Havarie und Bergung des TMS "WALDHOF" auf dem Mittelrhein.
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Re: Binnentanker "WALDHOF": Bergungsarbeiten haben begonnen.
Moin!
Wie die Webcams zeigen, ist der Kranponton "ATLAS" vom Rumpf der "WALDHOF" (vorübergehend) abgezogen worden und nur noch der Schwimmkran "AMSTERDAM" hat den Havaristen heckseitig am Haken. Was bedeuten könnte, dass man - nach der Untersuchung der Wallgänge und der Probenentnahme an den Schwefelsäuretanks - den Rumpf aus dieser Arbeitsposition heraus anheben und drehen will. So vermute ich. Aber warten wir ab.
Update: Seit 11 Uhr liegt "ATLAS" wieder am Rumpf.
mfg Peter Hartung
Wie die Webcams zeigen, ist der Kranponton "ATLAS" vom Rumpf der "WALDHOF" (vorübergehend) abgezogen worden und nur noch der Schwimmkran "AMSTERDAM" hat den Havaristen heckseitig am Haken. Was bedeuten könnte, dass man - nach der Untersuchung der Wallgänge und der Probenentnahme an den Schwefelsäuretanks - den Rumpf aus dieser Arbeitsposition heraus anheben und drehen will. So vermute ich. Aber warten wir ab.
Update: Seit 11 Uhr liegt "ATLAS" wieder am Rumpf.
mfg Peter Hartung
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Re: Binnentanker "WALDHOF": Bergungsarbeiten haben begonnen.
Wasserleiche in der Nähe des Säuretankers gefunden
26.01.11 | 16:46 Uhr Einige Kilometer entfernt von dem im Rhein gekenterten Tanker 'Waldhof' ist am Mittwoch eine männliche Wasserleiche am Rheinufer gefunden worden. Ob es sich dabei um eines der zwei vermissten Besatzungsmitglieder des Schiffes handelt, ist noch unklar, wie die Einsatzleitung in St. Goarshausen mitteilte. Beamte der Wasserschutzpolizei und der Kriminalpolizei ermitteln am Fundort
wird auf mehreren online gebracht , noch keine Fakten
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Re: Binnentanker "WALDHOF": Bergungsarbeiten haben begonnen.
die wasserleiche gehört wohl nicht zur Waldhof, also weiterhin zwei vermisste.
und in mindestens einem Tank hat sich Wasserstoffgas gebildet, was die Bergung nicht gerade vereinfacht.
http://www.swr.de/nachrichten/rp/-/id=1 ... index.html
und in mindestens einem Tank hat sich Wasserstoffgas gebildet, was die Bergung nicht gerade vereinfacht.
http://www.swr.de/nachrichten/rp/-/id=1 ... index.html
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Re: Binnentanker "WALDHOF": Bergungsarbeiten haben begonnen.
Moin!
Schön, dass das Forum wieder online ist.
Zum Stand der Dinge:
Bildnachweis: Rhein-Zeitung.
Ich verweise zunächst auf folgende Mitteilungen aus dem "Gemeinsamen Pressezentrum" von Rhein-Lahn-Kreis, Wasser- und Schifffahrtsamt Bingen, Staatskanzlei Rheinland-Pfalz und Polizei Rheinland-Pfalz:
http://www.wsa-bingen.wsv.de/pdf/Presse ... _0930h.pdf
http://www.wsa-bingen.wsv.de/pdf/Presse ... 1400_h.pdf
http://www.wsa-bingen.wsv.de/pdf/Presse ... _1730h.pdf
Die Mitteilung der gemeinsamen Pressestelle, derzufolge im Tank 7 Schwefelsäure, Wasser und Wasserstoff festgestellt wurden, ist eine Nachricht, die leider zu befürchten war. Ich hatte ja frühzeitig darauf hingewiesen, das dieses Risiko sehr genau schon im BSU-Untersuchungsbericht über den Unfall (Kentern) der ENA 2 im Juni 2004 beschrieben wurde. Dieser Bericht liegt den Einsatzkräften vor.
Die nun zu treffenden Maßnahmen, nämlich die Einleitung von Stickstoff in den Tank, um der Explosionsgefahr des Wasserstoffs zu verhindern, wurde schon nach dem Kentern der ENA 2 angewendet. Womit ich sagen will, dass ich den Eindruck habe, dass die Einsatzkräfte das Risiko zu beherrschen scheinen.
Vgl. hierzu die Links: http://www.fotoschiff.de/assets/plugind ... htena2.pdf
Erwähnen muss ich noch, dass die ENA 2 Entlüftungsöffnungen hat, aus der seinerzeit Schwefelsäure unkontrolliert austrat. Die ENA 2 hat zwei Lüfter mit Feuchtigkeitsfilter. Zwei je Ladetank, es ist die einzige Be- und Entlüftungsmöglichkeit beim Be- und Entladen, sie sind nicht verschließbar und permanent offen und waren nach dem Durchkentern der ENA 2 eine Austrittsmöglichkeit für die Schwefelssäure.
Aber: Es gibt ganz offensichtlich Bauartunterschiede zur "WALDHOF" und deshalb kann - ich weise ausdrücklich darauf hin - die Entlüftungsanlage auf der "ENA 2" NICHT auf die "WALDHOF" übertragen werden.
Die Mitteilung 23 aus dem gemeinsamen Pressezentrum vom 27.1.2011, 14 Uhr, wirft Fragen auf. Bisher ging ich davon aus, dass auch die Wallgänge beprobt werden sollen und nicht nur die Innentanks. Nun lag zwar das Ergebnis von Innentank Nr. 7 ("...beinhaltet ... Schwefelsäure, Wasser und Wasserstoff.") als Erstes vor und weitere sollen folgen, aber man hat ja deutlich gesehen, dass die Aussenhaut des Schiffes angebohrt wurde, man also damit auch Zugang zu den Wallgängen suchte. Welche Untersuchungsergebnisse hat man wohl dort festgestellt?
Ich denke, es sind noch viele Fragen unbeantwortet.
Darunter auch diese: Wenn sich im Center-Tank Nr. 7 neben Schwefelsäure und Wasserstoff auch noch Wasser befindet, wie kam es dort hinein? Und lässt sich damit die Behauptung aufrecht erhalten, dass keine Schwefelsäure in den Rhein geflossen ist?
Allgemein ist zu sagen, dass die Einsatzkräfte und ihr Bergungskonzept große Anerkennung sowohl bei den Binnenschiffern als auch an Land am Mittelrhein finden. Das WSA Bingen hat sogar ein Gästebuch auf seiner Homepage eingerichtet: http://www.wsa-bingen.wsv.de/gb.php.html
Zwei holländische Wasserschutz-Polizisten sind angefordert worden und betreuen die niederländischen Binnenschiffer, was den Informationsfluss enorm verbessert. Das Binnenschiffer-Forum ist in diesem Zusammenhang eine wichtige Plattform für Fragen, Meinungen, Diskussionen und man hat den Eindruck, dass die Äußerungen dort von den Einsatzkräften gelesen werden. Es ist eine kniffelige Bergungssache und alle Beteiligten machen einen guten Job.
mfg Peter Hartung
Schön, dass das Forum wieder online ist.
Zum Stand der Dinge:
Bildnachweis: Rhein-Zeitung.
Ich verweise zunächst auf folgende Mitteilungen aus dem "Gemeinsamen Pressezentrum" von Rhein-Lahn-Kreis, Wasser- und Schifffahrtsamt Bingen, Staatskanzlei Rheinland-Pfalz und Polizei Rheinland-Pfalz:
http://www.wsa-bingen.wsv.de/pdf/Presse ... _0930h.pdf
http://www.wsa-bingen.wsv.de/pdf/Presse ... 1400_h.pdf
http://www.wsa-bingen.wsv.de/pdf/Presse ... _1730h.pdf
Die Mitteilung der gemeinsamen Pressestelle, derzufolge im Tank 7 Schwefelsäure, Wasser und Wasserstoff festgestellt wurden, ist eine Nachricht, die leider zu befürchten war. Ich hatte ja frühzeitig darauf hingewiesen, das dieses Risiko sehr genau schon im BSU-Untersuchungsbericht über den Unfall (Kentern) der ENA 2 im Juni 2004 beschrieben wurde. Dieser Bericht liegt den Einsatzkräften vor.
Die nun zu treffenden Maßnahmen, nämlich die Einleitung von Stickstoff in den Tank, um der Explosionsgefahr des Wasserstoffs zu verhindern, wurde schon nach dem Kentern der ENA 2 angewendet. Womit ich sagen will, dass ich den Eindruck habe, dass die Einsatzkräfte das Risiko zu beherrschen scheinen.
Vgl. hierzu die Links: http://www.fotoschiff.de/assets/plugind ... htena2.pdf
Erwähnen muss ich noch, dass die ENA 2 Entlüftungsöffnungen hat, aus der seinerzeit Schwefelsäure unkontrolliert austrat. Die ENA 2 hat zwei Lüfter mit Feuchtigkeitsfilter. Zwei je Ladetank, es ist die einzige Be- und Entlüftungsmöglichkeit beim Be- und Entladen, sie sind nicht verschließbar und permanent offen und waren nach dem Durchkentern der ENA 2 eine Austrittsmöglichkeit für die Schwefelssäure.
Aber: Es gibt ganz offensichtlich Bauartunterschiede zur "WALDHOF" und deshalb kann - ich weise ausdrücklich darauf hin - die Entlüftungsanlage auf der "ENA 2" NICHT auf die "WALDHOF" übertragen werden.
Die Mitteilung 23 aus dem gemeinsamen Pressezentrum vom 27.1.2011, 14 Uhr, wirft Fragen auf. Bisher ging ich davon aus, dass auch die Wallgänge beprobt werden sollen und nicht nur die Innentanks. Nun lag zwar das Ergebnis von Innentank Nr. 7 ("...beinhaltet ... Schwefelsäure, Wasser und Wasserstoff.") als Erstes vor und weitere sollen folgen, aber man hat ja deutlich gesehen, dass die Aussenhaut des Schiffes angebohrt wurde, man also damit auch Zugang zu den Wallgängen suchte. Welche Untersuchungsergebnisse hat man wohl dort festgestellt?
Ich denke, es sind noch viele Fragen unbeantwortet.
Darunter auch diese: Wenn sich im Center-Tank Nr. 7 neben Schwefelsäure und Wasserstoff auch noch Wasser befindet, wie kam es dort hinein? Und lässt sich damit die Behauptung aufrecht erhalten, dass keine Schwefelsäure in den Rhein geflossen ist?
Allgemein ist zu sagen, dass die Einsatzkräfte und ihr Bergungskonzept große Anerkennung sowohl bei den Binnenschiffern als auch an Land am Mittelrhein finden. Das WSA Bingen hat sogar ein Gästebuch auf seiner Homepage eingerichtet: http://www.wsa-bingen.wsv.de/gb.php.html
Zwei holländische Wasserschutz-Polizisten sind angefordert worden und betreuen die niederländischen Binnenschiffer, was den Informationsfluss enorm verbessert. Das Binnenschiffer-Forum ist in diesem Zusammenhang eine wichtige Plattform für Fragen, Meinungen, Diskussionen und man hat den Eindruck, dass die Äußerungen dort von den Einsatzkräften gelesen werden. Es ist eine kniffelige Bergungssache und alle Beteiligten machen einen guten Job.
mfg Peter Hartung
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Re: Binnentanker "WALDHOF": Bergungsarbeiten haben begonnen.
Moin!
Wie die 14:30-Uhr-Nachrichten von Radio SWR 1 Rheinland-Pfalz melden, soll Innenminister Bruch in einer Fragestunde des rheinland-pfälzischen Landtags in Mainz bekannt gegeben haben, dass in alle sieben Tanks der "WALDHOF" Wasser eingedrungen ist. Die Explosionsgefahr durch Wasserstoff soll durch Einleiten von Stickstoff in die Tanks verhindert werden.
Die Unfallursache ist trotz Befragung der beiden Binnenschiffer, die gerettet werden konnten, weiterhin unbekannt.
mfg Peter Hartung
Wie die 14:30-Uhr-Nachrichten von Radio SWR 1 Rheinland-Pfalz melden, soll Innenminister Bruch in einer Fragestunde des rheinland-pfälzischen Landtags in Mainz bekannt gegeben haben, dass in alle sieben Tanks der "WALDHOF" Wasser eingedrungen ist. Die Explosionsgefahr durch Wasserstoff soll durch Einleiten von Stickstoff in die Tanks verhindert werden.
Die Unfallursache ist trotz Befragung der beiden Binnenschiffer, die gerettet werden konnten, weiterhin unbekannt.
mfg Peter Hartung
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Re: Binnentanker "WALDHOF": Bergungsarbeiten haben begonnen.
wenn überall wasser drin ist, wirft das ja die frage auf, wie das wohl da hineinkam. wenn undichtigkeiten bestehen, dann wäre doch wohl auch Schwefelsäure ausgeflossen. oder ist die so verhärtet das durch kleinere löcher zwar wasser hinein, die säure aber nicht rausfliessen konnte?
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Re: Binnentanker "WALDHOF": Bergungsarbeiten haben begonnen.
Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, aber ist Schwefelsäure nicht schwerer als Wasser?schwedenelch hat geschrieben:wenn überall wasser drin ist, wirft das ja die frage auf, wie das wohl da hineinkam. wenn undichtigkeiten bestehen, dann wäre doch wohl auch Schwefelsäure ausgeflossen. oder ist die so verhärtet das durch kleinere löcher zwar wasser hinein, die säure aber nicht rausfliessen konnte?
Meine Schiffsfotos bei Fotocommunity: http://home.fotocommunity.de/squarerigg ... 4&g=240434
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Re: Binnentanker "WALDHOF": Bergungsarbeiten haben begonnen.
Nach all den irreführenden Darstellungen in den Medien und den daraus resultierenden Fragen hier ein paar klipp und klare Fakten zu dem Thema Schwefelsäure/Wasserstoff(gas):
Die Darstellung, dass durch das Eindringen von Wasser in die Tanks des TMS Waldhof Wasserstoffgas entstanden sei, ist chemisch nicht zutreffend und schlichtweg falsch.
Fakt ist, dass beim Zusammentreffen von Wasser und Schwefelsäure (auch hochkonzentrierter Schwefelsäure) kein Wasserstoff oder Wasserstoffgas entsteht; auch nicht durch die einsetzende chemische und mitunter heftige exotherme Reaktion.
Auch wenn es für den Laien paradox klingen mag: Je konzentrierter die ölige Schwefelsäure ist (daher auch ihr frühere Name „Vitriolöl“), desto phlegmatisierter ist sie.
Da Schwefelsäure wesentlich schwerer ist als Wasser (spezifisches Gewicht = 1,848) und die Tanks daher nur teilbefüllt sein können, befindet sich im oberen Teil der Tanks jeweils ein Hohlraumvolumen, das keinen hydrostatischen Gegendruck ausübt. Durch undichte Öffnungen, die sich im vorliegenden Fall tagelang unter der Wasserlinie befunden hatten (etwa Be- oder Entlüftungen, Kontroll- und Peilstaböffnungen, Be- oder Entladestutzen etc) konnte also ohne Weiteres Flusswasser eindringen, ohne dass deshalb Säure ausgetreten sein muss.
Wasser, das leichter als die Säure ist, vermischt sich nicht mit ihr, sondern „schwimmt oben drauf“, wobei es an den Kontaktstellen flächenhaft zu heftigen Reaktionen kommt. Es können sich hierbei mehrere Schichten unterschiedlicher Konzentrationen bilden, die dann als verdünnte Schwefelsäure anzusprechen sind. Je nach dem Grad dieser Verdünnung/Konzentration nimmt die Aggressivität der Schwefelsäure jetzt verstärkt zu; sie ist - um es einmal übertrieben sinnbildlich auszudrücken - durch das Wasser "geweckt und extrem gereizt" worden.
Wenn die Tanks nicht aus edlen Metallen (Platinmetalle, Gold, Silber) bestehen oder mit ihnen beschichtet sind (was kaum der Fall sein wird), greift die jetzt hochaggressive Schwefelsäure das Metall sofort an. So auch Edelstahl, der entgegen seiner volksmundlichen Bezeichnung nicht zu den im chemischen Sinne edlen Metallen gehört.
Erst durch diese Reaktion entsteht jetzt Wasserstoff, der je nach (Un)Reinheit des Tankmaterials und der Intensität der Reaktion in so hohem Maße auftreten kann, dass er in Verbindung mit der Atmosphäre, der Luft im Tank, zu einem hochexplosiven Gemisch wird.
Dieses explosionsfähige Gasgemisch wird als Knallgas bezeichnet, wenn sein Wasserstoffgehalt zwischen 4 und 77% liegt. Das Knallgas kann jedoch durch sogenanntes Inertisieren, d.h. durch Einpressen von inerten Gasen wie beispielsweise reichlich vorhandenem Stickstoff (unsere Atemluft besteht zu 78% aus Stickstoff), aus den Tanks ausgeblasen werden.
* * *
Obgleich die mit hohem Risiko verbundene gefährliche Arbeit der Fachkräfte vor Ort und auch die unermüdliche Arbeit aller Helfer in jedem Falle lobenswert ist, ist jedoch gleichzeitig zu bemängeln, dass die Öffentlichkeit nicht über die Art der Säure und ihre mögliche Toxizität informiert wird!
Handelt es sich bei der Waldhof-Fracht um hochreine – also „saubere“ – und ungiftige Schwefelsäure?
Oder handelt es sich um niederwertigere Industriesäure, die giftige Bestandteile wie z.B. Arsen enthalten kann?
Diese Informationen liegen der Einsatzleitung seitens des Verladers nachweislich bereits seit kurz nach dem Unfall vor. Sie dürfen der Öffentlichkeit nicht - auch nicht unter dem Gesichtspunkt der Vermeidung von Panik - vorenthalten werden!
Echofisch
Die Darstellung, dass durch das Eindringen von Wasser in die Tanks des TMS Waldhof Wasserstoffgas entstanden sei, ist chemisch nicht zutreffend und schlichtweg falsch.
Fakt ist, dass beim Zusammentreffen von Wasser und Schwefelsäure (auch hochkonzentrierter Schwefelsäure) kein Wasserstoff oder Wasserstoffgas entsteht; auch nicht durch die einsetzende chemische und mitunter heftige exotherme Reaktion.
Auch wenn es für den Laien paradox klingen mag: Je konzentrierter die ölige Schwefelsäure ist (daher auch ihr frühere Name „Vitriolöl“), desto phlegmatisierter ist sie.
Da Schwefelsäure wesentlich schwerer ist als Wasser (spezifisches Gewicht = 1,848) und die Tanks daher nur teilbefüllt sein können, befindet sich im oberen Teil der Tanks jeweils ein Hohlraumvolumen, das keinen hydrostatischen Gegendruck ausübt. Durch undichte Öffnungen, die sich im vorliegenden Fall tagelang unter der Wasserlinie befunden hatten (etwa Be- oder Entlüftungen, Kontroll- und Peilstaböffnungen, Be- oder Entladestutzen etc) konnte also ohne Weiteres Flusswasser eindringen, ohne dass deshalb Säure ausgetreten sein muss.
Wasser, das leichter als die Säure ist, vermischt sich nicht mit ihr, sondern „schwimmt oben drauf“, wobei es an den Kontaktstellen flächenhaft zu heftigen Reaktionen kommt. Es können sich hierbei mehrere Schichten unterschiedlicher Konzentrationen bilden, die dann als verdünnte Schwefelsäure anzusprechen sind. Je nach dem Grad dieser Verdünnung/Konzentration nimmt die Aggressivität der Schwefelsäure jetzt verstärkt zu; sie ist - um es einmal übertrieben sinnbildlich auszudrücken - durch das Wasser "geweckt und extrem gereizt" worden.
Wenn die Tanks nicht aus edlen Metallen (Platinmetalle, Gold, Silber) bestehen oder mit ihnen beschichtet sind (was kaum der Fall sein wird), greift die jetzt hochaggressive Schwefelsäure das Metall sofort an. So auch Edelstahl, der entgegen seiner volksmundlichen Bezeichnung nicht zu den im chemischen Sinne edlen Metallen gehört.
Erst durch diese Reaktion entsteht jetzt Wasserstoff, der je nach (Un)Reinheit des Tankmaterials und der Intensität der Reaktion in so hohem Maße auftreten kann, dass er in Verbindung mit der Atmosphäre, der Luft im Tank, zu einem hochexplosiven Gemisch wird.
Dieses explosionsfähige Gasgemisch wird als Knallgas bezeichnet, wenn sein Wasserstoffgehalt zwischen 4 und 77% liegt. Das Knallgas kann jedoch durch sogenanntes Inertisieren, d.h. durch Einpressen von inerten Gasen wie beispielsweise reichlich vorhandenem Stickstoff (unsere Atemluft besteht zu 78% aus Stickstoff), aus den Tanks ausgeblasen werden.
* * *
Obgleich die mit hohem Risiko verbundene gefährliche Arbeit der Fachkräfte vor Ort und auch die unermüdliche Arbeit aller Helfer in jedem Falle lobenswert ist, ist jedoch gleichzeitig zu bemängeln, dass die Öffentlichkeit nicht über die Art der Säure und ihre mögliche Toxizität informiert wird!
Handelt es sich bei der Waldhof-Fracht um hochreine – also „saubere“ – und ungiftige Schwefelsäure?
Oder handelt es sich um niederwertigere Industriesäure, die giftige Bestandteile wie z.B. Arsen enthalten kann?
Diese Informationen liegen der Einsatzleitung seitens des Verladers nachweislich bereits seit kurz nach dem Unfall vor. Sie dürfen der Öffentlichkeit nicht - auch nicht unter dem Gesichtspunkt der Vermeidung von Panik - vorenthalten werden!
Echofisch
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Re: Binnentanker "WALDHOF": Bergungsarbeiten haben begonnen.
Guten Morgen!
Wegen der weiterhin gesperrten Talfahrt stauen sich mehr als 300 Binnenschiffe in den Häfen entlang des Rheins u. a. zwischen Mannheim/Ludwigshafen und Mainz. Dazu meldete der SWR-Rundfunk wie folgt:
"Aufgrund der einseitigen Rheinsperrung wegen des gekenterten Tankers liegen in den Häfen Ludwigshafen und Mannheim mehr als 100 Schiffe, die flussabwärts fahren wollen, vor Anker. Allein in Ludwigshafen liegen nach Angaben der Hafenbetriebe rund 50 Schiffe fest, die ihre Fahrt Richtung Norden nicht fortsetzen können. In Mannheim liegen über 90 Schiffe. Alle anderen Häfen zwischen Ludwigshafen und der Unfallstelle sind nach Angaben des Mainzer Verkehrsministeriums bereits überfüllt."
Aus Mannheim (Mühlau-Hafen, Rheinkai) und Ludwigshafen (Kaiserwörth-Hafen) habe ich diese Impressionen (29.1.2011) mitgebracht:
Mannheim, Mühlauhafen. 29.1.2011 frühmorgens.
Die "ERLENHOF" von Lehnkering im Mannheimer Mühlau-Hafen.
Die "ST. JOSEF V" aus Berlin.
Die "ERLENHOF" von Lehnkering im Mannheimer Mühlau-Hafen.
Die "PLOCHINGEN" und die "ESCAPE" im Mannheimer Mühlau-Hafen.
Die "SOMTRANS II" zusammen mit der "INVASION" und der "TAMARIVA" am Mannheimer Rheinufer.
mfg Peter Hartung
Wegen der weiterhin gesperrten Talfahrt stauen sich mehr als 300 Binnenschiffe in den Häfen entlang des Rheins u. a. zwischen Mannheim/Ludwigshafen und Mainz. Dazu meldete der SWR-Rundfunk wie folgt:
"Aufgrund der einseitigen Rheinsperrung wegen des gekenterten Tankers liegen in den Häfen Ludwigshafen und Mannheim mehr als 100 Schiffe, die flussabwärts fahren wollen, vor Anker. Allein in Ludwigshafen liegen nach Angaben der Hafenbetriebe rund 50 Schiffe fest, die ihre Fahrt Richtung Norden nicht fortsetzen können. In Mannheim liegen über 90 Schiffe. Alle anderen Häfen zwischen Ludwigshafen und der Unfallstelle sind nach Angaben des Mainzer Verkehrsministeriums bereits überfüllt."
Aus Mannheim (Mühlau-Hafen, Rheinkai) und Ludwigshafen (Kaiserwörth-Hafen) habe ich diese Impressionen (29.1.2011) mitgebracht:
Mannheim, Mühlauhafen. 29.1.2011 frühmorgens.
Die "ERLENHOF" von Lehnkering im Mannheimer Mühlau-Hafen.
Die "ST. JOSEF V" aus Berlin.
Die "ERLENHOF" von Lehnkering im Mannheimer Mühlau-Hafen.
Die "PLOCHINGEN" und die "ESCAPE" im Mannheimer Mühlau-Hafen.
Die "SOMTRANS II" zusammen mit der "INVASION" und der "TAMARIVA" am Mannheimer Rheinufer.
mfg Peter Hartung
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Re: Binnentanker "WALDHOF": Bergungsarbeiten haben begonnen.
Moin!
Zu Wochenbeginn der Stand der Dinge ohne viel Worte:
Bohr- und Schneidarbeiten an der Bordwand
Copyright: Gemeinsames Pressezentrum „Havarie Loreley“ – Die Bilder sind zur Veröffentlichung
freigegeben.
mfg Peter Hartung
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mfg Peter Hartung
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