Bergung U 16 (aus Pressemeldungen)

Volker Landwehr
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Re: Bergung U 16 (aus Pressemeldungen)

Beitrag von Volker Landwehr »

Auch die Aussage der Stellungnahme von der KUFA ist nur eine Meinungsäußerung. Und wenn das Boot anscheinend so wichtig ist, warum hat man die §D Darstellung des Bootes nicht längst gemacht oder es zumindestens zum Denkmal erklärt? Bei UC-71 ist das längst geschehen. Und mit U-1 ist ein noch älteres Boot in München ausgestellt.

Gegen den historischen Wert des U-16 steht die Aussage von Herrn Weiss, Hamburgs Landesarchäologe:
„Es ist nur aus unserer Sicht kein archäologisches Objekt, das wir in unsere Obhut genommen hätten.“
Quelle: https://www.sueddeutsche.de/wissen/spek ... 930-992262

Was mich als Ingenieur wirklich aufregt, sind Aussagen wie diese aus der gleichen Quelle:
Unter Normalbedingungen und fachlicher Aufsicht wäre das Boot seiner Ansicht nach nicht zerbrochen.

Natürlich passiere immer mal wieder aus Versehen etwas. „Aber mit dem Vorhaben ranzugehen, ein bekanntes U-Boot, das identifiziert ist, einfach mal hochzureißen, das ist schon ziemlich einzigartig.“
Um so eine Aussage treffen zu können, müsste man den Bergungsplan kennen und vor Ort gewesen sein. Wenn man aber vor Ort ist, kann man natürlich auch mit Hinweis auf nicht eingehaltene Regularien die Bergung zu verhindern versuchen. Er war aber nicht vor Ort, Hamburg hatte ja kein archäologisches Interesse an dem Boot.

Wie gesagt, es waren Jahrzehnte Zeit, sich wissenschaftlich um U-16 zu kümmern. Hamburg hatte anscheinend kein Interesse und die KUFA?
Gruß, Volker

PS. Ich empfehle noch einmal diesen Artikel zu lesen: https://www.ingenieur.de/technik/fachbe ... eschichte/
Tim S.
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Re: Bergung U 16 (aus Pressemeldungen)

Beitrag von Tim S. »

Die Aufregung verstehe ich. Eine Bergung ohne Schäden wäre bei dem fragilen Objekt zweifellos kaum machbar gewesen. Eines aber bleibt: das WSA hat ja im Vorfeld lediglich Schrott gesehen, und eben nicht einen möglichen historischen Wert erkannt. Und dazu gehört nicht viel, sich mal aus dem vorschriftstreuen Amtsschimmelsattel zu erheben und bei den KollegInnen anzufragen, hey, wir haben da ein 100 Jahre altes U- Boot, wollt ihr da mal einen Blick drauf werfen? Oder die Phantasie haben, dass einem einfällt, dass es historisch relevante Artefakte enthalten könnte, die zur Forschung und die Nachwelt relevant sind. Dieser etwas über den Tellerrand gehende Blick fehlte mir in deren anfänglichen Berichten vollkommen.
Volker Landwehr
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Re: Bergung U 16 (aus Pressemeldungen)

Beitrag von Volker Landwehr »

Ich würde Dir sofort zustimmen, wenn es sich bei U16 um einen neuen Fund gehandelt hätte. Die Position was aber seit 1919 bekannt und seit 1960 in Seekarten eingetragen. Selbst Hamburgs Landesarchäologe Weiss bestätigt, dass das Wrack von U16 bekannt war. Ich wiederhole das Zitat aus der SZ aus meinem vorigen Post noch einmal:
„Aber mit dem Vorhaben ranzugehen, ein bekanntes U-Boot, das identifiziert ist, einfach mal hochzureißen, das ist schon ziemlich einzigartig.“
Bei der an den Tag gelegten Interesselosigkeit der Wissenschaft wäre ich als WSA auch davon ausgegangen, dass es auch für die Wissenschaft nur Schrott ist. Wenn das WSA Gefahren beseitigt, ist es meines Wissens nicht an Genehmigungen anderer gebunden. Und 65 Jahre nicht Handeln ist auch ein Bekenntnis der Interesselosigkeit.

Und wenn ich das Wrack raus haben will, wäre das Letzte, was ich bei dieser Vorgeschichte tun würde, den Landesarchäologen zu informieren. MATADOR 3 steht nicht auf Abruf bereit und die Einbindung des Denkmalschutzes macht das Ordern unkalkulierbar. Der Tagessatz ist auch nicht billig, da kann der Denkmalschutz die Kosten schon mal explodieren lassen.

Aber von Seiten des Hamburger Landesarchäologen bestand ja eh kein Interesse und KUFA hätte als Berufsverband eh keine Meldung erhalten.
Gruß, Volker

PS: Meine eigene Erfahrung mit Fehlerbehandlung ist, dass Öffentlichkeit nicht hilft. Es werden unnötig Fronten aufgebaut und jeder versucht sich zu verteidigen anstatt an einer Lösung zu arbeiten.
lilleprins
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Re: Bergung U 16 (aus Pressemeldungen)

Beitrag von lilleprins »

Leute ... für mich ist die ganze Geschichte ein klares Behördenversagen. Was mag diese "Bergung" jetzt wohl gekostet haben?
http://www.ornitech.de

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Volker Landwehr
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Re: Bergung U 16 (aus Pressemeldungen)

Beitrag von Volker Landwehr »

lilleprins hat geschrieben: Fr 12. Sep 2025, 19:37 Leute ... für mich ist die ganze Geschichte ein klares Behördenversagen. Was mag diese "Bergung" jetzt wohl gekostet haben?
Da geb ich sogar recht, aber in anderem Sinne als Du es meinst. Es ist ein Versagen des Hamburger Denkmalschutzamtes, dass kein archeologisches Interesse an U16 hatte und es dem entsprechend nicht zum Denkmal erklärt hat.

Warum setzt Du Bergung in Anführungszeichen?

Wenn Du die Kosten wissen möchtest, musst Du wohl das WSA Fragen. Der MATADOR 3 dürfte geschätzt zwischen 50.000 und 60.000 Euro je Tag gekostet haben. Aber das ist wirklich nur grob geschätzt anhand einer bekannten Charterrate eines größeren Schwimmkrans. Wieviele Tage war MATADOR 3 von Rotterdam und zurück unterwegs? Ausgelaufen Rotterdam am 20.08. zurück in Rotterdam am 5.09., also 17 Tage. Aber letztendlich sind die Kosten egal. Das WSA hatte das Wrack als Gefährdung erkannt, also musste es dort weg.

Nicht abzuschätzen ist der Preis der Lächerlichkeit für die Beteiligten, die nicht in der Lage waren, ihr Kompetenzgerangel intern zu klären, sondern es über die Medien versucht haben, obwohl sie am Ergebnis nichts mehr ändern konnten.
Gruß, Volker
egbert
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Re: Bergung U 16 (aus Pressemeldungen)

Beitrag von egbert »

Eilbek
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Re: Bergung U 16 (aus Pressemeldungen)

Beitrag von Eilbek »

Kalter Kaffee! Das Foto hatten wir schon am 05. September.
Viele Grüße Stefan.
Meine Fotos- mein Copyright©.
Volker Landwehr
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Re: Bergung U 16 (aus Pressemeldungen)

Beitrag von Volker Landwehr »

egbert hat geschrieben: Sa 13. Sep 2025, 09:55 Wenn der Greifer zuschlägt

https://www.sciencesetavenir.fr/archeo- ... sse_188165


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Der französische Artikel enthält eigentlich nichts Neues. Es entspricht der Aussage der KUFA.

Im Artikel wird von einer illegalen und improvisierten Aktion gesprochen. Ob sie illegal war, können nur Gerichte entscheiden, aber an ein Gerichtsverfahren glaube ich nicht. Da würden ja auch evt. Versäumnisse der klagenden Behörden eine Rolle spielen.

Improvisiert war die Aktion ganz bestimmt nicht. Den Schwimmkran MATADOR 3 kann man nicht mal eben für Übermorgen bestellen. Für eine derartig lange Aktion braucht das Monate Vorlauf.
Dass ein U-Boot in diesem Umfang geborgen wird, ist derzeit ein einmaliger Vorgang. Aus diesem Grund wurde die Bergung des Wracks im Ganzen sorgfältig geplant. Bei der Aktion zerbrach das Wrack in zwei Teile.
Ein Erhalt für museale Zwecke wurde geprüft, ist jedoch aufgrund des erheblichen finanziellen Aufwands für Museen nicht umsetzbar.
Quelle beider Zitate: https://social.bund.de/@gdws_wsv_presse ... 8529410858

Was den Einsatz der Greifers angeht, hat er anscheinend kaum Schaden angerichtet:
https://images.ndr.de/image/8b13c7e5-01 ... width=1920
Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... t-130.html

Wracks sind nicht automatisch Denkmäler. Hamburg als zuständiges Land hat kein archäologisches Interesse und die KUFA ist ein Berufs-/Lobbyverband und ist daher eigentlich im Entscheidungsprozess nicht relevant.
Da das WSA U16 als Gefahr für die Bundeswasserstraße Elbe eingestuft hat, musste es in jedem Fall weg, das sollten wir bei der Diskussion nicht vergessen.
Gruß, Volker

PS: Herstellen eines Hotdogs mit Baggergreifer: https://www.youtube.com/watch?v=7N1HUbusarY
Tim S.
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Re: Bergung U 16 (aus Pressemeldungen)

Beitrag von Tim S. »

Und so denke und hoffe ich, steht dieser unglücklich gelaufenen Fall jetzt allseitig für ein lessons to be learnt. Und hoffentlich lässt sich trotz der ruppigen Bergung noch ein wenig aus dem zerstörten Wrack lesen und retten.
Tim S.
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Re: Bergung U 16 (aus Pressemeldungen)

Beitrag von Tim S. »

Kann jemand diesen Artikel lesen und ggf. zusammenfassen?
https://www.cnv-medien.de/mehr/schifffa ... kommt.html
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