Vorfall in Schlüttsiel
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Vorfall in Schlüttsiel
Jetzt sind ein paar Tage vergangen, und im Bewusstsein dessen, dass es hier im Forum kontroverse Meinungen dazu gibt und dass das hier kein Ort für politische Debatten ist, beschränke ich mich hier auf rein seemännische Aspekte.
Mich beschäftigt die Rolle des Kapitäns, der die Verantwortung für das Schiff und alle auf ihm befindlichen Personen trägt. Denn meines Erachtens hätte die Situation eher deeskaliert werden und ein fluchtartiges Abfahren des Schiffes kurz vor einer Erstürmung verhindert werden können.
Die HILLIGENLEI braucht für die Überfahrt etwa eine Stunde. Das heißt, der Kapitän hätte bereits bei der Abfahrt darüber informiert sein können, dass sich in Schlüttsiel was zusammenbraut. Bereits hier hätte der Kapitän zur Verhinderung einer Gefahrensituation Habeck dazu auffordern können, mit einem Hubschrauber heimzufliegen. Und selbst wenn die Informationen bei der Abfahrt noch nicht vorlagen: die Proteste waren von weitem sichtbar. Hier wäre es die Pflicht des Kapitäns gewesen sich zu erkundigen, was da am Anleger los ist. Spätestens dann hätte er Habeck informieren können, dass es „gegen ihn“ geht und dass eine potentielle Gefahrenlage für Schiff und die an Bord befindlichen Personen besteht. Verantwortungsvoll für alle Beteiligten wäre es gewesen, sofort nach Hooge umzukehren (auch wenn Habeck dass selbst garnicht gewollt hätte) und ihn mit einem Hubschrauber nach Hause zu bringen. Die Polizei hätte die Demonstranten informieren können, dass Habeck nach Hause geflogen ist, diese wäre nach und nach abgerückt und die Sicherheit für Schiff und Passagiere wäre wieder gewährleistet gewesen.
Ein Statement vom Kapitän habe ich bislang nicht finden können, vielleicht weiß hier jemand mehr.
Mich beschäftigt die Rolle des Kapitäns, der die Verantwortung für das Schiff und alle auf ihm befindlichen Personen trägt. Denn meines Erachtens hätte die Situation eher deeskaliert werden und ein fluchtartiges Abfahren des Schiffes kurz vor einer Erstürmung verhindert werden können.
Die HILLIGENLEI braucht für die Überfahrt etwa eine Stunde. Das heißt, der Kapitän hätte bereits bei der Abfahrt darüber informiert sein können, dass sich in Schlüttsiel was zusammenbraut. Bereits hier hätte der Kapitän zur Verhinderung einer Gefahrensituation Habeck dazu auffordern können, mit einem Hubschrauber heimzufliegen. Und selbst wenn die Informationen bei der Abfahrt noch nicht vorlagen: die Proteste waren von weitem sichtbar. Hier wäre es die Pflicht des Kapitäns gewesen sich zu erkundigen, was da am Anleger los ist. Spätestens dann hätte er Habeck informieren können, dass es „gegen ihn“ geht und dass eine potentielle Gefahrenlage für Schiff und die an Bord befindlichen Personen besteht. Verantwortungsvoll für alle Beteiligten wäre es gewesen, sofort nach Hooge umzukehren (auch wenn Habeck dass selbst garnicht gewollt hätte) und ihn mit einem Hubschrauber nach Hause zu bringen. Die Polizei hätte die Demonstranten informieren können, dass Habeck nach Hause geflogen ist, diese wäre nach und nach abgerückt und die Sicherheit für Schiff und Passagiere wäre wieder gewährleistet gewesen.
Ein Statement vom Kapitän habe ich bislang nicht finden können, vielleicht weiß hier jemand mehr.
Zuletzt geändert von Norbert Möller am Mo 8. Jan 2024, 10:12, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Namen korrigiert - der Mann heisst Habeck.
Grund: Namen korrigiert - der Mann heisst Habeck.
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Re: Vorfall in Schlüttsiel
Hier ein Statement der Reederei und deren Chef:
https://www.ndr.de/nachrichten/schleswi ... k1142.html
https://www.faehre.de/news-service/aktu ... -am-040124
Aufgeheizte Stimmung:
https://www.ndr.de/nachrichten/schleswi ... k1146.html
Besatzung umsichtig unjd professionell:
https://www.spiegel.de/politik/schluett ... e7daca2f68
https://www.ndr.de/nachrichten/schleswi ... k1142.html
https://www.faehre.de/news-service/aktu ... -am-040124
Aufgeheizte Stimmung:
https://www.ndr.de/nachrichten/schleswi ... k1146.html
Besatzung umsichtig unjd professionell:
https://www.spiegel.de/politik/schluett ... e7daca2f68
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Re: Vorfall in Schlüttsiel
Die Artikel sind bekannt, unterstreichen aber vielmehr meine Frage. Warum hat sich der Kapitän dazu entschlossen, dort anzulegen, wenn eine Bedrohungssituation zu befürchten war und es offensichtlich war, dass die Stimmung aufgrund einer bestimmten an Bord befindlichen Person so aufgeheizt war? Ab welchem Zeitpunkt wusste er von den Protesten und hätte ahnen können, dass es zu einer gefährlichen Situation kommen kann? Darüber geben die Artikel keine Auskunft.
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Re: Vorfall in Schlüttsiel
Moin,
ein LKW hatte nach dem Anlegen die Fähre teilweise schon verlassen. Anscheinend hatte sich die Sicherheitslage erst nach dem Anlegen zugespitzt. Der LKW musste rückwärts wieder auf die Fähre zurück setzten.
Hier gibt es einen Beitrag eines Landwirt-Youtubers aus der 1. Reihe:
https://www.youtube.com/watch?v=4YVe6wAwoRw
Gruß
Stefan
ein LKW hatte nach dem Anlegen die Fähre teilweise schon verlassen. Anscheinend hatte sich die Sicherheitslage erst nach dem Anlegen zugespitzt. Der LKW musste rückwärts wieder auf die Fähre zurück setzten.
Hier gibt es einen Beitrag eines Landwirt-Youtubers aus der 1. Reihe:
https://www.youtube.com/watch?v=4YVe6wAwoRw
Gruß
Stefan
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Re: Vorfall in Schlüttsiel
Moin,
ich find es ungeheuerlich, das Verhalten des Kapitän an dieser Stelle beurteilen zu wollen.
Keinem, außer den Beteiligten, sind die genauen Umstände bekannt, die zu diesen Entscheidungen geführt haben. War dem Kapitän überhaupt bekannt, dass ein prominenter Fahrgast an Bord war? War die Gewalt vorhersehbar, hätte das auch ein friedliche Protestaktion sein können?
Ich bin selber Kapitän auf einer Fähre und bin mir nicht sicher wie ich entschieden hätte oder ob ich überhaupt hätte entscheiden können.
Jedenfalls sollte ohne ein konkretes Wissen der Umstände das Verhalten des Kollegen nicht beurteilt werden.
Gruß
Jan Eck Hellmann
ich find es ungeheuerlich, das Verhalten des Kapitän an dieser Stelle beurteilen zu wollen.
Keinem, außer den Beteiligten, sind die genauen Umstände bekannt, die zu diesen Entscheidungen geführt haben. War dem Kapitän überhaupt bekannt, dass ein prominenter Fahrgast an Bord war? War die Gewalt vorhersehbar, hätte das auch ein friedliche Protestaktion sein können?
Ich bin selber Kapitän auf einer Fähre und bin mir nicht sicher wie ich entschieden hätte oder ob ich überhaupt hätte entscheiden können.
Jedenfalls sollte ohne ein konkretes Wissen der Umstände das Verhalten des Kollegen nicht beurteilt werden.
Gruß
Jan Eck Hellmann
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Re: Vorfall in Schlüttsiel
Wer hat denn hier etwas bewertet? Ich (selbst zwar kein Kapitän, aber Sportbootfahrer im küstennahen Bereich) habe nachgefragt, ob bekannt ist, zu welchem Zeitpunkt dem Kapitän bekannt war, dass dort eine kritische Situation entstehen könnte. Dass man sein Schiff nicht sehenden Auges in eine Gefahrensituation steuert, sollte selbstverständlich sein. Es hätte ja sein können, dass dazu ein Statement des Kapitäns vorliegt, dass ich nur nicht gefunden hab.
Aber wenn du selbst Fährenkapitän bist: was hättest du denn gemacht, wenn du am Anleger einen scheinbar aufgebrachten Menschenauflauf gesehen hättest? Dich nicht doch bei der Polizei erkundigt, was da los ist? Hättest du angelegt wenn man dir mitgeteilt hätte, dass du einen prominenten Gast an Bord hast, gegen den sich der Auflauf richtet? Was hätte deine Entscheidung beeinflussen können? Kann ein Kapitän dazu aufgefordert werden, Manöver durchzuführen, die er selbst in dem Augenblick nicht verantworten kann?
Diese Fragen sind für mich, der ich auch nicht dabei war, berechtigt und auch von Interesse. Mir ist nicht klar, was daran „ungeheuerlich“ sein soll, schließlich habe ich niemanden (auch mangels eigener Expertise) Fehlverhalten vorgeworfen.
Aber wenn du selbst Fährenkapitän bist: was hättest du denn gemacht, wenn du am Anleger einen scheinbar aufgebrachten Menschenauflauf gesehen hättest? Dich nicht doch bei der Polizei erkundigt, was da los ist? Hättest du angelegt wenn man dir mitgeteilt hätte, dass du einen prominenten Gast an Bord hast, gegen den sich der Auflauf richtet? Was hätte deine Entscheidung beeinflussen können? Kann ein Kapitän dazu aufgefordert werden, Manöver durchzuführen, die er selbst in dem Augenblick nicht verantworten kann?
Diese Fragen sind für mich, der ich auch nicht dabei war, berechtigt und auch von Interesse. Mir ist nicht klar, was daran „ungeheuerlich“ sein soll, schließlich habe ich niemanden (auch mangels eigener Expertise) Fehlverhalten vorgeworfen.
- Stephan Giesen
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Re: Vorfall in Schlüttsiel
Man kann auch ohne direkten Vorwurf eine bereits vorhandene Einschätzung zum Ausdruck bringen, z.B. durch suggestive Fragestellung. Insofern kann ich Jan‘s Reaktion vollumfänglich nachvollziehen.FrankAusEmden hat geschrieben: ↑Di 9. Jan 2024, 09:36[…] Mir ist nicht klar, was daran „ungeheuerlich“ sein soll, schließlich habe ich niemanden (auch mangels eigener Expertise) Fehlverhalten vorgeworfen.
Mit maritimen Gruß
Stephan
Stephan
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Re: Vorfall in Schlüttsiel
Und wieder mal zeigt sich: die besten Kapitäne sitzen immer an Land.FrankAusEmden hat geschrieben: ↑Mo 8. Jan 2024, 09:24 Jetzt sind ein paar Tage vergangen, und im Bewusstsein dessen, dass es hier im Forum kontroverse Meinungen dazu gibt und dass das hier kein Ort für politische Debatten ist, beschränke ich mich hier auf rein seemännische Aspekte.
...
Alexander
Meine Schiffsfotos bei Fotocommunity: http://home.fotocommunity.de/squarerigg ... 4&g=240434
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Re: Vorfall in Schlüttsiel
Die Regel „Ich fahre nicht da rein wo es gefährlich werden könnte“ ist vom Verkehrsmittel unabhängig und sollte schon von Kindergartenkindern auf ihren Tretrollern oder Dreirädern beherzigt werden. Und wenn es ein Profi dennoch tut, darf dem interessierten Laien doch die Frage nach dem Warum erlaubt sein, ohne dass jemand gleich seinen ganzen Berufsstand verunglimpft sieht - mag ja durchaus vernünftige Argumente geben. Aber egal, ein paar konstruktive Antworten habe ich ja als PN bekommen.
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Re: Vorfall in Schlüttsiel
Dein Denkfehler ist, dass Du davon ausgehst, dass der Kapitän wusste, dass es dort gefährlich werden könnte.FrankAusEmden hat geschrieben: ↑Di 9. Jan 2024, 15:05 Die Regel „Ich fahre nicht da rein wo es gefährlich werden könnte“ ist vom Verkehrsmittel unabhängig und sollte schon von Kindergartenkindern auf ihren Tretrollern oder Dreirädern beherzigt werden.
Nun sind Demonstrationen hierzulande grds. etwas ganz Normales, was tagtäglich stattfindet. Nicht normal ist lediglich, dass ein Mob zu gewalttätigen Maßnahmen wie dem Sturm einer Fähre greift. Insofern wird mit einer solchen Eskalation schlicht niemand (also vor allem nicht die Landespolizei, die für die Sicherung einer Demo verantswortlich ist und das BKA, das für die Sicherheit Habecks verantwortlich ist) gerechnet haben.
Aber im Nachhinein ist man ja immer schlauern.
Alexander
Meine Schiffsfotos bei Fotocommunity: http://home.fotocommunity.de/squarerigg ... 4&g=240434