Abzocke auf der Vogelfluglinie

Overandout
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Re: Abzocke auf der Vogelfluglinie

Beitrag von Overandout »

Alexander hat geschrieben:

Gegenfrage: Wem gegenüber sollten sie die Preise rechtfertigen müssen?

Hier gilt das alte Prinzip von Angebot und Nachfrage. Keiner ist gezwungen, die hohen Preise zu zahlen, denn es gibt Alternativen (wenn auch nicht direkt auf dieser Route). Insofern sorgt jeder, der mit Scandlines fährt, dafür, daß diese hohen Preise weiter gültig sind, denn sie sind ja, um mal unternehmerisch zu denken, "am Markt durchsetzbar".

Eine privatwirtschaftliche Reederei ist kein Sozialamt, sondern i.d.R. immer mehr oder weniger gewinnorientiert (und wenn es Finanzinvestoren gehört, meistens "mehr"). Im Prinzip hat man, wenn man meint, die Preise seien zu hoch, zwei Möglichkeiten:

1) Scandlines meiden und billigere Mitbewerber nutzen (die dann aber vielleicht routenmäßig nicht so ganz passen und dadurch wiederum zu höheren Gesamtkosten führen, weil man an Land mehr km runterschrubben muß).

2) Darauf hoffen, daß irgendwann das Bundeskartellamt eine Prüfung einleitet, ob Scandlines evtl. eine marktbeherrschende Stellung ausnutzt, um überhöhte Preise zu verlangen (wobei ich das eher nicht als gegeben sehe, denn dafür ist der Fährmarkt zu zersplittert - und außerdem gibt Scandlines ja grade Linien ab).

Solange man aber zu den aktuell hohen Preisen mit denen fährt, unterstützt man diese Preisgestaltung auch noch - ob man will oder nicht.

Alexander
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Alexander
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Re: Abzocke auf der Vogelfluglinie

Beitrag von Alexander »

Jens.G hat geschrieben: Für (beladene) LKWs dagegen, nimmt man auf beiden Routen exakt den jeweils gleichen Preis - Entfernung und Dauer scheinen also vernachlässigbar zu sein. Busse zahlen (gestaffelt nach Größe und Saison) im Mittel zwischen 290 - 330 € auf der Vogelflug, runde 50€ mehr nach Gedser - inklusive aller Passagiere. Gemessen am Passagierpreis (11,-€ Vogelflug) ist das spottbillig. Bei einem mit 40 Pers. besetzten Bus wäre der reine Pax-Preis schon bei 440,-€ (Gedser 560,-€), ein vergleichbar langer (beladener) LKW kostet runde 200,-€; wären also maximal 640,-€ bzw. 760,-€ pro Bus. Ergibt sich aus der Differenz für mich die Milchmädchenrechnung, das jeder Bus-Pax runde 10,-€ Umsatz an Bord zusätzlich lassen müsste/sollte. Ein leerer 12m-LKW kostet auf der Vogelflug übrigens exakt das Gleiche wie ein PKW, auf der Gedser-Route muss er dann schon 19m lang sein, um den PKW-Preis zu erreichen.

Im Verhältnis am meisten scheinen wirklich PKW mit und ohne Anhänger, Wohnmobile und Kleintransporter zu bezahlen. Vielleicht weil das als Gelegenheitsfahrer die mit den schlechtesten Alternativen sind?
Ich denke, die Gründe, daß LKW vergleichsweise günstig fahren, sind andere: LKW fahren regelmäßig, sorgen also für eine gewisse Grundlast, die man als fixe Einnahme kalkulieren kann. Also sorgt man dafür, daß diese Umsatzbringer auch weiter mit Scandlines fahren, indem man die Preise (vergleichsweise) niedrig hält. Wenn eine große, internationale Spedition mit Schwerpunkt Skandinavienverkehr jeden Tag nur einen LKW gen Skandinavien bzw. zurück schickt, dann wiegt das einnahmemäßig so manchen PKW auf. Zudem ist das Geschäft mit PKW wohl mehr saisonabhängig.

Alexander
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Overandout
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ot

Beitrag von Overandout »

Es gibt/gab viele staatliche Betriebe, die defizitär arbeiten. Nur im Gegensatz zu früher ist heutzutage niemand mehr bereit dafür aufzukommen. Das ist der Unterschied.
Ist praktisch wie bei unseren großen Energieversorgern. Die haben jahrzehntelang mit den AKW's Milliardengewinne eingefahren, während die anderen Bereiche oft defizitär waren. Jetzt, wo der Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg beschlossen wurde, fängt man an ein wenig mehr betriebswirtschaftlich zu denken.
Sobald wir als Steuerzahler nicht mehr bereit sind, sie zu zahlen bzw. uns davor mit Beratern/Umzug ins Ausland drücken, sobald fliegt uns das ganze förderal gemeinschaftliche System um die Ohren. Jeder kommt für den Anderen auf. Ob arm oder reich. Das war mal.
So, ich werde jetzt meine nächste Reise nach Skandinavien als Bildungsreise verbuchen...
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Overandout
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Re: Abzocke auf der Vogelfluglinie

Beitrag von Overandout »

Als Ergänzung noch diesen Link. Die Fahrpreise für die Fährlinie nach Gotland haben sich in den letzten Jahren vervielfacht. Deshalb gehen jetzt in Schweden betroffene Bürger auf die Straße und protestieren dagegen.

http://svt.se/nyheter/sverige/farjeprot ... dalsveckan
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Alexander
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Re: ot

Beitrag von Alexander »

Overandout hat geschrieben:Es gibt/gab viele staatliche Betriebe, die defizitär arbeiten. Nur im Gegensatz zu früher ist heutzutage niemand mehr bereit dafür aufzukommen. Das ist der Unterschied.
Ist praktisch wie bei unseren großen Energieversorgern. Die haben jahrzehntelang mit den AKW's Milliardengewinne eingefahren, während die anderen Bereiche oft defizitär waren. Jetzt, wo der Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg beschlossen wurde, fängt man an ein wenig mehr betriebswirtschaftlich zu denken.
Sobald wir als Steuerzahler nicht mehr bereit sind, sie zu zahlen bzw. uns davor mit Beratern/Umzug ins Ausland drücken, sobald fliegt uns das ganze förderal gemeinschaftliche System um die Ohren. Jeder kommt für den Anderen auf. Ob arm oder reich. Das war mal.
So, ich werde jetzt meine nächste Reise nach Skandinavien als Bildungsreise verbuchen...

Das ist soweit richtig, trifft allerdings nicht (mehr) auf Scandlines zu, da das Unternehmen nicht mehr im Staatsbesitz ist. Früher, als die Reederei bzw. deren Vorgängergesellschaften noch staatlich (bzw. im Besitz einer staatlichen Eisenbahn) waren, mag es durchaus so gewesen sein, daß die Preise subventioniert waren. Nach Rückzug des Staats allerdings dürfte das nicht mehr der Fall sein - und man darf den privaten Eignern wohl kaum zumuten, dauerhaft niedrige Preise anzubieten, mit der Konsequenz, daß permanent Verluste gemacht werden. DAS würde auf Dauer das Unternehmen gefähren. Und so hart es klingen mag: wer sein Geld investiert, der erwartet mit Recht auch eine angemessene Verzinsung seines Kapitals.

Alexander
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Peter Hartung
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Re: Abzocke auf der Vogelfluglinie

Beitrag von Peter Hartung »

Moin!

Schaut man sich unterschiedliche Foren im Internet an, die sich mit der Preisgestaltung für "Pax+Pkw" zwischen den deutschen Ostseehäfen und den dänischen und schwedischen Destinationen beschäftigen, dann ist die Unzufriedenheit über Preisbildung, Preisgestaltung und Ticket- und Bordservice groß. Die Branche selbst schweigt dazu, außer dass sie sinkende Passagezahlen bejammert. Man hat den Eindruck, dass die Fährschiffunternehmen die Unzufriedenheit ihrer (potentiellen) Kunden nicht einmal zur Kenntnis nehmen.

Allerdings sind nun mal schon "einige Züge abgefahren":

- die Storebaelt-Brücke bietet nicht eine schnelle Verbindung und kostet nur 32 Euro pro Passage.
- Duty-Free ist nun mal Vergangenheit und damit gibt es keine indirekte Subventionierung der Fährlinien mehr.
- hinzu kommen günstige Billigflieger-Preise.

Andererseits verlagert die just-in-time produzierende Industrie und der Warenhandel immer mehr Güter auf die LKW. Da gibt es im Hintergrund vermutlich günstige Kontrakte mit verschiedenen Verladern, die ihre LKW über bestimmte Routen leiten. Also sind niedrige LKW-Passagepreise keine Überraschung.

Würden sich die "Pax+Pkw"-Verbrauchermacht deutlicher artikulieren, könnte dies ja für die eine oder andere Fährgesellschaft Grund genug sein, mal durchzukalkulieren, ob sich eine "Pax+Pkw"-Fähre mit gutem Bord-Service inklusive Einkaufsmöglichkeiten und akzeptablen Passagepreisen nicht doch rechnen würde. Es käme wohl auch auf den Fährschiff-Typ an, wobei ich an neue Doppel-End-Fähren denke, wie sie ja in der dänischen Insel- sowie in der nordfriesischen Inselwelt eingesetzt werden.

mfg Peter Hartung
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Jens.G
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Re: Abzocke auf der Vogelfluglinie

Beitrag von Jens.G »

Peter Hartung hat geschrieben: - die Storebaelt-Brücke bietet nicht eine schnelle Verbindung und kostet nur 32 Euro pro Passage.
Die Brückenkonsortien haben die Wirkung attraktiver Preisgestaltung ja schon länger erkannt. Während man bei BroBizz/BroPass-Nutzung - trotz einer Jahresgebühr, die in etwa einer Überfahrt entspricht - ab der dritten Überfahrt eine deutliche Kostenersparnis verbuchen kann, gibt es eine ähnliche Ersparnis bei der Fähre über den Öresund erst ab zehn Überfahrten. Allerdings nur bei vorheriger Bezahlung.... :twisted:

Der Transponder (EasyGo/AutoBizz) ist für mich auch so ein Thema. Während fast alle am EasyGo beteiligten Firmen in der Lage sind, die Nutzung zeitnah abzurechnen und allein für die Benutzung des Transponders (kleine) Rabatte zu gewähren, kann eine Abrechnung bei Scandlines schon mal etwas, nun ja, länger dauern. Mein persönlicher Rekord liegt bei 8 Monaten von Überfahrt zu Abrechnung. Vorteile bringt das Bizz mittlerweile keine mehr. "Plus" kann man auch am Hafen buchen, hat eine abrechenbare Quittung in der Hand und hat ebenfalls eine Beförderungsgarantie. Einzig echte Ersparnis bringt die "NetworkCard". Allerdings hat die mit 800,-€ auch einen stolzen Einstiegspreis. Aber ich komm' schon wieder ins Meckern... :?
Gruß Jens
Overandout
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Re: Abzocke auf der Vogelfluglinie

Beitrag von Overandout »

Hallo,

ich habe mal schnell einen Blick auf die Zahlen der beiden Brückenverbindungen(Öresund und Storebelt) geworfen. Auffallend bei den Traffic-Zahlen ist, dass die Nutzung des PKW in den letzten zehn Jahren ständig zugenommen hat. Der Busverkehr nahm/nimmt dagegen ständig ab. Die Zahlen bei LKW und MC Nutzung schlagen nur wenig aus bzw. sind gleichbleibend. Man könnte jetzt vermuten, dass die Nutzer der Busse auf die Bahn umgestiegen sind. Dazu müsste man allerdings mal auf die Zahlen der jeweiligen Bahngesellschaft schauen.
In jedem Fall hat der Individualverkehr zugenommen, was mich doch ein wenig überrascht, da die Skandinavier eigentlich über ein gut ausgebautes ÖVM-System verfügen.
Auf der anderen Seite hat der Unterhalter der Storebeltbrücke jetzt bekanntgegeben, dass sich die Brücke erst im Jahr 2029 amortisiert haben wird. Ursprünglich war das schon für 2023 geplant. Außerdem hat Skanetrafikken vor kurzem eine drastische Kürzung der Busverbindungen innerhalb Skanes bekanntgegeben.

Außerdem: Bezüglich der Storstrømsbroen hat man jetzt mehrere Finanzierungs - und Bauvorschläge auf den Tisch gebracht. Demnach könnte ein Neubau der Brücke(empfohlen) bis zu 3,7Mrd. Kronen kosten. Letztendlich steht die Entscheidung eigentlich schon fest, da ja zukünftig der gesamte Bahnverkehrin Richtung Süden - auch in Richtung Deutschland - über diese Brücke führen wird. Die Verantwortlichen wären imho selten dämlich, wenn sie bei der Brücke auf einmal auf den Taler schauen würden.

http://da.wikipedia.org/wiki/Storeb%C3% ... rbindelsen
http://se.oresundsbron.com/page/1207#
http://jyllands-posten.dk/indland/trafi ... 785712.ece
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schwedenelch
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Re: Abzocke auf der Vogelfluglinie

Beitrag von schwedenelch »

Peter Hartung hat geschrieben: - Duty-Free ist nun mal Vergangenheit und damit gibt es keine indirekte Subventionierung der Fährlinien mehr.
Zollfrei mag rein rechtlich vergangenheit sein, ich war vor ich glaube jetzt 3 jahren bei Scandlines im Fährhafen Rostock zu gast, im rahmen einer Exkursion der DVWG, Experten, Professoren, Studenten etc. und da sagte man uns ganz klar und deutlich: auch ohne Zollfreien Verkauf macht Scandlines den weit überwiegenden Teil des Firmenumsatzes im Bereich Bordverkauf und Bordershops & Gastronomie. die genaue Prozentzahl weis ich nicht mehr, aber es waren DEUTLICH über 50%, ich meine irgendwas zwischen 70 und 80%. kurz gesagt: selbst wenn zollfreier verkauf nicht mehr erlaubt ist, macht scandlines mehr umsatz durch schnaps, als durch den, naja, eigentlichen firmenzweck einer Reederei. So gesehen, subventionieren im momment vorangig die skandinavier die Fährfahrten. und weil das so ist, werden explizit für diese Kundengruppe auch immer wieder Spezialangebote aufgelegt, vorallem für kurzzeitreisende oder gar tagespendler, die sozusagne nur zum shoppen nach Fehmarn übersetzen. da gibts durchaus hier udn da preise, die weniger als die hälfte des uns bekanntne regulären tarifs betragen.

Dazu kommt, das wegen des generell eher höherne Preisniveaus im skandinavischen raum die Fährpreise als nicht soo extrem wahrgenommen. Das Beispiel mit der Gotlandfähre was weiter oben gepostet wurde hinkt da in sofern, als das diese eben eine inländische linie darstellt, auf dieser linei somit keine umsätze/gewinne durch schnapsverkauf u.ä erwirtschaftet werden können....
Torge
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Re: Abzocke auf der Vogelfluglinie

Beitrag von Torge »

Hi,

nachdem ich mir gerade mal die Preise angeschaut habe, möchte ich Euch mal an meinem Vergnügen beteiligen :-)

Wir sind gerade auf Sælland und wollen heute wieder zurück nach Hamburg fahren (Auto / 4 Personen)

1.Alternative: Fahrt über die Storebælt Brücke Maut ca. 30 €
2.Alternative: Fahrt über die Vogelfluglinie 83 €
3.Alternative: Fahrt Gedser/Rostock 121 €

ich finde es immer wieder "beeindruckend", wie teuer die Scandlines Routen geworden sind....vor allem der Unterschied zwischen Rostock und Puttgarden finde ich als zu hoch.

Viele Grüsse aus DK
Torge
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