Weselmänner und andere alte Kümos
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Re: Weselmänner und andere alte Kümos
Guten Abend, Kümonauten!
Weil Ihr gerade bei den Klein-Kümos seid - hier habe ich noch die "FORTUNA". Das Foto ist aus den "Elmshorner Nachrichten" von 1964. Das Schiff kam regelmäßig mit Schnittholz aus Schweden für Holz-Junge.
Auf diesem Foto von 1964 sieht man die "FORTUNA" hinten rechts am Nordufer liegen. (Copyright Peter Hartung).
In meiner "Amtlichen Schiffsliste" von 1967 habe ich das Schiff gefunden: Unterscheidungssignal DGKB, Reeder Hans-Peter Funck, Wischhafen, gebaut 1938 in Hamburg-Neuenfelde, 227 BRT, 300 tdw, 39,06 Meter lang, 6,82 Meter breit, 2,42 Meter tief, 4-Zylinder-4-Takt-Diesel mit 200 PS, damals mit 6 Mann Besatzung.
mfg Peter Hartung
Weil Ihr gerade bei den Klein-Kümos seid - hier habe ich noch die "FORTUNA". Das Foto ist aus den "Elmshorner Nachrichten" von 1964. Das Schiff kam regelmäßig mit Schnittholz aus Schweden für Holz-Junge.
Auf diesem Foto von 1964 sieht man die "FORTUNA" hinten rechts am Nordufer liegen. (Copyright Peter Hartung).
In meiner "Amtlichen Schiffsliste" von 1967 habe ich das Schiff gefunden: Unterscheidungssignal DGKB, Reeder Hans-Peter Funck, Wischhafen, gebaut 1938 in Hamburg-Neuenfelde, 227 BRT, 300 tdw, 39,06 Meter lang, 6,82 Meter breit, 2,42 Meter tief, 4-Zylinder-4-Takt-Diesel mit 200 PS, damals mit 6 Mann Besatzung.
mfg Peter Hartung
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Re: Weselmänner und andere alte Kümos
Moin allethosee hat geschrieben:Hallo Ben !
Das müssten die Daten von der "Auguste" auf dem Foto von Dir sein.
Gruß
Thomas
MS AUGUSTE - RVDB-DJAX-DGDH (Schoner)
März/April 1914 J. J. Sietas, Cranz-N (73)
171/117 484/331 220
31,02-5,78-2,62-2,74 m
1 Mot. HD 4Te 4x215/360 120 (375)
1944/47 Deutsche Werke Kiel AG, Kiel-F 3 (Juni 1947 Neuenf.)
1 Mot. 4Te 6x220/280 169 (600)
1957/85 Klöckner Humboldt Deutz AG, Köln-D
(4.4.1914) "Auguste", U April 1924 Hamburg, V und E Dezember 1952
Hamburg 171 BRT. Johann Jacob Becker (von Beginn) & Heinrich J.
Behrens (seit 17.2.1931), Hamburg (DEU). 1943 Heinrich Behrens.
11.1.1965 Henry Ebeling. 12.1.1965 "Norderelbe". 29.4.1976 Karl
Schöning. 26.4.1977 Karl Schöning Erben. 4.8.1977 Detlef Schöning.
18.9.1981 Günter Feldmann. (30.10.1981/10.11.1981) Heimathafen
Neustadt. 25.5.1984 Hans Werner Reetz. 20.6.1985 Wolfgang Küttner
& Ronald Eichler. April 1991 Eberhard Freimüller. Oktober 1992 Britta
Holstein. 1995 Auflieger in Rudköbing/Dänem.
MS AUGUSTE(1914)
http://www.sjohistoriska.se/sv/Fordjupn ... bjid=86332
Gruss
Peter
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Re: Weselmänner und andere alte Kümos
Moin @ All
Schöne Aufnahme von der FORTUNA. Kenn ich auch noch aus meiner Zeit. An Peter ,der das Foto eingestellt hat. Das sind doch die Kölln- Werke auf der linken Seite oder? Kann mich schwach daran erinnern , das wir auch mal die Krückau rauf und Haferflocken aus Masnedsund (DK) an die Kölln-Werke geliefert haben. War eine abenteuerliche Fahrt auf der Krückau, weil die ja sehr verschlammt war und nur bei richtigen Hochwasser musstest du "Gas" geben sonst kamst du ja irgendwann fest.
Schönen Sonntag und Tschüss
Jochen HH
Schöne Aufnahme von der FORTUNA. Kenn ich auch noch aus meiner Zeit. An Peter ,der das Foto eingestellt hat. Das sind doch die Kölln- Werke auf der linken Seite oder? Kann mich schwach daran erinnern , das wir auch mal die Krückau rauf und Haferflocken aus Masnedsund (DK) an die Kölln-Werke geliefert haben. War eine abenteuerliche Fahrt auf der Krückau, weil die ja sehr verschlammt war und nur bei richtigen Hochwasser musstest du "Gas" geben sonst kamst du ja irgendwann fest.
Schönen Sonntag und Tschüss
Jochen HH
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Re: Weselmänner und andere alte Kümos
Moin Peter
Dich habe ich ja schon vermisst . Schöner Link. AUGUSTE im Ursprung.
Gruss nach Norfolk
Jochen HH
Dich habe ich ja schon vermisst . Schöner Link. AUGUSTE im Ursprung.
Gruss nach Norfolk
Jochen HH
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Re: Weselmänner und andere alte Kümos
Hallo Peter Hartung !
Die Fortuna auf den fotos von Dir wurde auf der Kremer Werft gebaut, hier mal die Daten zu dem Schiff
MS FORTUNA DDHE-DISM
Mai/18.7.1937 D. W. Kremer Sohn, Elmshorn (778)
199/94 563/266 260
35,95-6,76-2,32-2,52 m
1 Mot. HDoEP 4Te 4x280/420 150 (250)
Deutsche Werke Kiel AG, Kiel-F 6
210/106 596/301 300/300/-
38,95-6,76-2,32-2,52 m (V März 1950 Elmshorn)
"Fortuna" Johannes Both, Glückstadt (DEU). Später auf Jacob Both
übertragen. Februar 1962 Helmut Kardel. 1982 Jens Boysen, Pellworm.
1988 J. D. Boysen. Februar 1988 Abbruchbeginn bei R. Kraus in
Hamburg.
Gruß
Thomas
Die Fortuna auf den fotos von Dir wurde auf der Kremer Werft gebaut, hier mal die Daten zu dem Schiff
MS FORTUNA DDHE-DISM
Mai/18.7.1937 D. W. Kremer Sohn, Elmshorn (778)
199/94 563/266 260
35,95-6,76-2,32-2,52 m
1 Mot. HDoEP 4Te 4x280/420 150 (250)
Deutsche Werke Kiel AG, Kiel-F 6
210/106 596/301 300/300/-
38,95-6,76-2,32-2,52 m (V März 1950 Elmshorn)
"Fortuna" Johannes Both, Glückstadt (DEU). Später auf Jacob Both
übertragen. Februar 1962 Helmut Kardel. 1982 Jens Boysen, Pellworm.
1988 J. D. Boysen. Februar 1988 Abbruchbeginn bei R. Kraus in
Hamburg.
Gruß
Thomas
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Re: Weselmänner und andere alte Kümos
Peter Hartung hat geschrieben:Guten Abend, Kümonauten!
Weil Ihr gerade bei den Klein-Kümos seid - hier habe ich noch die "FORTUNA". Das Foto ist aus den "Elmshorner Nachrichten" von 1964. Das Schiff kam regelmäßig mit Schnittholz aus Schweden für Holz-Junge.
Auf diesem Foto von 1964 sieht man die "FORTUNA" hinten rechts am Nordufer liegen. (Copyright Peter Hartung).
In meiner "Amtlichen Schiffsliste" von 1967 habe ich das Schiff gefunden: Unterscheidungssignal DGKB, Reeder Hans-Peter Funck, Wischhafen, gebaut 1938 in Hamburg-Neuenfelde, 227 BRT, 300 tdw, 39,06 Meter lang, 6,82 Meter breit, 2,42 Meter tief, 4-Zylinder-4-Takt-Diesel mit 200 PS, damals mit 6 Mann Besatzung.
mfg Peter Hartung
Moin, Moin!
Einspruch, Peter! Die "Fortuna" ist überwiegend für Schüder & Kremer gefahren. Zu der Zeit war Holz Junge noch ein kleines Licht. War öfter mal mit dem Hanomag- Trecker und Anhängern mit am Hafen. Mein Großonkel hat mich bei seinem Kollegen reingesetzt und los ging die Reise. Ist die "Fortuna" zwischendurch nicht auch mal gesunken/ gekentert?
Grüße, Andreas
Geduld zu haben bedeutet nicht, sich alles gefallen zu lassen!
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Re: Weselmänner und andere alte Kümos
@ Andreas_Elmshorn: Moin, Andreas, danke für die Korrektur. Du hast völlig Recht. Auch muss ich die Schiffsdaten ändern. Die "FORTUNA" wurde nach meinen alten Aufzeichnungen von 1964 im Jahr 1937 bei D. W. Kremer Sohn in Elmshorn gebaut und war 40 Meter lang und 6,70 breit. Dazu später mehr.Andreas_Elmshorn hat geschrieben:Moin, Moin!Peter Hartung hat geschrieben:Guten Abend, Kümonauten!
Weil Ihr gerade bei den Klein-Kümos seid - hier habe ich noch die "FORTUNA".
Einspruch, Peter! Die "Fortuna" ist überwiegend für Schüder & Kremer gefahren. Zu der Zeit war Holz Junge noch ein kleines Licht. War öfter mal mit dem Hanomag- Trecker und Anhängern mit am Hafen. Mein Großonkel hat mich bei seinem Kollegen reingesetzt und los ging die Reise. Ist die "Fortuna" zwischendurch nicht auch mal gesunken/ gekentert?
Grüße, Andreas
mfg Peter Hartung
Alle Fotos von Peter Hartung sind (falls nicht anders angegeben) unter einer
Creative Commons-Genehmigung lizenziert. Siehe hier: Foto-Lizenz: CC-BY-NC-ND
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Re: Weselmänner und andere alte Kümos
Moin!
Mit den Augen eines 15-Jährigen habe ich 1964 den Elmshorner Hafen im Rahmen einer so genannten Jahresarbeit für die Schule beschrieben. Ich habe mir den alten Text mal wieder herausgesucht und möchte ihn hier vorstellen. Ich denke, er passt gut in den Kümo-Thread und wird manche alte Erinnerung wecken. Ähnlich muss es damals in Wischhafen, Stade, Freiburg, Glückstadt oder Buxtehude zugegangen sein.
Der Elmshorner Hafen 1964.
Die Sonne war eben aufgegangen.
Im Elmshorner Hafen bricht ein neuer Tag an. Noch liegen die Schuten, Lastkähne und Motorschiffe fest vertäut im grauen Schlick des Hafenbeckens. Auf der Werft herrscht noch tiefe Stille. Kein Knattern der Niethämmer, kein Zischen der Schweißgeräte stört die morgendliche Ruhe, nur einige Möwen ziehen ihre Kreise um den großen Lastkran. Auch am Nordufer das Hafens stehen Bagger und Förderbänder still. Müde hängen die langen Saugrüssel der Getreideheber herab. Auf dem Pflaster hüpfen Tauben und picken emsig Haferkörner auf, die der Wind zusammengeweht hat. Nur in den Gebäuden der Mühlen brummt und summt es, sie müssen Tag und Nacht ihren Dienst tun. Nur kurz währt diese Morgenstille am Hafen.
Langsam treiben die schmutzig-grauen Fluten der Krückau in das Hafenbecken, das Wasser kriecht über die Schlickbänke und tastet sich an den Schiffswänden und Kaimauern empor. Es hebt die schweren Leiber der Schiffe hoch, die bald ungeduldig an den Trossen zerren. Die Flut, der Atem der Meere, hat Elmshorn erreicht.
Und dann kommen die Werftarbeiter, Schauerleute, Mühlenarbeiter und viele andere, denen der Hafen Arbeit und Verdienst gibt. Mit Auto, per Fahrrad oder zu Fuß, die Tasche mit dem Arbeitszeug, Thermosflasche und Mutters Brotstullen unterm Arm geklemmt, streben sie auf ihre Arbeitsstätte. Von der Werft heult dumpf die Sirene; ein neuer arbeitsreicher Tag hat am Hafen begonnen.
Auf der Schute schaut der Schipper verschlafen aus der Kajüte, der Matrose öffnet den Laderaum, und bald schnüffelt der Getreideheber rasch den Hafer aus dem Rumpf. Am Nordufer ist die Mannschaft der „FORTUNA“ damit beschäftigt, das Schiff ausreisefertig zu machen. Die Luken werden abgedeckt und gesichert, die Haltevorrichtungen für die meterlangen Ladebäume montiert. Dann wirft das Küstenmotorschiff die Leinen los, der Dieselmotor springt ächzend an, die Schraube wühlt das graue Wasser der Krückau auf, und langsam verlässt die „FORTUNA“ den Hafen.
Voll beladen war das Küstenmotorschiff vor einigen Tagen die Krückau heraufgekommen. Bis an den Rand waren die großen Luken mit Holz beladen. Die „FORTUNA“ hatte eine lange Reise hinter sich. In Nordschweden und Finnland wurde eine 300 Tonnen schwere Holzladung an Bord genommen, die für eine Elmshorner Holzhandlung bestimmt war. Über 150 Reisen hatte das Schiff gemacht und Holz, das allerdings nur im Sommer geladen wird, sowie Getreide, Futtermittel, Kalk, Koks und andere Güter nach Elmshorn gebracht. Eine Fahrt dauert mindestens 14 Tage, oft aber drei bis vier Wochen. Während einer Reise legt das Schiff eine Entfernung von 3.000 Kilometer zurück. Der Heimathafen der „FORTUNA“ ist Glückstadt an der Elbe. Gebaut jedoch wurde das Schiff in unmittelbarer Nähe seines Liegeplatzes im Elmshorner Hafen. Bei der Kremerwerft lief das 40 Meter lange und 6,70 Meter breite Küstenmotorschiff im Jahr 1937 vom Stapel. –
Kaum hat die „FORTUNA“ den Hafen verlassen, tuckern zwei tief beladene Motorschuten ins Hafenbecken. Bis über die Scheuerleisten reicht das Wasser an den Bordwänden, während an Deck einige Wäschestücke lustig im Winde flattern. Beide Schiffe machen am Nordufer fest, um ihre Ladung zu löschen. Die „EVA“ hat eine Ladung Kies an Bord, während die „META“ 50 Tonnen Futterdatteln aus Hamburg nach Elmshorn brachte. Der Schiffer und der Matrose der „EVA“ decken sofort die schweren Lukendeckel vom Laderaum ab. Ein Bagger wartet bereits am Ufer und unermüdlich holt dann der Greifer den Kies aus dem Schiff.
In wenigen Stunden wird der Laderaum geleert sein und das Schiff kann mit der nächsten Flut den Hafen verlassen.
Zwanzig Meter weiter hat die „META“, die Schute mit den Datteln an Bord, angelegt. In kurzer Zeit wird auch dieses Schiff seine Ladung gelöscht haben. Die Säcke, die einen süßlichen Geruch verbreiten, kommen auf die bereitstehenden Lastwagen, die sie zur Mühle transportieren, wo der Inhalt zu wertvollen Futtermitteln verarbeitet wird.
Inzwischen ist es Mittag geworden, die Arbeiter im Hafen machen Pause. Langsam treibt das Wasser aus dem Hafenbecken und die Schiffe senken sich wieder auf den Schlick. Nur in der Mitte des Hafens strömt etwas Wasser, das die Krückau darstellen soll.
Am Südufer, vor dem großen Silo der Köllnwerke liegt die „WADDENZEE“, ein holländisches Motorschiff. Es brachte viele Tonnen Getreide aus Rotterdam nach Elmshorn, und heute soll es mit Futtermitteln beladen nach Holland zurückkehren. Die „WADDENZEE“ ist ein großes, breites Schiff, auf den achteren Aufbauten erkennt man eine Fernsehantenne und auf den Fensterbrettern vor weißen Gardinen stehen Blumentöpfe und Kakteen. Auch auf dem Wasser möchten die Seeleute die Vorzüge der Zivilisation nicht vermissen, und die graue Bordkatze, die sich auf dem warmen Deck sonnt, fühlt sich sichtlich wohl.
Für die Mannschaft gibt es aber keine Freizeit. Sack für Sack mit Futtermitteln wandern über die lange Förderbandkette aus dem Lager der Mühle auf das Schiff. Kräftige Schauerleute nehmen die Säcke auf ihre Schultern und stapeln sie im Laderaum auf. Das Vorschiff ist bereits beladen und der hintere Laderaum wird bald gefüllt sein.
Hundert Meter weiter aufwärts liegt ein neues und modernes Motorschiff, die „KORNBLUME“. Bis an den Lukenrand ist der Laderaum mit gelbem Mais gefüllt. Die Ladung kommt aus Hamburg. Die langen Saugrohre des Getreidehebers senken sich in den Laderaum und einige mehlverstaubte Mühlenarbeiter schaufeln den Mais an das Saugrohr, das ihn dann in sich hineinsaugt.
Ein Fernlaster brummt am Kai entlang und hält an der Laderampe der Mühle. Auf einer Holzrutsche sausen Pappkartons mit Haferflocken auf die Lastwagenpritsche und nach kurzer Zeit rollt der LKW voll beladen seinem Ziel entgegen.
Dumpf dröhnen schwere Hammerschläge über die Krückau. Dazwischen mischt sich das Zischen der Schweißgeräte, das Rattern von Presslufthämmern. Auf der Werft herrscht Hochbetrieb. Grell zittern die Lichtstrahlen eines Elektroschweißers herüber, ein goldener Funkenregen sprüht auf. Jaulend hievt die Winde im Kran eine tonnenschwere Stahlplatte empor und setzt sie vorsichtig auf den Kiel eines Schiffsneubaus. Aus der Schiffbauhalle hört man das Stampfen der Pressen, rötlicher Feuerschein strahlt durch die Fenster. Ein Kranwagen rumpelt mit Spanten am Haken zum Schiffsrumpf, der sich groß, ungetüm und gewaltig in die Luft erhebt.
Halb fünf Uhr… Auf der Werft heult die Sirene. Feierabend am Hafen, Feierabend in Elmshorn! Aus den Fabriktoren strömen die Menschen und eilen nach Hause. Langsam kehrt Ruhe am Hafen ein, die laute Unrast des Tages weicht der Abendstille. Im Westen glüht dunkelrot der Sonnenball und weißer Nebeldunst steigt aus den Flusswiesen. Die Schatten werden länger und länger. Von der Kirche hallen die Glockenschläge durch die klare Herbstluft zum Hafen hinüber, und langsam versinkt am Horizont die Sonne im Dunst, einen roten Schimmer zurücklassend.
Längst ist die Flut die Krückau heraufgezogen. Einige Schiffe verlassen den Hafen, ihre roten und grünen Positionslampen spiegeln sich tanzend im Wasser wie kleine Irrlichter. Dunkelheit legt sich über den Hafen, gespenstisch huschen die Lichter einiger Autos über die Kais, Möwen kreischen auf der Werft. Durch die kleinen Bullaugen der Schiffe fällt trübes Licht auf das Wasser und weißer Rauch steigt kräuselnd in den dunklen Herbsthimmel, an dem Millionen von Sterne gleißen.
mfg Peter Hartung
Mit den Augen eines 15-Jährigen habe ich 1964 den Elmshorner Hafen im Rahmen einer so genannten Jahresarbeit für die Schule beschrieben. Ich habe mir den alten Text mal wieder herausgesucht und möchte ihn hier vorstellen. Ich denke, er passt gut in den Kümo-Thread und wird manche alte Erinnerung wecken. Ähnlich muss es damals in Wischhafen, Stade, Freiburg, Glückstadt oder Buxtehude zugegangen sein.
Der Elmshorner Hafen 1964.
Die Sonne war eben aufgegangen.
Im Elmshorner Hafen bricht ein neuer Tag an. Noch liegen die Schuten, Lastkähne und Motorschiffe fest vertäut im grauen Schlick des Hafenbeckens. Auf der Werft herrscht noch tiefe Stille. Kein Knattern der Niethämmer, kein Zischen der Schweißgeräte stört die morgendliche Ruhe, nur einige Möwen ziehen ihre Kreise um den großen Lastkran. Auch am Nordufer das Hafens stehen Bagger und Förderbänder still. Müde hängen die langen Saugrüssel der Getreideheber herab. Auf dem Pflaster hüpfen Tauben und picken emsig Haferkörner auf, die der Wind zusammengeweht hat. Nur in den Gebäuden der Mühlen brummt und summt es, sie müssen Tag und Nacht ihren Dienst tun. Nur kurz währt diese Morgenstille am Hafen.
Langsam treiben die schmutzig-grauen Fluten der Krückau in das Hafenbecken, das Wasser kriecht über die Schlickbänke und tastet sich an den Schiffswänden und Kaimauern empor. Es hebt die schweren Leiber der Schiffe hoch, die bald ungeduldig an den Trossen zerren. Die Flut, der Atem der Meere, hat Elmshorn erreicht.
Und dann kommen die Werftarbeiter, Schauerleute, Mühlenarbeiter und viele andere, denen der Hafen Arbeit und Verdienst gibt. Mit Auto, per Fahrrad oder zu Fuß, die Tasche mit dem Arbeitszeug, Thermosflasche und Mutters Brotstullen unterm Arm geklemmt, streben sie auf ihre Arbeitsstätte. Von der Werft heult dumpf die Sirene; ein neuer arbeitsreicher Tag hat am Hafen begonnen.
Auf der Schute schaut der Schipper verschlafen aus der Kajüte, der Matrose öffnet den Laderaum, und bald schnüffelt der Getreideheber rasch den Hafer aus dem Rumpf. Am Nordufer ist die Mannschaft der „FORTUNA“ damit beschäftigt, das Schiff ausreisefertig zu machen. Die Luken werden abgedeckt und gesichert, die Haltevorrichtungen für die meterlangen Ladebäume montiert. Dann wirft das Küstenmotorschiff die Leinen los, der Dieselmotor springt ächzend an, die Schraube wühlt das graue Wasser der Krückau auf, und langsam verlässt die „FORTUNA“ den Hafen.
Voll beladen war das Küstenmotorschiff vor einigen Tagen die Krückau heraufgekommen. Bis an den Rand waren die großen Luken mit Holz beladen. Die „FORTUNA“ hatte eine lange Reise hinter sich. In Nordschweden und Finnland wurde eine 300 Tonnen schwere Holzladung an Bord genommen, die für eine Elmshorner Holzhandlung bestimmt war. Über 150 Reisen hatte das Schiff gemacht und Holz, das allerdings nur im Sommer geladen wird, sowie Getreide, Futtermittel, Kalk, Koks und andere Güter nach Elmshorn gebracht. Eine Fahrt dauert mindestens 14 Tage, oft aber drei bis vier Wochen. Während einer Reise legt das Schiff eine Entfernung von 3.000 Kilometer zurück. Der Heimathafen der „FORTUNA“ ist Glückstadt an der Elbe. Gebaut jedoch wurde das Schiff in unmittelbarer Nähe seines Liegeplatzes im Elmshorner Hafen. Bei der Kremerwerft lief das 40 Meter lange und 6,70 Meter breite Küstenmotorschiff im Jahr 1937 vom Stapel. –
Kaum hat die „FORTUNA“ den Hafen verlassen, tuckern zwei tief beladene Motorschuten ins Hafenbecken. Bis über die Scheuerleisten reicht das Wasser an den Bordwänden, während an Deck einige Wäschestücke lustig im Winde flattern. Beide Schiffe machen am Nordufer fest, um ihre Ladung zu löschen. Die „EVA“ hat eine Ladung Kies an Bord, während die „META“ 50 Tonnen Futterdatteln aus Hamburg nach Elmshorn brachte. Der Schiffer und der Matrose der „EVA“ decken sofort die schweren Lukendeckel vom Laderaum ab. Ein Bagger wartet bereits am Ufer und unermüdlich holt dann der Greifer den Kies aus dem Schiff.
In wenigen Stunden wird der Laderaum geleert sein und das Schiff kann mit der nächsten Flut den Hafen verlassen.
Zwanzig Meter weiter hat die „META“, die Schute mit den Datteln an Bord, angelegt. In kurzer Zeit wird auch dieses Schiff seine Ladung gelöscht haben. Die Säcke, die einen süßlichen Geruch verbreiten, kommen auf die bereitstehenden Lastwagen, die sie zur Mühle transportieren, wo der Inhalt zu wertvollen Futtermitteln verarbeitet wird.
Inzwischen ist es Mittag geworden, die Arbeiter im Hafen machen Pause. Langsam treibt das Wasser aus dem Hafenbecken und die Schiffe senken sich wieder auf den Schlick. Nur in der Mitte des Hafens strömt etwas Wasser, das die Krückau darstellen soll.
Am Südufer, vor dem großen Silo der Köllnwerke liegt die „WADDENZEE“, ein holländisches Motorschiff. Es brachte viele Tonnen Getreide aus Rotterdam nach Elmshorn, und heute soll es mit Futtermitteln beladen nach Holland zurückkehren. Die „WADDENZEE“ ist ein großes, breites Schiff, auf den achteren Aufbauten erkennt man eine Fernsehantenne und auf den Fensterbrettern vor weißen Gardinen stehen Blumentöpfe und Kakteen. Auch auf dem Wasser möchten die Seeleute die Vorzüge der Zivilisation nicht vermissen, und die graue Bordkatze, die sich auf dem warmen Deck sonnt, fühlt sich sichtlich wohl.
Für die Mannschaft gibt es aber keine Freizeit. Sack für Sack mit Futtermitteln wandern über die lange Förderbandkette aus dem Lager der Mühle auf das Schiff. Kräftige Schauerleute nehmen die Säcke auf ihre Schultern und stapeln sie im Laderaum auf. Das Vorschiff ist bereits beladen und der hintere Laderaum wird bald gefüllt sein.
Hundert Meter weiter aufwärts liegt ein neues und modernes Motorschiff, die „KORNBLUME“. Bis an den Lukenrand ist der Laderaum mit gelbem Mais gefüllt. Die Ladung kommt aus Hamburg. Die langen Saugrohre des Getreidehebers senken sich in den Laderaum und einige mehlverstaubte Mühlenarbeiter schaufeln den Mais an das Saugrohr, das ihn dann in sich hineinsaugt.
Ein Fernlaster brummt am Kai entlang und hält an der Laderampe der Mühle. Auf einer Holzrutsche sausen Pappkartons mit Haferflocken auf die Lastwagenpritsche und nach kurzer Zeit rollt der LKW voll beladen seinem Ziel entgegen.
Dumpf dröhnen schwere Hammerschläge über die Krückau. Dazwischen mischt sich das Zischen der Schweißgeräte, das Rattern von Presslufthämmern. Auf der Werft herrscht Hochbetrieb. Grell zittern die Lichtstrahlen eines Elektroschweißers herüber, ein goldener Funkenregen sprüht auf. Jaulend hievt die Winde im Kran eine tonnenschwere Stahlplatte empor und setzt sie vorsichtig auf den Kiel eines Schiffsneubaus. Aus der Schiffbauhalle hört man das Stampfen der Pressen, rötlicher Feuerschein strahlt durch die Fenster. Ein Kranwagen rumpelt mit Spanten am Haken zum Schiffsrumpf, der sich groß, ungetüm und gewaltig in die Luft erhebt.
Halb fünf Uhr… Auf der Werft heult die Sirene. Feierabend am Hafen, Feierabend in Elmshorn! Aus den Fabriktoren strömen die Menschen und eilen nach Hause. Langsam kehrt Ruhe am Hafen ein, die laute Unrast des Tages weicht der Abendstille. Im Westen glüht dunkelrot der Sonnenball und weißer Nebeldunst steigt aus den Flusswiesen. Die Schatten werden länger und länger. Von der Kirche hallen die Glockenschläge durch die klare Herbstluft zum Hafen hinüber, und langsam versinkt am Horizont die Sonne im Dunst, einen roten Schimmer zurücklassend.
Längst ist die Flut die Krückau heraufgezogen. Einige Schiffe verlassen den Hafen, ihre roten und grünen Positionslampen spiegeln sich tanzend im Wasser wie kleine Irrlichter. Dunkelheit legt sich über den Hafen, gespenstisch huschen die Lichter einiger Autos über die Kais, Möwen kreischen auf der Werft. Durch die kleinen Bullaugen der Schiffe fällt trübes Licht auf das Wasser und weißer Rauch steigt kräuselnd in den dunklen Herbsthimmel, an dem Millionen von Sterne gleißen.
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Zuletzt geändert von Peter Hartung am Fr 14. Sep 2012, 08:45, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Weselmänner und andere alte Kümos
Respekt! Das war ja eine frühe Liebe, und ein frühes Talent zum Schreiben, zur atmospärischen Skizze, aber dennoch kenntnisreich. Da hätte ich mich als Deutschlehrer nicht lumpen lassen, und heute ist es Zeugnis einer weitgehend versunkenen Zeit. Thanks for sharing!!!