Hochseebergungsschlepper

Beitrag von Garsvik »

Wenn die Last eine große Windangriffsflaeche hat und es heftig stürmt, dann geht es insgesamt in entgegengesetzte Richtung. Last vorweg und Schlepper hinterher. Bei Schleppern mit typischerweise wenig Auftrieb im Heckbereich kommt dann reichlich Wasser über. Dann ist es besser, die ca. 1 km lange Trosse zu kappen als die Stabilität des Schleppers zu riskieren.

Hochseeschleppen ist weit weniger riskant, wenn man Schlechtwettergebieten ausweicht.

Garsvik
Alexander
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Re: Hochseebergungsschlepper

Beitrag von Alexander »

Garsvik hat geschrieben: So 29. Jul 2018, 21:11 Hochseeschleppen ist weit weniger riskant, wenn man Schlechtwettergebieten ausweicht.
Eine triviale Weisheit, die aber leider daran krankt, daß der Bedarf für Bergungsschlepper wohl eher selten bei bestem Wetter auftritt. ;-)

Alexander
Meine Schiffsfotos bei Fotocommunity: http://home.fotocommunity.de/squarerigg ... 4&g=240434
KaiR
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Re: Hochseebergungsschlepper

Beitrag von KaiR »

Bei dem schief gegangenen Maersk Schleppzug als die beiden Schiffe im Schlepp gekentert waren, hat der Kapitän auf der Maersk Battler einfach Gas gegeben und so die Schleppleine überlastet, dass sie brach.

Google „Maersk battler accident report“
Grüße,

Kai
Tim S.
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Re: Hochseebergungsschlepper

Beitrag von Tim S. »

KaiR hat geschrieben: Mo 30. Jul 2018, 20:59 Bei dem schief gegangenen Maersk Schleppzug als die beiden Schiffe im Schlepp gekentert waren, hat der Kapitän auf der Maersk Battler einfach Gas gegeben und so die Schleppleine überlastet, dass sie brach.

Google „Maersk battler accident report“
Also meiner Erinnerung nach hatten beide Schleppanhänge, weil sie parallel gekoppelt durch schwere See gezogen wurden und die Fender dies nicht aushielten, so schwere Schäden beim Aneinanderschlagen erlitten, dass es zu Wassereinbrüchen und dem nachfolgenden Untergang kam.
ebe
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Re: Hochseebergungsschlepper

Beitrag von ebe »

@alle: Danke! Eure Antworten haben mich doch etwas sachkundiger gemacht!
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