Beteiligte Schiffe Rettungsaktion Estonia

[Daniel R.]

Hallo Michel

Hier findest Du eine Karte der verschiedenen Schiffe:
http://www.factgroup.nu/pictures/2241_E2.jpeg

und hier eine tabellarische Aufstellung:
http://heiwaco.tripod.com/epunkt120.htm
(etwas nach unten scrollen)

Gruss
Daniel

[TCoxs]

Kennt jemand den Grund, warum die Estonia so viel weiter südlich fuhr als die Silja Europa und Mariella? Anfangs waren die Schiffe nah beieinander.

[Michel T.]

Danke Daniel!
Ich hatte auch schon eine Karte mit eingezeichneten Kursen der Schiffe gefunden, die ist aber nicht so genau und enthält nur 3 Schiffe.

@ TCox: In dem Untersuchungsbericht den Peter angegeben hat steht das es 2 Eingänge nach Stockholm gibt die je nach Wetterlage genutzt werden. Vielleicht hatte die Estonia vor einen anderen zu nehmen als die Silja und Viking Schiffe. Ich gucke grade bei Google nach ob meine Annahme vielleicht richtig sein könnte.

[Peter Hartung]

Moin, Michel T.!
Moin Forum!
(...)
Dass so viele Schiffe an der Rettungsaktion beteiligt waren, hat mich überhaupt nicht überrascht. Der Finnische Meerbusen ist ein viel befahrenes Seegebiet. Und: 946 Menschen waren in akuter Lebensgefahr, wovon nur 94 überlebten. Angesichts eines solchen Ereignisses - und selbst "nur" bei einem gekenterten Jollensegler - ist jedes Schiff nach dem Völkerrecht in dem fraglichen Seegebiet zur Hilfeleistung auf Hoher See verpflichtet und aufgefordert. Da können bei einer so großen Zahl von Opfern gar nicht genug Schiffe zur Rettung herbei eilen.

Jeder Kapitän ist verpflichtet, jeder auf See in Lebensgefahr befindlichen Person Hilfe zu leisten, sofern er dazu ohne ernsthafte Gefährdung seines Schiffes und der Personen an Bord in der Lage ist. Der Bergende ist verpflichtet, die Bergung mit der gebotenen Sorgfalt durchzuführen, um Umweltschäden zu verhüten oder zu begrenzen. Er muss auch andere Bergehelfer um Unterstützung bitten, wenn die Umstände es erfordern. Der Eigentümer und der Kapitän des Schiffes, das sich in Gefahr befindet, sind verpflichtet, während der Bergungsarbeit mit den Bergenden in jeder Hinsicht zusammenzuarbeiten.

Es gibt im Internet mehrere Berichte über das tragische Ereignis, wobei die Ursachenforschung im Vordergrund stand und wohl immer noch steht, weniger die Beantwortung der Frage, welches Schiff wann und wie lange an der Rettungsaktion beteiligt war. Aber vielleicht geben die Untersuchungsberichte auch dazu Antworten.
(...)

Moin miteinander!

Jetzt wird es spannend! Ich übersetze mal aus dem Bericht hinter dem Link, den Daniel R. gepostet hat folgende Kern-Aussagen:

Nur 61.5 % aller Schiffe in der Nähe der "ESTONIA" leisteten Hilfe!

Während "SILJA SYMPHONY" auf 21 Knoten Geschwindigkeit erhöhte und auf die "ESTONIA zulief, liefen andere Hilfsschiffe nur mit 11 Knoten.

"ANETTE" leistete keine Hilfe!

"ANTARES" leistete keine Hilfe!

"GARDEN" leistete keine Hilfe!

Zwei weitere nicht namentlich erwähnte Schiffe, die sich in der Nähe befunden haben sollen, leisteten keine Hilfe!

Kein einziges der zur Hilfe herbeigeeilten Schiffe setzte Rettungsboote aus!

mfg Peter Hartung

[Michel T.]

@ TCox: Auf der karte von Daniel.R steht über dem Kurs der Estonia "Sandhamn". Ich habe gerade bei Google Earth geschaut und der Kurs der Estonia geht in richtung Sandhamn das südlich des anderen Eingangs in den Schärengarten liegt, den die anderen Schiffe wahrscheinlich vorhatten zu nehmen. Grund könnte sein das alle Fähren nach Stockholm zur selben Zeit ankammen und es dann eng wurde in den Schären. Die Fähren aus Finnland fuhren um 18:00 Uhr ab die Estonia um 19:00 Uhr.

@ Peter: Aus dem Funkverkehr ist zu entnehmen das die Kapitäne beschließen keine Rettungsboote auszusetzten, weil das Wetter zu schlecht ist. Die Mariella lässt Rettungsinseln aufblasen und wirft sie ins Wasser. Rettungsboote wären sicherlich viel hilfreicher gewesen.

Kann mir einer sagen was die beiden gestrichelten Pfeile am Kurs der "Mariella" zu bedeuten haben? (Bei 22.14)

[Marcel]

Ja auf Grund des Wetters konnten keine Rettungsboote zu Wasser gelassen werden. So habe ich das auch in Erinnerung.

[Fischländer]

Die Pfeile zeigen die Peilungen (Abstand und Richtung) von der Mariella aus zur Silja Europa und Estonia um 22:14

Rettungsboote wären nicht hilfreicher gewesen, da sie Besetzt hätten werden müssen und somit wären noch mehr Menschenleben in Gefahr gewesen.
Das Wetter war einfach zu schlecht!

[MariusC]

Nur 61.5 % aller Schiffe in der Nähe der "ESTONIA" leisteten Hilfe!

"ANETTE" leistete keine Hilfe!

"ANTARES" leistete keine Hilfe!

"GARDEN" leistete keine Hilfe!

Natürlich muss dabei bedacht werden, dass diese Schiffe nicht über diese Rettungseinrichtungen verfügen, wie z.B. die RoRo-Passagierschiffe SILJA EUROPA oder MARIELLA.

Rettungsbotte wären in keiner Weise hilfreich gewesen. Gerade an Bord der geschlossenen Boote von SILJA EUROPA und MARIELLA zu gelangen, ist es bei diesen Wetterbedingungen kaum möglich.
Ziel ist es sowiso, ein Rettungsmittel immer trockenen Fußes zu besteigen. Dies war natürlich nicht möglich, weil man auf der ESTONIA diesen Schritt nicht durchführte.

Rettungsflöße bzw. "Rettungsinseln" sind auch schwer zu besteigen und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es denoch möglich ist, da Treppen bis unter die Wasseroberfläche reichen. Auch erschlagen Rettungsinseln eine Person im Wasser nicht sofort, sollte es zu einem Zusammenprall kommen. Die Entscheidung diese zu Wasser zu lassen ist durchaus nachvollziehbar und begründet.

Damit ein solches Drama nicht passiert, ist es viel wichtiger, dass ein funktionierendes Sicherheitsmanagement und Bewusstsein an Bord vorhanden ist. Auch wurden seit dieser Katastrophe fortlaufend in höhere Sicherheit an Bord von (RoRo)-Passagierschiffen investiert. Dies beginnt schon beim Bau des Schiffes, bei der Ausrüstung mit Life Saving Appliances und dem Sicherheitsmanagement durch Schiff und Land.

M.

[Michel T.]

Moin, Moin
Ich habe hier noch einen sehr interessanten Bericht über den Untergang an sich gefunden.
Also ich persönlich glaube auch nicht das die offizielle Untergangsursache der Wahrheit entspricht, zumal die Meyer-Werft ja schon mehrmals durch Tests bewiesen hat das das Bugvisier bei dem herrschenden Wellengang nicht abbrechen konnte. Auch gibt es zu viele ungereimtheiten und das verhalten der schwedischen Regierung ist auch mehr als seltsam.
Gruß Michel

[Jens.G]

Auch SVT (das schwedische Fernsehen) hat in seiner Mediathek noch einige originale Nachrichtenbeiträge.
http://svtplay.se/v/1392791/oppet_arkiv ... 1,f,103122
http://svtplay.se/v/1392789/oppet_arkiv ... 1,f,103122

Erstaunlich, über wie viele Jahre immer wieder aktuelle oder aktualisierte Berichte die schwedischen Medien und die schwedische Öffentlichkeit beschäftigen.
Ob zu diesem Untergang jemals eine endgültige Klärung stattfinden wird? Ich glaube nicht - mittlerweile haben sich so viele Theorien verselbständigt, das die Wahrheit immer nur eine der unzähligen Möglichkeiten sein wird....

Aber doch noch eine Frage: so wie ich den Funkverkehr verstehe, vor allem in Teil 4 und 5, bereitet man sich auf den beteiligten Schiffen darauf vor, Überlebende der Estonia zu versorgen. Aber es gibt eigentlich keine Aussagen darüber, das/ob/wie man die Passagiere an Bord bringen will. Rettungsinseln scheint auch nur die "Mariella" ausgesetzt zu haben. Verlässt man sich da ausschließlich auf die Küstenwache, oder wie muss ich mir das vorstellen?