MSC Zoe verliert Container in der Nordsee

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Garsvik
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Re: Unglücks-Thread

Beitrag von Garsvik »

In einem räumlich begrenzten Gebiet mit eher geringer Wassertiefe wird man die Container und viel vom Inhalt sicherlich problemlos aufsammeln können. Eine Katastrophe ist das sicherlich nicht.

Wie ist das eigentlich mit der Stapelbarkeit von 40' Containern? Ich hab mal was von 6 übereinander gelesen. Bei den großen Schiffen stehen da aber 10 und mehr übereinander. Wann kollabiert der unterste? Und so dieser kollabiert, dann sind doch alle obendrauf durch die Haltestangen nicht mehr gesichert?

Neugierig, Garsvik
bonito
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Re: Unglücks-Thread

Beitrag von bonito »

Garsvik hat geschrieben: Fr 4. Jan 2019, 12:18 In einem räumlich begrenzten Gebiet mit eher geringer Wassertiefe wird man die Container und viel vom Inhalt sicherlich problemlos aufsammeln können. Eine Katastrophe ist das sicherlich nicht.

Wie ist das eigentlich mit der Stapelbarkeit von 40' Containern? Ich hab mal was von 6 übereinander gelesen. Bei den großen Schiffen stehen da aber 10 und mehr übereinander. Wann kollabiert der unterste? Und so dieser kollabiert, dann sind doch alle obendrauf durch die Haltestangen nicht mehr gesichert?

Neugierig, Garsvik
Also, es gibt einmal ein Gewicht, mit dem jeder Container belastet werden kann, hab den Wert aber nicht zur Hand. Das erlaubte Gewicht ist aber in der Regel so hoch, dass dieses eher für Container im Raum und nicht an Deck von Bedeutung ist. An Deck ist das erlaubte Stapelgewicht (Stackweight) des Schiffes von Bedeutung. Ich kenne nicht den Wert für die MSC ZOE, könnte mir aber einen Wert von 150 oder 180 Tonnen vorstellen.
Auf die Schnelle kann ich auf Fotos nicht erkennen, ob die Laschstangen die 4. und 5. oder die 5. und 6. Lage sichern (Abgesehen von den vorderen Bays)
Die übrigen Container werden durch Twistlocks gesichert.

Gruß

Edit :
MSC ZOE kann nur die 4 und 5 Lage mit Laschstangen sichern, Schiffe wie die BARZAN gehen bis zur 6. Lage und die Aussenreihen sogar bis zur 7. Lage
Zuletzt geändert von bonito am Fr 4. Jan 2019, 17:11, insgesamt 1-mal geändert.
Volker Landwehr
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Re: Unglücks-Thread

Beitrag von Volker Landwehr »

bonito hat geschrieben: Fr 4. Jan 2019, 14:38
Garsvik hat geschrieben: Fr 4. Jan 2019, 12:18 In einem räumlich begrenzten Gebiet mit eher geringer Wassertiefe wird man die Container und viel vom Inhalt sicherlich problemlos aufsammeln können. Eine Katastrophe ist das sicherlich nicht.

Wie ist das eigentlich mit der Stapelbarkeit von 40' Containern? Ich hab mal was von 6 übereinander gelesen. Bei den großen Schiffen stehen da aber 10 und mehr übereinander. Wann kollabiert der unterste? Und so dieser kollabiert, dann sind doch alle obendrauf durch die Haltestangen nicht mehr gesichert?

Neugierig, Garsvik
Also, es gibt einmal ein Gewicht, mit dem jeder Container belastet werden kann, hab den Wert aber nicht zur Hand. Das erlaubte Gewicht ist aber in der Regel so hoch, dass dieses eher für Container im Raum und nicht an Deck von Bedeutung ist. An Deck ist das erlaubte Stapelgewicht (Stackweight) des Schiffes von Bedeutung. Ich kenne nicht den Wert für die MSC ZOE, könnte mir aber einen Wert von 150 oder 180 Tonnen vorstellen.
Auf die Schnelle kann ich auf Fotos nicht erkennen, ob die Laschstangen die 4. und 5. oder die 5. und 6. Lage sichern (Abgesehen von den vorderen Bays)
Die übrigen Container werden durch Twistlocks gesichert.

Gruß
Hier ist eine Ansichtszeichnung der MSC ZOE: https://www.hafen-hamburg.de/images/ima ... raphic.jpg

Sechs Container übereinander sind die Minimalforderung nach ISO. Es gibt auch Container die 9 Stück und mehr gestapelt werden können: http://www.containerhandbuch.de/chb/str ... 01_01.html
Oberhalb des 3. Bildes von unten, Silhouette eines Containerschiffs der 5. Generation

Jeder Container darf max. 30,48t wiegen. Beim Stapeln steht die gesamte Last auf den Eckpfosten. Jeder Eckpfosten ist beim Standard-ISO-Container für 86,4 t ausgelegt. Unter Berücksichtigung der tatsächlichen Containerlast können nicht voll belastete Standard-ISO-Container bis zu dieser 86,4 t Grenze auch höher gestapelt werden.

Es ist ein Puzzle für die Belader.
Gruß, Volker

Edit: Laut ISO 1496-1 Abschnitt 6 Table 3 beträgt die Testlast je Pfosten 86,4 t (190.480 lbs): https://law.resource.org/pub/us/cfr/ibr ... 1.1990.pdf
Tut mir leid für die englischsprachige Datei, aber nur die Amerikaner haben haben die ISO 1496-1 inklusiv der Testlasten veröffentlicht.
Zuletzt geändert von Volker Landwehr am Fr 4. Jan 2019, 16:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Unglücks-Thread

Beitrag von RonnyM »

Hat man bei der MSC ZOE eine Ausnahme gemacht? Sie hat mit der BB-Seite angelegt. Sonst mussten immer die Schiffe mit der Größe der Bug nach See zeigen.

Grüße Ronny
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Stephan Giesen
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Re: Unglücks-Thread

Beitrag von Stephan Giesen »

RonnyM hat geschrieben: Fr 4. Jan 2019, 15:39 Hat man bei der MSC ZOE eine Ausnahme gemacht? Sie hat mit der BB-Seite angelegt. Sonst mussten immer die Schiffe mit der Größe der Bug nach See zeigen.

Grüße Ronny
Da die Container wohl nicht mit einer normalen Brücke gelöscht werden können, sondern mit Spezialgerät, muss man ja auf einer Seite anfangen. Wahrscheinlich wird das Schiff später gedreht.
Mit maritimen Gruß

Stephan
Garsvik
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Re: Unglücks-Thread

Beitrag von Garsvik »

Vielen Dank an alle.

Allzu viel Reserve scheint mir bei dynamischer Belastung im Seegang (auch wenn die Schiffe sehr langsam rollen) da nicht drin zu sein, besonders wenn sich das Schiff mal mehr als ein paar Grad neigt. Dann liegt kurzzeitig?? Die gesamte Last auf 2 der vier Ecken. Aber meistens geht ja alles gut. Lt. Der "Bild" kommen pro Jahr 10000 Container abhanden, aber selten fallen mehr als hundert gleichzeitig ins Wasser.

Garsvik
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Stephan Giesen
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Re: Unglücks-Thread

Beitrag von Stephan Giesen »

https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... er622.html
Aus oben verlinktem Bericht: Während am Freitag Ladung auf Borkum angeschwemmt wurde, ist nun auch genauer bekannt, womit zwei der drei Gefahrgut-Container beladen waren. Nach Informationen des NDR waren in einem Stahlbehälter 280 Säcke der gefährlichen Chemikalie Dibenzoylperoxid, die zur Kunststoffherstellung verwendet wird. Das bestätige das Havariekommando in Cuxhaven am Freitagabend. Bislang wurden nur zwei der 25-Kilo-Säcke in den Niederlanden angespült. Der zweite vermisste Gefahrgut-Container hatte 1.500 Kilogramm Lithium-Ionen-Batterien geladen.
Sicher keine Katastrophe im Ausmaß à la Exxon Valdez & Co., aber so harmlos, wie meine Vorredner propagieren? Im treu-doofen Glauben an die Behörden wird am Ende aber natürlich jedes einzelne Gut problemlos geborgen werden. Aus Perspektive des Bürostuhls ist der nächste Nordsee-Urlaub also völlig ungefährdet und die lieben Kleinen können unbesorgt in der Nordsee planschen. Möge sich jeder selbst seinen Eindruck davon verschaffen... :roll:
Mit maritimen Gruß

Stephan
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Re: Unglücks-Thread

Beitrag von Christian Costa »

StephanG2312 hat geschrieben: Fr 4. Jan 2019, 16:20
RonnyM hat geschrieben: Fr 4. Jan 2019, 15:39 Hat man bei der MSC ZOE eine Ausnahme gemacht? Sie hat mit der BB-Seite angelegt. Sonst mussten immer die Schiffe mit der Größe der Bug nach See zeigen.

Grüße Ronny
Da die Container wohl nicht mit einer normalen Brücke gelöscht werden können, sondern mit Spezialgerät, muss man ja auf einer Seite anfangen. Wahrscheinlich wird das Schiff später gedreht.
So ist es. Beim Anlauf wollte man nicht unnötig drehen müssen um zu vermeiden, dass bei irgendwelchen Bewegungen weitere Ladung verloren geht.
Da die Container zu beiden Seiten ragen, dass wird man eh drehen müssen.
MfG & bis neulich
Christian

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Meereszoologe
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Re: Unglücks-Thread

Beitrag von Meereszoologe »

Niklas hat geschrieben: Fr 4. Jan 2019, 09:35 Die üblichen Bedenkenträger und Lokalpolitiker haben sich auch schon gemeldet, da sind dann so sinnvolle Vorschläge wie Peilsender für alle Container - oder zumindest die mit DG - bei rumgekommen. Kein Kommentar.

Dramatische Folgen für die Umwelt kann ich vom Bürostuhl aus jetzt auch nicht erkennen - wir haben es hier nicht mit einer Katastrophe in der Größenordnung von Exxon Valdez oder Prestige zu tun. Natürlich ist es nicht schön, diesen Müll jetzt im Wasser und an den Stränden zu haben, die hier herbeifantastisierten schlimmsten Folgen sind das ganz bestimmt nicht.
Bild

Für jemanden, der sich vom Bürostuhl aus nicht um die Umwelt sorgt, mag dies keine Katastrophe sein. Es betraf ja auch nur 3 % der Ladung nur eines Schiffes, ist also vermeintlich "nicht der Rede wert".

Ich bin gerade von Schiermonnikoog zurück und bin schockert über das Ausmaß. Zwar lassen sich die großen Teile von Hand einigermaßen vom Strand sammeln. Einheimische, Militär und Urlauber tragen dort den Müll zusammen, per Trecker wird er dann abtransportiert. Nach dem nächsten Hochwasser sieht es allerdings wieder genauso aus wie vorher. Und die Helfer kommen auch nicht überall hin. Schiermonnikoog ist ca. 15 km lang, nur die westliche Hälfte ist gut zugänglich. Auf das Naturschutzgebiet Rottumer Plate (zwischen Schier und Borkum) kommt keiner zum Aufräumen.
Die nächste Springflut oder Sturmflut verteilt den Müll dann in die Salzwiesen, da sieht man ihn nicht mehr.

Und es sind nicht nur die Billig-Fellhocker für ROLLER, Leichtmetallfelgen für KIA und nasse Flachbildschirme am Strand. Gestern gab es einen dichten und endlos langen Spülsaum von Plastikgranulat. Diese etwa 3mm großen Teile lassen sich überhaupt nicht einsammeln! Ebenso die Faserfüllung der aufgeplatzten Sitzpolster für das dänische Bettenlager. Die abertausenden LED Lampen (nicht nur Plastik sondern darüber hinaus hoch belasteter Sondermüll) dürften sich über die gesamte Nordsee verteilen. Bei nahezu allen Eissturmvögeln der Nordsee findet man mittlerweile Plastikgranulat im Magen-Darm Trakt, in der Nordsee gestrandete Pottwale hatten reichlich Plastik im Verdauungstrakt, darunter eine Motorabdeckung und ein 10 l Eimer!

Es ist absehbar, dass ein Großteil dieses Wohlstandsmülls als Mikroplastik im Meer bleiben wird. Hochgiftige Schadstoffe aus dem Meerwasser reichern sich daran an. Schon heute essen wir mit Fischen, Muscheln (sehr effektive Filtrierer!) oder Meersalz reichlich Mikroplastik. Mikroplastik pulsiert in unseren Adern, überwindet sogar die Blut-Hirn Schranke oder die Plazenta. Innerhalb von Zellen kann es unter anderem Änderungen der Genexpression und biochemische Reaktionen auslösen. Welche langfristigen Effekte dies hat, ist völlig unklar.

Jeder möge selbst beurteilen, ob das eine Katastrophe ist. Ich hoffe, die Mehrheit der Bevölkerung empfindet dies als solche. Letztendlich ist Schifffahrt, Handel und die Möglichkeit, damit Geld zu verdienen vom Fortbestand unserer Art und damit von einer gesunden Umwelt abhängig. Neoliberalismus und Globalisierung sind in dieser Hinsicht nicht förderlich.
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Stephan Giesen
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Re: Unglücks-Thread

Beitrag von Stephan Giesen »

Meereszoologe hat geschrieben: Sa 5. Jan 2019, 20:13
Für jemanden, der sich vom Bürostuhl aus nicht um die Umwelt sorgt, mag dies keine Katastrophe sein. Es betraf ja auch nur 3 % der Ladung nur eines Schiffes, ist also vermeintlich "nicht der Rede wert".

Ich bin gerade von Schiermonnikoog zurück und bin schockert über das Ausmaß. Zwar lassen sich die großen Teile von Hand einigermaßen vom Strand sammeln. Einheimische, Militär und Urlauber tragen dort den Müll zusammen, per Trecker wird er dann abtransportiert. Nach dem nächsten Hochwasser sieht es allerdings wieder genauso aus wie vorher. Und die Helfer kommen auch nicht überall hin. Schiermonnikoog ist ca. 15 km lang, nur die westliche Hälfte ist gut zugänglich. Auf das Naturschutzgebiet Rottumer Plate (zwischen Schier und Borkum) kommt keiner zum Aufräumen.
Die nächste Springflut oder Sturmflut verteilt den Müll dann in die Salzwiesen, da sieht man ihn nicht mehr.

Und es sind nicht nur die Billig-Fellhocker für ROLLER, Leichtmetallfelgen für KIA und nasse Flachbildschirme am Strand. Gestern gab es einen dichten und endlos langen Spülsaum von Plastikgranulat. Diese etwa 3mm großen Teile lassen sich überhaupt nicht einsammeln! Ebenso die Faserfüllung der aufgeplatzten Sitzpolster für das dänische Bettenlager. Die abertausenden LED Lampen (nicht nur Plastik sondern darüber hinaus hoch belasteter Sondermüll) dürften sich über die gesamte Nordsee verteilen. Bei nahezu allen Eissturmvögeln der Nordsee findet man mittlerweile Plastikgranulat im Magen-Darm Trakt, in der Nordsee gestrandete Pottwale hatten reichlich Plastik im Verdauungstrakt, darunter eine Motorabdeckung und ein 10 l Eimer!

Es ist absehbar, dass ein Großteil dieses Wohlstandsmülls als Mikroplastik im Meer bleiben wird. Hochgiftige Schadstoffe aus dem Meerwasser reichern sich daran an. Schon heute essen wir mit Fischen, Muscheln (sehr effektive Filtrierer!) oder Meersalz reichlich Mikroplastik. Mikroplastik pulsiert in unseren Adern, überwindet sogar die Blut-Hirn Schranke oder die Plazenta. Innerhalb von Zellen kann es unter anderem Änderungen der Genexpression und biochemische Reaktionen auslösen. Welche langfristigen Effekte dies hat, ist völlig unklar.

Jeder möge selbst beurteilen, ob das eine Katastrophe ist. Ich hoffe, die Mehrheit der Bevölkerung empfindet dies als solche. Letztendlich ist Schifffahrt, Handel und die Möglichkeit, damit Geld zu verdienen vom Fortbestand unserer Art und damit von einer gesunden Umwelt abhängig. Neoliberalismus und Globalisierung sind in dieser Hinsicht nicht förderlich.
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Mit maritimen Gruß

Stephan
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