Brand Fremantle Highway
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Re: Brand Fremantle Highway
Also gerade in Sachen Brandschutz ist das m.E. überhaupt nicht vergleichbar. Auf modernen Kreuzfahrtschiffen ist mit den verbauten Materialien ein Großbrand nur schwer vorstellbar. Es gibt ja lessons to be learned, in der Hinsicht z.B. als Schlüsselmoment die Katastrophe auf der Scandinavian Star. Und auch einen Schettino wird es eher nicht mehr auf einer Schiffsbrücke geben. Ich habe, soweit ich das von meinen Erfahrungen beurteilen kann, zumindest bei den Schiffen, auf denen ich Gast sein durfte, immer ein hohes Maß an Kompetenz und Verantwortungsbewusstsein seitens der Schiffsführung wahrgenommen und intensive Sicherheitsübungen für die Crews auf jeder Fahrt.
- Stephan Giesen
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Re: Brand Fremantle Highway
Der Fall der STAR PRINCESS aus 2006 widerspricht einerseits Deiner These, dass ein Großbrand auf Kreuzfahrtschiffen nur schwer vorstellbar ist, belegt aber auch gleichzeitig, dass professionelle Brandbekämpfung und Crowd Handling gut funktionieren kann. Schettinos gibt es ganz bestimmt auch weiterhin, aber die Überwachungsmaßnahmen haben sich seit der COSTA CONCORDIA verbessert und Ego-Trips wie hier seinerzeit dürften so in der Tat nicht mehr möglich sein.Tim S. hat geschrieben: ↑Fr 9. Feb 2024, 09:02 Also gerade in Sachen Brandschutz ist das m.E. überhaupt nicht vergleichbar. Auf modernen Kreuzfahrtschiffen ist mit den verbauten Materialien ein Großbrand nur schwer vorstellbar. Es gibt ja lessons to be learned, in der Hinsicht z.B. als Schlüsselmoment die Katastrophe auf der Scandinavian Star. Und auch einen Schettino wird es eher nicht mehr auf einer Schiffsbrücke geben. Ich habe, soweit ich das von meinen Erfahrungen beurteilen kann, zumindest bei den Schiffen, auf denen ich Gast sein durfte, immer ein hohes Maß an Kompetenz und Verantwortungsbewusstsein seitens der Schiffsführung wahrgenommen und intensive Sicherheitsübungen für die Crews auf jeder Fahrt.
Wie bei allem im Leben ist es irgendwo sicher auch Glückssache. 100%tige Sicherheit hat man nirgendwo.
https://emmacruises.com/star-princess-fire-2006/
Mit maritimen Gruß
Stephan
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Re: Brand Fremantle Highway
Untersuchungsbericht: Rettungseinsatz für die Crew lief suboptimal:
https://nieuws.nl/algemeen/20240318/ond ... er-gekund/
https://nieuws.nl/algemeen/20240318/ond ... er-gekund/
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Re: Brand Fremantle Highway
Wie ist eigentlich der aktuelle Sachstand um die Fremantle Highway? Die sollte doch wieder aufgebaut werden, aber aktuelle Infos dazu geschweige Fotos finde ich derzeit nicht?
Christian
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Re: Brand Fremantle Highway
Genau dazu erschien gestern dieser Bericht:christian E hat geschrieben: ↑Di 19. Mär 2024, 06:16 Wie ist eigentlich der aktuelle Sachstand um die Fremantle Highway? Die sollte doch wieder aufgebaut werden, aber aktuelle Infos dazu geschweige Fotos finde ich derzeit nicht?
Christian
https://www.schuttevaer.nl/nieuws/actue ... aar-china/
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Re: Brand Fremantle Highway
Danke für die Info - das wird ja spannend am Freitag, ob die nun nach China ausgeführt werden darf oder nicht! Aber allein die Transportkosten mit 5 Mio sind ja schon eine Hausnummer!
Christian
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- Stephan Giesen
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Re: Brand Fremantle Highway
Zum Thema Nutzung des Google-Translators etc. kann sich gerne bei Bedarf hier weiter ausgetauscht werden:
https://www.forum-schiff.de/phpBB3/view ... =38&t=9789
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Re: Brand Fremantle Highway
Ich weiß, OT, aber in Bezug auf die Abwehrfähigkeit von Bränden kommt es, wie in so vielen Situationen, auf die Besatzung und die Führung des Schiffes an.Stephan Giesen hat geschrieben: ↑Fr 9. Feb 2024, 11:47
Der Fall der STAR PRINCESS aus 2006 widerspricht einerseits Deiner These, dass ein Großbrand auf Kreuzfahrtschiffen nur schwer vorstellbar ist, belegt aber auch gleichzeitig, dass professionelle Brandbekämpfung und Crowd Handling gut funktionieren kann. Schettinos gibt es ganz bestimmt auch weiterhin, aber die Überwachungsmaßnahmen haben sich seit der COSTA CONCORDIA verbessert und Ego-Trips wie hier seinerzeit dürften so in der Tat nicht mehr möglich sein.
Wie bei allem im Leben ist es irgendwo sicher auch Glückssache. 100%tige Sicherheit hat man nirgendwo.
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Als wachhabender dritter Ingenieur bin ich in der Nacht von einem Feueralarm im Maschinenraum geweckt worden. Auf dem Schiff nichts wirklich ungewöhnliches, da das Brandmeldesystem oft Fehlmeldungen ausgeworfen hat. Also bin ich verschlafen in meine Jogginghose gestiegen und habe mich auf zur Maschine begeben. An der Tür angekommen, roch ich bereits Öldämpfe und als ich die Tür aufgemacht habe, bekam ich folgende Ansicht geboten:
Ursache zu dem Zeitpunkt völlig unklar. Wach und unter Adrenalin also auf Brücke angerufen und den wachhabenden Philippino gebeten, schiffsweiten Feueralarm auszulösen und natürlich die Schiffsführung zu alamieren.
Und was passierte? Erstmal nichts... Der Wachhabende hat nicht begriffen worum es geht und somit ersteinmal nichts gemacht.
Ich hatte mich derweilen bereits mit Atemschutz ausgerüstet, der Safety Store war im gleichen Korridor, und wartete an der Tür auf Unterstützung. Als ich nach einigen Minuten keinen Alarm gehört habe, rief ich den Kapitän an und im Anschluss den Chief, sowie den zweiten Ing. Der Chief war 74 Jahre alt und kam gar nicht erst runter und der zweite Ing. erschien sturzbetrunken und sabbelte wirres Zeug.
Wenigstens der Alte hat geschaltet und Generalalarm ausgelöst, somit erschien dann der Öler unten und wir konnten die Erkundung ausführen.
Weiter unten im Maschinenraum das gleiche Bild:
Festgestellt, dass es im Motor selber "brennt", wieder aus dem Maschinenraum raus und dem ersten Offizier (sehr fähiger Mann!) Bericht erstattet.
Im Studium haben wir gelernt, dass ein Unterkolben/Spülluftkanalbrand nichts schlimmes ist, solange man die Maschine nicht abstellt, solange der Brand nicht erloschen ist.
Also erstmal nichts machen.
Der besoffene Zweite hat wild auf die wenigen Philippinos eingesabbelt, das sie doch den Verschlusszustand herstellen sollen, was ich wehemend abgelehnt habe, da sonst nicht genug Sauerstoff für Hilfsdiesel und Hauptmaschine vorhanden ist.
Somit wurde der Zweite vom ersten Offizier in seiner Kammer eingesperrt und durfte ausnüchtern.
Derweilen sind am Zugangskorridor zur Maschine der Öler, Schmierer, Bootsmann, erster und zweiter Offizier, Koch und meine Wenigkeit zusammen gekommen. Auf meine Frage was denn der Rest der Besatzung mache, konnte man keine wirkliche Aussage treffen und somit wurde der zweite Offizier samt Koch nach oben geschickt, um die restlichen Besatzungsmitglieder einzuteilen. Dies sollte eigentlich bei Musterung am Sammelplatz erfolgen, lief aber überhaupt nicht wie dutzende Male geübt.
Einige befanden sich mit Rettungsweste und Überlebensanzug bereits am Boot, der Alte war auf Brücke wie es sich gehört, andere haben ich Schockstarre in der Messe gesessen... Unsere Mannschaft bestand aus 26 Leuten und in den ersten 30 Minuten konnten wir auf genau sieben Leute zurückgreifen.
Nachdem die beiden Offiziere dann für Ruhe gesorgt hatten und klar war, dass wir nicht "wirklich" brennen, konnten wir die entsprechenden Maßnahmen einleiten und mit der Schadensbegrenzung anfangen. Schnell war klar, dass es kein Unterkolbenbrand war, sondern technisch an der Hauptmaschine etwas im argen ist. Auch roch es nicht brandtypisch, sondern eher nach verbranntem Schmieröl.
Also Hauptmaschine aus, zum Glück relativ ruhige See gehabt und den Maschinenraum ordentlich belüftet.
Ursache war ein Loch auf der Kolbenoberseite, wordurch große Mengen an Schmieröl mitverbrannte als auch die Verbrennungsgase im Umkehrschluss durch das Loch auf die Kolbenunterseite gelangte und somit aus allen möglichen und unmöglichen Öffnungen des Motors kam.
Hier relativ gut zu erkennen:
Der Grund für dieses Schadenbild würde hier den Rahmen sprengen und ist sicherlich auch nur für die Techniker unter uns interessant.
Fazit, im Moment des Unglückes kommt es wie immer auf jeden Menschen individuell und jeder reagiert wahrscheinlich anders, als in den wöchentlichen Übungen.
Der Chief wurde im nächsten Hafen entgültig in den Ruhestand geschickt, der zweite Ing. musste nach Hause, keine Ahnung was dann mit ihm passierte, der zum dem Zeitpunkt wachhabende dritte Offizier wurde scharf gemaßregelt, in Zukunft sofort zu reagieren und Reedereiseitig wurde uns der DPA geschickt, der mit uns den ganzen Ablauf noch einmal rekapituliert hat.
Würde ich mich im Ernstfall auf die Besatzung verlassen? Ganz klar nein, bis ich sehen könnte, dass jeder seine Aufgabe im Sinne der Besatzung und des Schiffes erledigt.
Zuletzt geändert von Stephan Giesen am Mo 25. Mär 2024, 09:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Brand Fremantle Highway
Auch wenn tatsächlich etwas OT ein sehr interessanter (und auch nachdenklich machender) Beitrag. Danke dafür! Schlimm, dass die Alarmkette fast gar nicht funktioniert hat und Glück, dass es kein "richtiger" Brand war.
Schöne Grüße aus dem Münsterland!
Toni
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