Insolvenz der MV-Werften und Lloyd-Werft

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Volker Landwehr
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Re: Insolvenz der MV-Werften und Lloyd-Werft

Beitrag von Volker Landwehr »

Alexander hat geschrieben: Do 13. Jan 2022, 07:11 Moin, zusammen,

da ja aktuell gefordert wird, die Werften in Meck-Pomm durch staatliche Beihilfen zu retten, würde mich mal interessieren, ob jemand einen Überblick hat, die wieviele staatliche Rettungsatktion seit der Wiedervereinigung das dann wäre?...

Alexander
Hier ist eine kurze geschichtliche Zusammenfassung. Ob sie vollständig ist, kann ich nicht sagen: https://www.ndr.de/geschichte/chronolog ... mv102.html

Eine weitere Quelle: Geschichte der Werften in MV in 22 Bildern: https://www.ostsee-zeitung.de/Mehr/Bild ... in-Bildern
Gruß, Volker
Burkhard
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Re: Insolvenz der MV-Werften und Lloyd-Werft

Beitrag von Burkhard »

eine Erfolgsgeschichte liest sich anders ...
Rudolf
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Re: Insolvenz der MV-Werften und Lloyd-Werft

Beitrag von Rudolf »

Mein völlig laienhafter Eindruck: Parallelen zum "Subventionsbetrug" des BV sind erkennbar!
MfG
Rudolf
KaiR
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Re: Insolvenz der MV-Werften und Lloyd-Werft

Beitrag von KaiR »

Subventionsbetrug ist es ganz sicher nicht, wenn ein Eigentümer 2.000.000.000 € in die Standorte investiert und dann wegen einer Pandemie, die niemand vorhersehen konnte, in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerät.
Grüße,

Kai
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Stephan Giesen
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Re: Insolvenz der MV-Werften und Lloyd-Werft

Beitrag von Stephan Giesen »

Dezember-Löhne sollen am Montag gezahlt werden:

https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenb ... en450.html
Mit maritimen Gruß

Stephan
Alexander
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Re: Insolvenz der MV-Werften und Lloyd-Werft

Beitrag von Alexander »

Volker Landwehr hat geschrieben: Do 13. Jan 2022, 11:23
Hier ist eine kurze geschichtliche Zusammenfassung. Ob sie vollständig ist, kann ich nicht sagen: https://www.ndr.de/geschichte/chronolog ... mv102.html

Eine weitere Quelle: Geschichte der Werften in MV in 22 Bildern: https://www.ostsee-zeitung.de/Mehr/Bild ... in-Bildern
Gruß, Volker
Danke, Volker!

für mich als Betriebswirt stellt sich jetzt zunächst mal eine Frage: soll man eine Branche, die an den betreffenden Standorten schon mehrfach krachend gescheitert ist, weiterhin künstlich, d.h. durch Steuergelder, am Leben erhalten bzw. ist ein dauerhaftes Überleben der Betriebe an den betreffenden Standorten überhaupt möglich?

Ich weiß, dass es hier eben nicht nur um betriebswirtschaftliche Aspekte gehen KANN. Da hängen viele persönliche Schicksale und auch die Zukunft ganzer Regionen dran.Aber ein Fass ohne Boden war noch nie eine Lösung.

Visionen wie der Bau von eisgängigen Frachtern (Nordic Yards) oder Kreuzfahrtschiffen (MV-Werften) waren ja offensichtlich am Markt nicht bzw. nicht dauerhaft erfolgreich. Wenn also schon der Bau von vergleichsweise teuren Spezialschiffen, der ja jahrelang als die Zukunftshoffnung für deutsche Werften gesehen wurde (nachdem das Brot- und Buttergeschäft mit den verschiedenen Frachtschiffstypen ja hierzulande schon lange nicht mehr zu marktgängigen Konditionen möglich ist), nicht mehr rentabel ist, was bleibt dann noch für deutsche Werften? Vermutlich nur noch der Marineschiffsbau, der wohl aus politischen Gründen immer zu weiten Teilen im Land bleiben wird (wobei ja auch das schon Aufträge bspw, an niederländische Werften gingen) und das Reparaturgeschäft.

Für die Zukunft stell ich folgende Thesen in den Raum:

1)
Die Neubaukapazitäten in Deutschland werden in den nächsten Jahren deutlich zurückgehen, d.h. es werden Neubauwerften schließen.

2)
Die Konzentration in der Branche wird weiter zunehmen.

3)
Treiber der Konzentration werden primär inhabergeführte Werftengruppen sein, da diese i.d.R. geringe Renditeerwartungen als kapitalmarktorientierte Unternehmen haben. Dabei denk ich im Neubaubereich an zwei Familien: Meyer (wenn sie die C19-bedingte Durststrecke der Cruise-Branche überstehen) mit Kreuzfahrtschiffen, einfach weil da enormes Knowhow vorhanden ist - und Lürssen im Marineschiffsbau. Beide haben ja in den vergangenen Jahren expandiert (Meyer durch die Übernahme in Turku, Lürssen durch diverse Übernahmen innnerhalb Deutschlands). Im Reparaturbereich dürfte nach dem Verkauf der Petram-Betriebe an Rönner die Rönner-Gruppe als vergleichsweise großer Player übrigbleiben.

Alexander
Meine Schiffsfotos bei Fotocommunity: http://home.fotocommunity.de/squarerigg ... 4&g=240434
shipspotter96
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Re: Insolvenz der MV-Werften und Lloyd-Werft

Beitrag von shipspotter96 »

Die Gloval 2 soll also laut NDR fertiggestellt werden, das klingt schon mal gut. Für die Diamond-, Universal- und die Endeavor-Klasse sehe ich dann wohl schwarz, dann ist das Auftragsbuch aber deutlich zusammengeschrumpft.
Hamburch
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Re: Insolvenz der MV-Werften und Lloyd-Werft

Beitrag von Hamburch »

Die MV-Werften bekamen ihre Chance während eines beispiellosen Boom der Kreuzfahrtindustrie. Doch man kann sich ja darauf verlassen, dass nach dem Boom immer die Krise kommt (wäre es nicht die Pandemie, wäre es vielleicht das Platzen der Immobilienblase in europäischen Metropolen gewesen - das kommt noch).

Keine andere Branche zeigt sich mir so offensichtlich weltweit vernetzt, wie die Schiffahrt. Wirft man nun den weltweiten Blick, erkennt man, dass die südkoreanischen Werften, die vor wenigen Jahren noch die ganze Branche dominierten, durch diverse Krisen und die chinesischen Werften, die nun auch 20000er bauen, selbst in massive Bedrängnis kommen.

Noch scheint es, als profitierten die Reeder von immer günstigeren Bauten. Doch welcher Standort ist der nächste, noch billigere? Wann ist der Punkt, an dem das Know-How und damit die Qualität leidet? Klar, durch immer höhere Automatisierung wird die Fähigkeit der Arbeitskraft immer unwichtiger.

Ich frage mich, ob irgendwann eingesehen wird, dass die weltweite Suche nach dem Billigsten schließlich und endlich allen schadet.

Zurück zu den MV-Werften: Auch wenn ich an einen Anzug der Kreuzfahrtbranche in den nächsten Jahren (mit Endemischwerden des Virus) glaube, glaube ich, dass bis dahin wieder Kapazitäten bei Meyer, Fincantieri und deren chinesische Partner frei sein werden. Daher sehe ich leider wenig Chancen für die MV-Werften, so sehr ich es den dortigen Arbeitern auch wünsche.
Gruß

Christian

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Tim S.
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Re: Insolvenz der MV-Werften und Lloyd-Werft

Beitrag von Tim S. »

Nun, aber es zeigt natürlich auch, wie krisenanfällig Betriebe mit einer so schmalen Produktpalette sind. Das ist Meyer ja nun auch auf die Füße gefallen. Wenn du mehr Produkte im Portfolio hast, dann kannst du ja auch anders aquierieren, je nachdem, was der Markt grad braucht. Denn eines zumindest ist ja klar, Schiffe wird er grundsätzlich immer brauchen.
Tim S.
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Re: Insolvenz der MV-Werften und Lloyd-Werft

Beitrag von Tim S. »

Rostocks OB will Gelände der MV Werften kaufen
https://www.rnd.de/politik/rostock-ob-c ... rdGArczKIE
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