MSC Flaminia - Explosion/Feuer

[Peter Hartung]

Guten Abend!

Ich lasse die nachfolgende Meldung mal unkommentiert, kann mich aber noch gut daran erinnern, dass die neuseeländische Regierung im Falle der Havarie der "RENA" damals dem Charterer MSC eine Million NZ-Dollar aus dem Kreuz leiern musste, um damit einen Teil der Bergungskosten kompensieren zu können.

"Flaminia"-Havarie verursacht angeblich hohe Kosten für Bund und Länder

Die Havarie des deutschen Containerschiffs "MSC Flaminia" verursacht nach einem Medienbericht hohe Kosten für die Steuerzahler. Das gehe aus einem internen Schreiben an Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hervor, wie die Tageszeitung "Die Welt" (Dienstagausgabe) vorab berichtete.

Cuxhaven/Oldenburg (dapd-nrd). Die Havarie des deutschen Containerschiffs "MSC Flaminia" verursacht nach einem Medienbericht hohe Kosten für die Steuerzahler. Das gehe aus einem internen Schreiben an Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hervor, wie die Tageszeitung "Die Welt" (Dienstagausgabe) vorab berichtete. (...)

"Die Abwicklung der komplexen Schadenslage ist mit nicht unerheblichen Kosten für Bund und Länder verbunden", heißt es demnach in dem Schreiben eines Abteilungsleiters an Ramsauer. Über die Aufteilung der Kosten sei noch zu verhandeln. Auch das Havariekommando versuche den Angaben zufolge, eine Garantieerklärung vom Eigner oder der Versicherung einzuholen. Das Ministerium wollte die Existenz des Schreibens auf dapd-Anfrage am Montag nicht bestätigen.

Quelle: Der Westen, dapd

[Elbinsel]

Vielleicht ganz interessant in dem Kontext - auf der zyprischen HANSE VISION fand die Hamburger Polizei heute falsch gestaute Gefahrgutcontainer.
http://www.bild.de/regional/hamburg/ham ... .bild.html

Für die Boulevardpresse, insbesonders die Produkte aus dem Hause Springer, ist doch alles giftig, was nicht zum menschlichen Verzehr geeignet ist oder einen Vollrausch erzeugt.

Wenn ich den Begriff "giftige Chemikalien" lese, denke ich zuerst an die Gefahrgutklasse 6.1 "Toxische Stoffe". Aber auch manche Säure in der Gefahrgutklasse 8 ist nicht gerade als "ungiftig" zu bezeichnen. Und entzündliche Flüssigkeiten der Gefahrgutklasse 3, z.B. Ethanol, eigenen sich wohl noch für einen Vollrausch. Ein zuviel davon zeigt dann aber auch wieder toxische Wirkung.
Ich gehe also einmal davon aus, daß es sich bei dem Inhalt dieser Container um ein Gefahrgut gehandelt haben mag, welches als meerwasserverschmutzend (Marine Pollutant) eingestuft war. Denn für diese Stoffe (und Explosivstoffe) schreibt der IMDG-Code bei der Verladung "an Deck" eine Stauung innerhalb geschützter Bereiche, also nicht an der Außenkante, vor. Aber nicht jeder meerwasserverschmutzende Stoff muss auch gleich giftiger sein.
Bei MarineTraffic habe ich mir ein paar Photos von HANSE VISION angeschaut und habe auf mehreren Photos gesehen, daß in der jüngeren Vergangenheit Gefahrgutcontainer in Aussenpositionen gestaut wurden, darunter auch Tankcontainer die giftige Stoffe der Klasse 6.1 enthielten.

Gruß
Elbinsel

[Christian Costa]

Vielleicht ganz interessant in dem Kontext - auf der zyprischen HANSE VISION fand die Hamburger Polizei heute falsch gestaute Gefahrgutcontainer.
http://www.bild.de/regional/hamburg/ham ... .bild.html

Spannend, dass die BILD Zeitung das Thema jetzt gerade aufgreift.
Es sollen zwar nicht, aber es werden immer mal wieder falsch gestaute oder deklarierte Gefahrgutcontainer gefunden. Die Wasserschutzpolizei ist regelmäßig an Bord der Schiffe.
Sogar an Land werden Container ab und an von den Behörden geöffnet und auf Ladungssicherung geprüft.
Zudem werden an Bord neben den Staupositionen die IMO-Papiere kontrolliert. Das kann bei den großen Mengen schon mal eine Weile dauern.

Übrigens die ominösen 150 Gefahrgutcontainer sind keine Besonderheit, obwohl es in den Medien immer so dargestellt wird. Gerade zwischen den USA und Nordeuropa werden einige Gefahrgüter hin und her geschifft. Auf anderen Schiffen sind es durchaus mehr.
Diese Kontrollen sind ganz normale Polizeikontrollen, wie die Radarkontrollen der anderen Kollegen auf der Straße.

Und beide Kontrollen haben etwas gemeinsam: immer mal wieder wird ein Vergehen festgestellt. Das ist doch nichts Besonderes.

In diesem Zusammenhang bin ich sowieso sprachlos, wieso jetzt auf einmal alle Radiosender andauernd berichten, die ersten 4 Wochen allerdings das Unglück nicht im Ansatz erwähnenswert war.

[fritzeflink]

Moin

ich kann mich dem nur anschließen !

Gruß
fritz

[bonito]

Finde es immer wieder erstaunlich, wie hysterisch mit dem Thema "Gefahrgut" umgegangen wird.
Es regt sich niemand über die hunderte Liter Farben auf, welche im Baumarkt Regal stehen, diese sind aber im Seetransport Gefahrgüter. Oder das Warenangebot in Drogerien, angefangen beim Parfum bis zum WC Reiniger. Autos sind übrigens auch Gefahrgut Klasse 9. (Airbags, Batterien, Kraftstoffe)
Und die Damen lackieren sich ihre Fußnägel, während sie in der anderen Hand eine brennende Zigarette halten..

[Peter Hartung]

Moin!

Zwei neue Nachrichtenmeldungen zum Thema.

Die eine ist von der britischen MCA (Maritime and Coastguard Agency) und wurde gestern herausgegeben:

http://www.dft.gov.uk/mca/mcga07-home/n ... m=8&y=2012

Die MCA entspricht dem deutschen Havariekommando und ist eine Abteilung des britischen Transportministeriums. Mehr dazu hier: http://www.dft.gov.uk/mca/lrgtxt/sosrep.pdf

die andere ist von Radio Bremen

http://www.radiobremen.de/politik/nachr ... ia100.html

Die Kommunikation untereinander und die weitere Kooperation aller Beteiligten scheint auf gutem Weg zu sein.

mfg Peter Hartung

[KaiR]

die britische Meldung heißt ja nun, dass erst einmal abgewartet werden muss bis die Engländer die Genehmigung zum an Bord gehen erteilen, dann muss die englische Untersuchung abgeschlossen sein und dann die deutsche. Ungefähr Weihnachten wird die MSC Flaminia dann bestimmt in deutschen Gewässern angekommen sein.

Grüße

Kai

[Peter Hartung]

@ KaiR:
Es gibt eine klare Anordnung des britischen Transportministeriums, das Schiff vor der Freigabe zur Weiterfahrt genau zu untersuchen. Das heißt, die britische Regierung übernimmt Verantwortung für den Weg in die Deutsche Bucht: "The experts need to carry out a detailed inspection of the ship to make sure it is safe to transit the English Channel, Dover Strait and other coastal state waters during the passage to Germany." Ohne Kooperation mit dem deutschen Havariekommando ist die britische Inspektion garnicht vorstellbar.

Dazu auch die "WELT" online heute um 16:53 Uhr wie folgt:

"Das durch einen Brand schwer beschädigte deutsche Containerschiff "MSC Flaminia" wird seit Dienstag von Experten überprüft. Drei Deutsche, ein Brite, ein Niederländer und ein Franzose seien vor der englischen Küste an Bord des (u.a.) mit Gefahrgut beladenen Schiffes gegangen, teilte die Sprecherin der französischen Hafenbehörde von Cherbourg, Alexandra Ruzza, mit. Die "MSC Flaminia" soll erst nach Deutschland geschleppt werden, wenn klar ist, ob Umweltgefahren von dem Schiff und seiner Ladung ausgehen."

Siehe auch Radio Bremen: http://www.radiobremen.de/politik/nachr ... er100.html

mfg Peter Hartung

[Elbinsel]

Unter dem Titel Feuer auf der "Flaminia" wirft Sicherheitsfragen auf erschien vor wenigen Stunden im Hamburger Abendblatt ein Artikel:
http://www.abendblatt.de/region/stade/a ... n-auf.html

Gruß
Elbinsel

[Tim S.]

Ganz interessant - eine Auflistung der Gefahrgüter:
http://www.odin.tc/2012/mscflaminiaen.asp