Havarie und Bergung des TMS "WALDHOF" auf dem Mittelrhein.
-
- Mitglied
- Beiträge: 271
- Registriert: Sa 12. Jan 2008, 00:45
- Wohnort: Loxstedt
- Kontaktdaten:
Re: Binnentanker "WALDHOF": Fortsetzung d. Bergungsarbeiten.
Moin allerseits,
ein absolut grandioser Bericht zum Unfall der WALDHOF. Danke Peter.
Es bleibt zu hoffen, dass Konsequenzen aus den Untersuchungen folgen. Seinerzeit ( 1989+ ) wurde aus dem Kentern eines Binnenschiffes an der Braker Kaje, das mit Zellulose beladen wurde, konsequent auf Stabilitätskontrollen bei solcher Ladung geachtet.
Nun aber noch mal zur Stabilitätrechnung. Keine Angst, ich werde jetzt und hier keine Vorlesung halten, aber ich sollte die Darstellung in den Grafiken richtigstellen, bzw. ergänzen.
Die Grafik, die Peter eingestellt hat, nennt den obersten Punkt MG0. Das ist missverständlich, da dieser Begriff eine Strecke bezeichnet. Es ist die Distanz zwischen den Punkten: Metazentrum und Gewichtszentrum ( Masseschwerpunkt ).
In obenstehender Grafik ist diese Strecke rot gezeichnet. Wesentlich für die Stabilität ( Kentersicherheit ) eines Schiffes ist der Hebelarm ( blau ) zwischen G und dem Vektor D. Er hat seinen Ursprung im Punkt F/F1( Verdrängungsschwerpunkt ) und wird lotrecht nach oben gezogen, die Auftriebskraft darstellend. Man kann leicht erkennen dass dieser Hebelarm kleiner wird, wenn sich der Gewichtsschwerpunkt bei verrutschter Ladung seitlich verschiebt. Um die Stabilität eines Schiffes zu beurteilen, errechnet man aus dem Tiefgang, dem Schwerpunkt der Ladung und Tabellen ( Pantokarenen ) die jedem Schiff für die möglichen Tiefgänge eigen sind, die Distanz M-G, land- bzw. seeläufig M0G ( M null G ) genannt.
Bei flüssiger Ladung kommt zu dieser statischen Stabilität ( bzw. Stabilitätsunsicherheit ) noch ein dynamisches Moment hinzu, das aus der sich bewegenden Ladung kommt. Mit Mittellängschott wäre das nicht passiert.. Der Untergang der PAMIR hat unter anderem auch hierin seine Ursache ( Getreide fließt wie Wasser! ).
Danke fürs Zuhören , ähh Zulesen.
Gruß
Michael
ein absolut grandioser Bericht zum Unfall der WALDHOF. Danke Peter.
Es bleibt zu hoffen, dass Konsequenzen aus den Untersuchungen folgen. Seinerzeit ( 1989+ ) wurde aus dem Kentern eines Binnenschiffes an der Braker Kaje, das mit Zellulose beladen wurde, konsequent auf Stabilitätskontrollen bei solcher Ladung geachtet.
Nun aber noch mal zur Stabilitätrechnung. Keine Angst, ich werde jetzt und hier keine Vorlesung halten, aber ich sollte die Darstellung in den Grafiken richtigstellen, bzw. ergänzen.
Die Grafik, die Peter eingestellt hat, nennt den obersten Punkt MG0. Das ist missverständlich, da dieser Begriff eine Strecke bezeichnet. Es ist die Distanz zwischen den Punkten: Metazentrum und Gewichtszentrum ( Masseschwerpunkt ).
In obenstehender Grafik ist diese Strecke rot gezeichnet. Wesentlich für die Stabilität ( Kentersicherheit ) eines Schiffes ist der Hebelarm ( blau ) zwischen G und dem Vektor D. Er hat seinen Ursprung im Punkt F/F1( Verdrängungsschwerpunkt ) und wird lotrecht nach oben gezogen, die Auftriebskraft darstellend. Man kann leicht erkennen dass dieser Hebelarm kleiner wird, wenn sich der Gewichtsschwerpunkt bei verrutschter Ladung seitlich verschiebt. Um die Stabilität eines Schiffes zu beurteilen, errechnet man aus dem Tiefgang, dem Schwerpunkt der Ladung und Tabellen ( Pantokarenen ) die jedem Schiff für die möglichen Tiefgänge eigen sind, die Distanz M-G, land- bzw. seeläufig M0G ( M null G ) genannt.
Bei flüssiger Ladung kommt zu dieser statischen Stabilität ( bzw. Stabilitätsunsicherheit ) noch ein dynamisches Moment hinzu, das aus der sich bewegenden Ladung kommt. Mit Mittellängschott wäre das nicht passiert.. Der Untergang der PAMIR hat unter anderem auch hierin seine Ursache ( Getreide fließt wie Wasser! ).
Danke fürs Zuhören , ähh Zulesen.
Gruß
Michael
Auf See und vor Gericht sind wir in Gottes Hand; und sonst auch!
-
- Mitglied
- Beiträge: 2384
- Registriert: So 13. Jan 2008, 17:19
Re: Binnentanker "WALDHOF": Fortsetzung d. Bergungsarbeiten.
Moin!
@ Michael: Danke für Deine sachkunde Klarstellung. Ich hatte die beiden Grafiken unkommentiert eingestellt, um ganz allgemein das Problem mit der Stabilität zu illustrieren. Wir hatten ja schon mal vor Kurzem hier das Thema Stabilität und Trim. Deshalb ist Deine Erklärung sehr hilfreich.
Zurück zum Stand der Dinge:
Das Abpumpen verzögert sich weiterhin. Warum das genau so ist, ist mir unklar.
Siehe dazu diese drei Links:
http://www.wsa-bingen.wsv.de/Aktuelles/index.html
http://www.swr.de/nachrichten/rp/-/id=1 ... index.html
http://www.rhein-zeitung.de/regionales_ ... 99152.html
Es gibt aus meiner Sicht Unklarheit bei den Informationen über den Zustand der Tanks und deren Inhalt, weil sich Widersprüche in der Berichterstattung zeigen. Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass die Einsatzleitung nicht alle zur Beurteilung notwendigen Informationen herausrückt.
Die aktuellen Informationen und Diskussionen sind unverändert beim Binnenschifferforum nachzulesen, wo es hoch her geht.
http://www.././forum/showthread.php?285 ... rt/page119
Ins Grübeln bringt einen auch der nachfolgende Screenshot der SWR-Webcam, den ein Binnenschifferforum-User eingestellt hat:
Meine Vermutung ist: Der Rumpf ist mutmaßlich beschädigt. Und möglicherweise auch die Tanks. Und ob es sicher ist, dass keine Schwefelsäure austritt, erscheint mir auch zweifelhaft, trotz aller gegenteiliger Behauptungen. Aber das ist und bleibt aus der Distanz Spekulation.
Ansonsten geht es mit der sich abwechselnden Berg- und Talfahrt am Unglücksort voran. Augenzeugen berichten, dass angeblich auch bei Dunkelheit gefahren wird. Vgl.: http://www.././forum/showthread.php?285 ... rt/page118
Am Montag Morgen mehr. Bis dahin - wenn nichts dazwischen kommt -
mfg Peter Hartung
@ Michael: Danke für Deine sachkunde Klarstellung. Ich hatte die beiden Grafiken unkommentiert eingestellt, um ganz allgemein das Problem mit der Stabilität zu illustrieren. Wir hatten ja schon mal vor Kurzem hier das Thema Stabilität und Trim. Deshalb ist Deine Erklärung sehr hilfreich.
Zurück zum Stand der Dinge:
Das Abpumpen verzögert sich weiterhin. Warum das genau so ist, ist mir unklar.
Siehe dazu diese drei Links:
http://www.wsa-bingen.wsv.de/Aktuelles/index.html
http://www.swr.de/nachrichten/rp/-/id=1 ... index.html
http://www.rhein-zeitung.de/regionales_ ... 99152.html
Es gibt aus meiner Sicht Unklarheit bei den Informationen über den Zustand der Tanks und deren Inhalt, weil sich Widersprüche in der Berichterstattung zeigen. Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass die Einsatzleitung nicht alle zur Beurteilung notwendigen Informationen herausrückt.
Die aktuellen Informationen und Diskussionen sind unverändert beim Binnenschifferforum nachzulesen, wo es hoch her geht.
http://www.././forum/showthread.php?285 ... rt/page119
Ins Grübeln bringt einen auch der nachfolgende Screenshot der SWR-Webcam, den ein Binnenschifferforum-User eingestellt hat:
Meine Vermutung ist: Der Rumpf ist mutmaßlich beschädigt. Und möglicherweise auch die Tanks. Und ob es sicher ist, dass keine Schwefelsäure austritt, erscheint mir auch zweifelhaft, trotz aller gegenteiliger Behauptungen. Aber das ist und bleibt aus der Distanz Spekulation.
Ansonsten geht es mit der sich abwechselnden Berg- und Talfahrt am Unglücksort voran. Augenzeugen berichten, dass angeblich auch bei Dunkelheit gefahren wird. Vgl.: http://www.././forum/showthread.php?285 ... rt/page118
Am Montag Morgen mehr. Bis dahin - wenn nichts dazwischen kommt -
mfg Peter Hartung
Alle Fotos von Peter Hartung sind (falls nicht anders angegeben) unter einer
Creative Commons-Genehmigung lizenziert. Siehe hier: Foto-Lizenz: CC-BY-NC-ND
Creative Commons-Genehmigung lizenziert. Siehe hier: Foto-Lizenz: CC-BY-NC-ND
-
- Mitglied
- Beiträge: 738
- Registriert: Fr 19. Nov 2010, 14:00
Re: Binnentanker "WALDHOF": Fortsetzung d. Bergungsarbeiten.
Das sieht nach einer älteren Beule aus, die sich das Doppelhüllenschif evtl. auch schon vor längerer Zeit geholt hat.
Garsvik
Garsvik
-
- Mitglied
- Beiträge: 2384
- Registriert: So 13. Jan 2008, 17:19
Re: Binnentanker "WALDHOF": Umpumpen hat begonnen.
Guten Abend!
Die Umpumparbeiten haben nun doch noch heute begonnen, wie man auf diesem "Wimmel-Bild" sehen kann:
Bildnachweis: dpa
Umgepumpt wird in die "ERLENHOF" (im Bild oben ganz rechts), die ich noch am vergangenen Samstag (29.1.2011) im Mannheimer Mühlauhafen sah:
Morgen früh mehr.
mfg Peter Hartung
Die Umpumparbeiten haben nun doch noch heute begonnen, wie man auf diesem "Wimmel-Bild" sehen kann:
Bildnachweis: dpa
Umgepumpt wird in die "ERLENHOF" (im Bild oben ganz rechts), die ich noch am vergangenen Samstag (29.1.2011) im Mannheimer Mühlauhafen sah:
Morgen früh mehr.
mfg Peter Hartung
Alle Fotos von Peter Hartung sind (falls nicht anders angegeben) unter einer
Creative Commons-Genehmigung lizenziert. Siehe hier: Foto-Lizenz: CC-BY-NC-ND
Creative Commons-Genehmigung lizenziert. Siehe hier: Foto-Lizenz: CC-BY-NC-ND
-
- Mitglied
- Beiträge: 2384
- Registriert: So 13. Jan 2008, 17:19
Re: Binnentanker "WALDHOF": Bergungsarbeiten am Mittelrhein
Moin!
Die Zusammenfassung enthält folgende Punkte:
1. Untersuchungskommission soll Unfallursache klären
2. Hintergründe der Umpump-Verzögerung
3. Binnenschiff-Stau auf dem Mittelrhein wird abgebaut
Zu 1.)
Eine Untersuchungsstelle, die vergleichbar wäre mit der Bundesstelle für Seeunfall-Untersuchung (BSU), gibt es für Unfälle auf den Binnenwasserstraßen nicht. Da ermitteln die jeweils zuständigen Staatsanwaltschaften und klären primär die Schuldfrage. Das läuft dann auf den mutmaßlichen Täter bezogen ab. Beispiel hier.
Konstruktive und strukturelle Mängel, die Unfälle mitverursachen könnten, bleiben da im Hintergrund.
Das scheint sich nun geändert zu haben. Neben der Staatsanwaltschaft Koblenz soll nun im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums eine Untersuchungskommission "schuldunabhängig" den Unfall der "WALDHOF" untersuchen.
Mehr darüber könnt Ihr in diesem Zeitungsbericht lesen: http://www.rhein-zeitung.de/startseite_ ... 99286.html
Zu 2.)
Der Kuddelmuddel um die entstandene Verzögerung beim Umpumpen der Schwefelsäure aus der "WALDHOF" in (zunächst beabsichtigt) Tankleichter und nun in das TMS "ERLENHOF" hatte folgende Gründe:
Man hatte zunächst zwei Tankleichter zur Aufnahme der Schwefelsäure bereit gestellt, deren Innentanks gummiert sind. Das Vertrackte bei Schwefelsäure ist, dass sich ihre aggressiven Eigenschaften mit dem Konzentrationsgrad verändern. Das soll diese Grafik verdeutlichen:
Grafiknachweis: WSA Bingen.
Bis zu einer Schwefelsäurekonzentration von 65 Prozent sind gummierte Tankauskleidungen das Mittel der Wahl. Liegt die Konzentration höher bis zu 95 Prozent gibt es Korrosionsprobleme mit den Gummi-Tanks. Da ist dann Edelstahl besser. Oberhalb 95 Prozent Säurekonzentration sind Edelstahl-Tanks sowieso angesagt.
Nun hatte man zwei "gummierte" Tankleichter bereit gestellt, mutmaßlich in Unkenntnis der Problematik. Und die waren nun nicht zu gebrauchen. Also musste die "ERLENHOF" mit ihren Edelstahl-Innentanks ´ran. Und damit konnte das Umpumpen beginnen. Man hat nun den Tank 7 der "WALDHOF" in die "ERLENHOF" entleert. Das geschah gestern, Samstag 5.2.2011, in der Zeit von 16:30 Uhr und 21 Uhr. Die "ERLENHOF" bringt nun das Zeugs wieder zur BASF in Ludwigshafen und kommt dann wieder zurück. Montag soll es dann weiter gehen mit dem Umpumpen.
Das weitere Vorgehen ist, dass man nun nach und nach den Inhalt der übrigen Tanks in Tank 7 der "WALDHOF" umpumpt, dort die Schwefelsäure in ihrer Konzentration homogenisiert und anschließend an die "ERLENHOF" übergeben will.
Bildnachweis: WSA Bingen.
Zu 3.
Unterdessen löst sich der Schiffsstau rheinabwärts langsam auf. Nach Angaben des Wasser- und Schifffahrtsamtes Bingen passierten seit der Freigabe 180 Schiffe den havarierten Tanker. Die Schiffe müssen dabei einen Abstand von zwei Kilometern einhalten, da sie wegen der starken Strömung nicht stoppen können. Am Samstagnachmittag wurde der erste Schubverband kontrolliert an der "Waldhof" vorbeigeleitet. Der Schiffsstau in Mannheim hat sich laut Wasser- und Schifffahrtsamt aufgelöst, so dass Schiffe nachrücken können.
Soweit - nach bestem Wissen und Gewissen - der aktuelle Stand der Dinge.
Bedrückend ist und bleibt, dass immer noch nicht die beiden vermissten Binnenschiffer geborgen bzw. gefunden wurden.
mfg Peter Hartung
Die Zusammenfassung enthält folgende Punkte:
1. Untersuchungskommission soll Unfallursache klären
2. Hintergründe der Umpump-Verzögerung
3. Binnenschiff-Stau auf dem Mittelrhein wird abgebaut
Zu 1.)
Eine Untersuchungsstelle, die vergleichbar wäre mit der Bundesstelle für Seeunfall-Untersuchung (BSU), gibt es für Unfälle auf den Binnenwasserstraßen nicht. Da ermitteln die jeweils zuständigen Staatsanwaltschaften und klären primär die Schuldfrage. Das läuft dann auf den mutmaßlichen Täter bezogen ab. Beispiel hier.
Konstruktive und strukturelle Mängel, die Unfälle mitverursachen könnten, bleiben da im Hintergrund.
Das scheint sich nun geändert zu haben. Neben der Staatsanwaltschaft Koblenz soll nun im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums eine Untersuchungskommission "schuldunabhängig" den Unfall der "WALDHOF" untersuchen.
Mehr darüber könnt Ihr in diesem Zeitungsbericht lesen: http://www.rhein-zeitung.de/startseite_ ... 99286.html
Zu 2.)
Der Kuddelmuddel um die entstandene Verzögerung beim Umpumpen der Schwefelsäure aus der "WALDHOF" in (zunächst beabsichtigt) Tankleichter und nun in das TMS "ERLENHOF" hatte folgende Gründe:
Man hatte zunächst zwei Tankleichter zur Aufnahme der Schwefelsäure bereit gestellt, deren Innentanks gummiert sind. Das Vertrackte bei Schwefelsäure ist, dass sich ihre aggressiven Eigenschaften mit dem Konzentrationsgrad verändern. Das soll diese Grafik verdeutlichen:
Grafiknachweis: WSA Bingen.
Bis zu einer Schwefelsäurekonzentration von 65 Prozent sind gummierte Tankauskleidungen das Mittel der Wahl. Liegt die Konzentration höher bis zu 95 Prozent gibt es Korrosionsprobleme mit den Gummi-Tanks. Da ist dann Edelstahl besser. Oberhalb 95 Prozent Säurekonzentration sind Edelstahl-Tanks sowieso angesagt.
Nun hatte man zwei "gummierte" Tankleichter bereit gestellt, mutmaßlich in Unkenntnis der Problematik. Und die waren nun nicht zu gebrauchen. Also musste die "ERLENHOF" mit ihren Edelstahl-Innentanks ´ran. Und damit konnte das Umpumpen beginnen. Man hat nun den Tank 7 der "WALDHOF" in die "ERLENHOF" entleert. Das geschah gestern, Samstag 5.2.2011, in der Zeit von 16:30 Uhr und 21 Uhr. Die "ERLENHOF" bringt nun das Zeugs wieder zur BASF in Ludwigshafen und kommt dann wieder zurück. Montag soll es dann weiter gehen mit dem Umpumpen.
Das weitere Vorgehen ist, dass man nun nach und nach den Inhalt der übrigen Tanks in Tank 7 der "WALDHOF" umpumpt, dort die Schwefelsäure in ihrer Konzentration homogenisiert und anschließend an die "ERLENHOF" übergeben will.
Bildnachweis: WSA Bingen.
Zu 3.
Unterdessen löst sich der Schiffsstau rheinabwärts langsam auf. Nach Angaben des Wasser- und Schifffahrtsamtes Bingen passierten seit der Freigabe 180 Schiffe den havarierten Tanker. Die Schiffe müssen dabei einen Abstand von zwei Kilometern einhalten, da sie wegen der starken Strömung nicht stoppen können. Am Samstagnachmittag wurde der erste Schubverband kontrolliert an der "Waldhof" vorbeigeleitet. Der Schiffsstau in Mannheim hat sich laut Wasser- und Schifffahrtsamt aufgelöst, so dass Schiffe nachrücken können.
Soweit - nach bestem Wissen und Gewissen - der aktuelle Stand der Dinge.
Bedrückend ist und bleibt, dass immer noch nicht die beiden vermissten Binnenschiffer geborgen bzw. gefunden wurden.
mfg Peter Hartung
Alle Fotos von Peter Hartung sind (falls nicht anders angegeben) unter einer
Creative Commons-Genehmigung lizenziert. Siehe hier: Foto-Lizenz: CC-BY-NC-ND
Creative Commons-Genehmigung lizenziert. Siehe hier: Foto-Lizenz: CC-BY-NC-ND
-
- Mitglied
- Beiträge: 1136
- Registriert: Do 29. Apr 2010, 21:52
- Wohnort: Mayen
Re: Binnentanker "WALDHOF": Bergungsarbeiten am Mittelrhein
zwei Fragen:
1. warum musste der edelstahltanker nach dem abpumpene einer kammer direkt zurück zur BASF? an der kapazität wirds ja wohl nicht liegen, da passt ja vermutlich etwas mehr drauf, als nur der inhalt eines tanks. vielleicht können die Chemiker unter uns( ich hab da nicht wirklich ahnung) was zu sagen?
2. genug Wasser gibts ja in der Umgebung, kann man nicht(in begrenztem Umfang, klar) Rheinwasser zuführen um die Schwefelsäure den gummierten tanks der Schubleichter genau anzupassen? also immer "kleine" Mengen verdünnen, und dann rüberpumpen, wieder kleinere menge verdünnne, wieder pumpen usw. . denn das würde ja als ergebnis haben das der edelstahltanker gar nicht mehr benötigt würde. in diversen presseberichten wird aber der eindruck erweckt, das jetzt nur noch in edelstahl gepumopt werden soll, und man immer wieder entsprechend warten muss, wenn der zwischenzeitlich zur BASF fährt. so ganz erleuchtend finde ich die berichterstattung der medien in diesem, wie auch einigen anderen punkten nicht(Stichwort Talfahrt: erst ging die gar nicht "wegen der strömungsverhältnisse", dann ging sie nicht "wegen der explosionsgefahr" und dann ging sie plötzlich... und zumindest die strömungsverhältnisse sind genau wie vorher, der tanker liegt ja immernoch an gleicher stelle in der fahrrinne).
Für mich wirkt das, als ob da, bewusst oder unbewusst, teils falsch oder unvollständig informiert wurde, seitens der Einsatzverantwortlichen. jedenfalls gibt es da, im nachhinein, einige unstimmigkeiten in dne verschiedenen Pressemitteilungen, Interviews und Presseberichte.
1. warum musste der edelstahltanker nach dem abpumpene einer kammer direkt zurück zur BASF? an der kapazität wirds ja wohl nicht liegen, da passt ja vermutlich etwas mehr drauf, als nur der inhalt eines tanks. vielleicht können die Chemiker unter uns( ich hab da nicht wirklich ahnung) was zu sagen?
2. genug Wasser gibts ja in der Umgebung, kann man nicht(in begrenztem Umfang, klar) Rheinwasser zuführen um die Schwefelsäure den gummierten tanks der Schubleichter genau anzupassen? also immer "kleine" Mengen verdünnen, und dann rüberpumpen, wieder kleinere menge verdünnne, wieder pumpen usw. . denn das würde ja als ergebnis haben das der edelstahltanker gar nicht mehr benötigt würde. in diversen presseberichten wird aber der eindruck erweckt, das jetzt nur noch in edelstahl gepumopt werden soll, und man immer wieder entsprechend warten muss, wenn der zwischenzeitlich zur BASF fährt. so ganz erleuchtend finde ich die berichterstattung der medien in diesem, wie auch einigen anderen punkten nicht(Stichwort Talfahrt: erst ging die gar nicht "wegen der strömungsverhältnisse", dann ging sie nicht "wegen der explosionsgefahr" und dann ging sie plötzlich... und zumindest die strömungsverhältnisse sind genau wie vorher, der tanker liegt ja immernoch an gleicher stelle in der fahrrinne).
Für mich wirkt das, als ob da, bewusst oder unbewusst, teils falsch oder unvollständig informiert wurde, seitens der Einsatzverantwortlichen. jedenfalls gibt es da, im nachhinein, einige unstimmigkeiten in dne verschiedenen Pressemitteilungen, Interviews und Presseberichte.
-
- Mitglied
- Beiträge: 1136
- Registriert: Do 29. Apr 2010, 21:52
- Wohnort: Mayen
Re: Binnentanker "WALDHOF": Bergungsarbeiten am Mittelrhein
Havarietagebuch der TMS Waldhof: http://tms-waldhof.de/
-
- Mitglied
- Beiträge: 1136
- Registriert: Do 29. Apr 2010, 21:52
- Wohnort: Mayen
Re: Binnentanker "WALDHOF": Bergungsarbeiten am Mittelrhein
nun also doch, die Säure wird in den Rhein abgelassen, 900 Tonnen( das ist mehr als ein drittel der gesamtladung!!!) seien bereits in den letzten Wochen in den Rhein gelangt, "durch die automatikventile". außerdem wird seit heute davon berichtet das das schiff seit samstag instabil ist, eben wegen dem umpumpen der Säure.
http://www.swr.de/nachrichten/rp/-/id=1 ... index.html
http://www.rhein-zeitung.de/regionales_ ... 00637.html
siehe oben mein beitrag, da fühlt man sich dann doch ein wenig verschaukelt, bei den laufend widersprüchlichen pressemeldungen.... die wahrheit scheibchenweise rauszurücken, scheint hier zum obersten prinzip zu gehören.
http://www.swr.de/nachrichten/rp/-/id=1 ... index.html
http://www.rhein-zeitung.de/regionales_ ... 00637.html
siehe oben mein beitrag, da fühlt man sich dann doch ein wenig verschaukelt, bei den laufend widersprüchlichen pressemeldungen.... die wahrheit scheibchenweise rauszurücken, scheint hier zum obersten prinzip zu gehören.
-
- Mitglied
- Beiträge: 738
- Registriert: Fr 19. Nov 2010, 14:00
Re: Binnentanker "WALDHOF": Bergungsarbeiten am Mittelrhein
Ich nehme an, in den USA wäre sowas binnen 4 Tagen erledigt. Also die gesamte Havarie incl. Entfernung des Havaristen.
Aber wir leben ja in D und da wird sowas ordentlich überlegt vorher. Das ist nicht falsch. Wenn alle überlegen, wie sie es denn in Angriff nehmen - ohne daß man ihnen hinterher Vorwürfe machen kann - das dauert eben. Nach dem ausprobieren von Alternativen lebe ich ganz gern hier in D.
garsvik
Aber wir leben ja in D und da wird sowas ordentlich überlegt vorher. Das ist nicht falsch. Wenn alle überlegen, wie sie es denn in Angriff nehmen - ohne daß man ihnen hinterher Vorwürfe machen kann - das dauert eben. Nach dem ausprobieren von Alternativen lebe ich ganz gern hier in D.
garsvik
-
- Mitglied
- Beiträge: 121
- Registriert: Mo 7. Jul 2008, 23:15
- Wohnort: Rheinland
Re: Binnentanker "WALDHOF": Bergungsarbeiten am Mittelrhein
Na...... es dürfte in derartigen Extremfällen normal sein, daß auch für Fachleute dauernd neues festgestellt wird. Ich empfinde das eher so, daß mein eigenes KnowHow eben nicht immer zur Interpretation aller Berichte und deren Hintergründe ausreicht. Auch mancher Berichtschreiber dürfte nicht ausreichend KnowHow haben, um nach dem Gespräch mit einem Fachmann einen fachlich korrekten Bericht zu schreiben. Leider ist es bei aktueller Berichterstattung ja nicht üblich/möglich Berichte von Fachleuten rezensieren zu lassen. Ansonsten stehen einige erklärende Fakten unter Presseinfo Nr. 44 im Havarietagebuchschwedenelch hat geschrieben:nun also doch, die Säure wird in den Rhein abgelassen, 900 Tonnen( das ist mehr als ein drittel der gesamtladung!!!) seien bereits in den letzten Wochen in den Rhein gelangt, "durch die automatikventile". außerdem wird seit heute davon berichtet das das schiff seit samstag instabil ist, eben wegen dem umpumpen der Säure.
.....
siehe oben mein beitrag, da fühlt man sich dann doch ein wenig verschaukelt, bei den laufend widersprüchlichen pressemeldungen.... die wahrheit scheibchenweise rauszurücken, scheint hier zum obersten prinzip zu gehören.
Ich habe mal die gewünschte Skizze angefertigt - auch wenn das aus meiner Sicht schon über die Grenzen der überschägigen Abschätzung geht, was mit solchen Skizzen möglich ist:water hat geschrieben:Hallo Seekater,
sehr interessante graphische Veranschaulichung. Könntest Du bitte noch eine Darstellung anfertigen, in der - so wie im Falle Waldhof - die Ladungshöhe kleiner ist als die Tankhöhe ? Ich denke, dadurch ergeben sich in der graphischen Darstellung andere Schwerpunkts-(Auftriebspunkts)verschiebungen.
Die Skizzen zeigen somit, daß die Beurteilung schwierig ist, weil Doppelhüllentanker anfänglich eine höhere Stabilität aufweisen (siehe die erste Skizze von mir), die mit zunehmender Krängung UND bei Teilbeladung schnell abnimmt (2te Skizze von mir). Das vorschnelle Urteil, daß der gezeichnete teil-beladene Doppelhüllentanker kurz vor dem Kenterpunkt steht, sehe ich als falsch an. Soviel geben die Skizzen nicht her. Ich hoffe jedoch, daß das Prinzip stimmt: Doppelhüllentanker dürften im Verhältnis zu vergleichbaren Einhüllentankern eine höhere Anfangsstabilität aufweisen, die - ohne Längsschott und mit teil-vollen Tanks - schneller mit der Krängung abnimmt, als dies bei Einhüllentankern mit Längsschott der Fall ist.
Mir persönlich stellt sich in diesem Fall die Frage, ob/wie Stabilitätsberechnungen beim Ladevorgang von Binnenschiffen ausgeführt werden ? Weiß jemand wie's da im Binnen-Bereich aussieht ? Geht's da nur um "max. X-Tonnen" ? Haben die Binnenschiffer Hilfen (Software, Laderechner, Ladetabellen, Ladehandbücher) bei der Beurteilung was/wie geladen werden darf und was nicht mehr ? Werden Binnenschiffer allgemein in der Physik derartiger Dinge, sowie den Möglichkeiten und Grenzen des jeweiligen Schiffes ausgebildet/eingewiesen ?
Schöne Grüße
Seekater
Wenn schon Irren, dann lieber durch eine Tat, als durch eine Unterlassung