Die "THB Deutsche Schiffahrts-Zeitung" (DVV Media Group GmbH, Seehafen Verlag, Hamburg) gab heute heraus:
"Verkauf von Hapag-Lloyd hat höchste Priorität
Im Machtkampf beim Reise- und Schifffahrtskonzern TUI hat sich kurz vor der Hauptversammlung Anfang Mai jetzt der Vorstand in einem offenen Brief an die Aktionäre gewandt. Der Verkauf der Schifffahrtstochter Hapag-Lloyd genieße höchste Priorität und werde sich vor allem darauf konzentrieren, maximalen Wert für die Anteilseigner zu schaffen, heißt es in dem am Montag veröffentlichten Schreiben. Der Vorstand trat darin auch der Kritik des norwegischen Reeders und Großaktionärs John Fredriksen entgegen. Er hatte dem Aufsichtsrat mangelnde Kenntnis der Containerschifffahrt vorgeworfen und beansprucht selbst zwei Sitze in dem Gremium.
«Sie sollten sich darüber im klaren sein, dass unsere Verantwortung gleichermaßen den vor allem touristisch interessierten Anteilseignern gilt, die ein langfristiges Interesse an der TUI haben, wie auch den eher kurzfristig orientierten Anteilseignern, die ein Interesse an der zu veräußernden Schifffahrt haben», heißt es in dem Schreiben. Die TUI-Führung sei sich «des außerordentlichen strategischen und wirtschaftlichen Werts der Hapag-Lloyd für jede interessierte Partei voll und ganz bewusst.» Sie fokussiere sich darauf, diesen Wert für die Anteilseigner zu erschließen. Und weiter heißt es: «Wir versichern Ihnen, dass wir uns zum jetzigen Zeitpunkt ausschließlich darauf konzentrieren, maximal Wert für alle Anteilseigner zu schaffen. Sobald wir dies erreicht haben, werden wir für eine ausgewogene Verwendung der Erlöse sorgen.»
Im übrigen sei Fredriksen bereits im Januar ein Sitz im Aufsichtsrat der TUI angeboten worden, heißt es in dem Brief. Dieses Angebot gelte weiter. «Wir sind seit jeher der Überzeugung, dass Großaktionäre die Gelegenheit erhalten sollten, bei entsprechendem Wunsch in unserem Aufsichtsrat vertreten zu sein.» Eine Ablösung des amtierenden Vorsitzenden Jürgen Krumnow werde der Aufsichtsrat allerdings nicht unterstützen. Der streitbare Norweger Fredriksen, der seinen Anteil an der TUI in der vorigen Woche auf fast zwölf Prozent angehoben hatte und damit nun größter Aktionär ist, wollte Krumnow und das Aufsichtsratsmitglied Franz Vranitzky abwählen lassen. Er selbst beanspruche zwar nicht den Vorsitz in dem Gremium, wolle aber mit einem Vertrauten in die Reihe der Kontrolleure einziehen.
Fredriksen war die Speerspitze des Widerstandes gegen den Zwei- Säulen-Kurs des Unternehmens, den TUI-Lenker Michael Frenzel lange verfolgte. Der Norweger hat schließlich den Beschluss des Aufsichtsrates zur Trennung der TUI von der Schifffahrtstochter Hapag-Lloyd herbeigeführt."
Quelle: "THB Deutsche Schiffahrts-Zeitung" (DVV Media Group GmbH, Seehafen Verlag, Hamburg)