Gerda S. hat geschrieben:Heute Abend im HAMBURG JOURNAL! Senat beteiligt sich mit einer dreistelligen Millionensumme am Erhalt von Hapag Lloyd in Hamburg.Gruss Gerda
Moin!
Hier die Meldung des Norddeutschen Rundfunks vom 09.07.2008 11:18 zur obigen Mitteilung von Gerda:
http://www1.ndr.de/wirtschaft/hapaglloyd116.html
Ferner dazu das Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 9.7.2008 mit Tor Olov Trøim, dem Vertreter von TUI-Aktionär John Fredriksen, im vollen Wortlaut (weil die FAZ solche Artikel schnell ins kostenpflichtige Archiv verschiebt):
Im Gespräch: Tor Olov Trøim
"TUI sollte den Verkauf von Hapag-Lloyd stoppen"
09. Juli 2008 TUI-Aktionär John Fredriksen will Mitaktionär Alexej Mordaschow herauskaufen. Sein engster Geschäftspartner ist Tor Olov Trøim. Der lehnt einen Verkauf der Container-Reederei Hapag-Lloyd ab, und TUI-Chef Michael Frenzel soll gehen.
Herr Trøim, John Fredriksen und Sie haben einen großen Fehler gemacht, oder?
(lacht) Das sieht so aus, ja.
Seit Ihrem Einstieg vor einem Jahr ist der TUI-Aktienkurs deutlich gefallen . . .
. . . man braucht Zeit, um etwas Solides aufzubauen. Daran sind wir gewöhnt. Mit unserer Tanker-Reederei Frontline, in die wir 1996 eingestiegen sind, hatten wir zwischendurch auch große Probleme. Heute hat Frontline die größte Tankerflotte der Welt und verdient sehr viel Geld.
Aber mit einem solchen Wertverlust hatten Sie und die hinter Ihnen stehenden Investoren bei TUI bestimmt nicht gerechnet, oder?
Der Kursrückgang und das negative Umfeld für Container-Reedereien haben uns nicht überrascht. Was uns überrascht, ist, dass wir weiter so hart darum kämpfen müssen, um TUI zu einem guten Unternehmen zu machen. Dabei sitzen unter deren Holding-Dach doch zwei gute Unternehmen: Hapag-Lloyd und die Touristikgesellschaft TUI Travel. Das Problem ist die Holding und deren Vorstandsvorsitzender Michael Frenzel. Beides braucht kein Mensch.
Bisher konnten Sie sich mit Ihren Attacken nicht durchsetzen. Frenzel und sein Chefaufseher Jürgen Kumnow sind weiter im Amt.
Stimmt. Aber wir werden unseren Einfluss ausbauen. Auf der Hauptversammlung im Mai fehlten uns nur 7 Prozentpunkte der Stimmen, um die Abwahl Kumnows durchzusetzen. Hinter uns stehen weitere 15 bis 20 Prozent der Aktionäre. Wenn wir unseren eigenen Anteil auf beispielsweise 30 Prozent erhöhen, sieht die Sache schon ganz anders aus.
Sind Sie immer noch an dem 10-Prozent-Paket des russischen Oligarchen Alexej Mordaschow interessiert?
Ja, sehr sogar. Daher haben wir ihm ein neues, höheres Angebot für seine TUI-Aktien unterbreitet. Wenn wir Mordaschows Anteil bekommen, müssen wir uns nicht länger mit Diskussionen aufhalten. Dann können wir die notwendigen Veränderungen in Aufsichtsrat und Vorstand vornehmen. TUI benötigt einen starken Anteilseigner mit einer Meinung, nicht zwei mit leicht unterschiedlichen Zielen.
Wie hat Mordaschow auf Ihr Angebot reagiert?
Er prüft es noch.
Mordaschow ist im Reisegeschäft vertraglich mit TUI verbunden. Warum soll er seine Anteile also verkaufen?
Dass er mit Frenzel geschäftlich verbandelt ist, scheint für ihn in der Tat eine gewisse Hürde zu sein. Aber vergessen Sie nicht: Auch Mordaschow ist wenig erfreut über den Kursverlust seiner Aktien. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass er noch lange zuschaut, wie Herr Frenzel Kapital vernichtet.
Was tun Sie, wenn Mordaschow nicht verkauft?
Dann kaufen wir weitere Aktien am Markt. Da können wir ziemlich weit gehen. Die Mittel dazu haben wir.
Wie hoch sind diese Mittel?
John Fredriksen verfügt über ein Vermögen von mehr als 10 Milliarden Dollar. Wir haben keine Schulden in unserer Holding und eine gute Cash-Position.
Wie beurteilen Sie den laufenden Prozess zum Verkauf von Hapag-Lloyd?
TUI sollte den Verkaufsprozess sofort stoppen. Der Ölpreis und die abkühlende Weltkonjunktur drücken die Bewertung aller Container-Reedereien. Es ist also der falsche Zeitpunkt für eine Veräußerung. Außerdem gibt es politische Widerstände gegen einen Verkauf an ausländische Bieter. Davon lässt sich ein Interessent wie NOL sicherlich beeindrucken. Hinter dieser Reederei steht der Singapurer Staatsfonds Temasek, der nicht als feindlicher Investor auftreten will.
NOL könnte die politischen Widerstände doch mit Arbeitsplatzgarantien für Hamburg umschiffen, oder?
Derlei Zugeständnisse drücken auf den Preis. Wenn diese zwei Container-Linien zusammengehen, müssen mindestens 300 Millionen Dollar aus dem Kostenblock geschnitten werden. Das bedeutet: Einige Leute müssen gehen.
Wie wollen Sie einen Verkauf von Hapag-Lloyd verhindern?
Herr Frenzel will Hapag-Lloyd verkaufen, um seine Kriegskasse zu füllen und anschließend wieder auf Einkaufstour zu gehen. Doch diesen Spaß werden wir ihm verderben. Nach unserer Auffassung muss Frenzel die Aktionäre über einen Verkauf abstimmen lassen. Tut er das nicht, werden wir ihn per einstweiliger Verfügung dazu zwingen, eine Hauptversammlung einzuberufen.
Auf dieser Hauptversammlung müsste TUI über eine Satzungsänderung abstimmen lassen. Die dafür erforderliche Dreiviertelmehrheit ist ohne unsere Zustimmung nicht erreichbar.
Sie plädieren für eine Aufspaltung der TUI in zwei Teile, ein Schifffahrts- und ein Reiseunternehmen. Wo liegt der Vorteil eines solchen Spin-offs?
Nach einem Spin-off bekommt jeder Aktionär ergänzend zu seinen TUI-Aktien Anteile von Hapag-Lloyd. Anschließend kann er sich selbst entscheiden, ob er lieber im Reise- oder im Schifffahrtsgeschäft oder weiterhin in beiden Feldern engagiert bleiben will. Auf jeden Fall bliebe die Chance auf zukünftige Wertsteigerungen im Schifffahrtsgeschäft in der Hand der Aktionäre und fiele nicht an einen Käufer von außen. Die TUI-Holding in Hannover könnte ihre verbleibenden Hotelbeteiligungen verkaufen und abgewickelt werden. Die Holding bringt ihren Tochtergesellschaften Hapag-Lloyd und TUI Travel ohnehin keinen Mehrwert. Sie erfüllt nur einen einzigen Zweck: Herrn Frenzel und Co. eine hochbezahlte Führungsrolle zu sichern.
Was würden Sie nach einem Spin-off mit Ihren Aktien tun?
Wir würden versuchen, unsere Reiseaktien in Hapag-Lloyd-Aktien umzutauschen. Herr Mordaschow könnte an solch einem Tausch ja durchaus interessiert sein. Wir würden gern 15 bis 40 Prozent von Hapag-Lloyd übernehmen und dem Unternehmen - bei Bedarf auch mit frischem Kapital - dabei helfen, selbst als Käufer von Mitbewerbern im Markt aufzutreten. So haben wir das bei Frontline, Seadrill und anderen Unternehmen unserer Gruppe auch gemacht. In einem solchen Szenario bliebe Hapag-Lloyd in Hamburg und müsste keinen Kahlschlag fürchten - im Gegenteil. Wir setzen auf Wachstum. Wir sind groß und sehr wohlhabend geworden mit dem Aufbau von Firmen und nicht mit deren Zerstörung. Wir werden von TUI als Unruhestifter dargestellt. Dabei wollen wir nur eines: Wert schaffen und Arbeitsplätze.
Wenn Sie vor einem Jahr schon gewusst hätten, was Sie bei der TUI erwartet, wären Sie dann trotzdem eingestiegen?
Ja, wir bereuen nichts.
Sind Sie sicher, dass Sie mit diesem Investment eines Tages Geld verdienen?
Wir sind an zehn Unternehmen beteiligt, und wir verdienen mit allen gutes Geld. Früher oder später tun wir das auch bei TUI.
Wird Michael Frenzel in einem Jahr noch an der TUI-Spitze stehen?
Isaac Newton hat gesagt: "Man kann gegen die Schwerkraft ankämpfen. Aber am Ende gewinnt sie immer." Herr Frenzel hat 14 Jahre lang nicht das geliefert, was er versprochen hat. Er hat klar bewiesen, dass er für diesen Job nicht qualifiziert ist. Jetzt dürfte er an einem Punkt sein, an dem ihm selbst Freunde in den Rücken fallen.
Aber Frenzels Vertrag läuft noch bis 2012.
Es ist höchste Zeit, dass Herr Frenzel geht. Selbst wenn er dazu abgefunden werden muss: Diese 12 Millionen Euro sind die beste Investition, die TUI im Moment machen kann.
Tor Olov Trøim ist Vice Chairman des TUI-Großaktionärs Frontline Ltd.
Das Gespräch führte Johannes Ritter.
Text: F.A.Z.
Bildmaterial: dpa
+++
mfg Peter Hartung
mfg Peter Hartung