TUI-Konzernumbau - das Ende für die Hapag-Lloyd AG?

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bonito
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Re: TUI-Konzernumbau - das Ende für die Hapag-Lloyd AG?

Beitrag von bonito »

Peter Hartung hat geschrieben:
bonito hat geschrieben:
Peter Hartung hat geschrieben:
Moin!

@ bonito: Abgesehen davon, dass einige Jahre Auslandsaufenthalt nach der Schiffsmakler- oder Speditionskaufmann-Ausbildung eine gute Ergänzung sein können, wird es ja nicht so sein, dass die Shipping(agents)- und Logistik-Kompetenz, die heute an Hapag-Lloyd gebunden ist, dann nicht mehr in Hamburg oder anderen deutschen Höfen gebraucht würde; immer dabei angenommen, dass der Container-Boom weiter anhält. Die Schiffe würden ja auch weiterhin die deutschen Terminals anlaufen. Allerdings würde eine solche Umstrukturierung bei TUI natürlich "ins Kontor hauen". Bei allem Respekt vor der alten Hamburger Tradionsreederei Hapag-Lloyd (ich habe selbst von 1976 bis 1983 die Nordatlantik-Containerschiffe bei Sloman für Hapag mit abgefertigt), nicht vergessen werden darf der Leitspruch Albert Ballins "Unser Feld ist die Welt" und der alte Ballin wusste damals schon, was Globalisierung bedeutet. Und nun kann es eben dazu kommen, dass "die Welt" auf dem "Hamburger Feld" neue Furchen ziehen wird...

mfg Peter Hartung
Moin,
dummerweise besteht Hapag-Lloyd nicht nur aus jungen Leuten, die mal eben ins Ausland gehen um dort ihre Erfahrungen zu sammeln, ein paar Leute jenseits der 20ig Arbeiten dort auch noch. Wenn wir mal das worst case scenario durchspielen würden :
- Die Schiffe unter deutscher Flagge werden umgeflaggt, die europäischen (!) Offiziere und Mannschaften stehen also dem Arbeitsmarkt zur Verfügung
- Die Zentrale mit der hamburger Agentur wird aufgelöst, einige wenige werden vom Käufer in deren Europazentrale (falls in Hamburg) mitübernommen
- der Rest hat eben Pech gehabt, evtl könnte man noch bis 100 Leute bei anderen Reedereien unterbringen.

Man sollte auch nicht vergessen, dass die meisten möglichen asiatischen Bieter entweder fest in staatlicher Hand sind, oder staatlich stark gefördert werden.
Oder man stelle sich vor CGM-CMA soll verkauft werden, für die Franzosen ein Ding der unmöglichkeit. Man erinnere sich noch um das Drama, als die FRANCE verkauft wurde und da ging es "nur" um ein Schiff.

Gruss
Gerda S.
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Re: TUI-Konzernumbau - das Ende für die Hapag-Lloyd AG?

Beitrag von Gerda S. »

Heute Abend im HAMBURG JOURNAL! Senat beteiligt sich mit einer dreistelligen Millionensumme am Erhalt von Hapag Lloyd in Hamburg.Gruss Gerda
Peter Hartung
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Re: TUI-Konzernumbau - das Ende für die Hapag-Lloyd AG?

Beitrag von Peter Hartung »

Gerda S. hat geschrieben:Heute Abend im HAMBURG JOURNAL! Senat beteiligt sich mit einer dreistelligen Millionensumme am Erhalt von Hapag Lloyd in Hamburg.Gruss Gerda
Moin!
Hier die Meldung des Norddeutschen Rundfunks vom 09.07.2008 11:18 zur obigen Mitteilung von Gerda:

http://www1.ndr.de/wirtschaft/hapaglloyd116.html

Ferner dazu das Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 9.7.2008 mit Tor Olov Trøim, dem Vertreter von TUI-Aktionär John Fredriksen, im vollen Wortlaut (weil die FAZ solche Artikel schnell ins kostenpflichtige Archiv verschiebt):

Im Gespräch: Tor Olov Trøim
"TUI sollte den Verkauf von Hapag-Lloyd stoppen"

09. Juli 2008 TUI-Aktionär John Fredriksen will Mitaktionär Alexej Mordaschow herauskaufen. Sein engster Geschäftspartner ist Tor Olov Trøim. Der lehnt einen Verkauf der Container-Reederei Hapag-Lloyd ab, und TUI-Chef Michael Frenzel soll gehen.

Herr Trøim, John Fredriksen und Sie haben einen großen Fehler gemacht, oder?

(lacht) Das sieht so aus, ja.

Seit Ihrem Einstieg vor einem Jahr ist der TUI-Aktienkurs deutlich gefallen . . .

. . . man braucht Zeit, um etwas Solides aufzubauen. Daran sind wir gewöhnt. Mit unserer Tanker-Reederei Frontline, in die wir 1996 eingestiegen sind, hatten wir zwischendurch auch große Probleme. Heute hat Frontline die größte Tankerflotte der Welt und verdient sehr viel Geld.

Aber mit einem solchen Wertverlust hatten Sie und die hinter Ihnen stehenden Investoren bei TUI bestimmt nicht gerechnet, oder?

Der Kursrückgang und das negative Umfeld für Container-Reedereien haben uns nicht überrascht. Was uns überrascht, ist, dass wir weiter so hart darum kämpfen müssen, um TUI zu einem guten Unternehmen zu machen. Dabei sitzen unter deren Holding-Dach doch zwei gute Unternehmen: Hapag-Lloyd und die Touristikgesellschaft TUI Travel. Das Problem ist die Holding und deren Vorstandsvorsitzender Michael Frenzel. Beides braucht kein Mensch.

Bisher konnten Sie sich mit Ihren Attacken nicht durchsetzen. Frenzel und sein Chefaufseher Jürgen Kumnow sind weiter im Amt.

Stimmt. Aber wir werden unseren Einfluss ausbauen. Auf der Hauptversammlung im Mai fehlten uns nur 7 Prozentpunkte der Stimmen, um die Abwahl Kumnows durchzusetzen. Hinter uns stehen weitere 15 bis 20 Prozent der Aktionäre. Wenn wir unseren eigenen Anteil auf beispielsweise 30 Prozent erhöhen, sieht die Sache schon ganz anders aus.

Sind Sie immer noch an dem 10-Prozent-Paket des russischen Oligarchen Alexej Mordaschow interessiert?

Ja, sehr sogar. Daher haben wir ihm ein neues, höheres Angebot für seine TUI-Aktien unterbreitet. Wenn wir Mordaschows Anteil bekommen, müssen wir uns nicht länger mit Diskussionen aufhalten. Dann können wir die notwendigen Veränderungen in Aufsichtsrat und Vorstand vornehmen. TUI benötigt einen starken Anteilseigner mit einer Meinung, nicht zwei mit leicht unterschiedlichen Zielen.

Wie hat Mordaschow auf Ihr Angebot reagiert?

Er prüft es noch.

Mordaschow ist im Reisegeschäft vertraglich mit TUI verbunden. Warum soll er seine Anteile also verkaufen?

Dass er mit Frenzel geschäftlich verbandelt ist, scheint für ihn in der Tat eine gewisse Hürde zu sein. Aber vergessen Sie nicht: Auch Mordaschow ist wenig erfreut über den Kursverlust seiner Aktien. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass er noch lange zuschaut, wie Herr Frenzel Kapital vernichtet.

Was tun Sie, wenn Mordaschow nicht verkauft?

Dann kaufen wir weitere Aktien am Markt. Da können wir ziemlich weit gehen. Die Mittel dazu haben wir.

Wie hoch sind diese Mittel?

John Fredriksen verfügt über ein Vermögen von mehr als 10 Milliarden Dollar. Wir haben keine Schulden in unserer Holding und eine gute Cash-Position.

Wie beurteilen Sie den laufenden Prozess zum Verkauf von Hapag-Lloyd?

TUI sollte den Verkaufsprozess sofort stoppen. Der Ölpreis und die abkühlende Weltkonjunktur drücken die Bewertung aller Container-Reedereien. Es ist also der falsche Zeitpunkt für eine Veräußerung. Außerdem gibt es politische Widerstände gegen einen Verkauf an ausländische Bieter. Davon lässt sich ein Interessent wie NOL sicherlich beeindrucken. Hinter dieser Reederei steht der Singapurer Staatsfonds Temasek, der nicht als feindlicher Investor auftreten will.

NOL könnte die politischen Widerstände doch mit Arbeitsplatzgarantien für Hamburg umschiffen, oder?

Derlei Zugeständnisse drücken auf den Preis. Wenn diese zwei Container-Linien zusammengehen, müssen mindestens 300 Millionen Dollar aus dem Kostenblock geschnitten werden. Das bedeutet: Einige Leute müssen gehen.

Wie wollen Sie einen Verkauf von Hapag-Lloyd verhindern?

Herr Frenzel will Hapag-Lloyd verkaufen, um seine Kriegskasse zu füllen und anschließend wieder auf Einkaufstour zu gehen. Doch diesen Spaß werden wir ihm verderben. Nach unserer Auffassung muss Frenzel die Aktionäre über einen Verkauf abstimmen lassen. Tut er das nicht, werden wir ihn per einstweiliger Verfügung dazu zwingen, eine Hauptversammlung einzuberufen.

Auf dieser Hauptversammlung müsste TUI über eine Satzungsänderung abstimmen lassen. Die dafür erforderliche Dreiviertelmehrheit ist ohne unsere Zustimmung nicht erreichbar.

Sie plädieren für eine Aufspaltung der TUI in zwei Teile, ein Schifffahrts- und ein Reiseunternehmen. Wo liegt der Vorteil eines solchen Spin-offs?

Nach einem Spin-off bekommt jeder Aktionär ergänzend zu seinen TUI-Aktien Anteile von Hapag-Lloyd. Anschließend kann er sich selbst entscheiden, ob er lieber im Reise- oder im Schifffahrtsgeschäft oder weiterhin in beiden Feldern engagiert bleiben will. Auf jeden Fall bliebe die Chance auf zukünftige Wertsteigerungen im Schifffahrtsgeschäft in der Hand der Aktionäre und fiele nicht an einen Käufer von außen. Die TUI-Holding in Hannover könnte ihre verbleibenden Hotelbeteiligungen verkaufen und abgewickelt werden. Die Holding bringt ihren Tochtergesellschaften Hapag-Lloyd und TUI Travel ohnehin keinen Mehrwert. Sie erfüllt nur einen einzigen Zweck: Herrn Frenzel und Co. eine hochbezahlte Führungsrolle zu sichern.

Was würden Sie nach einem Spin-off mit Ihren Aktien tun?

Wir würden versuchen, unsere Reiseaktien in Hapag-Lloyd-Aktien umzutauschen. Herr Mordaschow könnte an solch einem Tausch ja durchaus interessiert sein. Wir würden gern 15 bis 40 Prozent von Hapag-Lloyd übernehmen und dem Unternehmen - bei Bedarf auch mit frischem Kapital - dabei helfen, selbst als Käufer von Mitbewerbern im Markt aufzutreten. So haben wir das bei Frontline, Seadrill und anderen Unternehmen unserer Gruppe auch gemacht. In einem solchen Szenario bliebe Hapag-Lloyd in Hamburg und müsste keinen Kahlschlag fürchten - im Gegenteil. Wir setzen auf Wachstum. Wir sind groß und sehr wohlhabend geworden mit dem Aufbau von Firmen und nicht mit deren Zerstörung. Wir werden von TUI als Unruhestifter dargestellt. Dabei wollen wir nur eines: Wert schaffen und Arbeitsplätze.


Wenn Sie vor einem Jahr schon gewusst hätten, was Sie bei der TUI erwartet, wären Sie dann trotzdem eingestiegen?

Ja, wir bereuen nichts.

Sind Sie sicher, dass Sie mit diesem Investment eines Tages Geld verdienen?

Wir sind an zehn Unternehmen beteiligt, und wir verdienen mit allen gutes Geld. Früher oder später tun wir das auch bei TUI.

Wird Michael Frenzel in einem Jahr noch an der TUI-Spitze stehen?

Isaac Newton hat gesagt: "Man kann gegen die Schwerkraft ankämpfen. Aber am Ende gewinnt sie immer." Herr Frenzel hat 14 Jahre lang nicht das geliefert, was er versprochen hat. Er hat klar bewiesen, dass er für diesen Job nicht qualifiziert ist. Jetzt dürfte er an einem Punkt sein, an dem ihm selbst Freunde in den Rücken fallen.

Aber Frenzels Vertrag läuft noch bis 2012.

Es ist höchste Zeit, dass Herr Frenzel geht. Selbst wenn er dazu abgefunden werden muss: Diese 12 Millionen Euro sind die beste Investition, die TUI im Moment machen kann.

Tor Olov Trøim ist Vice Chairman des TUI-Großaktionärs Frontline Ltd.

Das Gespräch führte Johannes Ritter.

Text: F.A.Z.
Bildmaterial: dpa

+++
mfg Peter Hartung



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bonito
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Re: TUI-Konzernumbau - das Ende für die Hapag-Lloyd AG?

Beitrag von bonito »

Tja, ist Frediksen nun wirklich der "bad boy", wie er oftmals dargestellt wird ?
Es gibt auch ein älteres Interview in "Die Welt", auch dort sagt er ganz klar, dass er lieber den Spinn-off hätte um sich dann an Hapag-lloyd zu zu beteiligen. Soweit ich mich erinnern kann erwähnte Fredriksen auch, dass TUI/Dr.Frenzel sich ursprünglich vom Reisegeschäft trennen wollte, dann aber die Rolle rückwärts kam. Da waren wohl die spanischen Hotelbesitzer und Mordaschow dagegen. Das Interview ist irgendwo im Internet, bin jetz bloss zu faul zum suchen.
Gruss
bonito
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Re: TUI-Konzernumbau - das Ende für die Hapag-Lloyd AG?

Beitrag von bonito »

War doch fleissig, hier das Interview.
http://www.welt.de/wirtschaft/article19 ... rlass.html
Peter Hartung
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Re: TUI-Konzernumbau - das Ende für die Hapag-Lloyd AG?

Beitrag von Peter Hartung »

F.A.Z.: Tui-Aufsichtsrat trifft sich heute zu außerordentlicher Sitzung

Der Aufsichtsrat des Touristik- und Schifffahrtkonzerns Tui tritt an diesem Donnerstag zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen, berichtet die „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ in ihrer heutigen Ausgabe. Anlass seien die scharfen Attacken von Großaktionär John Fredriksen. Auf der Agenda der kurzfristig anberaumten Aufsichtsratssitzung steht nach Informationen des Blattes nur ein Punkt: „Verkaufsangelegenheiten Hapag-Lloyd“. Die 20 Aufsichtsratsmitglieder des Konzerns sollen dem Bericht zufolge am Donnerstagnachmittag über den Zwischenstand im Bieterprozess zum Verkauf der Schifffahrtsgesellschaft Hapag-Lloyd unterrichtet werden. (dpa-AFX)

mfg Peter Hartung

Anhang:
Mitglieder des TUI-Aufsichtsrats

Dr. Jürgen Krumnow
Vorsitzender ehem. Mitglied des Vorstands der Deutsche Bank AG
Frankfurt am Main

Jan Kahmann
Stellvertretender Vorsitzender ehem. Mitglied des Bundesvorstands der ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Berlin

Andreas Barczewski Flugkapitän
Langenhagen

Jean-Claude Baumgarten Präsident des World Travel & Tourism Council
London

Jella Susanne
Benner-Heinacher Rechtsanwältin
Geschäftsführerin der Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V.
Düsseldorf

Sepp Dieter Heckmann Vorsitzender des Vorstands der Deutsche Messe AG
Hannover

Frank Jakobi Reiseverkehrskaufmann
Hamburg

Uwe Klein Kaufmännischer Angestellter
Hamburg

Dr. Dietmar Kuhnt ehem. Vorsitzender des Vorstands der RWE AG
Essen

Roberto López Abad Generaldirektor der Caja de Ahorros del Mediterráneo
Alicante

Dieter Lübkemann Schifffahrtskaufmann
Bremen

Dr. h.c. Abel Matutes Juan Vorsitzender der Fiesta Hotels & Resorts
Ibiza

Carmen Riu Güell Unternehmerin
Playa de Palma

Hans-Dieter Rüster Flugzeugbauer
Langenhagen

Dr. Manfred Schneider Vorsitzender des Aufsichtsrats der Bayer AG
Leverkusen

Roland Schneider Betriebswirt
Barsinghausen

Ilona Schulz-Müller Genderbeauftragte des Bundesvorstands der ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Berlin

Olaf Seifert Leiter Konzern-Controlling der TUI AG
Hannover

Henry Sieb Bundesfachgruppenleiter Touristik der ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Berlin

Vladimir Yakushev Managing Partner der S-Group Capital Management
Moskau

Stand: April 2008
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THB: "TUI-Aufsichtsrat berät Hapag-Lloyd-Verkauf"

Beitrag von navigare-necesse-est »

Die "THB Deutsche Schiffahrts-Zeitung" (DVV Media Group GmbH, Seehafen Verlag, Hamburg) gab heute heraus:
"TUI-Aufsichtsrat berät Hapag-Lloyd-Verkauf

Im Machtkampf um den Reise- und Schifffahrtskonzern TUI hat sich am Donnerstag der Aufsichtsrat zu einer außerordentlichen Sitzung getroffen. Ein Konzernsprecher in Hannover bestätigte den Termin, machte aber zur Tagesordnung keine Angaben. Nach Informationen aus Branchenkreisen wollten sich die Aufsichtsräte über den Verkaufsprozess der Reedereitochter Hapag- Lloyd informieren und auch über die immer schärferen Angriffe des streitbaren Großaktionärs John Fredriksen gegen die TUI-Spitze. Weitreichende Beschlüsse wurden allerdings nicht erwartet.

Der Kampf um Einfluss im Konzern und um den Verkauf von Hapag-Lloyd tobt bereits seit Monaten und spitzte sich zuletzt immer weiter zu. Der norwegische Reeder Fredriksen, der selbst 15 Prozent Anteile hält und nach eigenen Angaben weitere 15 bis 20 Prozent der Aktionäre hinter sich hat, will die TUI-Spitze um Konzernchef Michael Frenzel stürzen. Frederiksen will um jeden Preis verhindern, dass Frenzel Hapag-Lloyd verkauft und den Erlös ins Reisegeschäft steckt. Die Tochter, deren Trennung vom Konzern auf Druck einer Gruppe um Fredriksen beschlossen worden war, solle abgespalten und sich eigenständig weiterentwickeln können.

Auch Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat stemmen sich gegen einen Verkauf von Hapag-Lloyd, weil sie um die Jobs in Hamburg fürchten. Unterstützt wird Frenzel von einer Gruppe von Aktionären mit Interessen im Tourismus - allen voran der zweitgrößte Aktionär Alexej Mordaschow, der zuletzt seinen Anteil von gut zehn Prozent um rund 1,6 Prozent erhöht hatte. Mordaschow hat sich in dem Machtkampf mit Fredriksen bisher aber stets zurückgehalten. Insgesamt haben um die 30 Prozent der Investoren Frenzel bisher den Rücken freigehalten."
Quelle: "THB Deutsche Schiffahrts-Zeitung" (DVV Media Group GmbH, Seehafen Verlag, Hamburg)
Zuletzt geändert von navigare-necesse-est am Di 22. Jul 2008, 17:17, insgesamt 1-mal geändert.
»NAVIGARE NECESSE EST, QUIA VIVERE NECESSE EST.«
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THB: "Neue Variante für Hapag-Lloyd-Investoren"

Beitrag von navigare-necesse-est »

Die "THB Deutsche Schiffahrts-Zeitung" (DVV Media Group GmbH, Seehafen Verlag, Hamburg) gab heute heraus:
"Neue Variante für Hapag-Lloyd-Investoren

Ein Sprecher des norwegischen Reeders und TUI-Großaktionärs John Fredriksen hat Hamburger Investoren eine neue Variante vorgeschlagen, die TUI-Reederei Hapag-Lloyd in der Hansestadt zu halten. Das Konsortium von Kaufleuten, das ein Gebot für die von TUI zum Verkauf gestellte Schifffahrtstochter angekündigt hat, solle sich lieber mit Fredriksen zusammentun. „Die Hamburger sollten unserem Lager beitreten, um TUI zu übernehmen und in zwei Teile zu teilen.“ Die TUI-Reisesparte könne verkauft und Hapag-Lloyd als eigenständiges Unternehmen in Hamburg erhalten werden. „Dann haben die Hamburger das erreicht, was sie wollen“, sagte der Fredriksen-Sprecher."
Quelle: "THB Deutsche Schiffahrts-Zeitung" (DVV Media Group GmbH, Seehafen Verlag, Hamburg)
Zuletzt geändert von navigare-necesse-est am Di 22. Jul 2008, 17:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Peter Hartung
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Nach der Aufsichtsratssitzung

Beitrag von Peter Hartung »

Moin!

Nach der Aufsichtsratssitzung vom 10.7.2008 hier eine erste Zusammenfassung der Ergebnisse, wie sie die FAZ beschreibt:

http://www.faz.net/d/invest/meldung.aspx?id=80018209

mfg Peter Hartung
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Re: TUI-Konzernumbau - das Ende für die Hapag-Lloyd AG?

Beitrag von Peter Hartung »

Die Regulierung von Staatsfonds, und damit möglicherweise die Verhinderung des Hapag-Verkaufs an den Staatsfonds Temasek (Singepore), könnte erstmals im Falle HAPAG-LLOYD greifen.

Siehe hierzu nachfolgende ddp-Meldung:

DDP-Meldung vom 12.07.2008, 10:55 Uhr

Magazin: Glos überprüft ausländische Staatsfonds

Hamburg (ddp). Im Streit um die Regulierung von Staatsfonds hat sich Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) offenbar gegen Bundesfinanzminister Peer Steinbrück und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (beide SPD) durchgesetzt. Das Wirtschaftsministerium prüfe nun allein und ohne Konsultation anderer Ressorts, ob eine mindestens 25-prozentige Beteiligung eines ausländischen Investors die öffentliche Ordnung oder Sicherheit der Bundesrepublik bedroht, schreibt das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» laut Vorabbericht vom Samstag.

Sollte das Wirtschaftsministerium zu dem Schluss kommen, dass diese Gefahr besteht, kann es die Beteiligung laut dem Blatt untersagen oder Auflagen verlangen. Diese Maßnahmen müssten jedoch vom Kabinett beschlossen werden. Steinbrück und Steinmeier hatten hingegen das Mitspracherecht der gesamten Regierung auch für das Einleiten einer Prüfung verlangt. Das spiele in dem am vergangenen Freitag vorgelegten Referentenentwurf jedoch keine Rolle mehr.

Erstmals relevant könnte die Regelung laut «Spiegel» im Falle des Schifffahrtskonzerns Hapag-Lloyd werden. Das Hamburger Unternehmen repräsentiere eine Schlüsselbranche. Der Staatsfonds Temasek aus Singapur habe Interesse an dem zum Verkauf stehenden Konzern.

(ddp)

© ddp Deutscher Depeschendienst GmbH
Direkt-Link: http://www.derNewsticker.de/news.php?id=25862

mfg Peter Hartung
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