Grisu hat geschrieben:Wenn ich in der Situation wäre würde ich eher in der Siechenbucht drehen und nicht direkt am Anleger und dann ggf "zurück" fahren...
Ich persönlich werde auch weiterhin genauso gerne unser Lübecker Flaggschiff benutzen wie vorher auch.
das verstehe ich nicht. Die Sichenbucht ist doch die Stelle, wo die Schiffe üblicherweise drehen.
Mikhail Voytenko, ein russischer Schifffahrtsjournalist, hat auf seiner Internet-Präsenz eine längere Fotoserie eingestellt, die die Beschädigungen an den beiden Schiffen "URD" und "NILS HOLGERSSON" sehr gut dokumentieren:
Alle Fotos von Peter Hartung sind (falls nicht anders angegeben) unter einer
Creative Commons-Genehmigung lizenziert. Siehe hier: Foto-Lizenz: CC-BY-NC-ND
Trotzdem irgendwie seltsam. Eigentlich hätte man doch von Seiten der NH eingreifen können müssen, oder? Für so einen Fall müssen doch eigentlich auch Sicherheitssysteme vorhanden sein? Das Schiff kann doch nicht einfach nicht zu stoppen sein?
was für ein Sicherheitssystem soll das sein ? Ein Pause-Button , den man in dieser Situation drückt , woraufhin die Szene eingefroren wird , um sich in Ruhe auf Fehlersuche begeben zu können ? Spaß beiseite : was hätte man noch tun können , wenn in dieser Lage während des Einleitens des Drehmanövers ( das mutmaße ich einfach mal ) der Hauptantrieb ausfällt oder zumindest ein ungesundes Eigenleben entwickelt ( was ja gerade beim Azimuth-Antrieb einen sofortigen Verlust der Manövrierfähigkeit zur Folge hätte ) oder ein anders geartetes technisches Problem auftritt ? Ankern ? Ehe der Anker greift bzw. hält , wäre es vermutlich zu spät und selbst wenn , würde durch die noch vorhandene Vorausfahrt des Schiffes eine schwerlich zu prognostizierende Drehbewegung eingesetzt haben , deren Folgen wohl völlig unabsehbar und möglicherweise noch schwerwiegender gewesen wären . Zudem muss ich mal eine Lanze für die TT-Line-Besatzungen brechen . Während meiner Mitfahrten , und deren gab es einige , habe ich die Besatzungen der TT-Line unabhängig von der jeweiligen Schiffsführung stets als äußerst souverän , kompetent und hochprofessionell kennengelernt , was ich-mit Verlaub- in meiner beruflichen Praxis an Bord anderer Schiffe nicht immer so erlebt habe. Dieses Manöver wurde von den Besatzungen bereits 1000ende Male unter verschiedensten Witterungsbedingungen sicher durchgeführt und selbst wenn natürlich trotz aller Routine niemand vor Fehlern gefeit ist , kann ich mir beim besten Willen weder vorstellen , dass die Schiffsführung wie hier maliziös unterstellt zuvor Alkoholika genossen hat noch dass ein erfahrener Kapitän ein Manöver derartig versemmelt , dass so etwas vorkommt . Man mag nun spekulieren , ob beim Umschalten von der Brücke in die Nock , was ja in etwa zu diesem Zeitpunkt passiert sein dürfte , irgendetwas schiefgelaufen ist , aber ich möchte mich den meisten meiner Vorrednern anschließen : erst mal in Ruhe die Untersuchungsergebnisse abwarten und vorläufig von irgendwelchen wüsten Anschuldigungen Abstand nehmen . Meiner Erfahrung nach sitzt bei diesen Besatzungen stets jeder Handgriff und jedes Manöver und die selbsternannten Spezialisten mögen sich bitte noch ein wenig mäßigen , ehe die Spekulationen zu sehr ins Kraut schiessen ( aber die besten Kapitäne sitzen bekanntlich an Land und wenn sie nicht vom Fache sind , sind sie ja noch ein wenig besser ) .
Was jetzt die Fragestellung "Warum hat er nicht in der Siechenbucht gedreht" anbelangt : eigentlich wird so gedreht , dass man den Bug genau vor der kleinen Tankerbrücke ( zwischen dem Yachthafen und dem Liegeplatz der Urd ) positioniert , da hier der Drehkreis am Größten ist . Die Skeptiker mögen das gerne z.B. auf Google Earth nachprüfen . Zu diesem Zweck fährt man von der Ostsee kommend zunächt noch mit SW-Kurs etwas weiter ( hält also auf den Liegeplatz der unglücklichen Urd" zu ) und dreht dann über Stb. vor die Tankerbrücke . So wie die Animationen , die ich sah , den Unfall dargestellt haben , nahm das Unheil seinen Lauf , als das Drehen eingeleitet worden ist . Ich vermute also , dass die NH gerade im Begriff war , in die Siechenbucht zu drehen , als "es"passierte .
Am späten Nachmittag des 6.4. rammte der unter Antigua-Barbuda-Flagge laufende Frachter "Margareta B", 3999 BRZ (IMO-Nr.: 9121883), von Hamstadt kommend in der Alten Schleuse Brunsbüttel das Nordtor. Das Schleusenfluttor und das Geländer wurden dabei so in Mitleidenschaft gezogen, dass die Schleuse zunächst außer Betrieb genommen werden musste. Die "Margareta B" durfte ihre Reise nach Hamburg nach Abschluss der Untersuchungen fortsetzen und machte dort um 19.40 Uhr am HHLA Container Terminal Burchardkai fest. (Eigener Bericht)
EmoHoernRockz hat geschrieben:Laut einem Bericht der LN-Online soll ein Fahrfehler Schuld an der Haverie zwischen der Nils Holgersson und Urd sein, alles weitere unter http://www.ln-online.de/lokales/luebeck ... fahrfehler.
Das wäre also vergleichbar mit einem Flugzeug, das mit eingefahrenem Fahrwerk landet. Kleiner Fehler (Schalter falsche Seite), immenser Schaden.
"Zu diesem Zeitpunkt war aber die Antriebsanlage nicht auf den „Revierbetrieb“ umgeschaltet, so dass der Kapitän an Bord kein Rückwärtsmanöver einleiten konnte."
Für mich als Laien heißt das, dass die NH und die PP im "Seebetrieb" also mit den Azipods kein Rückwärtsmanöver einleiten können ? Sehe ich das richtig ? Was machen die denn, wenn die bei Kollisionswarnung auf See mal urplötzlich Voll zurück gehen müssen ? Auch erst in den "Revierbetrieb" wechseln ? Gut, kommt sicher nicht sooft vor, aber der Teufel ist ein Eichhörnchen.
Die Rechte der gezeigten Bilder (Ausnahmen werden gesondert benannt), liegen bei mir