Havarie und Bergung des TMS "WALDHOF" auf dem Mittelrhein.

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KaiR
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Re: Havarie und Bergung des TMS "WALDHOF" auf dem Mittelrhei

Beitrag von KaiR »

und dann haben sie noch vergessen, Dich zu fragen. Wieso meinst Du, dass alles so genau zu wissen?

Wenn es so einfach gewesen wäre, hätten sie es sich wohl einfacher gemacht.

Grüße

Kai
Grüße,

Kai
ArneKiel

Re: Havarie und Bergung des TMS "WALDHOF" auf dem Mittelrhei

Beitrag von ArneKiel »

Moin,

Waldhof Unglück kostet die Binnenschifffahrt zweistelligen Millionenbetrag.

Aus Sicht des Binnenschifffahrtsverbands seien drei Fragen zu klären:

- War es ein Fahrfehler im dem anspruchsvollen Teilstück an der Loreley?
- Sind bei der Konzeption des modernen Tankers "Waldhof" Konstruktionsfehler gemacht worden?
- Mussten die Behörden wirklich wochenlang warten, bis sie die Erlaubnis erteilten, die übrig gebliebene Schwefelsäure kontrolliert in den Rhein pumpen zu lassen?

RP-Online http://www.rp-online.de/panorama/deutsc ... 65010.html
Aldebaran
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Re: Havarie und Bergung des TMS "WALDHOF" auf dem Mittelrhei

Beitrag von Aldebaran »

KaiR hat geschrieben:und dann haben sie noch vergessen, Dich zu fragen. Wieso meinst Du, dass alles so genau zu wissen?

Wenn es so einfach gewesen wäre, hätten sie es sich wohl einfacher gemacht.

Grüße

Kai
Ich verstehe gar nichts von Binnenschifferei.

Von Einsätzen bei Katastrophen hingegen schon ein wenig. Und da ist meine Erfahrung: Man kann in solchen Situationen machen was man will. Die Fraktion derjenigen, die hinterher den perfekten Plan haben und ohnehin alles besser gewußt hätten, die ist umittelbar nach Abschluß des Einsatzes immer höchst vital.
Hoss50

Re: Havarie und Bergung des TMS "WALDHOF" auf dem Mittelrhei

Beitrag von Hoss50 »

Hallo Peter

Möchte Dir auf diesem Wege mal den Dank für die perfekte Schilderung des Herganges dieser Havarie sagen.
Super diese Information die da von Dir gemacht wurde.
Hoffentlich wird der Thread nicht wieder durch einige Besserwisser kaputt gemacht.
Achtung.... das hat Stunden gekostet.
Frage nun von mir, da Dein Profil nichtssagend ist, würde es mich sehr interessieren ob Du beruflich damit zu tun hast,und in der Nähe vom Unfallort wohnst ??? Oder habe ich mal etwas überlesen ?
Die Aufnahmen waren große Klasse.

Grüße aus dem Vogtland roland
Seekater
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Re: Havarie und Bergung des TMS "WALDHOF" auf dem Mittelrhei

Beitrag von Seekater »

Hallo Ihr Lieben,

die Beiträge der letzten Tage erwecken den Anschein, als ob überall vom "Ende" des Vorfalls ausgegangen wird. Ich bin da anderer Ansicht:

Ein weiterer sehr interessanter Teil kommt erst noch (vielleicht in einem neuen Thread mit neuen Titel: "Waldhof-Unglück: Ursachen-Forschung, -Findung und Konsequenzen")
  • Was passiert mit dem Wrack der Waldhof, wann wird Sie auf welche Werft geschleppt, säurefrei gemacht und mit der Beweissicherung zur Unfallursachenerforschung begonnen ?
  • Was ist mit der Suche nach der noch vermißten Person und dem abgerissenen Steuerhaus ? (Die Erwartungshaltung "wir werden die zweite vermißte Person im Wrack schon noch finden" mag zwar wahrscheinlich sein, dann gehen aber möglicherweise Indizien zur Unfallursachenforschung verloren. Sucht tatsächlich niemand mehr nach dem Steuerhaus ?)
  • Wie ist die Unfallursachenerforschung nun genau organisiert ? (Hier war mal ein Hinweis, daß das neu organisiert sei, um auch die nötigen Auswirkungen bei Bau und Betrieb von Binnenschiffen erzielen zu können) Welches Gremium wird - nach Abschluß der Untersuchungen die Unfallursache festellen ?
  • Welche Konsequenzen hat die - zukünftig - abgeschlossene Unfallursachenuntersuchung ? Wie nachhaltig wird in welchen Bereichen verfolgt, daß sich derartige Unglücke nicht wiederholen können ?
Wer weiß näheres ? Ich hoffe unser "Schiff-Forum-Korrespondent" Peter bleibt da weiterhin dran und wir alle nutzen die Gelegenheit um möglichst viel zu Lernen.

Gespannte Grüße
Seekater
Wenn schon Irren, dann lieber durch eine Tat, als durch eine Unterlassung
Peter Hartung
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Re: Havarie und Bergung des TMS "WALDHOF" auf dem Mittelrhei

Beitrag von Peter Hartung »

Moin!

Vorläufig abschließend hier noch einige Fotos vom Fortgang der Arbeiten an der "WALDHOF" im Lorelei-Hafen von St. Goarshausen. Die Aufnahmen datieren vom 16.2.2011:

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Neben der "WALDHOF" liegt das niederländische Schubboot "MARSHAL" mit einem Tankleichter.

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Auf dem Vorschiff der "WALDHOF" liegt das kleine rote Dinghi der "WALDHOF". Es trägt die gleiche EU-Nummer wie das TMS. Das rote Boot war zunächst unmittelbar nach dem Kentern in den Rhein gefallen und hat sich wieder angefunden. Es stand mal auf dem grünen Deck hinter dem Steuerhaus.

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Hier sieht man, dass das Vorschiff der "WALDHOF" noch in den Trossen des Schwimmkrans "GRIZZLY" hängt.

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"WALDHOF" lag mit leichter Schlagseite neben der "MARSHAL" und dem Tankleichter.

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Hier Teile der Steuerbordseite des Rumpfes. Die Backbordseite, mit der das Tankschiff wochenlang auf Grund lag, war nicht einsehbar.

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Der beschädigte Radarmast und das zerstörte Fahrpult der "WALDHOF". Das Steuerhaus wurde noch nicht gefunden.

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Die achtere Einsenkungsmarke zeigt ca. 17(0).

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Beschädigungsspuren am Bug. Die vordere Einsenkungsmarke konnte ich auch in der Vergrößerung nicht genau ablesen.

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Ein LKW der BASF-Werksfeuerwehr stand bereit.

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Die Gesamtszenerie mit "GRIZZLY", "AJAX" und "BÜFFEL" von Mammoet.

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Aufnahmen von den Umpumparbeiten. Mit Edelstahlschläuche wurde aus dem Steuerbord-Wallgang in den Tankleichter umgepumpt.

Unterdessen dauern die Untersuchungen der „Waldhof“ an. Die Staatsanwaltschaft Koblenz analysiert ebenso wie eine Kommission des Bundesverkehrsministeriums den Hergang des Unfalls. Nach Angaben der "Mainzer Rhein-Zeitung" soll die "WALDHOF" im Loreleihafen liegen bleiben, bis alle Untersuchungen abgeschlossen sind. Auch würde noch eine Werft gesucht, wo das Schiff repariert werden soll. Die Zeitung schreibt ferner: "Für den Abtransport des Schiffes wird eine Sondergenehmigung gebraucht, weil das Schiff nicht mehr aus eigener Kraft über den Rhein fahren kann. Da sich der Tanker beim Ablassen der geladenen Schwefelsäure verbogen hatte, muss geprüft werden, ob ein Begleitschiff zum Abtransport ausreicht oder der Havarist rechts und links „unter die Arme“ genommen werden muss."

Die Frage muss erlaubt sein, wie man eine Untersuchung abschliessen kann, ohne zuvor den Rumpf im Dock innen und außen inspiziert zu haben. Auch die Behauptung, der Rumpf habe sich beim Ablassen der Schwefelsäure verbogen, gehört auf den Prüfstand. Diente dies doch bekanntlich als Begründung für das Verklappen der Schwefelsäure. Wie ich hörte, gibt es Zweifel daran, dass sich der Rumpf verzogen habe. Was die Wahrheit ist, wird man hoffentlich sehen, wenn die Untersuchung abgeschlossen ist.

mfg Peter Hartung
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Peter Hartung
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Re: Havarie und Bergung des TMS "WALDHOF" auf dem Mittelrhei

Beitrag von Peter Hartung »

Moin!

Die "Rhein-Zeitung" berichtet aktuell wie folgt:

Tankschiff Waldhof ist unterwegs nach Duisburg - mittags bei Koblenz

St. Goarshausen/Koblenz - Das Tankschiff Waldhof ist nach der Bergung nun unterwegs nach Duisburg. Um kurz nach 10 Uhr hatte der Havarist im Nebel den St. Goarshausener Hafen verlassen.

Man hatte sich schon an ihren Anblick gewöhnt - das Tankmotorschiff "Waldhof" hat den Hafen St.Goarshausen verlassen und wird rheinabwärts nach Duisburg geschleppt. Am Donnerstag gegen Mittag sollte sie Koblenz passieren.

Der Schefelsäuretanker wird zur Begutachtung in die Werft geschleppt. Hier fällt dann eine weitere Entscheidung, ob das Schiff repariert oder möglicherweise verkauft wird. Die Wasserschutzpolizei St. Goar wird ebenfalls nochmal in Duisburg das Schiff auf dem Trockendock ermittlungstechnisch begutachten.

Der Schubleichter, der vorgesehen war für den Abtransport der Schwefelsäure, schleppt die Waldhof seitlich rheinabwärts ab. Die verbliebene Ladung der Waldhof, rund 691 Tonnen Gemisch aus Schwefelsäure und Wasser wurde vor dem Abtransport in den Schubleichter umgepumpt. Mehr als 100 000 Euro wird allein die Entsorgung von der verhältnismäßig geringen Menge kosten.

Der Tanker, dessen Havarie der schwerste und kostspieligste Schiffsunfall am Mittelrhein war, wird von der „Marshal“ Richtung Duisburg geschleppt. Der Bergekran Grizzly fährt vorneweg. Der Schleppverband und der Kran haben Koblenz gegen 12.30 Uhr passiert.

Wann es in Duisburg eintreffen wird, war zunächst nicht bekannt.

Das Binnenschifferforum hat für die Angehörigen der beiden Besatzungsmitglieder, die nicht gerettet werden konnten, eine Spendenaktion gestartet.

Link: http://www.rhein-zeitung.de/regionales.html

mfg Peter Hartung
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Re: Havarie und Bergung des TMS "WALDHOF" auf dem Mittelrhei

Beitrag von Peter Hartung »

Moin!

Die "WALDHOF" ist mittlerweile in Duisburg eingetroffen. Nach einem Zwischenstopp zum Abpumpen im Kultushafen soll es am kommenden Dienstag ans Ende des Becken C auf die Slipanlage (Helling) der Meidericher Neue-Triton-Werft gehen.

Dem Pressebericht ist zu entnehmen, dass auf der Triton-Werft dann am Dienstag die Untersuchungen beginnen sollen zur immer noch nicht geklärten Frage, wie der Tanker kentern konnte, und zum technischen Zustand des Schiffes. Auch die Wasserschutzpolizei St. Goar werde nochmal in Duisburg das Schiff ermittlungstechnisch begutachten. Laut Auskunft der Koblenzer Staatsanwaltschaft soll der Tanker aber nicht beschlagnahmt sein, schreibt die Zeitung.

Einige Fotos und der Bericht dazu hier: http://www.derwesten.de/staedte/duisbur ... 99880.html

mfg Peter Hartung
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Re: Havarie und Bergung des TMS "WALDHOF" auf dem Mittelrhei

Beitrag von Peter Hartung »

Moin!

Die Bergung der "WALDHOF" dürfte nach Angaben der RHEIN-ZEITUNG "eine zweistellige Millionensumme" gekostet haben. Allein mit vier Millionen Euro sei offenbar die BASF an den Bergungskosten beteiligt, was diese aber nicht bestätigen möchte. Auch die Behörden und die Reederei Lehnkering in Mannheim, der das Schiff gehört, halten sich bedeckt.

Der Millionenbetrag kommt auf die Reederei beziehungsweise deren Versicherung zu. Allein die Bereitstellung von zwei Schleppern der Trechtingshausener Schleppschifffahrts-GmbH Loh, die tagelang den Havaristen mit Stahlseilen an der Unfallstelle sichern mussten, habe einen Betrag von rund 80.000 Euro gekostet, habe die Firma Loh mitgeteilt. Das Kranschiff und der Schwimmkran von Mammoet sollen angeblich jeweils 1.000 Euro pro Stunde gekostet haben. Was Mammoet nicht bestätigen will.

Weitere Spezialschiffe, hunderte von Überstunden der Einsatzkräfte und Experten, die Kosten der Schifffahrtsbehörden, von THW und Freiwilliger Feuerwehr kommen hinzu. Martin Mauermann schätzt den volkswirtschaftlichen Kostenaufwand auf drei bis fünf Millionen pro Tag.

Nun stehen noch die Untersuchung des Unfalls durch Staatsanwaltschaft und einer Expertenkommission (analog zu den BSU-Untersuchungen) an, die bei der Neuen Triton-Werft in Duisburg-Meiderich fortgesetzt werden sollen, wo das Schiff diese Woche zur Untersuchung und Reparatur an Land gebracht werden wird.

Der vollständige Zeitungsbericht ist unter dem nachfolgenden Link abrufbar:

http://www.rhein-zeitung.de/startseite_ ... articletop

mfg Peter Hartung
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Re: Havarie und Bergung des TMS "WALDHOF" auf dem Mittelrhei

Beitrag von Peter Hartung »

Moin!

Das Studio Duisburg des WDR-Fernsehens hat einen längeren Beitrag von der Ankunft der "WALDHOF" in Duisburg gesendet. Das 5-Minuten-Video kann über den nachfolgenden Link abgerufen werden:

http://www.derwesten.de/staedte/duisbur ... 03629.html

mfg Peter Hartung
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