Shipbreaking: Die Eisenfresser von Chittagong

poseidon

Re: Shipbreaking: Die Eisenfresser von Chittagong

Beitrag von poseidon »

Meine Arbeit über das Thema:
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Claus Heinrich
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Registriert: Di 11. Mär 2008, 21:25

Re: Shipbreaking: Die Eisenfresser von Chittagong

Beitrag von Claus Heinrich »

Hallo Peter,

habe ein wenig unglücklich formuliert. MEA CULPA
Wollte ausdrücken, daß es zu dem in den vorhandenen Beiträgen bezüglich Deiner guten Recherchen nichts hinzuzufügen gebe.

Liebe Grüße
Claus
Peter Hartung
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Re: Shipbreaking: Die Eisenfresser von Chittagong

Beitrag von Peter Hartung »

Guten Abend!

Hier noch zwei Videos aus Chittagong zum Thema Shipbraking:

http://www.youtube.com/watch?v=plSyUm1KvjQ

http://www.youtube.com/watch?v=CxYPh2g5c-s&NR=1


mfg Peter Hartung
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Robert
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Re: Shipbreaking: Die Eisenfresser von Chittagong

Beitrag von Robert »

Hallo zusammen,

der hier ist auch schaurig schön:
http://www.youtube.com/watch?v=mRJYgNc_ ... re=related

Viele Grüße
Robert
Peter Hartung
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Registriert: So 13. Jan 2008, 17:19

Re: Die Eisenfresser von Chittagong

Beitrag von Peter Hartung »

Moin!
Obwohl schon an anderer Stelle angekündigt, hier noch einmal der Hinweis:

Der Dokumentarfilm "EISENFRESS" läuft heute, den 5. Mai 2009, um 21.00 Uhr auf arte.

http://www.arte.tv/de/woche/244,broadca ... =2009.html

Unbedingt ansehen!

mfg Peter Hartung

PS.: Und hier verrate ich schon mal den Inhalt :mrgreen: :
Peter Hartung hat geschrieben:Guten Morgen!

Ich habe mir den Film in der vergangenen Woche in Frankfurt angeschaut. Er macht das Shipbreaking-System in Bangladesh transparent.

An der Spitze des PHP-Konzerns stehen Seniorchef Mohammed Mizanur Rahman und sein Sohn Mohammed Mohsin. PHP steht im eigenen Verständnis des Konzerns für "Peace, Happiness & Prosperity" und ist mittlerweile zu einem großen Konglomerat herangewachsen.

Der Senior hat ein "Leitbild", mit dem er seine Lohnabhängigen ausbeutet ("Peace, Happiness & Prosperity") und im Film äußert er u. a., dass nicht Krankheiten wie Malaria, Lepra oder Krebs das Schlimmste für die Menschen sind, sondern viel schlimmer sei es, "wenn die Menschen nicht gebraucht würden". Während dem Senior-Chef Mohammed M. Rahman in seinem weißen Kaftan und von einem Helfer gegen Sonne und Regen gut beschirmt eine geradezu "pharaonische Aura" umgibt, tritt Sohnemann als kühl kalkulierender Geschäftsmann auf. Bei den Arbeitern ist der Senior beliebter als der Sohn, lässt sich doch der Alte öfter mal am "breaking beach" blicken, um sich nach dem "Wohlergehen" seiner Leute zu erkundigen. Dazu fährt er in einem chromblitzenden Toyota-Geländewagen-Konvoi vor, begleitet von zahlreichen privaten Sicherheitskräften. Die Arbeiter schmeißen sich vor ihm in den Dreck, berühren seine Fuße mit der Hand, um diese anschließend zu küssen. Junior ist weniger beliebt, weil er nicht genügend Schiffe an den Strand holt, dafür aber für einen zügigen Abtransport der abgeschweißten Schiffsstahlplatten in die Stahlwerke sorgt. Die Ankaufspreise für Schrottschiffe seien stark gestiegen, heißt es in dem Film, deshalb müsse der Stahlwerkschrott vermehrt in die Hochöfen abgefahren werden, damit von dieser Seite her Geld reinkommt.

An der Spitze von PHP stehen also Senior und Junior. Sie verfügen seit 1985 in der Nähe von Chittagong über einen Strandabschnitt, der auch einige Fischerdörfer mit umfasst. Aus diesen Fischerdörfern rekrutieren die Breaker-Bosse ihre "Contractors". Contractors sind eine Art von Sub-Unternehmer aus verschiedenen Clans, die die lukrativeren Tätigkeiten beim Abbruch der Schiffe unter sich aufgeteilt haben.

Das beginnt mit Schadensersatzforderungen für zerrissene Fischernetze, wenn sich die Fischer beim Beachen eines alten Frachters genau vor dem Bug des heranrauschenden Schiffes positionieren, um nach der Strandung Ersatz für angebliche Schäden an ihren Netzen einzufordern.

Die Contractor-Clans stellen die Schweißer, die für ihre Arbeit umgerechnet 3 US-Doller pro Tag erhalten. Contractors sitzen auch an den uralten Winden, mit denen die gebeachten Schiffe an langen Stahltrossen an Land gezogen werden. Und sie haben eine starke Position beim lokalen Lebensmittelhandel. Davon später mehr.

Ganz unten in der Hierarchie des Arbeitssystems stehen die Wanderarbeiter aus dem Norden Bangladeshs, die am Strand die Drecksarbeit machen müssen. Es sind überwiegend verarmte Reisbauern, die nicht mehr ihre Familien ernähren können. Sie werden von den Contractors angeheuert und eingesetzt. Meist holt ein "Eisenfresser", der schon etwas eingearbeitet ist, in der nächsten Saison arbeitswillige Familienangehörige (Brüder, Neffen, Onkel) aus dem Norden an den breaking beach. Sie fahren mit dem Bus in den Süden, hausen dort in Bruchbuden zwischen den Schrottplätzen am Strand. Ihre Lebensmittel bekommen sie auf Pump von den Contractors, die den Lebensmittelhandel kontrollieren.

Trossenziehen und Plattentragen sind ihre Haupttätigkeiten. Meist barfuß ohne Arbeitshandschuhe müssen sie durch den Strandschlick die hunderte von Meter langen und tonnenschweren Stahltrossen zu den gebeachten Schiffen tragen, wo diese an den dort abgeschweißten Schiffsteilen befestigt werden. Anschließend werden die Schiffsteile mit der Seilwinde näher an den Strand gezogen und dort weiter auseinander geschweißt. Brechende Trossen sind üblich, manchmal müssen auch die an den Strand gefahrenen Schiffe später bei höherer Flut näher ran gezogen werden.

Mit einem schweren Hammer werden Gußteile zerschlagen, auch diese Arbeit machen die Trossenzieher und Plattenträger.

Es gibt am Strand ein riesiges Stahlplattenlager. Die schweren Schiffsplatten werden von den Plattenträgern zu den LKW getragen: Meist barfuß und ohne Handschuhe, manchmal wird ein Tuch auf die Schulter gelegt, weil die Platte an den Schweißrändern noch heiß ist. Die Arbeit wird beim Trossenziehen und Plattentragen unter shantyähnlichen Gesängen bewältigt. Ein Vorsänger "besingt" die Qual der Arbeit und der Chor fällt mit "Heho" ein.

Trossenzieher und Plattenträger verdienen US-Dollar 1,50 pro Tag. Der Lohn wird später verrechnet mit den bei den Contractors auf Pump erworbenen Lebensmitteln, so dass kaum etwas am Ende übrig bleibt. Hinzu kommt noch, dass die Contractors bzw. der PHP-Konzern die Auszahlung der Löhne häufig mit fadenscheinigen Begründungen hinauszögern. Angeblich würden die Wanderarbeiter nach der Lohnzahlung sich gleich wieder auf den Weg zu ihren Familien im Norden machen und die Arbeit bliebe "am Strand liegen". Also werden bei großem Arbeitsanfall Löhne zurückgehalten. Das hat wiederum zur Folge, dass die Familien im Norden ihren Lebensunterhalt nur noch auf Kredit bestreiten können, weil das männliche Familienmitglied vom "breaking beach" im Süden nicht rechtzeitig mit dem Lohn nach Hause kommen kann. Ausserdem werden die Männer zur Reisernte im Norden dringend gebraucht.

Die erfahrenen Trossenzieher und Plattenträger sind für die Einarbeitung der jüngeren und weniger erfahrenen Arbeiter verantwortlich. Es gibt viele Arbeitsunfälle am Strand: Mal kommt es beim Schweißen zu Verpuffungen und Bränden in den Schiffsrümpfen, mal kracht ein Arbeiter "versehentlich" mit den abgebrannten Schiffsteil auf den Strand, ständig kommt es zu Fuß- und Schulterverletzungen. Eine schwere Fußverletzung wird mit einem dreckigen Tuch umwickelt und der Verletzte auf dem Rücken eines Kollegen an Land getragen.

Insbesondere die verzögerte Lohnauszahlung sorgt für Unruhe unter den Arbeitern, offenes Aufbegehren oder ein organisiertes Vorgehen dagegen war in dem Film nicht erkennbar. Einzig die Absicht, nie wieder an den Strand zum Arbeiten zurückzukehren, wird in dem Film geäußert. Aber dann sind sie doch nach der nächsten Reisernte im Norden wieder zum "Eisenfressen" am "breaking beach".

Nachfolgend zur Veranschaulichung noch einige Fotos, die bei PHP entstanden:

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Fotos: Sammlung Peter Hartung (genaue Quelle/Copyright unklar).

mfg Peter Hartung
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KielerZwo

Re: Shipbreaking: Die Eisenfresser von Chittagong

Beitrag von KielerZwo »

Hallo zusammen,

wer den Film heute am 5.5.09 nicht sehen kann, hat nochmal am 14. Mai 2009, 09:55 Uhr - 11:20 Uhr, Gelegenheit, sich diesen Film auf arte anzusehen.
Tim S.
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Re: Shipbreaking: Die Eisenfresser von Chittagong

Beitrag von Tim S. »

Tim S.
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Re: Shipbreaking: Die Eisenfresser von Chittagong

Beitrag von Tim S. »

Das war ja mal sehr beeindruckend - archaischste frühindustrielle Ausbeutungsverhältnisse, wie sie hierzulande wohl so Ende des 19. Jahrhunderts auch bestanden haben. Da weiß man denn mal, warum Gewerkschaften, Betriebsräte usw. entstanden und wofür sie heute wie früher gut und wertvoll sind.
Denis
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Re: Shipbreaking: Die Eisenfresser von Chittagong

Beitrag von Denis »

Erschütternd ! Nach den Bildern ordne ich persönliche die Verluste der Vergangenheit in Alang, Maxim, Blue Lady, Finnjet etc. mit einer anderen Sichtweise ein. Vieles war ja schon bekannt, aber die Bilder sagen halt immer mehr. Traurig um die Schiffe, aber ein grösserer Skandal sind die Verhältnisse. Nach dem Motto, Schiff brauchen wir nicht mehr, dannach ist mir alles egal. Und die Welt schaut zu, ist ja nicht vor unserer Haustür. Umweltskandale, Arbeitszustände, alles egal.Hauptsache wir sind den Dreck los ! Und grüne Umweltpolitiker, sitzen ja auch in Hamburg in der Regierung, Greenpeace etc. schauen weg.
Da wird einem immer wieder bewusst, wie gut es uns geht ! Und das in Zeiten der Krise, was dort mit den Leuten passiert, ist ein Gau und keine Krise.
Das ist meine ganz persönliche Meinung !
Gruss aus Mallorca !
Denis
Palma de Mallorca
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Re: Shipbreaking: Die Eisenfresser von Chittagong

Beitrag von Lübecker »

Moin,

ich stimme meinem Vorredner nur zu - erschütternde Bilder, ja regelrecht bedrückend.


Gruß Eike
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